Sind es wirklich nur die Erwachsenen,
die sich an Kindern vergehen?
Lange Zeit habe ich mich von
diesen Themen ferngehalten, da auch mein Sohn davon
betroffen war. Aber die Schlagzeilen, die ich in den
letzten Wochen lese, lassen mich innehalten. Bilder
quellen nach oben - es ist Zeit, einmal ein Thema
zu behandeln, das mich schon lange bewegt, und wovon
die meisten, die sich mit diesem Thema beschäftigen,
nicht gerne etwas wissen wollen
So
kam es z.B. vor, dass mir eine Bekannte gestand, dass
ihr Sohn im Alter von 6 Jahren im Kindergarten von
mehreren Jungs auf der Toilette in eine Kabine gedrängt
wurde, wo er die unglaublichsten Dinge machen sollte,
wenn er keine "Dresche" beziehen wollte.
Dieser Junge eröffnete seiner Mutter seine seelische
und körperliche Qual erst sehr spät, weil
ihm nicht einmal die Kindergärtnerin geglaubt
hatte. Als er es der Kindergärtnerin erzählt
hatte, glaubte sie ihm nicht - und er hatte sich zusätzlich
blossgestellt, zutiefst gedemütigt und zu allem
Unglück auch noch schuldig für das erlebte
gefühlt. Der Sohn meiner Bekannten erzählte
seiner Mutter später, was vorgefallen war. Ein
Junge hatte gerade "Groß" gemacht
und sich den Hintern nicht ordentlich abgewischt.
Er stellte gebückt hin und die Jungs zwangen
den kleinen Buben, ihm den Dreck vom Po abzulecken.
Das sei wiederholt vorgekommen. Danach wurde er jeweils
öffentlich gehänselt und gedemütigt
und er traute sich nicht sich zu wehren, aus Angst,
dass die Vorfälle öffentlich - vor allen
anderen - behandelt würden.
Ich
bekam später in meinen Therapie-Sitzungen weitere
Vorfälle zu hören, die ähnlich verliefen,
von welchen die Kinder ihren Müttern erst berichteten,
als sieschon einige Jahre älter waren. Ich bin
manchmal sprachlos über das, was ich höre.
Noch sprachloser bin ich, wenn ich höre, dass
diese Frauen, um Hilfe zu bekommen, wie sie damit
umgehen können - diese Dinge mit ihrem Vertrauensarzt
oder einem Psychologen erzählen, oder auch ihren
Freunden - und von diesen ... wohl um das heikle Thema
möglichst schnell vom Tisch zu bekommen ... nur
mitleidiges Kopfschütteln ernten und man sie
als ein wenig hysterisch und übersensibel bezeuchnet.
In
diesem Sinne möchte ich heute sagen, dass wohl
manche dieser erwachsenen Triebtäter schon in
der frühen Kindheit aggressive Züge zeigen,
die auf ein gestörtes Verhalten hinweisen, was
den Menschen, die damit konfrontiert werden - nicht
genügend alarmierend erscheinen mag.
Ich
möchte an die Kindergärtner und Lehrer appellieren,
dass sie den Kindern ein Ohr schenken, wenn sie zu
ihnen kommen um Zuflucht und Hilfe zu suchen. Und
ich möchte darauf hinweisen, das gestörte
Verhalten der Eltern zur kindlichen Sexualität
nicht unerheblich zu einem solchen Fehlverhalten der
Kinder beitragen können. In unserer Zeit kommt
es häufig vor, dass Kinder in Verhältnissen
aufwachsen, wo die Eltern sich entweder gar nichts
zu sagen haben - oder gar aufeinander losgehen - oder
seltsame Sexualpraktiken vor den Kindern ausleben.
Ich
habe tatsächlich von verschiedenen Mädchen
aus der Nachbarschaft erfahren, dass ihre Eltern sich
vor dem Thema Sexualität so sehr schämen,
dass sie es nicht wagen, überhaupt darüber
zu sprechen. Und ich war entsetzt darüber, wie
wenig sie im Alter von 10 Jahren über das Thema
Sex, Zärtlichkeit und Gefühle wussten...
Deshalb
plädiere ich dafür, offene, unvoreingenommene
Gespräche mit den Kindern in der Schule und angemessen
auch schon im Kindergarten zu führen, wo nicht
nur über den Körper und die Sexualorgane
gesprochen wird, sondern auch über Gefühle
und Zärtlichkeit.
Ich
wünsche uns allen eine besinnliche Zeit und fröhliche
Kinder
|