Lieber
Leser!
Ich möchte Dich mit auf
die Entdeckungsreise nehmen, die ich unternahm, möchte,
dass Du dem Ariadne-Faden folgst durch das Labyrinth
der Dunkelheit, der Krankheit und der Ungerechtigkeit.
Es war ein Weg der "Wiederentdeckungen"
uralter Naturgesetze der Gesundheit und der sozialen
Gerechtigkeit.
Meine Erinnerungen an die
Kindheit und die Jugend sind spärlich.
Geboren wurde ich am 06.10.1927
um 11.13 Uhr, 15 km südwestlich von Laibach (Ljubljana),
der Hauptstadt Sloveniens, in Jugoslawien.
Ich war das erste Kind meiner
Eltern. Der Vater war Bauer auf dem Hof seiner Vorfahren,
die Mutter hatte hier eingeheiratet. Als ich das Licht
der Welt erblickte, lebte auch der Großvater
noch, der, solange ich mich an ihn erinnern kann,
immer als das "Haupt" der Familie angesehen
wurde. Auf dem Hof lebten auch noch der Bruder und
zwei Schwestern meines Vaters.
Die Schwester, die mir folgte,
starb bald. Mein erstes "kleines" Leid bestand
darin, dass ich sah, wie die Erwachsenen dabei litten.
Dann bekam ich noch drei Brüder und zwei Schwestern.
Doch gehen die gemeinsamen Erlebnisse mit ihnen nicht
tief.
An den Großvater habe
ich die stärksten Erinnerungen. Er war ein ruhiger
und hilfsbereiter Mann, begabt, mit einem großen
Gerechtigkeitssinn. Sein Wunsch war allen Befehl.
Er aß um 5 Uhr die letzte Mahlzeit und verbrachte
die Abende in meditativer Stimmung. Wir Kinder fühlten
uns sehr zu ihm hingezogen. Er sprach zwar nicht viel,
aber was er sagte, wurde für wichtig befunden.
Öfter meinte er zu
mir: "Franz, merke Dir, vor dem Jahr 2000
kommen große Veränderungen."
Unsere Großfamilie lebte
zwar nicht mit Tieren unter einem Dach, doch bildete
sie eine enge Gemeinschaft, die sie mit etwa 15 Kühnen,
5 Schweinen und 20 Hühnern teilte.
Der Geruch der Tiere und ihrer Exkremente begleiteten
uns überall hin. Man konnte ihm nicht entrinnen.
Der Misthaufen des Nachbarn lag 4 m von unserem Wohnzimmer
entfernt, und an der anderen Seite des Hauses war
unser eigener Misthaufen, gleich in der Nähe
der Küche. Die Fliegenplage im Sommer war uns
sicher. Den Umständen entsprechend lebten wir
in Sauberkeit.
Morgens wurden wir geweckt
von dem Geruch der erhitzten Grieben, die zusammen
mit den Zwiebeln über den sogenannten Buchweizensterz
gegossen wurden. Das aßen wir zusammen mit gezuckertem
Milch-Malzkaffee, an jedem Tag der Woche. Abends gab
es Pellkartoffeln mit Sauermilch. Mittags bereitete
unsere Mutter mit den Tanten gewöhnlich Eintopfgerichte,
die mit den besagten Schweineschmalzgrieben gewürzt
wurden. Wir aßen alle aus einer Schüssel.
Sonntags ging es feierlicher
zu. Dann gab es auch Fleisch aus den Muskeln eigener
oder fremder Kühe und Schweine, denn das Essen
musste am Sonntag besonders "gut" sein.
Vor dem Hauptgericht, das aus Gemüse, Kartoffeln
und eben dem besagten Fleisch bestand, gab es eine
Suppe. Und am Sonntag aß jeder vom eigenen Teller.
Meist wurde uns Kindern vorgeworfen, wir äßen
nicht genug und sollten lieber an ärmere Kinder
denken, die kein so gutes Essen hätten. Verweigert
aber haben wir das Essen nie, es war uns nur meist
zu viel, was uns die Erwachsenen zu essen auftrugen.
Dass wir im Winter oft krank waren und an hohem Fieber
und Husten litten, das wurde darauf zurückgeführt,
dass wir vom heißen Ofen in die Kälte liefen,
ohne uns vorher warm anzuziehen. Den eigentlichen
Grund, die falsche, ungesunde Ernährung, kannte
niemand.
Bewegung hatten wir genug:
Wir kletterten auf die Bäume, fuhren mit den
Rädern und hielten uns lieber draußen,
als im Haus auf. Dort mussten wir mit anfassen bei
kleineren Arbeiten wie Kartoffelschälen oder
Brennholz hineintragen.
Zwischen den Erwachsenen habe
ich selten Spannungen bemerkt. Jeder wusste, was er
zu tun hatte und nur hie und da kamen Diskussionen
auf.
Ständige Gäste waren Arme und Bettler. Sie
gingen von Haus zu Haus und bekamen überall eine
Mahlzeit. Wir Kinder mochten diese Besuche gern. Es
gab dann immer neue Geschichten.
Die größten Feste
wurden gefeiert, wenn geschlachtet wurde. Solch ein
Hausfest begann am Morgen, wenn der Nachbar das von
allen Erwachsenen gehaltene Schwein erstach. Das Schwein
quiekte natürlich aus Leibeskräften bei
dieser Prozedur, und erst, wenn das Messer sein Herz
erreichte und sich aus dem Hals ein dicker Strom rauchenden
Blutes in einen Zuber ergoss, ging das Geschrei in
ein schwächer werdendes Röcheln über,
das langsam erstarb. Aus dem Blut wurden sogleich
Blutwürste und Metzelsuppe bereitet, eine auf
der Grundlage von Reis würzig angemachtes Gericht.
Wir Kinder durften die Blase des Schweines auspressen,
die sich in der Todesnot des Tieres prall gefüllt
hatte. Das Schwein wurde dann im Wohnzimmer auseinandergenommen.
Das war für mich der anschaulichste Anatomieunterricht,
den ich im Leben genossen habe. Teile des Schweines
bekamen befreundete Nachbarn, Verwandte im Nachbarort,
der Lehrer sowie der Pfarrer.
Wir Kinder hatten zur Feier des Tages schulfrei. Und
dies mit Recht, lebte man doch von früh bis spät
nur für die Schlachttiere: Morgens früh
aufstehen, melken, den Stall ausmisten, das Vieh zur
Weide führen, es dann zur Tränke treiben,
mittags wieder melken, füttern, ausmisten, melken,
striegeln, Nächte im Stall verbringen, wenn die
Rinder kalbten, das Futter für die Schweine kochen.
All diese Tätigkeiten beanspruchten die einzelnen
Familienmitglieder sehr.
Die Schweine fraßen zwar
rohes Futter lieber als gekochtes, doch letzteres
ließ sie schneller fett werden. Natürlich
wurden sie dadurch auch oft krank und manches Schwein
verendete an der Krankheit. So sorgte man sich ständig
um die Tiere und merkte dennoch nicht, wie man zu
ihren Sklaven wurde. Noch heute können sich die
Bauern jener Gegend kein anderes Leben vorstellen
- die Macht der Gewohnheit ist zu starr.
Ich bin für alle diese
Erfahrungen dankbar, weiß ich doch dadurch aus
allernächster Quelle, woher die Hauptnahrung
der "Zivilisierten" stammt, nämlich
aus dem Stall und vom Schlachthof.
Nicht missen möchte
ich aber auch die Erlebnisse und Erfahrungen in und
mit der Natur: Den Duft der noch unverdorbenen
Erde in ihren vielen Schattierungen je nach der Jahreszeit,
den Anblick des Waldes, der sich gleich hinter dem
kleinen Dorf den Berg hinauf erstreckte, die Melodie
der Glocken, die bei feierlichen Anlässen im
Takt von den Männern angeschlagen wurden in jenem
Turm der kleinen romantischen Kirche auf dem Berg;
die heißen Sommer und die klirrend kalten Winter
in dieser paradiesischen Landschaft, die bunte Welt
der vielen Vogel- und Tierarten. Verkehr gab es damals
noch nicht und so war es sehr, sehr still, besonders
nachts.
Nicht umsonst haben gerade
slowenische Dichter große Dichtkunst entwickelt.
Nur 2 Millionen Menschen sprechen heute slowenisch.
Ihre Sprache und ihre Kultur haben sich erhalten und
unter dem Druck tausendjähriger Germanisierungsversuche
von Österreich her gut entwickelt.
Wie es mir in der Volksschule
erging, daran habe ich keine Erinnerungen mehr. Zwar
entdeckte ich neulich ein Zeugnis und das ist gut,
aber ich kann nicht sagen, wie die Zeugnisse der anderen
aussahen.
In meinem Gedächtnis ist lediglich der schöne
Blumengarten des Lehrers sowie das Tannenpflanzen
mit der ganzen Schule geblieben. Und an die Zeichnung
der Mondrakete nach Jules Verne auf der Doppeltafel
des Klassenzimmers kann ich mich noch erinnern.
Als mir die Mutter eröffnete,
ich käme ins Gymnasium, war ich zuerst überrascht,
dann beglückt und zugleich beschämt, weil
eine solche "Karriere" in jener Gegend eine
Seltenheit darstellte.
Der Wechsel vom Leben auf dem
Land in das Internat, St. Vid bei Laibach,
wirkte sich für mich katastrophal aus. Alles
kam mir fremd und feindlich vor.
Anfangs weinte ich heimlich und fand keinen Trost.
Die Ernährung wurde noch schlechter: Jeden Morgen
gab es Einbrennsuppe mit Eiern, mittags immer Fleisch,
häufig Kohlspeisen und Süßes. In wenigen
Monaten brauchte ich eine Brille. Als mir die Mutter
einen vollen Koffer mit Herbstfrüchten und Salamiwürsten
schickte, verteilte ich den Inhalt unter meinen Mitschülern,
denn ich hatte inzwischen die erste große Lebensweisheit
bewusst erkannt: Plenus venter non studet libenter,
ein voller Bauch studiert nicht gern. Dennoch sollte
mir der "volle Bauch" noch jahrzehntelang
zu schaffen machen. Konzentration ist da mein großes
Problem.
Immer wieder ertappe ich mich, wie meine Gedanken
auf die Wanderschaft gehen.
Beim Lernen der Bodenreform durch die Gracchen fällt
mir auf, dass ich das Gelesene nicht behalten kann,
so lese ich das Gleiche immer wieder, doch beim zehnten
Versuch gebe ich auf.
Der kleine Lateinprofessor
schrie uns oft an: "Du dummes Kalb, du!"
Und bei der ersten "positiven" Note in der
immer gefürchteten Lateinarbeit meinte er nur:
"Es ist zwar gut, aber eine Schwalbe macht noch
keinen Sommer."' So war die Erziehung.
Wir Schüler waren schläfrig, müde,
gelangweilt und faul, so sagte man uns.
Aber niemand wusste, woran
es lag. Zwar gab es täglich Spiele im Freien
und am Wochenende einen Spaziergang - aber die Ernährung
war nur dazu geeignet, uns müde, niedergeschlagen
und missmutig zu machen. Dies wird mir zwar erst später
einleuchten, aber die Wirkungen spürte ich damals
schon.
Verliebt habe ich mich zum
ersten Mal in den "kleinen Lord", der damals
im Theater aufgeführt wurde. Die Rolle des "kleinen
Lord" wurde von einem Mädchen gespielt,
wie ich später erfuhr.
Am Palmsonntag 1941 wurde
Jugoslawien teils von den Deutschen, teils von den
Italienern besetzt. Die Deutschen internierten
fast alle Intellektuellen gleich, die Italiener taten
das nicht. So organisierte sich unser Gymnasium unter
der italienischen Oberhoheit neu.
Unter dem Vorwand des Widerstandes begann die lange
vorbereitete blutige stalinistische Revolution hauptsächlich
von England unterstützt.
Im Sommer 1942 konnten wir wegen der Partisanenüberfälle
auf die Dörfer nicht alle nach Hause fahren,
sondern mussten die Ferien im Internat verbringen.
In dieser Zeit ermunterte uns
ein Mitschüler aus einer höheren Klasse
zur freiwilligen Morgengymnastik. Ich weiß nicht
mehr, welche Übungen er mit uns machte, es sind
mir nur seine festen Oberschenkelmuskeln in Erinnerung
geblieben, wenn er aus der Hocke hochschnellte. Entscheidend
für mich aber war, das Gefühl für den
eigenen Körper zu bekommen und ich habe seitdem
das ganze Leben hindurch, mit einigen bedauerlichen
Unterbrechungen, Morgengymnastik betrieben.
In den ersten Jahren auf dem
Gymnasium hielt ich mir eine Tageszeitung im Abonnement
und als Hobby pflegte ich, Bücherkataloge zu
studieren. Die Zeitung habe ich dann bald wieder abbestellt.
Das Lesen von Bücherkatalogen aber ist mir noch
jahrzehntelang geblieben.
Die kommunistischen Partisanen
Titos, die von England unterstützt wurden, aber
kaum von Russland, mordeten täglich potentielle
Gegner und hielten das Volk in Angst und Schrecken.
Die Kirche und die Liberalen riefen deshalb zum Widerstand
auf.
Es kam zum Bürgerkrieg. Als ich Anfang 1945 die
stalinistische Gefahr erkannte, die uns drohte, sagte
ich meinem, Vater, es wäre besser, sich nach
Österreich zurückzuziehen.
Aber er meinte nur, ich sei zu jung, um die Lage zu
überschauen. Er glaubte, dass nach dem Zusammenbruch
von Deutschland wieder freie Wahlen stattfinden würden.
So verabschiedete ich mich vom Vater. Er ließ
mich gehen, er war ja tolerant. Mit einigen anderen
Zivilisten ging ich nach Österreich. An manchen
Stellen übernahm ich sogar die Führung,
weil sich andere nicht so recht trauten. Später
erfuhr ich dann, dass mein Vater und mein Onkel von
den "Roten" erschossen worden waren, wie
auch alle Angehörigen der sogenannten "Weißen
Armee".
Zwar hatte diese sich
vor den anrückenden internationalen Brigaden
nach Österreich zurückgezogen, wurde
aber im Mai vom englischen General Alexander
auf Anordnung vom Außenminister Harold
McMillan unter dem Vorwand des Transports
in das wärmere Italien geradewegs in die
Arme von Titos Partisanen geschickt und ermordet.
Viele, insbesondere Intellektuelle, emigrierten
zuvor. Wenn diese dann im Westen über die
Vorgänge in Jugoslawien berichteten, mussten
sie um ihre Posten fürchten, besonders
in England. Man bedenke bloß, dass
sich der Sohn von Winston Churchill, Randolph,
fast die ganze Zeit des Krieges im Generalstab
von Tito befand. Ich kann das hier nur
vereinfacht andeuten, berichte aber darüber,
damit man versteht, warum ich der ganzen Geschichtsschreibuung
nicht mehr glauben konnte.
In Jugoslawien kennt
die jüngere Generation ausschließlich
die offizielle Version der "Sieger",
was die Entwicklung des Krieges anbetrifft.
Wir könnten aus
der Geschichte lernen, wenn wir sie wirklich
kennen würden. Um die negativen Folgen
zu vermeiden, muss man die Ursachen kennen.
Wie aber kann man für die Zukunft realitätsgerecht
planen, wenn man die Vergangenheit ständig
verzerrt betrachtet?
Nur der unvoreingenommene
und unbeeinflusst forschende Historiker kann
die wirklichen Gründe für geschichtliche
Abläufe liefern.
Aber auch dem Historiker
ist es kaum möglich, an echte Dokumente
oder Tatsachenberichte heranzukommen, oder
es wird ihm von einflussreicher Seite untersagt,
die Wahrheit aufzudecken.
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Nach dem
Krieg habe ich in Italien weiter studiert
und wollte dann Missionar in
China werden. Es wurde ja gesagt, die Kirche besitzt
das Licht und dieses Licht sollte allen Völkern,
die in Dunkelheit leben, gebracht werden. So wollte
ich das Licht kennen lernen und es dann weitertragen.
Dass auf diesem Wege die ganze Menschheit bald erlöst
werden würde, das war die Meinung aller meiner
damaligen Professoren, Präfekten und Erzieher,
und sie glauben auch heute noch daran.
Ich begann also zu studieren:
Zuerst Philosophie, dann die Theologie und die Kirchengeschichte.
In erster Linie lernte ich natürlich für
die Prüfungen, aber es blieb mir auch genügend
Zeit, um die Meinungen von Außenseitern, Dissidenten,
Praktikern und Reformern kennen zulernen.
In einer Buchhandlung in Buenos
Aires fand ich eine Serie von Büchern von Paul
Jagot. Vorbereitet wurde ich durch die Lektüre
Raoul Ribouillets über die Arbeitsmethoden
von Linné, Bossuet und viele mehr. Das
interessierte mich und ich gewann langsam das Bewusstsein,
dass ich mir mein Leben selbst aufbauen müsste.
Paul Jagot, ein Schüler von Dr. med. Canton,
wurde der erste Autor, der mir immer wieder half.
Zehn bis zwanzig Minuten Lektüre in seinen Schriften
täglich genügte mir schon, den Tag gut zu
nutzen.
Manchmal reichte es schon aus,
wenn ich nur seine Bücher im Regal anschaute.
Ich vertiefte dann gleich meine Atmung, meine Sitzhaltung
oder machte einige Minuten Gymnastik. Damals befasste
ich mich auch damit, wie man auf die effektivste Weise
dem Gehirn große Mengen Sauerstoff zuführt.
Das Studium selbst erschien
mir oft sinnlos. Ich hatte den Eindruck, dass
ich auf der Suche nach dem Woher und Wohin des Menschen
keinen Schritt weiterkommen würde. Das Erlernen
von Sprachen tröstete mich in dieser allgemeinen
Ausweglosigkeit Obwohl oder eben weil ich nie gezweifelt
hatte, dass das Ganze einen Sinn haben musste, und
dass dieses Leben kein Produkt des Zufalls sein konnte,
fiel die Bedeutung der Dogmen bald in sich zusammen.
Es blieb mir nur die Überzeugung, dass ich
in voller Arbeit, besonders wenn ich selber unterrichtete,
irgendwie weiterkommen würde. Doch während
der Jahre des Dozierens in Asuncion, Paraguay, kam
dann andererseits soviel Arbeit auf mich zu, dass
ich viel weniger zum Nachforschen und -denken kam,
als vor dem Abschluss des Studiums.
Daher kam es mir sehr gelegen,
dass ich von Südamerika nach Paris gehen konnte
und von da wieder nach Rom. Dort begann ich mein zweites
Studium, das der Kirchengeschichte - Petrus und Paulus,
Gründer des Kirchenstaates - in dem ich auch
promovierte.
Die Dissertation - Übergang
vom Altertum zum Mittelalter des Kirchestaates in
Rom - gefiel dem Doktorvater, Prof. Friedrich Kempf,
sehr gut und er wurde mein erster Lehrer, bei dem
ich mich wohl fühlte. Für mich war nicht
so sehr die Arbeit des Suchens und Schreibens wichtig,
als vielmehr das Resultat der Anstrengungen, der Titel.
Heute weiß ich, dass jede Phase des Lebens und
Forschens ihre Bedeutung hat.
Als ich im Vatikanischen
Rundfunk mehrmals in der Woche religiöse
Nachrichten auf Latein bringen sollte, begann ich
mich sehr ernst zu fragen: "Was ist eine religiöse
Nachricht"? Ich wusste es nicht. Durch den
Kontakt zu der katholischen Laienbewegung der Fokolarini
kam der erste Funke einer Hoffnung, dass es doch noch
etwas mehr zu erfahren, zu erleben und zu geben sei.
Besonders die Gründerin, Chiara Lubich aus Trient,
hat mich auf Jahre hin fasziniert. Sie hatte damals
eine große Ausstrahlung, war zu jedermann liebenswürdig
und zuvorkommend und versuchte das "Gebot der
Liebe" in die Tat umzusetzen.
Dr. Rudolf Steiner
sagt, dass die Liebe etwas Physisches sei, wie Elektrizität
oder Magnetismus. Bei Chiara habe ich gespürt,
dass diese Art der Liebe vorhanden ist - ganz unabhängig
von dem, was sie sagte oder tat. Ich versuchte,
darüber im Vatikanischen Rundfunk zu sprechen,
aber es war sehr schwer zu ermessen, was die Gedanken
von Chiara bewirkten. Das Ganze ließ mich
ziemlich unbefriedigt und ich habe dadurch die Idee
des Missionierens endgültig verlassen.
Im Jahre 1963 kam ich wieder
nach Laibach und begann, selber mit jungen Menschen
ein tieferes Verständnis des Lebens zu entwickeln.
Am 28. Juni 1964, genau
50 Jahre nach den Schüssen von Sarajevo,
erlebte ich unvergessliche Zustände, in denen
ich verstand was Jahrzehnte zuvor mein Großvater
behauptet hatte: "Es werden Veränderungen
kommen.
Diese Veränderungen sind viel einfacher, als
wir sie uns vorstellen. Es geht um einen Sprung in
der Evolution, von dem die Großen in der Geschichte
schon immer sprachen. In dem Zusammenhang fand ich
in Laibach in einer Buchhandlung das Buch: "The
varieties of the religious experience" von William
James und ich spürte gleich, dass ich langsam
auf einen Weg komme, der zu irgendeinem Resultat führen
musste. Der brennende Wunsch, mich in die Grenzgebiete
des Wissens zu vertiefen, die Entdeckung, dass meine
bisherigen Lehrer weder praktische noch theoretische
Kenntnisse von solchen Gebieten hatten, bestätigten
mich in meiner Annahme, in einem Ghetto gelebt zu
haben.
Ich fand in keiner "normalen" Literatur
die Zustände beschrieben, die ich erlebt hatte.
In der Literatur der Grenzgebiete sprach man von "Kosmischem
Bewusstsein". Und die Definitionen deckten sich
mit meinen Erlebnissen.
Ich fand dann auch, dass man
das "Kosmische Bewusstsein" nur in einem
ganz gesunden Körper durch positives Denken und
in einer Gesellschaft von wenigen oder vielen Menschen,
die sich gegenseitig annehmen, lieben und unterstützen,
erreichen kann.
Das "kosmische Bewusstsein"
wird durch gewisse Schwingungen erreicht, die ich
damals natürlich nicht verstehen konnte. Es fällt
mir aber auch schwer, sie zu beschreiben, weil auch
die Beschreibung eines Phänomens immer an Bekanntes
anknüpfen muss, um sich dem andern verständlich
zu machen. Die Erfahrung, die ich machte, war aber
so neuartig und so unbeschreiblich, dass mich nur
die verstehen können, die schon Ähnliches
erlebt haben.
Fortan wollte ich diesen Erlebnissen
auf den Grund gehen. Das Studium der Parapsychologie
an der Universität Graz zeigte mir zum ersten
Mal, dass ich einen Faden, einen grünen Faden,
finden würde. Meine Frage war: Was sind diese,
die Umwelt verändernden Zustände bzw. Schwingungen,
die noch keinen Namen haben und doch die einzige Kraft
sind, die ich verstehen möchte.
Damals (1965) habe ich begonnen
aus Büchern, die mir völlig neu waren, die
kopernikanische Wende zu verstehen.
Ich habe erstmals erfasst:
- dass der Mensch nicht
stirbt und der Tod nur eine Übergangsstufe
in ein anderes Bewusstsein ist,
- dass wir weder das Zentrum
des Universums sind, noch die höchst entwickelte
Stufe des Lebens in unserem Planetensystem,
- dass wir wiedergeboren
werden, bis wir das menschliche Bewusstsein in
der Materie genügend entwickelt haben.
Es wurde mir klar, dass all
das schon bewiesen ist. Wer sucht und sich davon ein
Bild machen möchte, der muss sich eben damit
beschäftigen. Es gibt ganze Bibliotheken von
guten und sehr guten Büchern, geschrieben von
seriösen Autoren und Forschern. Wenn die Lehrer
an unseren Hochschulen davon nichts wissen, dann wohl
deshalb, weil sie sich mit diesen Fragen noch nicht
beschäftigt haben oder mit Vorurteilen an sie
herangegangen sind.
Obwohl ich nun die wichtigsten
Antworten über das menschliche Leben gefunden
hatte, so blieben immer noch die Fragen über
die Ursachen von Krankheit, Leid, Hunger, Elend, Ausbeutung,
Depression, Selbstmord und Mord.
In der umfangreichen parapsychologischen,
grenzwissenschaftlichen, mystischen, theosophischen,
anthroposophischen, orientalistischen Literatur stieß
ich immer häufiger auf die lebensreformerischen,
physiokratischen und naturgemäßen Bestrebungen.
Letztendlich ging es doch immer in erster Linie um
das Funktionieren des menschlichen Körpers, besonders
des Gehirns.
Im Sommer 1966 erhielt ich
eine reformerische Broschüre über Makrobiotik
von einem Freund. Es war ein kurzer Abriss der Medizin
des Fernen Ostens von George Oshawa. Ich hatte zwar
schon bessere Schriften über Ernährung gelesen,
aber diese traf mich gerade, als ich mich infolge
persönlicher Probleme über längere
Zeit üppig ernährt habe und deshalb etwas
an Übergewicht litt, verbunden mit Bandscheibenschmerzen
und leichter Schlaflosigkeit. Und weil sie mir von
einem lebendigen, drahtigen und lieben Freund empfohlen
wurde, habe ich sie mit Interesse studiert.
Mit einem Mal ging mir auf,
dass es wahrhaftig nicht gleichgültig sein kann,
was ich als Nahrung in meinen Körper hineingebe.
Zwar leuchtete mir die makrobiotische Schule nicht
in allen Punkten ein, aber ich gewann erste Klarheit
über gewisse Prinzipien, die mir später
den Weg weiter wiesen:
a) Man braucht doch keine
Tiere zu essen, um gesund zu bleiben.
b) Menschlich kultiviertes Essen verlangt nach gutem
Kauen.
c) Fasten ist eine generelle Reinigung des ganzen
Körpers und des Geistes und gleichzeitig ist
es ein einzigartiges Erlebnis mit sich selbst.
d) Eine Umstellung in den Ernährungsgewohnheiten
geschieht viel leichter nach einem Fasten.
Gruppe und
Kommunikation
Nach meinen ersten Erfahrungen
mit Gruppen in den Jahren 1963/64 entstand der Wunsch,
Gesundheits- und Kommunikationsseminare zu entwickeln.
Ich studierte die Humanistische Psychologie von Abraham
Maslow und beschäftigte mich mit den Erfahrungen
der Workshops der Schulen, wie Esalen-Institut und
andere in Kalifornien. Nachdem ich die theoretischen
Grundlagen durchgearbeitet hatte, begann der schwere
Weg der Praxis. Aber dieser Weg befriedigte mich immer
stärker, je mehr Erfahrungen ich machte und je
klarer mir in dieser Arbeit der Sinn des Lebens wurde.
Erst, wenn der Mensch begreift, dass das Leben eine
Schule und eine Schulung ist, kann er motiviert werden,
aus seinem Leben etwas Neues zu machen.
Wir können mit unserem
Körper arbeiten, ihn ertüchtigen, elastischer,
geschmeidiger, lebendiger machen. Wir können
das Denken schulen, Konzentration lernen, nach neuen
Erkenntnissen streben.
Wir können unsere Fähigkeiten
für andere einsetzen, für die Veränderung
und Verbesserung unserer Lebensbedingungen auf dieser
Erde.
Anfang der 70ger Jahre dozierte
ich in Regensburg (Fachhochschule) Tiefenpsychologie.
Ich legte besonderes Gewicht auf die sogenannte dritte
Psychologie, die Humanistische Psychologie von Abraham
Maslow. Bei ihm ist dieses gewagte Interesse zu sprüren,
auch das gesunde Wissen über den Menschen einzubeziehen.
In dieser Zeit erzählte
mir eine Kollegin, Psychologiedozentin, dass sie mit
den Studenten über das Buch von Arthur Ford:
"Bericht vom Leben nach dem Tode" spräche.
Das berührte mich. Es ließ mich hoffen,
dass die Jugend irgendwann auch wesentliche Fragen
menschlicher Existenz frei diskutieren werde.
Aus den Vorlesungen entstanden Wochenendseminare.
Hier beobachtete ich, wie die herkömmliche Lebensweise
die jungen Menschen verkrampft macht.
Ich wünschte mir, sie
einfach ins heiße Wasser oder in eine Sauna
zu stecken und sie dann, weich und warm gemacht, zu
kneten, zu massieren und zu strecken, sie dann laufen,
kämpfen und rangeln zu lassen, bis sie wieder
geschmeidiggeworden sind.
Durch die moderne Lebensweise
wird der Brustkorb hart, die Atmung flach. Bei flacher
Atmung aber entwickeln sich Angstzustände. Das
Gehirn wird ungenügend mit Sauerstoff versorgt
und so kann man nicht folgerichtig denken, und deshalb
den eigenen Zustand nicht mehr erkennen. Ein Teufelskreis!
Wie viele Menschen wissen noch, wie sich das Gesamtbefinden
verändert, wenn man tiefer atmet? Auf jeden Fall
atmet derjenige tiefer, der sich bewegt, läuft
oder körperlich arbeitet.
Die Möglichkeiten, meine
gewonnenen Einsichten in die Tat umzusetzen, waren
an der Hochschule sehr gering, deshalb schwebte es
mir vor, mich selbständig zu machen. Im Bayerischen
Wald baute ich deshalb ein Zentrum auf: ZAGT, Zentrum
für Angewandte Ganzheitstheraphie. Im Zentrum
war es möglich, längere Seminare (1 - 2
Wochen) abzuhalten. Es gab eine Sauna im Hause und
die Möglichkeit, in der freien Natur zu atmen,
zu leben, zu sein.
Hier konnte ich auch die Auswirkungen
der modernen Lebensweise und der Ernährung auf
das Befinden der Menschen beobachten.
In den ersten Tagen des Seminars stellte sich jeder
Teilnehmer vor. Er erzählte, wie und wer die
Eltern waren, wie er seine Kindheit empfunden hatte,
welche Gewohnheiten, Schwierigkeiten und Verhältnisse
im Elternhaus herrschten. Jeder erfuhr von den Erwartungen
und Wünschen jedes Einzelnen, von seiner Religion
und seinem Wissen vom Tod. Nach solchen Selbstbeschreibungen
war die Atmosphäre viel besser. Die anfänglichen
Vorbehalte gegenüber anderen mussten fallen,
weil jeder vom anderen verstand, wie er zu dem geworden
ist, was er jetzt war.
Und in diesem Kreis fiel es
auch nicht schwer, Veränderungen der Gewohnheiten
auszuprobieren.
Es kamen beispielsweise Menschen mit dem Wunsch, zu
fasten. Das war auch eine Herausforderung an mich.
Ich machte einige Male mit. Vom Tisch der Fastenden
im Speiseraum breitete sich gewöhnlich Freude
aus. Es bestätigte sich, dass das Fasten heiter
macht.
Ein Universitätsprofessor erzählte, dass
er jedes Jahr bei seinem 21tägigen Fasten Erfindungen
machte, so, als ob das Gehirn - vom Ballast befreit
- erst richtig zu funktionieren begänne.
Diese Erfahrungen und Erlebnisse
haben mich angetrieben, nach der naturgemäßen
Nahrung des Menschen zu suchen. Aus den alten Schriften
wusste ich die Stellen auswendig, wo die Rede von
der "reinen Speise" ist, von der Nahrung,
die wirklich sättigt und ewiges Leben gibt, im
Gegensatz zu der Nahrung, die in die Krankheiten und
den Tod führt. Natürlich haben unsere Schriftgelehrten
solche Stellen mystifiziert und falsch interpretiert;
sie mussten es vielleicht, wenn sie nicht bereit waren,
an sich selbst die Wirkungen ihres Tuns und Lassens
zu beobachten.
Mitte November 1976 hörte
ich auf, feste Nahrung zu mir zu nehmen,
mit der Absicht, einmal längere Zeit zu fasten.
Bis Weihnachten wurden es gute 40 Tage.
Jene Zeit zählt für mich zu der wirklichen
Wende in meinem Leben. Was ich in den vergangenen
l0 Jahren an Erfahrungen und Wissen gesammelt hatte,
begann sich nun schnell zu einem klaren Bild zu ordnen.
In diese Zeit fiel auch die Begegnung mit Dr. Carlos
Heede, Arzt und Heilpraktiker, der zu einem Seminar
kam.
Er stieß mich wieder
auf das Buch "Das Friedensevangelium der Essener".
Ich hatte das Büchlein schon früher gelesen,
aber seine enorme Tragweite noch nicht erfasst. Es
schien mir zu schön, um wahr zu sein. Jetzt war
ich soweit.
Es gingen mir nun immer neue Zusammenhänge auf.
Ich schrieb dem Schweizer Philosophen, Werner Zimmermann,
dem Übersetzer des Friedensevangeliums und postwendend
beantwortete mir dieser große, betagte Schweizer
alle meine Fragen und sagte mir auch, wie ich an Dr.
Szekely herankäme, der dieses Evangelium der
Essener entdeckt hatte. Dr. Edmond Bordeaux Szekely
beschäftigte mich dann lange Zeit. Er eröffnete
mir durch seine Bücher das Tor zu der Kultur
der Essener, einer Therapeutischen Bruderschaft, die
vor 2000 Jahren in voller Blüte stand.
Das Jahr 1977 verbrachte ich
wie im Traum mit Entdeckungen von neuen geschichtlichen
Zusammenhängen. Die Bücher von Dr. Carl
Anders Skriver gewannen so stark an Bedeutung
für mich, dass, hätte mich zu der Zeit jemand
gefragt, was ich als Wichtigtes mitnehmen würde,
wenn ich auswandern würde, ich ihm nur die Bücher
von Skriver genannt hätte. Und auch heute noch
sind sie mir sehr wertvoll, weil sie mir so viele
neue Einsichten vermittelten.
Beim Studium der Quellen über
die Essener wurde mir klar, welche katastrophale Geschichtsfälschung
stattgefunden hat. Ihre Existenz wurde ja von der
gängigen Geschichtsschreibung ignoriert oder
besser gesagt: Absichtlich totgeschwiegen.
Die verhängnisvollen Auswirkungen dieser Tatsache
sind: Endlose Krankheiten und Depressionen im persönlichen,
aber auch Ausbeutung, Kriege und Wüsten im nationalen
und internationalen Bereich.
Das Buch "Verrat der Kirchen an den Tieren"
von Skriver führte mir das endlose Leid der Tiere
vor Augen, Meere von Blut unschuldiger Wesen, stumme
Bitten vivisezierter, gejagter, ausgebeuteter, eingesperrter
Kreaturen, deren Erzieher, Verwalter und Beschützer
der Mensch sein sollte. Ich
glaube, dass ich in den letzten 30 Jahren dieses einzige
Mal geweint habe, beim Lesen dieses Buches, das mir
anschaulich zeigte, wie erbarmungslos das Leid ist,
das der Mensch dem Tier zufügt.
Und es wurde mir klar, dass
dieses Leid die Quelle der Misere des Menschen ist.
Leo Tolstoi und viele andere Philosophen wussten
es ja auch, dass unsere Schlachthaus-Zivilisation
auf dem Schlachtfeld enden wird. Denn die Grausamkeit,
die im Krieg angewandt wird, kann nur an der ungeschützten
Kreatur gelernt werden. Alle Propagandareden der pazifistischen
Bewegungen würden sich erübrigen, wenn wir
die Ursachen der Kriege, der Armut und Not durchschauen
würden.
Durch Dr. Szekely lernte ich
den großen Philosophen Luigi Cornaro
kennen. Er rettete einen Teil der essenischen Medizin
in unsere Kultur herüber, und er wandte an sich
selbst die erste platonische Tugend, die Mäßigkeit
oder anders gesagt, die Enthaltsamkeit, an. Schließlich
wurde er 100 Jahre alt und all seine Jahre waren produktiv.
Luigi Cornaro hatte den Adelstitel durch die schlechte
Führung eines Verwandten verloren und war von
Venedig nach Padua übergesiedelt. Er heiratete
eine Deutsche, Veronika von Spillenberg, die ihm eine
Tochter, namens Clara, schenkte. Sie blieb das einzige
Kind dieser glücklichen Ehe. Clara gebar in ihrer
Ehe 11 Kinder, an denen sich Luigi sehr erfreute.
In seiner Jugend lebte Luigi Cornaro äußerst
verschwenderisch und die Folgen waren verheerend für
seine schwächliche Konstitution. In seinem 40sten
Lebensjahr geriet er nahe an den Rand des Todes und
nur der ausgezeichnete Rat seiner Ärzte, die
aus der salernitanischen medizinischen Schule kamen,
er solle sein Nahrungsminimum herausfinden, ließ
ihn wieder gesunden.
Diese Schule hatte die Erkenntnisse
von Hyppokrates, Galenos und den Essenern weitergetragen.
Von Galenos ist das Wort überliefert: Die größte
Wahrheit ist, dass ein dicker Bauch keinen feinen
Geist hervorbringt.
Luigi Cornaro fand, dass 375
Gramm feste und 420 Gramm flüssige Nahrung pro
Tag für ihn ausreichten. Im Alter von 86 Jahren
war er körperlich und geistig noch in ausgezeichneter
Verfassung. Als er etwa 80 Jahre alt wurde, rieten
ihm seine Freunde, doch ein wenig mehr zu essen. Er
folgte ihrem Rat und wurde sofort sterbenskrank. Daraufhin
reduzierte er seine Nahrungsmenge noch einmal und
nahm fortan nur noch 275 Gramm feste Nahrung zu sich.
Sogleich erholte er sich wieder und lebte gesund und
froh, bis er im Jahre 1566 hundertjährig starb.
Dreihundert Jahre nach seinem Tod befruchtete er das
Denken des deutschen Philosophen Friedrich Nietzsche.
Zu Beginn dieses Jahrhunderts
hat der deutsche Philosoph Arnold Ehret das
Urgesetz der natürlichen Ernährung entdeckt.
Zwar ist er in Deutschland unbekannt, obwohl Walter
Sommer (23.01.1887 bis 1985) sein ganzes Leben
darauf verwandt hat, die Erkenntnisse von Arnold Ehret
zu verbreiten und darin Großes geleistet hat.
Doch in den USA findet man die Bücher von Ehret
fast in jedem Health-Store.
Es war interessant für
mich, zu beobachten, dass einige Freunde unabhängig
von mir, dieselben Entdeckungen machten. So erzählte
ich der Künstlerin, Mary Bauermeister, dass ich
mich mit dem Thema "Rohkost" beschäftigte.
"Du auch?" wunderte sie sich und schickte
mir prompt das in Amerika neu erschienene Buch "Survival
into 21st Century" von Viktoras Kulvinskas.
Dieses Buch wurde für mich zum Meilenstein. Besonders
auch deshalb, weil es ein ungewöhnlich breites
Panorama von interessanter Literatur enthielt. Vieles
ließ ich mir dann kommen: Literatur über
Babynahrung, Menstruation, Langlebigkeit. Da waren
Ansätze, die ich in europäischer Literatur
nicht gefunden hatte. Ich stellte zu meiner großen
Freude fest, dass die amerikanische New Age-Jugend
und die Friedensbewegung offener war als die übrige
amerikanische Bevölkerung. Die Erkenntnisse Ehrets
über die schleimfreie Nahrung wurden dort immer
mehr befolgt. Und es gab erstaunliche Resultate.
So sorgte ich dafür, dass
das Buch von Kulvinskas "Survival into the
21th century" auch in deutscher Übersetzung
erschien.
Viele Menschen, die diese Fassung in deutsch lasen,
wundern sich, dass diese Erkenntnisse nicht öffentlich
weiter verbreitet wurden und dass die Erfolge, die
sie mit Experimenten auf diesen Gebieten machen, nicht
mehr anerkannt werden. Mancher fragt sogar direkt:
"Warum werden diese Antworten nicht in den öffentlichen
Medien diskutiert"?. Ich meine, weil es publikumswirksamer
ist, kostspielige und aufwendige Heilmethoden und
Apparate vorzuführen, als einfache und naturgemäße
Methoden; weil finanzkräftige Mächte meinen,
an der Gesundheit aller nicht genügend verdienen
zu können; aber auch deshalb, weil diese Erkenntnisse
sich erst jetzt langsam verbreiten und nicht genügend
Menschen mithelfen, die Verbreitung weiterzutreiben.
Durch Kulvinskas stieß
ich auch auf Dr. Abramowski, dem ehemaligen
Chefarzt des Bezirks-krankenhauses von Mildura in
Australien. Er wurde 1852 in Berlin geboren und
wanderte 1884 nach Australien aus. Ich möchte
an dieser Stelle Auszüge aus seinen Schriften
wiedergeben, da sie für sich selbst sprechen.
"Nach vielen Jahrhunderten
gemischter und gekochter Nahrung befürworte
ich dieeinfache, natürliche Nahrung. Ich
bin mir meiner Sache ganz sicher. Warum? Erstens
hat die natürliche, ungekochte Nahrung
mein Leben gerettet und meinen Körper verjüngt,
denn sie machte aus einem überfütterten,
alten Mann, der vom Schlag bedroht war und blindlings
auf sein frühes Grab zuging, einen recht
jugendlichen, kräftigen und gesunden Menschen,
fähig, ein weiteres halbes Jahrhundert
zu leben. Und zweitens hat diese Kost viele
wertvolle Menschenleben gerettet. Diese Menschen
wären unter Beibehaltung der üblichen
modernen Ernährungsweise und der gängigen
medizinischen Behandlung gestorben".
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Bis zu seinem 50sten Lebensjahr
lebte er selbst von Mischkost, Fleisch, Brot, Gemüse,
etwas Obst, alles gekocht. Er trank Tee, Kaffee, Bier
und Whisky und rauchte Zigarren. So wurde er dick
und schwer und obwohl er als Arzt und Chirurg erfolgreich
war, spürte er doch, dass er den Anstrengungen
eines tätigen Lebens nicht mehr lange gewachsen
war. Die Widerstandskräfte ließen nach
und Beschwerden mehrten sich.
Er schreibt:
"Herzklopfen,
Schlaflosigkeit, Kopfschmerzen, rheumatische Beschwerden,
Verdauungsstörungen, machten sich immer stärker
bemerkbar. Noch brachte ich es fertig, alle Alarmsignale
zu missachten, bis mein ungewöhnlich hoher
Blutdruck zu Nasenbluten führte. Die Nase
blutete einmal acht Stunden lang. Bei einer Untersuchung
erwiesen sich meine Arterien als hart und brüchig.
Arteriosklerose nennt man das! Wir sind so alt,
wie unsere Arterien. Als ich von dem gefährlichen
Zustand meines Gefäßsystems erfuhr,
wusste ich, dass meine Tage gezählt waren
und Mutter Erde bald diesen ruinierten Körper
bedecken würde, wenn nicht ein Wunder geschah!"
Und das Wunder geschah! Durch die Umstellung
in der Ernährungsweise erreichte Abramowski
eine völlige Gesundung seines kranken Körpers.
Alle aufgezählten Symptome verschwanden,
ja mehr noch, er fühlte sich stärker,
aktiver, lebensfähiger und ausdauernder,
als in seiner Jugend. Er hatte nun seine Gesundheit
in der Hand.
Bevor er mit der natürlichen Ernährung
begann, litt er jedes Jahr unter zahlreichen Erkältungen,
Grippeanfällen und häufigen Gliederschmerzen.
Auch in seiner Familie traten Halsschmerzen, Diphterie,
Masern und Keuchhusten auf, die, so sagt man,
üblichen Kinderkrankheiten. Aber, so schreibt
er: "Seit Früchte unser Hauptnahrungsmittel
sind und Fleisch vom Tier verschwunden ist, seit
Wasser und Fruchtsäfte unsere Getränke
sind, ist bei uns keinerlei Krankheit mehr aufgetreten.
Automatisch habe ich auch jeden Geschmack an Bier,
Whisky und Tabak verloren".
Abramowski wurde nach der Umstellung noch einmal
Vater von einem Mädchen und einem Jungen.
Diese beiden Kinder bekamen keine Kinderkrankheiten
und entwickelten sich viel besser, als ihre älteren
Geschwister." |
Auch bei seinen Patienten erzielte
er erstaunliche Ergebnisse: Von 166 Typhusfällen
in seinem Krankenhaus in Midura, die mit Obst und
Obstsäften behandelt wurden und weder Medikamente
noch unnatürliche Nahrungsmittel erhielten, starben
nur zwei, aber nur, weil einer zu spät mit der
Diät begann (erst in der dritten Woche) und der
andere einer Hitzewelle erlag, der damals viele Menschen
zum Opfer fielen. Sogar Fälle von Blinddarmentzündungen
heilten, ohne dass operiert werden musste und Fieberanfälle,
rheumatische Beschwerden, Nerven- und Bronchienentzündungen
heilten in kürzester Zeit bei Obstsäften
und Obstfasten.
Diese guten Erfolge der Behandlung
beeindruckten das Pflegepersonal natürlich sehr,
hatte es doch - aufgrund der früheren Ausbildung
in anderen Kliniken zuerst erhebliche Vorurteile gegenüber
dieser Behandlungsmethode.
Überzeugt durch die erstaunlich günstigen
Ergebnisse, wurden die Schwestern bald zu den eifrigsten
Verfechterinnen dieser neuen Methode. Nicht genug
damit, die Schwestern wurden selbst zu Früchteessern
und damit stärker und gesünder, als je zuvor.
(Anmerkung Regina: vergleiche hier: Bibel:
Daniel 1)
In seinen allgemeinen
Überlegungen über die natürliche
Ernährung führt Abramowski aus:
"Krankheit gibt
es nur bei den Menschen und seinen Haustieren.
Wildlebende Tiere sind fast immer gesund, wie
die Vögel unter dem Himmel und die Fische
im Wasser. Der Unterschied in der Lebensweise
von Mensch und Tier wird uns die Ursache der
Krankheit verraten. Wildlebende Tiere essen
und trinken natürlich. Der Mensch dagegen
mag selten natürliche Speisen und Getränke;
er bereitet sie zu".
Zubereitung bedeutet praktisch die Anwendung
von Hitze.
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