Wir
gehen von Mittenwald Richtung Bergbahn. Dort nehmen
wir den Steig zur Mittenwalder Hütte hinauf.
Da wollen wir übernachten - und am nächsten
Tag den Mittenwalder Höhenweg versuchen. Es geht
sich auf diesem Weg recht leicht mitsamt den großen
Rucksäcken. Auf halber Höhe kommen uns Wanderer
entgegen, die uns erklären, dass die Hütte
restlos ausgebucht sei. Also steigen wir wieder herunter
und fahren mit der Karwendelbahn hinauf. Ich muß
zugeben, dass mir diese Gondelfahrten überhaupt
nicht zusagen. Ein flaues Gefühl macht sich im
Magen breit. Oben wird die volle Gondel einige Meter
weit senkrecht nach oben gezogen. Ich bin heilfroh,
als wir aussteigen dürfen.
Die
Fahrt zur Karwendelbahn-Station
(2244m) hat
ca. 10 Minuten gedauert. Der Anblick dieser schroff
in den Himmel ragenden Gipfel ist atemberaubend. Wir
haben unser Klettergeschirr dabei und steigen auf
die westliche
Karwendelspitze (2385m), von wo
der Mittenwalder Höhenweg (Klettersteig) zur
Brunnsteinhütte (1560m)
abgeht. Dort geniessen wir den gigantischen Panoramablick
auf die Gebirgsriesen in Österreich. Ich gehe
ein paar Meter weit auf dem Steig, um zu sehen, wie
sich das anfühlt. Leider ist heute nicht mein
Tag. Ich fühle Schwindel - das rührt vermutlich
noch von der recht schmerzlichen Entzündung meiner
Verletzung in der Wirbelsäule von einem Sturz
im letzten Jahr auf Madeira her, was nun dank der
Hilfe meines fähigen Osteopathen langsam ausheilt.
Also überlegen wir, ob wir diese Fahrt mit der
Gondel auch wieder zurück machen.
Nach ca. 2 Stunden gehen wir langsam zur Bahnstation
hinunter. Dort fällt uns ein, dass es einen Tunnel
durch den Karwendelgipfel zum Dammkar hinüber
geben soll. Ein recht trittfester Naturbursche kam
vom Mittenwalder Höhenweg ganz ohne Klettergeschirr.
Er riet uns von einem Abstieg über den Dammkar
ab. "Zu gefährlich - dort liegt noch zu
viel Schnee!" meinte er.
Wir durchqueren den unglaublichen Tunnel, in dem im
Winter die Skifahrer rüber zum Dammkar fahren.
Wie sie das anstellen ist uns ein Rätsel. Denn
auf der anderen Seite hört der Tunnel in einem
viereckigen Raum mit einer schmalen Tür plötzlich
auf. Eine Gruppe Bergsteiger kommt uns aus dem Dammkar
entgegen. Wir fragen sie nach der Wegbeschaffenheit
und sie meinen, es sei recht angenehm zu gehen.
So steht unser Entschluss fest, den Weg nicht mehr
mit der Gondel zu nehmen (Mann bin ich froh ;-)) -
sondern über den Dammkar zur Dammkarhütte
und hinunter nach Mittenwald. Der Weg entpuppt sich
als recht anstrengend. Überall sind lange Schneefelder
- die sind relativ einfach zu gehen. Aber die endlosen
Geröllabhänge gehen unglaublich in die Knie
und in die Oberschenkel. Wir hatten dieses Jahr noch
kaum Gelegenheit zum Trainieren.
Dennoch hat der Weg etwas ureigenes. Hier spüren
wir die wilde Gewalt der Gebirge - wo sich die stetige
Verwandlung der Natur vollzieht.
Als wir endlich an der Dammkarhütte
(1780m) ankommen, sind wir froh, dass das
Geröll vorerst ein Ende hat. Wir genehmigen uns
ein leckeres Käsebrot (4,00€). Die Hütte
macht große Anstrenungen, um die Verpflegung
hier herauf zu bekommen. Auf den Toiletten gibt es
kein Wasser. Während wir unsere Brotzeit geniessen,
erleben wir eine Rettungsaktion. Wie wir später
erfahren, musste die Bergwacht in den letzten beiden
Tagen in zwei Herzinfarkt-Fällen anrücken!!!
Der Weg nach unten entpuppt sich doch anstrengender,
als wir dachten. Das Geröll geht vorerst noch
weiter. Irgendwann nach weiteren 200 Höhenmetern
entdecken wir einen Abzweig auf einen angenehmeren
Steig. Der Fuhrweg durch den Wald, der wenig später
beginnt ist recht steil. Ein älterer Bergwachtler
kommt hinter uns von der Hütte - er hatte den
Helikopter gerufen. Er erzählt uns ein wenig
von der Arbeit als Bergwachtler - und wir erfahren,
mit welcher Leichtsinnigkeit die Bergwanderer ihr
Leben aufs Spiel setzen.
Auch auf der Gondelfahrt hinauf hatte ich einen älteren
Mann in der Felswand beobachtet, der wild mit den
Händen an der Felswand suchend und fuchtelnd
und sehr ängstlich dreinsehend seinen Weg suchte.
Er war auf einem sehr schmalen Weg zugange. Der Bergwachtler
meinte, dieser Mann habe sich wohl verstiegen. Erst
jetzt kommt mir die Idee, dass ich die Leute an der
Karwendelbahn in Kenntnis hätte setzen können.
Nachdem der alte Bergfuchs wie ein Wiesel rennt, finden
wir bald eine nette "Ausrede", um uns abseilen
zu können. Wir wollen einen hübschen Ausblick
am Weg - mit Bankerl geniessen. Der Mann grinst schelmisch
und wünscht uns noch einen schönen Abstieg
;-))
Als
wir unten endlich ankommen, habe wir beide große
offene Blasen an den Füssen und spüren unsere
Beine kaum noch. Wir freuen uns wie die Kinder auf
ein herrlich kühles Fußbad in der Isar.
Aber daraus wird vorerst nichts, da die Isar im Ort
überall eingezäunt ist. Endlich finden wir
ein Plätzlichen ohne Zaun mit einer Felstreppe
bis zum kühlen Nass. Wir ziehen uns bis auf die
Unterwäsche aus und waschen uns mit mit tropfnassem
Lappen am ganzen Körper. Das ist eine unglaubliche
Wohltat! Danach hängen wir unsere brennenden
Füsse in die Isar, bis sie zu "rauchen"
aufhören! Aaah - das tut sooooo gut!
Wir gehen die wenigen Meter zum Zug nach München,
der am wenig besuchten Bahnsteig schon auf uns wartet.
Wir geniessen die herrliche Abendstimmung und den
letzten Blick hinauf zum Karwendel und zur Karwendel-Bergstation
- sowie zur Mittenwalder Hütte, die durch die
Baumwipfel oben am Wald schimmert.
Während der Zugfahrt mache ich ein paar letzte
Aufnahmen der glühenden Berge - und der herrlichen
Abendstimmung auf Wiesen im Tal. Links das Karwendelgebirge,
rechts das Wettersteingebirge.
Wir
werden wiederkommen!"
Auf
dem Bild zu sehen:
Gipfel des Karwendel oberhalb der Karwendelbahn-Station,
Karwendeltunnel (400m), Gebirgsblumen (Schlüsselblume,
Primel, Enzian, Drollblume), Ende des Karwendeltunnels,
Dammkar-Einstieg von oben, Helmut und ich auf der
westlichen Karwendelspitze, Blick auf das Gebirgspanorama
vom Karwendel aus gesehen. Gebirgsdohle, Rettungshubschrauber
mit Bergungsmann (hängt aussen am Hubschrauber),
Dammkarsteig unterhalb der Dammkarhütte.
Auf
dem Bild zu sehen:
Blick auf das Isartal vor Mittenwald - ganz hinten
Krün und Wallgau. Der Dammkar-Abstieg. Bergwachthütte
am Einstieg der Skipiste. Wäsche an der Leine
(bei der Dammkarhütte). Käsbrot und Johannisbeerschorle,
Blick auf Leiter am Mittenwalder Höhensteig.
Blick auf Ferchensee und Lautersee am Hohen Kranzberg
- von der westlichen Karwendelspitze aus gesehen.
Steig auf Waldhöhe unterhalb der Dammkarhütte.
Blick auf den Hohen Kranzberg und Garmischer Gebirge,
Bergdohle, Dammkarhütte.
Auf
dem Bild zu sehen:
Blick auf dem Bild zu sehen: Blick auf den Dammkarsteig
unterhalb der Dammkarhütte. Bahnhof mit Blick
auf Gebirge, Abendstimmung in Landschaft vor dem Karwendel,
Gebirge bei Garmisch, Isar in Mittenwald, Wettersteingebirge
in Abendstimmung, Blumen - Enzian und Drollblume,
Blick vom Dammkarsteig Richtung Garmischer Gebirge,
Abendlandschaft vor dem Karwendelgebirge, Blick vom
Zug Richtung Karwendel, Abstieg vom Dammkar zur Hütte.
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