Mit
ausdrücklicher Genehmigung
zur Veröffentlichung von Dr. Dieter Duhm.
Hier
könnt ihr das TAMERA-MANIFEST von Dr. Dieter Duhm im
Original
lesen.
Dieser
Text geht an Vertreter verschiedener Menschenrechtsorganisationen,
Natur- und Tierschutzorganisationen, Friedensprojekte, Zukunftsgemeinschaften
und an Einzelpersonen, die in spezieller Weise in der Friedensarbeit
engagiert sind. Wir bitten mit diesem Text um Unterstützung
und Zusammenarbeit für die Entwicklung eines globalen Konzepts
zur Beendigung des weltweiten Massakers an Menschen und Tieren.
Der Kampf gegen die weltweite Verstümmelung des Lebens,
der Kampf für die Befreiung von Völkern und Minderheiten,
die Arbeit für die Heilung des Menschen und die Arbeit
für die Heilung der Natur müssen in sinnvoller Weise
miteinander verbunden werden. Der Text enthält einige Gedanken
für den Aufbau einer globalen Friedenskraft und einer entsprechenden
Perspektive für eine humane Zukunft. Wir bitten darum,
diesen Text an engagierte Freunde weiterzureichen.
TAMERA
ist ein Gelände von 140ha im südlichen Portugal
(Alentejo), wo seit einigen Jahren mit ungewöhnlichen
Methoden an der Heilung von Mensch und Erde gearbeitet wird.
Die wichtigsten Einrichtungen sind das Heilungsbiotop,
die Jugendschule für globales Lernen und
das neu entstehende Institut für globale Friedensarbeit
(IGF). Die Arbeit folgt den im Manifest dargelegten Gedanken
und Zielen. Etwa 100 freiwillige Mitarbeiter errichten die
Gebäude, Versorgungssysteme und Infrastrukturen, die
für das Projekt erforderlich sind. Das Ziel von Tamera
ist der Aufbau eines Heilungsbiotops, wo einige Hundert Menschen
nach den Prinzipien der gewaltfreien Kooperation mit allen
Mitgeschöpfen zusammenleben und einen Stützpunkt
für globale Friedensarbeit errichten.
Dr.
Dieter Duhm, Psychoanalytiker und Kunsthistoriker, vor 30
Jahren Autor des linken Kultbuches Angst im Kapitalismus,
arbeitete seitdem in verschiedenen Gemeinschaftsprojekten
an einem Friedenskonzept, welches individuelle und politische,
sexuelle und spirituelle, gegenwärtige und geschichtliche
Aspekte einbezieht. Er gründete 1995 mit Sabine Lichtenfels
und anderen, die lange in der Friedensbewegung aktiv gewesen
sind, das Projekt TAMERA in Portugal und leitet dort die Abteilung
für Kunst und Heilung.
I
N H A L T
1.
SIEBEN BASISSÄTZE
1.
Wir stehen heute vor der größten Revolution seit
dem Neolithikum. Es ist der Übergang von der patriarchalen
Epoche in eine neue Form menschlicher Zivilisation.
2.
Die globalen Strukturen von Gewalt und Angst, Geschlechterkrieg
und Männerherrschaft, Rassismus und Völkermord,
Ausbeutung der Dritten Welt und Ausbeutung der Natur sind
geschichtlich bedingt und lassen sich deshalb geschichtlich
verändern.
3.
Auch die persönlichen Probleme, mit denen heute Millionen
Menschen zu Therapeuten gehen, sind geschichtlich bedingt
und bedürfen deshalb neben der individuellen Behandlung
einer gesellschaftlichen und politischen Antwort.
4.
Umweltkrise und Inweltkrise sind zwei Seiten derselben Gesamterkrankung.
Sie können nur in der Zusammenschau verstanden und gelöst
werden.
5.
Durch den jahrtausendelangen Kampf gegen die Frau und durch
die geschichtliche Unterdrückung der Sexualität
ist die Geschlechterliebe weitgehend zerstört worden.
Eine neue, gewaltfreie Kultur wurzelt in einem neuen Verhältnis
der Geschlechter.
6.
Mit der imperialistischen Ausdehnung männlicher Herrschaft
durch Staat, Religion und Kirche gingen die matriarchalen
und die spirituellen Ursprünge menschlicher Kulturbildung
verloren. Wir müssen sie auf neuer Ebene wiederfinden,
um eine gewaltfreie und globale Kulturbildung zu ermöglichen.
7.
Kritik am bestehenden System kann heute nicht mehr genügen.
Wir brauchen konkrete Orte auf der Erde, wo die neuen Lebensformen
entwickelt und erprobt werden können. Solche Orte nennen
wir Heilungsbiotope.
2.
ES GIBT NUR EIN SEIN
Es
gibt nur ein Sein. Alle existierenden Wesen haben teil an
den Gesetzen und Kräften des einen Seins. Alle stehen
miteinander in Beziehung, alle zusammen bilden das Netzwerk
des Lebens.
Die
Erde ist ein einheitlicher Organismus. Alle Wesen der Erde
bilden zusammen einen einheitlichen Lebenskörper mit
einer gemeinsamen Grundinformation (genetischer Code), einem
gemeinsamen Bewußtsein und einem gemeinsamen Willen
zum Leben.
Wenn
das Netzwerk des Lebens gestört ist durch Gewalt und
Angst, so erkrankt der gesamte Lebenskörper. Die Erkrankung
der Natur und die innere Erkrankung des Menschen sind zwei
Seiten derselben durch Gewalt und Angst erzeugten Gesamterkrankung.
Unsere
moderne Zivilisation ist weitgehend aufgebaut auf der Zerstörung
von Leben (Nahrung, Kleidung, Kosmetik, Medizin, Ausbeutung
der Rohstoffe etc.). Die Opfer sind Pflanzen, Tiere, Kinder,
religiöse oder ethnische Minderheiten, Völker der
Dritten Welt und wir selbst.
Die
Gewalt, die wir anderen Wesen zufügen, kommt als Krankheit,
als Angst und innere Schwächung auf uns selbst zurück.
Wir leben in einer Gesellschaft von kranken Menschen. Diese
Art von Krankheit ist nicht durch individuelle Therapie heilbar.
Die
Grundlagen unserer gegenwärtigen Lebensform sind ethisch
nicht mehr zu verantworten. Sie machen uns direkt oder indirekt
zum Mittäter einer globalen Katastrophe, der wir bei
Fortsetzung dieser Entwicklung selbst zum Opfer fallen werden.
Das
Problem läßt sich nicht mehr durch moralische Appelle
oder Teilkorrekturen lösen. Wir brauchen ein neues Konzept
der menschlichen Kultur und Gesellschaft, eine neue Sicht
des Lebens und ein neues Konzept unseres Daseins auf der Erde.
3.
CHARTA DER MENSCHENRECHTE UND DER RECHTE FÜR ALLE KREATUR
Alle
Wesen - Menschen, Tiere, Pflanzen, Stämme und Völker
- haben ihren speziellen Sinn und ihre spezielle Funktion
im Aufbau der Schöpfung. Alle haben ein Recht auf ihre
besondere Lebensweise und ihren Daseinsstatus im Bauplan der
Schöpfung. Alle haben ein Recht auf eine angstfreie Entwicklung.
Alle
Wesen haben ein Recht auf eine gesunde und freie Betätigung
ihrer Organe, ihrer Lebensfreude, ihrer Neugier, ihrer Liebesbeziehungen,
ihrer Gemeinschaften, ihrer natürlichen Biotope und ihrer
speziellen Verbindungen mit der Gesamtschöpfung.
Alle
Wesen kommen (als Embryonen und Kinder) aus einer Welt der
Geborgenheit und des Vertrauens. Alle haben ein Recht darauf,
sich ein Leben lang in diesem Vertrauen zu entwickeln. Alle
haben ein Recht auf jene fundamentale Art von innerer Gesundheit
und Freiheit, die aus dem Vertrauen kommt.
Alle
Wesen, die Haut und Fell haben, haben ein Recht auf Wärme
und auf diejenigen Lebensbedingungen, durch die sie Wärme
erhalten.
Alle
Wesen haben ein Recht auf Nahrung und auf diejenigen Lebensbedingungen,
durch die sie Nahrung erhalten.
Alle
Wesen haben ein Recht auf freie Bewegung. die sie für
ihre Entwicklung, ihre Freude, ihre körperliche und geistige
Gesundheit brauchen. Sie dürfen nicht gefesselt oder
in engen Käfigen gefangengehalten werden.
Alle
Wesen haben spezielle Organe für die Entdeckung des Lebens
und den Kontakt mit der Welt. (Gliedmaßen, Genitalien,
Flügel, Hörner, Schwänze, Krallen, Flossen
etc.) Sie dürfen nicht durch Beschneidung und Verstümmelung
daran gehindert werden.
Alle
Wesen leben zusammen in einer großen kosmischen Bruderschaft
(oder Schwesternschaft). Die Unterschiede zwischen Mensch
und Tier sind nicht prinzipiell, sondern nur graduell. Alle
Wesen haben deshalb dasselbe Bürgerrecht auf der Erde.
4.
DIE GLOBALE KETTE VON GEWALT UND ANGST
Wir
erleben heute das weltweite Erbe einer blutigen Geschichtsepoche.
Was sich Menschen gegenseitig antun, was sie ihren Kindern
antun, was sie den Tieren antun, kann nur noch ertragen werden
durch eine rigorose Abwendung des Blicks. Weite Gebiete der
Erde sind von den internationalen Hilfsorganisationen bereits
aufgegeben worden, und von vielen Regionen hören wir
deshalb nichts mehr in den Nachrichten, weil nichts mehr zu
machen ist. Der einzige Grund, der uns heute noch ruhig schlafen
läßt, ist der, daß wir (noch) nicht in der
Reihe der Opfer stehen und uns nicht einmal vorstellen können,
welche Realität hinter solchen Wörtern wie Holocaust,
Genozid, Bürgerkrieg, Waffenhandel,
Geheimpolizei, Todesschwadron, Folter,
Beschneidung, Verstümmelung etc.
steckt. Alle diese Dinge gehören heute zur alltäglichen
Realität von Millionen Menschen. Die ungeheuren Menschenrechtsverletzungen
in einem Land wie China werden einem politischen und ökonomischen
Kalkül untergeordnet. Die Folgen des internationalen
Waffengeschäfts werden an Börsenkursen und Bankkonten
gemessen, nicht an dem unbeschreiblichen menschlichen Elend,
das dadurch verursacht wird. Was hier passiert, durchfährt
uns erbarmungslos, wenn wir daran denken: die Kinder, die
hier verbrannt oder verstümmelt werden, könnten
unsere eigene sein. Ein apokalyptisches Netzwerk der Gewalt
hat sich über der Erde ausgebreitet, seitdem sich gegen
Ende des Neolithikums der männliche Imperialismus gegen
die Schöpfung, gegen das Leben, gegen das weibliche Prinzip
erhoben hat.
Seit
der patriarchalen Revolution besteht die Bedeutung der Macht
darin, Gewalt auszuüben. Alle großen politischen,
wirtschaftlichen und ideologischen Systeme sind seitdem Systeme
der Gewalt. Gewalt erzeugt Angst. Durch Angst werden die Menschen
regierbar. Angst ist notwendig für die Aufrechterhaltung
bestehender Gewaltsysteme. Angst ist die Blockierung unserer
Liebesfähigkeit und Kontaktbereitschaft, sie ist auch
die Kontaktsperre zwischen Mensch und Tier; Angst ist der
zentrale ökologische Engpaß unserer Zeit. Angst
und Gewalt sind Zwillinge, von denen immer der eine den anderen
hervorbringt. Angst führt zur Blockierung und Stauung
elementarer Lebensenergien, wodurch in jedem ängstlichen
Organismus eine latente Gewaltenergie entsteht. Auch die unbeschreiblichen
Greueltaten des deutschen Faschismus folgten dem grausamen
Prinzip dieser Energieentladung. Diesen Vorgang muß
man ganz tief verstehen, um ihn lösen und überwinden
zu können. Die Entfesselung angstvoller Organismen durch
Machtparolen und Feindbilder führt zu Eruptionen von
kollektiver Gewalt, wie wir sie derzeit überall auf der
Erde erleben. Wir können das Problem nur lösen,
wenn es gelingt, die globale Kette von Angst und Gewalt an
einer wesentlichen Stelle zu durchbrechen.
Es genügen keine Friedensappelle und keine moralischen
Argumente, denn Angst und Gewalt sind Vorgänge im menschlichen
Organismus geworden, die tief mit der Struktur der bestehenden
Gesellschaften verbunden sind. Heilungsarbeit und Friedensarbeit
ist deshalb nicht nur individuelle, sondern immer auch politische
Arbeit. Friedensarbeit für die Erde leisten heißt
in unserer Zeit: Lebensbedingungen, ökonomische Strukturen,
Produktionsverhältnisse, soziale Räume, sexuelle
Räume, ökologische Umwelten und geistige Strukturen
aufzubauen, welche in der Lage sind, strukturellen Frieden
und strukturelle Heilung zu erzeugen.
Das Schlüsselwort für strukturellen Frieden heißt
Vertrauen. Angst und Gewalt können strukturell nur überwunden
werden durch die Wiederherstellung jenes Urvertrauens, mit
dem wir alle einmal unser Leben begonnen haben. Eine der wichtigsten
Aufgaben derzeitiger Friedensarbeit ist deshalb der exemplarische
Aufbau von Vertrauensräumen, wo dieses Urvertrauen zwischen
allen Wesen wieder entstehen kann.
Friedensarbeit leisten heißt des weiteren, sich mit
angstfreier pazifistischer Militanz für den Schutz des
Lebens einzusetzen, wo immer man sich befindet. Lebensentscheidungen
von solcher Art verlangen eine hohe revolutionäre Kraft.
Sie entsteht dort, wo wir zu verstehen beginnen, was wir durch
die Gewohnheit des Schweigens unseren Mitgeschöpfen angetan
haben.
5.
STOPPT DAS MASSAKER AN TIEREN
Ein
spezieller Aspekt der globalen Gewalt ist die Gewalt an Tieren.
Die alltäglichen Greuel, die hier weltweit begangen werden,
übertreffen an Grausamkeit und an Zahl jede Beschreibung.
Was erlebt ein Hund, wenn er in der medizinischen Abteilung
einer Universität lebendig seziert wird (Vivisektion)?
Auf welchen Methoden von Tierhaltung und Tiervernichtung beruht
unsere Gastronomie, unsere Kosmetik, unsere Pharmazie, unsere
Kleidung? Welche Information von Angst und Grausamkeit wird
durch ein Tierlabor, eine Pelztierfarm, einen Schlachthof
in den Äther geschickt, vieltausendmal am Tag? Welche
Leidensreise hat jenes Wesen durchgemacht, das jetzt bei McDonald
als Hamburger oder BigMac angeboten wird? Es kann auf der
Erde keinen Frieden geben, solange wir aktiv oder passiv,
als Täter oder Mittäter den Massenmord an Tieren
zulassen.
Die Tiere sind Wesen wie wir, nur auf einer anderen Entwicklungsstufe.
Sie sind beseelte, liebende, verspielte, neugierige, kontaktsuchende
Wesen, die unsere Unterstützung brauchen, um auf diesem
Planeten wieder zu einer sinnvollen Entwicklung zu kommen.
Sie sind oft wie Kinder. Sie gehören zum Lebenskörper
der Erde und sind - jedes auf seine Art und mit seinen besonderen
Fähigkeiten - mitbeteiligt an der universellen Forschung,
durch welche das Leben auf der Erde seinen Reichtum, seine
Tiefe und seine Vollkommenheit erlangt. Sie helfen uns, das
Leben zu verstehen, neue Möglichkeiten zu sehen, neue
Orientierungen und neue Kommunikationsformen zu erlernen.
Einige von ihnen, vor allem Wale und Delphine, haben unter
Wasser eine kosmische Existenz und eine Intelligenz aufgebaut,
welche unserer gegenwärtigen Kultur in mancher Hinsicht
überlegen ist. Wir haben von ihnen zu lernen, statt sie
zu töten. Mensch und Tier sind Teil desselben Lebenskörpers
der Biosphäre, sie brauchen und ergänzen einander
wie die Organe eines Leibes. Sie sind nicht nur auf Koexistenz,
sondern auf aktive Kommunikation miteinander angelegt. Wo
die wieder gelingt, merken wir, was die ursprünglichen
Friedenskulturen der Erde immer gewußt haben: Tiere
sind wie wir ein Aspekt des einen Seins und des einen Bewußtseins,
und nur gemeinsam können wir die Schönheit des Lebens
auf der Erde verwirklichen.
6.
DIE MACHT DER KONKRETEN UTOPIE
Wenn
wir den Krieg überwinden wollen, brauchen wir eine konkrete
Vision für den Frieden. Wenn wir das globale Kraftfeld
der Gewalt überwinden wollen, brauchen wir eine konkrete
Vision für ein globales Kraftfeld des Friedens. Wir haben
in der Studentenrevolte der Sechziger Jahre gesehen, wie leicht
Menschen in der Lage sind, gemeinsam gegen etwas zu kämpfen,
und wie schwer es ihnen fällt, auch gemeinsam zu leben.
Wir konnten das Problem einer Polizeikette lösen, aber
nicht das Problem des Geschirrspülens in unseren Wohngemeinschaften,
nicht das Problem der Hierarchie in unseren Gruppen und schon
gar nicht das Problem der Sexualität. Außer einigen
Parolen vom herrschaftsfreien Leben gab es noch keine positive
Vision, keine konkrete Utopie für eine neue Lebensweise.
Die bisherigen Befreiungskämpfe waren meistens Kämpfe
gegen bestehendes Unrecht und noch nicht ein Kampf für
die Verwirklichung einer klar gesehenen und realistischen
Vision von Frieden und Gerechtigkeit.
Die Aufgabe von TAMERA ist die profunde Entwicklung einer
konkreten Utopie für eine neue Form menschlicher Kultur
und Gesellschaft und für eine neue Verbindung unseres
Lebens mit den Wesen der Natur und den Kräften der Schöpfung.
Eine solche konkrete Utopie enthält ein relativ präzises
Bild und eine komplexe Gesamtinformation für eine reale
Friedenskultur. Utopie unterscheidet sich von Illusion dann,
wenn sie mit dem inneren Bauplan und den Möglichkeiten
der Realität, also des Universums, übereinstimmt.
Alle Wesen haben eine konkrete Utopie (als sogenannte Entelechie
und innere Zielgestalt) in sich, die ihre Entwicklung steuert.
Die Macht der konkreten Utopie ist gewaltig, sie macht aus
dem Samenkorn einen ausgewachsenen Baum, aus der Raupe einen
Schmetterling, aus dem Embryo einen erwachsenen Menschen.
Die Einzelwesen besitzen diese Macht nicht aus eigener Kraft,
sondern aus ihrer Verbindung mit dem Ganzen, Die konkrete
Utopie ist die Matrix oder die Blaupause, durch welche die
Macht des Ganzen in das Wesen einströmt und es zur Verwirklichung
bringt. Würde die Raupe aus eigenem Entschluß ein
Schmetterling werden wollen, so stünde sie vor einer
unlösbaren Aufgabe. Die konkrete Utopie ist derjenige
Machtfaktor in Leben, der alle Wesen über ihre momentane
Begrenzung hinausführt.
Das Wirken der konkreten Utopie folgt einem Kraftprinzip,
welches allen mechanischen Prinzipien weit überlegen
ist. Ein winziger Graskeimling kann eine fünf Zentimeter
dicke Asphaltdecke durchstoßen. Er kann dies wiederum
nicht aus eigener Kraft, sondern durch die Verbindung mit
dem Ganzen, welche ihm durch seine innere Blaupause mitgegeben
ist. Der Machtkampf zwischen dem Graskeimling und der Asphaltdecke
wird somit auf einer gänzlich anderen Ebene entschieden.
Auf analogem Wege könnten sich die Friedenskräfte
gegen die äußerliche Übermacht der Zerstörungskräfte
durchsetzen.
Es besteht kein Zweifel, daß eine fundamentale Wendung
zu einer Zukunft ohne Gewalt möglich ist, wenn es uns
gelingt, für uns und unsere gesellschaftliche Entwicklung
die richtige konkrete Utopie zu finden. Wir hätten damit
die Matrix oder Blaupause gefunden, durch welche die gesamte
Macht der Schöpfung in unsere Arbeit einströmen
könnte. Es ist die einzige Macht, die stärker ist
als der Krieg. Und genau dies ist der zentrale Gedanke von
TAMERA: die konkrete Utopie zu entwickeln, die in der entelechialen
Entwicklung der Geschichte heute ansteht, und mit der Kraft
dieser Friedensutopie einzuwirken in die Entscheidungskämpfe
unserer Zeit.
Der innere Traum der Menschheit ist die überall
noch uneingelöste, aber dennoch reale Vision einer globalen,
solidarischen, zusammengehörenden Menschen- und Völkergemeinschaft,
verbunden in gemeinsamer Fürsorge und Liebe für
alles Leben auf der Erde. Was bedeutet dieser Traum konkret
für Ernährung und Produktion, für das Zusammenleben
der Geschlechter, für die politische Organisation der
neuen Gemeinschaften, für die weltweite Kommunikation,
für die Zusammenarbeit mit den Wesen der Natur und den
Kräften der Schöpfung? Was bedeutet er für
unser Zusammenleben mit Wildtieren, mit Haustieren, mit Schnecken
im Garten? Was bedeutet er konkret in Bezug auf unseren Alltag,
unsere Art zu essen, zu arbeiten, zu lieben, zu beten? Mit
welcher Art von Kraftsammlung und von spiritueller Lebenspraxis
sind wir in der Lage, die in uns und in der Geschichte angelegte
konkrete Utopie zu sehen und zu verwirklichen? Wir stehen
mit diesen Fragen unmittelbar vor dem archimedischen Punkt,
an dem sich so vieles entscheidet. Es gibt keinen Grund mehr,
in den Korsetts des alten Lebens steckenzubleiben.
7.
HEILUNGSPUNKTE AUF DER ERDE
Die
Erde ist durchzogen und umgeben von einem Netzwerk geomantischer
Linien (Kraftlinien). Diesen Energiebahnen entlang haben unsere
Vorfahren ihre sakralen Stätten und ihre Pilgerwege gebaut.
Noch heute finden wir dort viele Relikte der alten Zeit, die
allerdings oft von späteren Epochen überformt worden
sind. Besonders die christliche Kultur bediente sich der uralten
heidnischen Kraftorte, um sie in ihrem Sinne umzufunktionieren.
Ein eindrucksvolles Beispiel liefert die Kathedrale von Chartres,
deren gotischer Riesenbau sich über vier alten historischen
Schichten erhebt, die alle kultischen Zwecken gedient haben.
Wo große Energiebahnen zusammenkommen oder sich kreuzen,
liegen natürliche Heilungspunkte der Erde. Sie sind den
Akupunkturpunkten im Meridiansystem unseres Leibes vergleichbar.
Auf den größten Energieknotenpunkten lagen die
machtvollen sakralen Zentren der alten Menschheit. Hier entstanden
lange vor unserer Zeitrechnung die alten Steinkreise (oft
viel älter als Stonehenge), die alten Orakelstätten
und die alten Tempel, z.B. auf Malta. Hier waren auch die
Einweihungsstätten der für das heilige Amt ausgewählten
Menschen. Die Priesterinnen, welche diese Zentren betreuten,
hatten vor allem die Aufgabe, die weltweite Kommunikation
dieser Zentren untereinander zu sichern und somit das globale
Heilungsfeld der Erde zu pflegen. Wir finden heute in allen
Kontinenten der Erde die Reste dieser heiligen Zentren einer
globalen Urreligion, so zum Beispiel in Peru, Portugal, Irland,
Eritrea, Malta, Indien, Tibet, Australien und Polynesien.
Diese Plätze sind noch nicht erloschen, ihre
Informationen und ihre spirituellen Lebenskräfte wirken
noch. Im Rahmen einer globalen Heilungsarbeit könnte
es sinnvoll sein, sie zu reaktivieren und ihr geistiges Verbindungsnetz
wieder herzustellen. Die Wiederherstellung eines gesunden
geomantischen Netzwerkes auf der ganzen Erde gehört zu
den Heilungsaufgaben der neuen Epoche.
Der
zweite Aspekt im globalen Heilungsnetzwerk sind die noch vorhandenen
Friedenskulturen der Erde. Trotz ihrer Ausrottung in der patriarchalen
Epoche, besonders in christlicher und kolonialistischer Zeit,
existieren einige von ihnen noch in relativ ursprünglicher
Form, zum Beispiel einige Gruppen der Aborigines in Australien,
einige Gruppen der tibetischen Ureinwohner, der Eskimos, der
Indianer, Inder, Afrikaner, Andenvölker etc. Hier ist
noch ein uraltes Weltwissen von einer heilen Erde und von
den ewigen Schöpfungszusammenhängen lebendig, welches
wir auf einer neuen Stufe wieder aufnehmen müssen, um
uns wiederzuverbinden mit der Macht und dem Heiligtum der
Schöpfung. Es ist ein absolutes Gebot der Stunde, diese
Friedensvölker vor weiterer Vernichtung zu schützen.
Der moderne Geist des kommenden dritten Jahrtausends muß
die Verbindung mit den überzeitlichen geistigen Quellen
der archaischen Zeit aufnehmen, ohne dabei in alte Kulturformen
zu regredieren. Die Menschheit lebte jahrhunderttausendelang
aus diesen Quellen, ehe sie durch die patriarchale Revolution
von ihnen getrennt wurde. Das Wissen dieser Quellen ist in
unseren Zellen gespeichert, es ist also noch vorhanden und
kann heute wieder geweckt werden. Die heute noch lebenden
Friedensvölker sind nicht eine Attraktion für Touristen,
sondern sie sind die letzten Träger eines einmal vorhanden
gewesenen Friedenswissens auf der Erde. Die Begegnung mit
ihnen ist notwendig, um das alte Friedensfeld mit dem neuen
verbinden zu können. Sie brauchen unsere Hilfe und wir
ihre.
8.
DAS THEMA DER GESCHLECHTER
Es
kann auf der Erde keinen Frieden geben, solange in der Liebe
Krieg ist. Die fünftausendjährige Geschichte der
patriarchalen Epoche ist die Geschichte eines Geschlechter¬kriegs,
der bis heute nicht beendet ist. Der geschichtliche Kampf
gegen die weibliche Welt ist das grausamste Kapitel der bisherigen
Menschheitsgeschichte. Niemand von uns hat sich bis heute
davon erholt. Wir werden nur dann fundierte Friedenskonzepte
für Mensch und Erde entwickeln können, wenn wir
in der Lage sind, diesen verrückten Kampf zu durchschauen
und zu beenden, auch an uns selbst. Es ist eine der ersten
Aufgaben aller Zukunftsprojekte, alle Kräfte einzusetzen,
um das Geschlechterverhältnis von den Tabus, den Vorurteilen,
den Gemeinheiten und Grausamkeiten einer wahnsinnigen Epoche
zu befreien. Eine neue, gewaltfreie, liebende Kultur wurzelt
ganz wesentlich auch in einem neuen, liebenden, gewaltfreien
Verhältnis der Geschlechter. Dies ist ein Punkt, der
in den neuen Konzepten für Ökologie, Spiritualität
und Heilung nicht mehr übersehen werden darf, wenn wir
zu realistischen Lösungen kommen wollen. Es gibt keine
gesunde Ökologie ohne gesunde und erfüllte Sexualität.
Wir alle gehen aus der sexuellen Verbindung von Mann und Frau
hervor. Die Sexualität ist die biologische Quelle unseres
Lebens, sie ist tatsächlich das Thema Nummer Eins, so
wahr wir leibliche Menschen sind. Eine Störung in der
Sexualität ist eine Störung des gesamten Organismus.
Fast alle Erkrankungen der westlichen Gesellschaften sind
mitbewirkt durch eine Störung im sexuellen Energiehaushalt,
und die meisten seelischen und psychosomatischen Zeitkrankheiten
gehen zurück auf ungelöste Probleme in der Geschlechterliebe.
An ungelösten Liebeskonflikten sterben jährlich
weit mehr Menschen als an Autounfällen, und auch diese
haben oft denselben Hintergrund. Solange die Geschlechter
in der Liebe keine Erfüllung finden, müssen sie
diesen Mangel kompensieren durch Tourismus, Konsum, Status,
Macht und Krieg, und eben dies sind die Grundlagen der derzeitigen
kapitalistischen Weltgesellschaft.
Die
Voraussetzung für eine gewaltfreie Zukunft ist die globale
Überwindung des Geschlechterkriegs, die Befreiung des
Mannes von seinen heimlichen Sexualängsten und Insuffizienzgefühlen,
die Wiederverbindung der Frau mit ihren ursprünglichen
Kraftquellen und ihren zentralen Aufgaben in der menschlichen
Gesellschaft, und schließlich die Befreiung beider von
der Wahnvorstellung, daß Eifersucht zur Liebe gehöre.
Mann und Frau sind die beiden polaren Hälften des einen
Wesens Mensch. Sie müssen jetzt so zusammenkommen, daß
sie passen, damit es zu jener dauerhaften Erfüllung
kommen kann, welche in der seelischen und körperlichen
Geschlechterliebe angelegt ist. Wir kommen hier an der Auseinandersetzung
mit durchdachten Konzepten der freien Liebe nicht mehr vorbei.
Liebe und Sexualität sind universelle Lebenskräfte,
sie können in einer universellen Friedensgesellschaft
nicht mehr an einen einzigen Menschen gebunden und nicht von
privaten Zäunen umgeben werden. Freie Liebe und feste
Partnerschaft schließen sich in einer Friedenskultur
nicht mehr aus, sondern bedingen und ergänzen einander.
Die alten Muster von sexueller Treue und Eifersucht basieren
auf dem Mißtrauen der Geschlechter. Die tiefste Freiheit,
welche aller Freiheit zugrundeliegt, ist die Freiheit der
Geschlechterliebe. Aus ihr entsteht die neue Ethik und die
neue Ordnung, worin sich Menschen nicht mehr voreinander verleugnen
und verstecken müssen. Aus ihr entsteht auch die echte,
kraftvolle, gewaltfreie Freude des Lebens. Hier liegt ein
Kerngehalt der konkreten Utopie, die jetzt zur Verwirklichung
ansteht.
Zukunftsgemeinschaften
und neue Lebensprojekte werden auf Dauer nur funktionieren
können, wenn sie das Prinzip der freien Liebe kennen,
wenn sie wissen, daß es nicht im Gegensatz steht zu
einer Ethik der Treue und Verantwortung und daß es tatsächlich
befolgt werden darf. Für die Entstehung dieser neuen
Kraft brauchen wir ein großes freiheitliches und gemeinschaftliches
Umfeld, jede Art von Ideologie und Gruppendruck ist sinnlos,
wenn es um derartig tiefgreifende Veränderungen unserer
inneren Montagepunkte geht. Das gilt für unsere erotischen
Quellen ebenso wie für die geistigen und religiösen.
9.
GLOBALE FELDBILDUNG DURCH PUNKTUELLE ARBEIT
Wir
können der weltweiten Gewalt nicht mehr mit Gegengewalt
begegnen, die Zeit der gewaltsamen Revolutionen ist vorbei.
Erstens sind sie aussichtslos angesichts der realen Machtverhältnisse,
zweitens erreichen sie nie das humane Ziel, denn Gewalt -
auch Gegen¬gewalt - erzeugt immer Angst und neue Gewalt.
Das ist ein psychologisches Gesetz, welches noch von keiner
Revolution überwunden werden konnte. Wir brauchen also
für die globale Friedensarbeit ein grundlegend anderes
Konzept. Ein wesentlicher Punkt in diesem neuen Konzept ist
die globale Feldbildung durch punktuelle Eingriffe - oder
kurz: das Feldgesetz.
Um einen menschlichen Körper von einer Krankheit zu befreien,
braucht man nicht alle seine Organe und Zellen einzeln zu
behandeln. Es genügt eine neue Information, die man eingibt,
ein Anstoß in der heilenden Richtung, ein Medikament
oder einige Akupunkturnadeln an den richtigen Stellen. Wenn
mit diesen Maßnahmen die Energiebahnen und Energiezentren
getroffen werden, verrichtet der Körper den Rest der
Arbeit von selbst. Dieses Gesetz läßt sich auf
den Gesamtorganismus der Erde übertragen: Es genügt
die Eingabe eines konzentrierten Friedensimpulses an ausgewählten
Akupunkturpunkten bzw. Energiezentren, um die
Erde als Ganzes anzuregen. (Ich spreche hier von einem theoretischen
Prinzip. Die Notwendigkeit konkreter Friedensarbeit in den
Notgebieten der Erde soll dadurch niemals bestritten werden,
sie bildet einen wesentlichen Bestandteil der in Tamera gegründeten
Friedensschule, siehe Punkt 11.)
Der Grund für diese Funktionsweise liegt darin, daß
es sich bei der Erde und ihrer Biosphäre um einen einheitlichen
Organismus, einen einheitlichen Lebenskörper und einen
einheitlichen Informationskörper handelt. Dies zeigt
sich unter anderem im Genetischen Code, dessen mathematische
Grundstruktur in allen Lebewesen - Pflanzen, Tieren und Menschen
- dieselbe ist. Alle Wesen folgen also derselben Grundinformation
des Lebens. Parallele Weltformeln wie der Genetische Code
und das altchinesische I Ging bezeugen durch ihre mathematische
Ähnlichkeit eine ähnliche Informationsstruktur im
molekularen wie im geistigen Bereich. Wenn wir in diesen einheitlichen
Informationskörper der Biosphäre - Teilhard de Chardin
nannte ihn die Noosphäre - eine neue Information
hineingeben, welche mit dem Gesamtsystem kompatibel ist, so
wirkt diese Information im Gesamtsystem der Noosphäre
wie ein Medikament im Gesamtsystem unseres Körpers. Alle
Wesen haben teil an der Noosphäre, in allen wirkt deshalb
- zumindest latent - die eingegebene Information. Durch die
Information entsteht ein neues Feld.
Jede Einzelaktion kann ein neues Feld bewirken, wenn sie mit
einer neuen Information verbunden ist. Als Reinhold Messner
ohne Sauerstoffgerät auf den Mount Everest stieg, schuf
er eine neue feldbildende Information. Von da an war es auch
für andere möglich, ohne Sauerstoffgerät den
Mount Everest zu besteigen. Es gibt viele derartige Beispiele
aus Sport und Technik. Das Prinzip der morphogenetischen
Feldbildung gilt überall in der Evolution, denn
es folgt direkt aus der holografischen Funktionslogik des
globalen Lebenskörpers, in welchem alle Wesen miteinander
verbunden sind. Wenn es also gelingt, in einigen neuen Kulturzentren
der Erde eine umfassende Information für eine Kulturbildung
ohne Angst und Gewalt aufzubauen, dann wirkt diese Information
nicht nur an den speziellen Orten, sondern in der gesamten
Noosphäre der Erde. Die Folge wird sein, daß kurz
darauf auch an anderen Plätzen der Erde solche Modelle
entstehen.
Wir
sind nicht nur durch die Medizin und das Studium biologischer
Systeme, sondern auch durch die Modelle der Chaosforschung
auf solche Möglichkeiten vorbereitet. Kleine Drehungen
an einem kleinen Punkt der Erde können infolge mathematischer
Selbst¬verstärkungen zu einer riesigen Gesamtwirkung
führen. Durch die Verbindung solcher Resonanz- und Multiplikationseffekte
gewinnen wir eine politische Theorie von neuartiger logischer
Struktur. Das System arbeitet von selbst, wenn
sein Mechanismus auf die richtige Weise angestoßen worden
ist.
So gehört es auch zu den dringenden Aufgaben globaler
Friedensarbeit, auf der Erde solche Kraftpunkte einer konkreten
Friedensinformation aufzubauen. Je umfassender die neue Information
ist, je mehr Bereiche des Lebens sie einschließt, je
komplexer sie ist und je tiefer sie den Zusammenhängen
unserer geistigen und unserer biologischen Existenz auf den
Grund geht, desto mehr ist sie verallgemeinerbar und desto
mächtiger ist ihre globale Feldwirkung. Hier gilt das
schöne Wort von Victor Hugo: Nichts ist mächtiger
als eine Idee, deren Zeit gekommen ist.
10.
GRÜNDUNG VON HEILUNGSBIOTOPEN
Die
zu gründenden Kraftzentren nennen wir Heilungsbiotope.
Ein Heilungsbiotop ist eine Lebensgemeinschaft von Menschen,
Tieren und Pflanzen, deren Lebenskräfte sich gegenseitig
ergänzen und nicht mehr durch Gewalt oder Angst behindert
sind. Der zugrundeliegende Heilungsgedanke ergibt sich aus
der Zusammengehörigkeit aller Lebewesen.
Es gibt keine isolierten Strukturen. Alle Wesen leben in Beziehungen
zu anderen. Alles Sein ist kommunitär. Heilung ist deshalb
kein isolierter Vorgang, sondern ein Vorgang, der sich in
der Beziehung zu anderen Wesen abspielt. Die Heilung eines
Menschen vollzieht sich in seinen Beziehungen zu seinen Mitmenschen,
aber auch in seiner Beziehung zu Tieren, Pflanzen, Natur und
Schöpfung. Die tiefste - biologische und geistige - Heilkraft
ist das Vertrauen. Das Hologramm der Angst muß bis in
die zellulären Vorgänge hinein durch das Hologramm
des Vertrauens ersetzt werden. Wenn dieser Umschlagpunkt erreicht
ist, entsteht in allen Beziehungen die neue Information, die
wir brauchen für die Entstehung des neuen Kraftfeldes.
Dieser Vorgang geht sehr weit. Wo Vertrauen ist, vergeht zum
Beispiel die Angst vor Schlangen. Oder es entsteht der Mut,
von großer Höhe ins Wasser zu springen. Wo Vertrauen
ist, entsteht keine Verlustangst und keine Eifersucht, das
ist eine Erfahrungs¬tatsache. Es entstehen auch keine
Gedanken von Haß und Gewalt. Vertrauen ist die Energie
des Friedens: Vertrauen zwischen Kindern und Erwachsenen,
zwischen Männern und Frauen, zwischen verschiedenen Gemeinschaften
und Völkern, zwischen Menschenwelt und Tierwelt. zwischen
Mensch und All.
Die Herstellung des Vertrauens in einer Gemeinschaft erfordert
viel Einsatz, denn in den entscheidenden Situationen, wo es
um Sex, Liebe, Macht oder Geld geht, sind wir eher auf Mißtrauen
programmiert. Wir brauchen ein sehr durchdachtes und sehr
fundiertes Konzept von der menschlichen Gemeinschaft, um unsere
traumatischen Knoten aufzulösen und Vertrauen zu erzeugen.
Vertrauen ist vor allem eine Frage der Wahrheit. Wieviel Wahrheit
verkraften zwei Liebende, wieviel Wahrheit verkraftet eine
Gemeinschaft, und wie geht sie mit der Wahrheit um? Wer sich
nicht mehr verstellen muß vor anderen, muß auch
keine Angst mehr haben, nicht geliebt zu werden. Und wer diese
Angst nicht mehr hat, kann echte Humanität entwickeln.
Zum Aufbau stabiler Gemeinschaften gehört die Arbeit
an der eigenen Person. Damit Friedenskräfte nach außen
wirksam werden können, müssen sie im Innern der
Friedensarbeiter fest verankert sein. Unsere persönlichen
Defekte sind nicht unsere Privatsache; sie sind ein Abbild
der globalen Defekte, und je mehr wir in uns selbst lösen
können, desto mehr können wir auch im Äußeren
lösen.
Ein
interessantes Element im Heilungsbiotop ist das Sanktuarium.
Das Sanktuarium war in früheren Kulturen ein Ort, an
dem niemand bestraft werden durfte. Verbrecher, welche diesen
Ort erreicht hatten, durften nicht weiter verfolgt werden
und konnten dort ein neues Leben beginnen. Es ist für
die Heilung unserer Gedanken wichtig, daß wir auf diese
Tradition zurückgreifen und den Gedanken der Vergebung
voll verstehen lernen. Jeder von uns hat Haß erlebt
gegen bestimmte Menschen. Sind wir fähig und bereit zu
vergeben? Ist unser Friedenswissen und unser Friedenswille
schon tief genug dafür? Dieses Thema kommt auf uns zu,
wenn wir die Kette von Angst und Gewalt tatsächlich durchbrechen
wollen. Wir werden unweigerlich an die inneren Stellen geführt,
wo sich die Macht und die Souveränität unserer Friedensarbeit
bewähren kann.
Heilungsbiotope
sind in Aufbau und Lebensweise mit einem neuen planetarischen
Denken verbunden. Energieversorgung, Wasserverbrauch, Ernährung,
Konsum und Recycling orientieren sich langfristig an den Erfordernissen
der globalen Heilung. Die Lebensweise ist relativ karg, aber
energievoll. Durch die Einbettung in das kosmische Ganze verlagern
sich die Schwerpunkte und Kraftzentren des Lebens. Das Ego-Prinzip
weicht dem universellen Bewußtsein und dem universellen
Energiestrom. Dadurch werden Kraftreservoirs erschlossen,
die uns neue Möglichkeiten geben für Heilungsarbeit,
Technologie und globale Feldbildung.
Heilungsbiotope
sind reale Keimzellen der Zukunft und wirken im Sinne der
morphogenetischen Feldbildung. Mit der Entstehung
des ersten Modells steigt die Wahrscheinlichkeit für
die Entstehung des nächsten und übernächsten.
Die Zeit ist reif für die Gründung solcher Heilungsbiotope
in allen Kontinenten. Je mehr Heilungsbiotope entstehen -
womit in den nächsten zwei Jahrzehnten zu rechnen ist
- desto dichter wird die globale Feldwirkung. Die kommende
globale Erdengemeinschaft erwächst aus einem Netzwerk
von Heilungsbiotopen, Gemeinschaften und Völkern, welche
die Daseinsweise des Vertrauens und der Kooperation mit allen
Mitgeschöpfen angenommen haben.
11.
DAS PROJEKT TAMERA
Tamera
ist ein Gelände (140 ha) in Portugal, wo eine wachsende
Gruppe von Friedensarbeitern seit einigen Jahren die Lebensbedingungen
schafft für die Entwicklung eines Heilungsbiotops. Die
Arbeit orientiert sich an den beschriebenen Gedanken und Zielen.
In Tamera entsteht eine Friedensschule (Schule Mirja), wo
in Theorie und Praxis die Grundlagen der Heilungsarbeit vermittelt
werden. Dazu gehört immer auch die Heilung der eigenen
Person. Wir können im Äußeren keine Friedenskraft
aufbauen, wenn sie nicht in uns selbst vorhanden ist. Wir
brauchen eine konkrete Vision für den Frieden, auch für
unseren eigenen, um dem Krieg wirkungsvoll entgegentreten
zu können. Wir müssen die weltweite Kette von Gewalt
und Angst auch in uns selbst erkennen und überwinden,
wenn wir realistische Konzepte entwickeln wollen für
ihre globale Auflösung. Diese permanenten Zusammenhänge
zwischen Innen- und Außenstruktur bilden ein Grundthema
ganzheitlicher Friedensarbeit. Zu den Themenbereichen der
Schule gehören deshalb auch Themen des inneren Lebens
wie: Die Kunst der Angstüberwindung - Sexualität
und Heilung - Logik der Liebe - Gemeinschaftsaufbau und Gruppenleitung
- Kosmologie und Religionsforschung - Evolution und Frühgeschichte
- die Macht der konkreten Utopie. Alle Teilnehmer der Schule
durchlaufen ein zweijähriges körperliches und mentales
Training, mit dem sie sich von ihren eigenen Engpässen
befreien können. Das Ziel der Ausbildung ist die Übernahme
einer beruflichen Aufgabe in Tamera oder in einer anderen
Zukunftsgemeinschaft oder in der internationalen Friedensarbeit.
Die Friedensschule dient der Ausbildung von Menschen, die
sich entschlossen haben, ihre Arbeit und ihren zukünftigen
Beruf in den Dienst der Heilung und der globalen Friedensarbeit
zu stellen. Wirkungsvolle Friedensarbeiter brauchen ein Engagement
und eine berufliche Energie, welche auch dann stabil bleibt,
wenn zum Beispiel ihr Liebesleben vorübergehend wackeln
sollte. Sie brauchen aber auch eine berufliche Aufgabe, welche
sie befähigt, ihre persönlichen Konflikte zu lösen
und ihr Liebesleben zu vertiefen. Berufliche und private
Existenz, Revolution und Liebe, politische Arbeit und persönliche
Emanzipation müssen zusammenkommen, wenn wir die Macht
und die Lebensweise hervorbringen wollen, welche für
den Aufbau des Friedens auf der Erde erforderlich sind. Dies
ist ein Grundgedanke aller Ausbildungsgänge in der Friedensschule
von Tamera. Eine gewaltfreie Kultur braucht neue Berufsbilder
und neue Ausbildungsgänge, damit eine langfristige Arbeit
möglich wird.
Für
Jüngere Leute, die sich dieser Arbeit annähern wollen,
entsteht die Jugendschule für globales Lernen.
Für viele junge Menschen ist der Eintritt in die bestehende
Berufswelt sinnlos geworden. Sie brauchen eine andere Lebensperspektive
und die Möglichkeit, sich auf ihre neuen Berufe im Rahmen
einer globalen Friedenskultur vorzubereiten. Zu diesem Zweck
werden von Tamera aus Reisen unternommen, wo Jugendliche teilnehmen
an der Friedensarbeit in anderen Ländern und dadurch
einen kosmopolitischen Blick bekommen für
die Situation der Erde. Für die handwerkliche und technische
Ausbildung stehen in Tamera qualifizierte Arbeitsleiter und
Arbeitsplätze zur Verfügung. Die Jugendschule dient
u.a. der Entwicklung eines neuen Verhältnisses zur Natur
und eines echten Vertrauensverhältnisses zwischen Mensch
und Tier. Dafür steht auch ein Pferdehof mit Reitschule
zur Verfügung.
12.
INSTITUT FÜR GLOBALE FRIEDENSARBEIT (IGF)
Der
Anlaß für die Herstellung und Verteilung dieses
Manifests ist die Gründung des Instituts für globale
Friedensarbeit (IGF) in Tamera. Die Infrastruktur des Ortes
ist jetzt weit genug entwickelt, um eine Institutsarbeit größeren
Stils zu gewährleisten. Das Institut hat die Aufgabe,
die globale Netzwerkarbeit zu beschleunigen und die im Heilungsbiotop
gesetzten Ziele an möglichst vielen Orten der Erde zu
verwirklichen. Ich möchte die Ziele noch einmal in Stichworten
aufzählen:
Kooperation mit der Natur und allen ihren Wesen.
Wiedereinordnung der menschlichen Biotope in das Gesamtholon
der Schöpfung.
Erfüllte Sexualität und Beendigung des Geschlechterkriegs.
Auflösung der globalen Kette von Gewalt und Angst - auch
in der eigenen Person.
Aufbau von Zukunftsgemeinschaften, die in realer Lebenspraxis
eine neue Gesamtinformation des Friedens in die Welt bringen.
Kontaktpflege und Zusammenarbeit mit allen Gruppen und Einzelpersonen,
die am Aufbau der globalen Friedenskraft beteiligt sind.
Herstellung einer angstfreien Biosphäre.
Entwicklung eines Konzepts für eine gewaltfreie globale
Zivilisation der Erde.
Das
IGF kooperiert mit allen Personen und Einrichtungen, die an
der Verwirklichung der genannten Ziele interessiert sind.
Für die Beherbergung von Gästen ist neben dem schon
vorhandenen Gästehaus und Campingplatz der Bau einer
internationalen Begegnungsstätte geplant.
Das Hauptgebäude des Instituts soll im nächsten
Jahr (2000) gebaut werden. Da wir die Bauvorhaben nicht mehr
aus privaten Mitteln finanzieren können, sind wir für
materielle Unterstützung sehr dankbar.
|