Zum
Anlass der Eröffnung dieser Seite möchte ich
hier meine Gedanken zum Thema Tod veröffentlichen.
Viele Jahre habe ich mich aus Angst vor dem Tod so verhalten,
dass er mich bald einholte.
Ich
wurde todkrank und begann zu begreifen, dass eine Lebenshaltung,
die sich gegen die Möglichkeit zu sterben versichern
will - eine sehr destruktive Haltung ist. Auch, dass
das Thema fast niemand ansprechen möchte, vor allem
dann nicht, wenn Menschen, die wir lieben, dem Tod ins
Auge blicken müssen.
Sie
sehnen sich oft so sehr danach, dass man mit ihnen über
den Tod spricht. Und keiner tut es. Ja - wir meiden
dieses Thema wie den Teufel persönlich. Und dabei
wäre es oft so wichtig. Manchmal möchte der
Sterbende noch etwas loswerden - und er kann es nicht,
weil wir gar nicht wahrhaben wollen, dass er gehen will.
Und
ich habe schon erlebt, das sterbenskranke Menschen,
nachdem sie sich dann alles von der Seele gesprochen
hatten, oder Worte des Trostes und der Zuversicht erfahren
haben, was das Jenseits anbetrifft - sie plötzlich
unverhofft wieder zu neuen Kräften kamen und das
Leben eine neue Dimension für sie bekam.
Auch
ich habe in meinem Leben schon einige Personen betrauert,
die ich sehr lieb hatte. Da war z.B. ein sehr enger
Freund. Er starb sehr jung an einem Autounfall. Als
man es mir sagte, dachte ich, ich falle in ein Loch
und kann da nie mehr heraus. Vor lauter Hysterie lachte
ich so sehr, dass ich kaum noch Luft bekam. Und ich
begann über den Tod nachzudenken... das waren die
ersten Schritte.
Dann
war da z.B. mein Bruder. Er war 24, als ihn ein Autounfall
dahinraffte. Und ich hatte nicht bei der Beerdigung
dabei sein können. Es wurde mir lange Zeit nicht
richtig klar darüber, dass ich ihn nicht einfach
würde besuchen können, da ich zu diesem Zeitpunkt
mehrere tausend Kilometer entfernt war.
Bei
meinem Bruder wußte ich noch nicht viel darüber,
dass der Tod eine Türe ist - fast so wie es die
Geburt für uns in dieses Dasein war. Und damals
haderte ich so sehr mit dem Himmel, dass ich schon glaubte,
selbst bald von dieser Welt zu gehen.
Es
tat so weh, dass ich begann, mir tiefere Gedanken über
den Tod zu machen. Bei einem 1-jährigen Aufenthalt
in Indien wurde mir klar, dass wir nicht zum ersten
Mal hier sind, dass der Tod so gesehen gar nicht wirklich
existiert, sondern dass der Tod die Erneuerung des Kleides
ist, mit welchem sich unsere Seele und unser Geist auf
dieser Erde umhüllt.
Dann
starb mein Papa, der sein Leben lang in der geschlossenen
Anstalt für Schizophrenie hatte dahinfristen müssen.
Als mein Papa starb, war es nicht mehr so schlimm.
Ich ließ sogar den Sarg öffnen, um ihn noch
ein letztes Mal zu sehen. Da lag
seine Hülle... sie sah so fein und filigran aus,
dass ich in diesem Moment begriff, wie die Raupe zum
Falter wird ! Und ich freute mich von ganzem
Herzen mit meinem Vater, dass er dieses Stadium des
Lebens geschafft hatte. Ich sprach mit ihm und hörte
ihn im Geiste lachen.
Und ich sagte ihm alles, was ich schön und was
ich nicht so schön gefunden hatte, als er noch
lebte. Und ich fühlte, dass mir dabei eine große
Last von den Schultern fiel.
Das
alles habe ich erzählt, um Mut zu machen, sich
mit dem Tod näher auseinanderzusetzen, ihn wenn
es an der Zeit ist, zuzulassen und zu vertrauen ...
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