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Seit
geraumer Zeit wünschte ich mir sehnsüchtig, wieder einmal einen
Besuch bei der Benediktenwand abzustatten - aber da waren viele andere
Ziele undAbenteuer,
die erlebt werden wollten. Doch diesmal war es so weit. Am Wochenende
entschieden wir uns kurzfristig nach Lenggries zu trampen, um mit der
Bahn zum Brauneck hinaufzufahren. Aber wir wollten nicht nur einfach Bergwandern.
Wir wollten auch eine Nacht im Freien dort oben verbringen. Deshalb hatten
wir auch Schlafsäcke und Isomatten dabei. Als Proviant hatten wir
Karotten, Paprika, Gurken und Salat dabei und jede Menge Nüsse. Wir
Die Fahrt geht los in Geretsried, wo wir uns an die B11 stellen und trampen.
Wir werden relativ zügig mitgenommen, nur in Lenggries klappt es
an der Ecke nach Wegscheid und zum Brauneck nicht mehr. Also gehen wir
den Weg ca. 5km zur Seilbahn zu Fuß.
Die
Seilbahnfahrt ist für mich jedes Mal eine echte Überwindung.
Ich muß zugeben, dass ich in der Bahn mehr Schiss habe, als auf
den schmalen Steigen am Berg. Dennoch übe ich jedesmal, auch aus
dem Fenster zu schauen, und mich dabei so weit zu entspannen, wie es eben
geht. Der Ausblick ist wunderschön. Es ist schade, dass die Höhenangst
die Freude über das, was der Blick schenkt, so trüben kann!
Ich bin wirklich froh, als wir endlich oben sind.
Oben
gehen wir zunächst hinauf zum Brauneck-Gipfelkreuz (1554m) und genießen
hier erst mal richtig die Aussicht. Dann machen wir uns langsam auf den
Weg hinüber zum Latschenkopf. Die Sonne scheint heute richtig heiß
und die Luft flimmert. Es sind viele Leute mit Kindern unterwegs. Ich
kann es nicht fassen, dass die Väter oft ihre noch sehr kleinen Kinder
auf den Schultern sitzen haben - ohne sie festzuhalten. Einmal erlebe
ich, wie ein Mann ein wenig schwankt und das Kind gerade noch seine Stirn
erwischt, um sich wieder festzuhalten. Ich kann kaum hinsehen. Natürlich
sind die Kinder bei Naturvölkern schwindelfrei und haben auch ein
ganz anderes natürliches Verhaltenstraining. Aber dieser Steig ist
wirkllich hochalpin - und ein falscher Tritt könnte einen Fall zumindest
für 10 bis 20 Meter in die Tiefe bedeuten. Kleine Kinder sollten
die Erwachsenen meiner Ansicht nach immer an der Hand halten - oder in
der Kraxe tragen.
Am
Latschenkopf (1711m) gönnen wir uns eine ausgiebige Pause. Überall
hören wir die Glocken von Schafen leise klingeln. Sie grasen unterhalb
der Latschen. Noch können wir sie nur hören, aber nicht sehen.
Später machen wir noch einen kurzen Ausflug zu den Achselköpfen
(1710m). Beim Durchgang zwischen den Felsen machen wir kehrt. Die Sonne
steht schon tief und so gehen wieder zurück zum Latschenkopf, wo
wir uns gemütlich eine angenehme Stelle suchen und unseren Schlafplatz
herrichten.
Langsam
kommen die Schafe von ihren rundherum liegenden Weideplätzen herauf
und beäugen uns aufmerksam. Sie beobachten genau jeden unserer Handgriffe.
Am Anfang sind es nur ein paar, dann werden es immer mehr. Zuletzt haben
wir eine Herde von ca. 20 Schafen hier oben. Hier scheinen sie den Spuren
und Kötteln nach gerne zu nächtigen. Doch sie kommen wieder
herunter und legen sich zuerst ganz in unsere Nähe, um später
hinauf zum Latschenkopf zu gehen, wo sie bis zum Morgen schlafen. Es ist
schon ziemlich dunkel. Die weißen Schafe sind deutlich zu sehen.
Doch es gibt auch "Schwarze Schafe hier oben". Man erkennt sie
auf den Fotos nur am Leuchten ihrer Augen. Es ist ein unglaublich heimeliges
und angenehmes Gefühl mit den Schafen hier oben zu sein!
So würde ich es mir mit den Tieren vorstellen! Wissend, dass wir
miteinander leben! Zu wissen, dass diese Tiere irgendwann auch dem Metzger
vorgeführt werden, tut im Herzen weh!
In
der Nacht werde ich wach und es bietet sich mir ein grandioser Anblick
der umliegenden Gebirgsgipfel. Die Luft ist glasklar und die Stille ist
"hörbar"! Manchmal wundere ich mich darüber... das
ist wirklich so. Es entsteht eine unglaubliche Klarheit im Kopf. Ich fühle
mich wie ein klarer Gebirgs-See. Die Stille ist erfüllt mit wunderbaren
Empfindungen und Wahrnehmungen. Gelegentlich klingelt leise ein Glöckchen
von den Schafen herüber, die es sich inzwischen auf dem Latschenkopf
gemütlich gemacht haben. Offensichtlich lieben sie es, "ganz
oben" zu schlafen.
Frühmorgens
weckt uns die Sonne mit ihren ersten rosa Strahlen. Helmut hat schon einen
Morgenspaziergang hinter sich. Er fängt an, seinen Schlafplatz aufzuräumen.
Ich stecke meinen Kopf aus dem Schlafsack und sehe, dass wir von Schafen
umzingelt sind. Ein schwarzer Bock (von welchem auf dem Foto nur die leuchten
Augen zu sehen sind), schaut ziemlich rauflustig drein. Er kommt näher
und beäugt unser Tun. Als er auf die Matten und Schlafsäcke
steigen will, scheucht Helmut ihn weg. Aber er kommt immer wieder. Das
Zusammenpacken gestaltet sich etwas schwieriger.
Da fallen mir die Nüsse ein. Ich halte dem Bock eine handvoll Haselnüsse
hin. Diese Einladung läßt er sich nicht zweimal sagen. Er verdreht
genüsslich die Augen, während er darauf herumkaut. Die anderen
wollen aber auch etwas. Zum Glück haben wir genügend Nüsse
dabei.
Ausserdem
gibt es eine ausgiebige Streichelstunde. Das scheinen die Schafe besonders
zu genießen. Es ist ziemlich kalt hier oben. Aber die warme Schafwolle
hält die Hände warm :-) Als die Schafe merken, dass es keine
Nüsse mehr gibt, trotteln sie langsam davon, nicht ohne sich noch
einmal umzudrehen und zu fragen: "habt ihr wirklich keine Nüsse
mehr?"
Wir packen gemütlich unsere Sachen fertig zusammen. Bevor wir den
Rückweg antreten, genießen wir die Sonne, die inzwischen wärmend
in herrlichem Rosa ihre Strahlen über die Landschaft gelegt hat.
Eure
Regina
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