Die Parapsychologen des Papstes
1952 spielten zwei italienische katholische Priester,
Pater Ernetti und
Pater Gemelli
eine Aufnahme ab, die sie von gregorianischen Chorälen
gemacht hatten, als sie nach dem Ende des Gesangs ein kaum
hörbares Flüstern vernahmen. Zuerst dachten sie,
es handle sich um eine Funkstörung oder einen "Abdruck"
einer alten Aufnahme, die vielleicht nicht vollständig
gelöscht wurde, weil etwa die Löschköpfe
schlecht eingestellt waren. Doch als sie lauter drehten,
erkannte Pater Gemelli die Stimme seines Vaters, der vor
vielen Jahren gestorben war. Sie nannte Gemelli beim Kosenamen
aus seiner Kindheit: "Zucchini, ich bin es, weißt
du das nicht?"
Link zu: Pater Ernetti & Gemelli
Kontakt mit den Toten ist Katholiken verboten, doch sie konnten
nicht leugnen, was sie gehört hatten. Daher baten
die Geistlichen um eine Audienz bei
Papst Pius XII. in Rom und legten ihm ihr Problem
dar.
Die
Antwort des Papstes
wurde später im italienischen
Journal Astra (Italian Journal Astra,
June 1990 quoted Kubis and Macy, 1995:102) veröffentlicht.
"Lieber
Pater Gemelli, du brauchst dir keine Sorgen zu machen.
Die Existenz dieser Stimme ist ein wissenschaftliches
Faktum und hat mit Spiritismus nichts zu tun. Das Tonbandgerät
ist vollkommen objektiv. Es zeichnet bloß Schallwellen
auf, wo auch immer sie herkommen. Dieses Experiment
wird vielleicht ein Grundstein für wissenschaftliche
Studien und wird den Glauben an ein Leben nach dem Tod
stärken."
Link zu: Papst Pius XII
Diese
nonchalante Reaktion erstaunte die Priester, doch offensichtlich
waren solche Berichte für den Vatikan nichts Neues.
Später stellte sich heraus, dass der Kusin
des Papstes, der Reverend Professor Dr. Gebhard Frei,
Mitbegründer des Jung-Instituts und Präsident
der Internationalen Gesellschaft Katholischer Parapsychologen
war und mit einem Pionier der Tonbandstimmenforschung,
Dr. Konstantin Raudive
aus Deutschland, zusammengearbeitet hatte.
Vor
seinem Tod im Oktober 1967 war Frei als treuer Verfechter
der EVP-Forschung aufgetreten (). "Alles, was ich
gelesen und gehört habe, zwingt mich zu der Ansicht,
dass die Stimmen von transzendentalen, individuellen Wesen
kommen. Ob es mir passt oder nicht, ich habe kein Recht,
die Realität der Stimmen anzuzweifeln." In einer
Ironie des Schicksals, wie um sein Lebenswerk zu bestätigen,
wurde Dr. Freis Stimme einen Monat nach seinem Tod auf
Tonband eingefangen und von Professor Peter Hohenwarter
von der Universität Wien identifiziert.
Link zu: Friedrich Jürgenson
Link zu: Hans Bender & Friedrich Jürgenson
Papst Paul VI.,
Nachfolger von Pius XII., setzte die Arbeit fort und gab
der Forschung des schwedischen Filmproduzenten Friedrich
Jürgenson seinen Segen, der in den 1960ern
einem britischen Tonbandstimmenforscher sagte: "Ich
habe im Vatikan ein offenes Ohr für das Stimmenphänomen
gefunden und unter den führenden Persönlichkeiten
in der Heiligen Stadt viele (...) Freunde gewonnen. Heute
steht die Brücke' auf festen Fundamenten."
Vielleicht meinte er damit jene Arbeit, die die Kirche
mit dem, was sie Spiritismus nannte, aussöhnen sollte.
Es
heißt, dass der Vatikan sogar zustimmte, dass junge
Priester an einem Kurs in Parapsychologie unter der Aufsicht
von Pater Andreas Resch teilnahmen.
Das Interesse der Kirche an solchen Phänomenen war
kein Geheimnis, auch wenn es nicht allgemein bekannt war.
Link zu: Pater Andreas Resch
1970
traf sich die International Society of Catholic Parapsychologists
in Österreich und diskutierte Phänomene wie EVP ganz offen.
Die vielleicht aktivste Beteiligung der Kirche an solchen
Angelegenheiten fand im Pye Aufnahmestudio in England
1972 statt, finanziert vom Sunday
Mirror und durchgeführt von
Dr. Peter Bander, einem höheren Dozenten
für religiöse und moralische Erziehung am Cambridge
Institute of Education, der allen Arten von Kommunikation
mit den Zoten zunächst ablehnend gegenüber stand.
Vor dem Experiment erklärte Bander, dass es nicht
nur "weit hergeholt, sondern empörend"
sei, das Aufnehmen von Geisterstimmen auch nur für
möglich zu halten. Er lud vier hochrangige Mitglieder
der katholischen Hierarchie als Zeugen ein, in der Erwartung,
dass die Sache dann ein- für allemal erledigt wäre.
Doch es heißt, dass die Teilnehmer während
der Aufnahmen, die in einem schallgeschützten Studio
stattfanden, um äußere Störungen auszuschließen,
die Stimme eines Marineoffiziers hörten, der zwei
Jahre zuvor Selbstmord verübt hatte und dessen Stimme
bei einer früheren Gelegenheit von Dr. Raudive aufgenommen
worden war. Ken Attwood, der Chefingenieur des Studios,
meinte: "Ich habe getan, was in meiner Macht stand,
um das Rätsel der Stimmen zu lösen - ohne Erfolg;
ebenso erging es anderen Experten. Ich glaube, wir müssen
lernen, sie zu akzeptieren."
Link zu: Dr. Peter Bander van Duren
Als sich der Sunday Mirror weigerte,
Banders
Schlussfolgerungen abzudrucken, veröffentlichte er
sie im Jahr darauf selbst in einem Buch
mit dem Titel "Breakthrough" ("Durchbruch").
Pater Pistone, Superior der Society
of St. Paul in England, gab Banders Experiment
und Werk positive Verstärkung.
"Ich
sehe in den Stimmen nichts, was der katholischen Lehre
widerspricht, sie sind etwas Außergewöhnliches,
aber man muss sich nicht fürchten und ich sehe
darin keine Gefahr. Die Kirche erkennt, dass sie die
Evolution der Wissenschaft nicht kontrollieren kann.
Hier haben wir es mit einem wissenschaftlichen Phänomen
zu tun; das ist Fortschritt und die Kirche ist fortschrittlich.
Ich freue mich, dass die meisten Vertreter anderer Kirchen
dieselbe Einstellung wie wir haben: Wir erkennen, dass
das Stimmenphänomen die Fantasie sogar derer anregt,
die bisher behauptet haben, dass es niemals einen Beweis
oder eine Diskussionsgrundlage für ein Leben nach
dem Tod geben wird. Dieses
Buch und die Experimente lassen ernste Zweifel entstehen,
sogar unter Atheisten. Das allein ist schon Grund genug
für die Kirche, die Experimente zu unterstützen.
Ein zweiter Grund könnte in der größeren
Flexibilität der Kirche nach dem Zweiten Vatikanischen
Konzil zu finden sein. Wir wollen offen sein gegenüber
allem, das nicht den Lehren Christi widerspricht."
Bander
konnte auch Erzbischof H.E. Cardinale
überzeugen, den apostolischen Nuntius
in Belgien, der meinte: "Natürlich ist das alles
sehr mysteriös, aber die Stimmen sind da und jeder
kann sie hören." Seine Exzellenz, Monsignore
Professor C. Pfleger fügte hinzu: "Die
Fakten haben uns gezeigt, dass es zwischen Tod und Auferstehung
ein weiteres Reich der Existenz nach dem Tod gibt. Die
christliche Theologie kann über dieses Reich nur
wenig Auskunft geben."
Nach
der Publicity rund um die Pye-Aufnahmen beauftragte der
Vatikan den Schweizer Theologen Pater
Leo Schmid mit weiteren Nachforschungen. Schmid
sammelte in der Folge mehr als 10.000 Aufnahmen, die transkribiert
und in seinem posthum erschienenen Buch "When
the Dead Speak" (1976) veröffentlicht
wurden. Vor kurzer Zeit meinte der Sprecher des Vatikans,
Pater Gino Concetti in
der päpstlichen Tageszeitung "Osservatore
Romano":
"Dem
modernen Katechismus zufolge erlaubt Gott unseren lieben
Verstorbenen, die in einer ultra-irdischen Dimension
leben, Botschaften zu senden, um uns in schwierigen
Momenten in unserem Leben anzuleiten. Die Kirche hat
beschlossen, den Dialog mit den Dahingeschiedenen nicht
länger zu verbieten, unter der Bedingung, dass
diese Kontakte zu ernsthaften religiösen und wissenschaftlichen
Zwecken stattfinden."
Es
schien, als ob die Kirche ihren Frieden mit den Toten
geschlossen hat.
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