Matt
uns Cass Biegala aus Hongkong, die über
Couchsurfing zu mir gefunden hatten,
wollten unbedingt die Berge sehen und eine
Tour mit mir machen. Also führte ich
sie in meine Traumberge. Wir nahmen uns auch
vor, draussen zu nächtigen, was einen
schweren Rucksack zur Folge hatte. Die beiden
hielten sich tapfer, liessen sich nichts nehmen
und lächelten, auch wenn es sehr steil
und die Last anfangs schwer war! Cass
ist eine begnadete Fotografin - sie knipste
grandiose Fotos - und ich darf sie mit ihrer
ausdrücklichen Erlaubnis hier ausstellen!
Sie sind entsprechend gekennzeichnet - und
du kannst sie bei ihr unter der beigestellten
E-Mail-Adresse bestellen, wenn du möchtest:
cass@loveandbond.com
Diese
Tour hat ihren Reiz darin, dass wir uns auf
verfallenen Wegen bewegten und draussen unter
freiem Himmel schliefen. Obwohl wir uns sehr
still und ruhig verhielten, konnten wir auf
dem Hinweg keine Tiere sehen - erst gegen
Abend sahen wir in der Ferne einige Gemsen
auf den steilen Hängen des Kaisergrats
grasen.
Am
Abend zog der Himmel zu, schwarze Wolken ließen
mich unsicher werden. Ich fragte "nach
innen", wie ich es gewohnt bin - ob wir
dort heute Nacht wirklich übernachten
könnten! Und es gab ein eindeutiges JA.
Aber immer mehr Wolken zogen auf, es begann
zu nieseln. Ich bekundete "Jetzt bin
ich mir nicht mehr so sicher, ihr Lieben!",
sagte ich zu den beiden - und sie antworteten
selbstsicher: "Aber Regina, wenn du sagst,
dass deine Engel gesagt haben, dass wir hier
übernachten können, dann vertrauen
wir dir!" Wir mussten sehr lachen.
Nach
einer Weile ging Matt los und kam mit der
Nachricht wieder, er hätte unweit von
der Stelle, an der wir unser Picknick genossen,
einen Felsen gefunden, unter dem wir schlafen
könnten. Cass ging mit ihm und sagte,
dass wohl ihre Beine drunter passen würden.
Cass ging erneut, kam zurück und bat
mich, mir den neuen Platz anzusehen. Und tatsächlich:
er hatte einen Felsen gefunden, unter dem
wir zu Dritt gut Platz hatten. Sofort zogen
wir um! Doch als wir drunter lagen, wurden
wir auch dort noch ein bisschen nass, da das
Wasser des Regen den Felsen hinunter rann
und von dort aus auf uns tropfte! Allerdings
viel weniger als draussen - das passte! Leider
hatten wir alle drei keine wirklich guten
Schlafsäcke dabei - und ich hatte meinen
"Big Agnes" Schlafsack wie immer
verkehrt herum, so dass die Seite, in welche
eigentlich die selbstaufblasbare Matraze gehört,
so dass diese Fläche keine Wärme
bietet, da ich keine Matratze dabei hatte.
Nachts
hatte ich einen sehr denkwürdigen und
unvergesslichen "luciden" Traum,
der sich so echt anfühlte, dass ich noch
lange, nachdem ich wach geworden war, glaubte,
dass es echt gewesen sei! Ich musste nachts
mal "raus", traute mich aber nicht,
weil ich dann im Dunkeln wieder in die umständlich
einzusteigende Felsnische gemusst hätte.
Also verkniff ich es mir. Dann: "stand
ich doch auf und ging um den Felsen herum,
um mich dort ein geeignetes Plätzchen
zu finden. Da war es plötzlich wieder
hell. Ein Mann stand dort und schaute mich
an. Ich wunderte mich, wo er herkam, und wußte
nicht so recht, ob ich nicht das Weite suchen
sollte. Doch er machte eine Fingerbewegung
und sagte: "Komm, ich zeige dir etwas!"
Ich ging zögerlich mit. Er zeigte mir
auf der anderen Seite des Felsens eine Treppe
an einem Baum hinauf. Dort ging er hinauf,
ich folgte ihm. Oben war es wie in einem sehr
hohen Baumhaus. Rings um den Baum war eine
Plattform. Von dort aus ging es in ein Zimmer
hinein. Ich schaute hinein - es waren ganz
normale Zimmer. Ich ging wieder hinaus und
schaute von der Plattform herunter. Da sah
ich eine art "luftigen" Innenhof.
Bzw. wußte ich nicht, wie man von hier
aus dorthin gelangen könnte. Denn ich
wußte von dem Felsen aus, von dem ich
gekommen war, keinen solchen Platz, zu dem
ich nun gelangt war. Plötzlich sah ich
etwas, das mich völlig verzauberte: da
war ein Haus, ein kleineres - es sah genau
so aus, wie meine Traumhütte, die ich
suchte, in der ich immer schon leben wollte.
Und das Beste war: alle Wände darinnen
waren bemalt. An jeder Wand prangte ein anderes
Traummotiv aus dem Gebirge: ein Gebirgsbach
an einer lauschigen Wiesenlichtung, ein lichter
Gebirgswald, durch den die Sonne schien, eine
herrliche Almwiese mit vereinzelten Tannen
und Fichten... Ich sah den Mann an und sagte:
"Ooooh - das ist ja ein Traum!"
Er lachte und war verschwunden. Da konnte
ich ihn gar nicht mehr fragen, wie man dorthin
kommt. Da wurde ich mir bewußt, dass
es doch bei diesem Felsen überhaupt gar
keine Treppe gegeben hatte. Ich war doch am
Tag noch drumherum gegangen. Da wurde ich
wach - und das Erlebte und Geschaute prägte
sich so tief ein, dass ich auch tagsüber
ganz oft an diesen luftigen Platz im Schutze
des großen Baumes beim Felsen dachte
- und an den Mann... und mich noch oft fragte,
was er mir wohl sagen wollte.
Dennoch
waren wir morgens so auf den neuen Tag gespannt,
dass wir flugs auf den Beinen waren. Und tatsächlich:
die Wolken verzogen sich und es wurde ein
strahlend sonniger heißer Tag! Ich ging
noch einmal um den Felsen, um zu sehen, ob
es nicht doch eine "geheime" Treppe
dort gab! Aber ich konnte nichts finden.
Wir
gingen auf leisen Wegen zur Lamsenhütte.-
wo wir auch an einer Murmeltierwiese vorbeikamen.
Wir hörten zwar welche - aber zu sehen
bekamen wir keines.
Auf
dem Rückweg wählten wir wegen der
besagten Murmeltiere denselben Weg, obwohl
er eine Verlängerung darstellte. Und
tatsächlich, diesmal hatten wir Glück
- für mich eher zu-fällig, da ich
einfach ein paar Fotos machte, obwohl ich
nichts sah. Cass sah welche und konnte ein
Foto aus der Ferne erhaschen. Wir meditierten
dort, liessen uns sehr viel Zeit und bewegten
uns sehr langsam weiter. Als wir auf dem alten
Pfad weitergingen, begegneten wir einer großen
Herde Gemsen, die uns zunächst gar nicht
bemerkten. Sie sprachen miteinander in einer
Sprache, die ich bis dorthin noch nie bei
Gemsen gehört hatte. Bisher kannte ich
nur ihren Warnpfiff. Sie hatten ihre Babies
dabei, die zum Teil ohne ersichtlichen Grund
erbärmlich schrieen. Daneben lagen ihre
Mamis und dösten... oder labten sich
an den herrlichen Kräutern...
Diese
Tage im Karwendel mit Matt und Cass werden
unvergesslich in meiner Erinnerung sein...
Ich danke euch für diese gesegnete, wundervolle
Erfahrung!
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