Mit
15 Jahren meldete ich mich bei den Gewichthebern in Hagen
an. Natürlich war ich da noch kein Rohköstler. Schnell
merkte ich, dass ich das Talent in der Technik des Gewichtshebens
besaß. Ich wurde mit 16 Jahren wegen guter Leistung
im Gewichtheben in der Presse bekannt. Nebenbei trainierte
ich zusätzlich meinen Bizeps und Bankdrücken. Die
Muskeln wuchsen immer schneller - zum Leid des Gewichtshebens,
denn da sind dicke Bizepse wirklich störend.
So
ging ich dann in ein Bodybuildingstudio um richtig auf Muskelbildung
zu trainieren. Es war unglaublich. Ich baute in einem Jahr
über 20kg gut trainierte Muskeln auf. Von 58kg ging es
auf 78kg! Und so machte ich meine erste Meisterschaft mit.
Beim Ruhrpokal holte ich den zweiten Platz. So hatte ich auf
diese Weise wieder meine Bestätigung bekommen - oder
das Defizit an Liebe kompensiert - zumindest für den
Moment.
Weil
ich in diesem Sport noch weiter kommen wollte, nahm ich Eiweißpräparate
und synthetische Vitamine. Ich wurde dadurch noch massiger.
Das Gewicht stieg steil an! Mit 17 Jahren lernte ich im Fitnessstudio
eine Frau kennen, die mich im Bodybuilding finanziell fördern
und groß heraus bringen wollte. So bekam ich regelmäßig
Geld von ihr oder Fleisch und Präparate zum Aufbau der
Muskulatur. Ich wurde wirklich riesig für mein Alter.
Da
bemerkte ich die ersten Anzeichen dafür, dass etwas mit
mir nicht in Ordnung war. ich hatte Stiche in der Nierengegend.
Und auch sonst fühlte ich mich oft sehr matt. Ich wog
zu der Zeit 110kg, es ging auf die Meisterschaft zu. Und dafür
musste ich definieren. Um keine Muskulatur abzubauen, bekam
ich von diversen Leuten Steroide, meine Freundin und Sponsorin
verabreichte mir diese mittels Spritzen.
Ich
baute meinen Körper wirklich noch gut aus und für
mein Alter war das von der asse her zu diesem Zeitpunkt schon
absolute Spitze. Aber ich gewann leider wieder nur den zweiten
Platz am Ruhrpokal obwohl ich so riesig war. Ich hatte einfach
zu wenig Definition erarbeitet und die Diät nicht so
streng eingehalten.
Ich hatte gerade seit einigen Tagen die Diät beendet
und war am Abend in einer Disco am Abtanzen als mir schwarz
vor Augen wurde und ich zusammenbrach. Im Krankenhaus wachte
ich wieder auf der Intensivstation auf.
Ich
stand kurz vor dem absoluten organischen Versagen. Das Herz
war durch die Steroide aufgeblasen wie ein Handball. Besonders
die eine Herzkammer hatte sich stark vergrößert,
was auf eine absolute Herzschwäche hinwies. Die Leber
stand kurz vor dem Versagen, die Nieren hatten unbemerkte
Entzündungen davon bekommen. Überall hatten sich
Wassereinlagerungen gebildet. Durch die Chemie war die gesamte
Darmflora zerstört und ein Pilz hatte sich breit gemacht.
Der
Arzt machte mich auf die Spätfolgen aufmerksam, die ich
noch zu erwarten hätte. Er erklärte mir, dass ich
nicht mehr lange zu leben hätte, wenn ich den Sport weiter
machen und weiter Steroide nehmen würde. Natürlich
wollte ich leben und so hörte ich mit großem Bedauern
mit diesem Sport auf, hatte auch wieder das ganze Körpergewicht
verloren. So wog ich dann mit 20 Jahren um die 80 kg.
Seitdem
hatte ich aber immer mit hohem Blutdruck zu tun. Der Arzt
erzählte mir auch, dass ich im Laufe des Lebens noch
mit Spätfolgen - wie Lebertumoren - zu rechnen hätte,
die noch von dem Steroiden-Missbrauch herrühren würden.
Mein Fehler war einfach, dass ich zu naiv gewesen war und
die Steroide eingenommen hatte.
Nach diesem vernichtenden Urteil hörte ich zwar noch
nicht ganz mit meinem Training auf. Aber der Tod spukte so
in meinen Kopf herum, dass ich das Training nicht richtig
ausüben konnte. So hörte ich nach einiger Zeit damit
auf. Und das merkwürdigste war: Die Leute die mich damals
durch Geld oder andere Mittel gefördert hatten, waren
auf einmal nicht mehr anzutreffen.
Der
Bodybuildingsport selbst hatte mit meiner Erkrankung nichts
zu tun. Um mich aber kurz zu halten: Viele Jahre später
hatte ich dann auf einmal diese Tumore was für mich trotz
Vorwarnung ein großer Schock war. Ich stand neben mir
und wusste nicht mehr was ich tun sollte, war absolut hilflos
und wollte nur noch gehen, gehen und gehen.
Auf vegetarische Ernährung war ich zu dem Zeitpunkt gerade
ein paar Wochen. Nun kam mir in den Sinn was ich alles so
gelesen hatte an Büchern. Rohkost und Fasten und naturbelassen
leben!
Auf keinen Fall wollte ich die Chemo-Therapie machen - dann
lieber sterben! Ich reinigte gründlich meinen Darm mit
der Hydro-Kolon-Therapie und fastete einige Tage, um dann
auf die Rohkost umzusteigen. Der Arzt rief mich noch mehrmals
besorgt wegen ablehnenden Haltung gegen die Chemotherapie
an, aber ich ließ mich nicht umstimmen.
Nach
dem Fasten lief ich täglich meine Runden im Wald, warf
mich auf die Wiese und aß das Gras wie ein Rindvieh.
Oft erbrach ich daran. Ich kaute das Gras nur und spuckte
den Trester wieder aus. Nach dieser Entsäuerung durch
die Kräuter stieg ich auf Früchte um. Ich konnte
immer weitere Strecken. Zuletzt waren es am Stück 120
km. Es war wie ein Weglaufen vor dieser Krankheit! Und dann
immer wieder dieser Druck im rechten Oberbauch und dieses
Erbrechen. Oft dachte ich, dass der Tumor immer weiter wächst
und wächst. Dieses Denken machte mich fast wahnsinnig
- doch ich wollte unbedingt positiv denken, um meine Zellen
auch so zu programmieren.
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