Die Pflichten des
Menschen
gegenüber den Tieren
Der Mensch steht in einer langen
Kette von Entwicklungsgliedern, die vom Höchsten
bis zum Niedrigsten reichen. Wie er den unter ihm
stehenden Lebewesen in Ihrer Entwicklung hilft, so
wird auch ihm in seinem Fortkommen geholfen, und zwar
von jenen Wesen, die über ihm stehen. Jede Stufe
auf dieser Entwick-lungsleiter ist in ihrer Bedeutung
gleichwertig. Jede besteht für sich selbst aber
auch zum Wohle der andern Sprossen über und unter
ihr.
Die Entwicklungsleiter hat
weder einen Anfang noch ein Ende. Dennoch sind die
unter dem Menschen liegenden Reiche bekannt, das Tier-,
das Pflanzen- und das Mineralreich. Letzteres wird
von manchen Menschen immer noch für leblos gehalten,
jedoch weisen gerade neueste Forschungen in der Physik
und der Chemie nach, dass dies keineswegs der Fall
ist.
Wenn der Mensch nun unsterblich
Ist, so muss sein künftiger Fortschritt endlos
sein, gibt es doch keine endgültige Stagnation
in einer Entwicklung. Das aber bedeutet, dass es unzählige
Wesenheiten über dem Menschen geben muss, die
sich schon in der Vergangenheit entwickelt haben,
und deren Entwicklungsgang noch vor dem Menschen liegt.
Das Ziel der Entwicklung besteht
in allen Reichen darin, dass das göttliche Leben
seine eigene Natur erkenne und dann fähig werde,
diese Göttlichkeit zu offenbaren. Das "Erkenne
dich selbst" der griechischen Philosophie war
von diesem tiefen Sinn erfüllt.
Jedes Glied in der Entwicklungskette ist unentbehrlich,
denn würde es fehlen, so entstünde eine
Lücke in der Kette; das Leben der oberen Reiche
würde höher steigen während unten die
Entwicklung an einem bestimmten Punkt aufgehalten
würde. Dann ginge die Kontinuität der Reiche
verloren.
Die spirituelle Aufgabe des
Menschen besteht darin, die Tatsache seiner Einheit
mit allem Lebendigen zu erkennen und sich danach zu
verhalten. Dies kann nur in Liebe und Zusammenarbeit
geschehen. Denn Liebe ist für jede Entwicklung
äußerst wesentlich. Jede Grausamkeit dagegen,
sei es nun Menschen oder Tieren oder der Natur gegenüber
bildet ein verhängnisvolles Hindernis in der
Entwicklung.
Immer mehr Menschen erkennen ihre Verantwortung gegenüber
der Pflanzen- und der Tierwelt, und die von den Kirchen
proklamierte Pseudowahrheit, die Tiere seien für
den Menschen geschaffen worden, stoßen besonders
bei Tierschützern immer mehr auf Unverständnis.
Die bisher geübte Praxis,
die Natur auszurauben, zu schädigen zu verstümmeln
und mit den Tieren umzugehen, wie man will, stützte
sich in ihrer ethischen Rechtfertigung auf die kirchlichen
Deutungen der Heiligen Schrift.
Der englische Dichter, Alexander Pope (1688
- 1744),
geißelt diese überhebliche Haltung
den Menschen in einem Gedicht:
Fragst
du, für wessen Dienst die Sterne scheinen,
Die Erde steht? Stolz sagt der Mensch: für
meinen!
Für mich die gütige Natur erwacht,
Säugt jedes Gras, streut aus der Blumen
Pracht.
Mir schenken Nektar Jahr für Jahr die Trauben,
Stets neuen Balsamtau die Rosenlauben,
Für mich im Bergwerk Schatz um Schatz erglüht,
Aus tausend Quellen mir Gesundheit sprüht.
Mir wogt die See, für mich die Sonnen ziehn,
Die Erd' mein Schemel, Himmel Baldachin.
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Es entspricht zwar der Wahrheit"
dass die Erde als Garten für den Menschen von
Anbeginn gedacht war. Doch war dies nicht so gemeint,
dass er mit ihr machen könnte, was ihm beliebte.
Am allerwenigsten aber hatte er das Recht, seine Jüngeren
Brüder, die Tiere zu schädigen und zu töten,
denn sie waren ihm anvertraut worden, damit er sie
liebe und beschütze.
Brutale Grausamkeiten werden
heute unter den Begriff "wissenschaftliche Experimente"
ausgeübt. Ohne Vivisektion wären all die
Arzneimittel, Impfstoffe und operativen Methoden nicht
denkbar, die scheinbar ein Segen der Menschheit sind.
Doch macht man sich klar,
dass einem unschuldigen Wesen Krankheiten künstlich
eingeimpft werden, dass es zu Tode gemartert und gequält
wird, nur um an ihm die Wirkungs-weisen von Giften
zu erproben?
Das öffentliche Gewissen
wird durch die Massenmedien beruhigt, und es wird
immer wieder für die Nützlichkeit der hergestellten
Medikamente geworben.
Immerhin wagen es mehr und mehr couragierte Redakteure,
den Mantel den Schweigens zu lüften und freimütig
über Unverantwortbarkeit solchen Tuns zu berichten.
Denn der Mensch bleibt verantwortlich für seine
Taten. Alles, was er den Tieren an Unrecht, Leid und
Tod auferlegt, muss er in diesem oder in einem nächsten
Leben selbst erleiden. Das geistige Entwicklungsgesetz,
auch Karmagesetz genannt, folgt dieser inneren Notwendigkeit.
Wie anders wäre sonst auch der Ausspruch:
"Was der Mensch sät, das wird er
ernten"
(Gal. 6,7) zu verstehen?
Von diesem Gesetz sagt die "Leuchte
Asiens":
Nicht Zorn noch Gnad kennt's: es misst sein
Maß
Untrüglich, fehlerlos ist seine Wag';
Zeit gilt ihm nichts: es richtet morgen wohl,
Vielleicht nach manchem Tag.
Des Mörders Dolch kehrt's gegen ihn allein,
Wer richtet falsch, verliert das Heil im Leben!
Den Lügner straft die Lüge selbst,
der Dieb Raubt nur, zurückzugeben.
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Die Ausdrücke "Morgen"
oder "nach manchem Tag"
beziehen sich auf andere Inkarnationen.
Wann die Gerechtigkeit ihren Ausgleich fordert, ist
unbedeutend für das Karmagesetz. Aber die
Unmenschlichkeit gegenüber den Tieren wird gesühnt
werden.
Dass der Mord an Tieren beim Jagen, Fischen und beim
Stierkampf nicht als Sport angesehen werden kann,
das muss erst einmal das menschliche Bewusstsein durchdringen.
Aber auch das Töten um der Nahrung willen
ist Mord. Und das einzusehen wird wohl der schwerste
Akt eines Umdenkungsprozesses sein.
Die große Mehrheit
der Menschen wächst in dem Glauben auf, dass
Töten um der Nahrung willen auch moralisch erlaubt
sei, weil doch der Mensch angeblich ohne tierisches
Eiweiß nicht leben kann. Dass schon Millionen
diesen Aberglauben widerlegt haben, indem sie vorlebten,
wie gut man ohne tierische Leichenteile zu verzehren,
leben kann, liest man nur in einschlägiger Literatur.
Die breite Öffentlichkeit weiß nichts davon.
Welche geschäftlichen Einbußen würden
auch die Fleisch- und Fischproduzenten erleiden, wenn
diese Tatsache bekannt würde!
Aber auch die kanonischen Evangelien
sagen nichts über ethischen Maßstäbe
den Fleischessens. Ja sie wurden gerade in Bezug auf
diesen Punkt entstellt, so dass die Priester gegen
diesen Brauch nicht nur nichts einzuwenden haben,
sondern selber auch Fleisch essen. Dass hierbei gegen
das Gesetz der Liebe verstoßen wird, geht niemandem
mehr auf, weil der Jahrhunderte lange Brauch das moralische
Gefühl völlig abgestumpft hat.
Wenn ein Mensch plötzlich
entdeckt, dass er Barbar ist, solange andere Geschöpfe
um seiner Gaumenfreuden willen leiden müssen,
und er seinen Speiseplan verändert, hat er über
kurz oder lang auch keinen Gefallen mehr an alkoholischen
Getränken und schließlich ist er auch in
der Lage, sein geschlechtliches Verlangen unter Kontrolle
zu bringen (Der unaushaltbare Druck verschwindet).
Erst dann erwirbt er die Fähigkeit, aus Liebe
zu dem Geschöpf, das bei ihm inkarnieren will,
den geschlechtlichen Akt auszuführen.
Die Reform der Ernährung
Ist also am vordringlichsten, wenn man die spirituelle
Entwicklung der Mensch-heit betrachtet. Die Kraft
der Liebe Gottes kann erst dann voll in die Menschheit
als Ganzes einströmen, wenn sie nicht mehr länger
an dem grausamen Aberglauben festhält, dass sie
des Fleisches als Nahrung bedürfe.
Diese Überlegungen machen es mehr als verständlich,
dass in der Botschaft der Zwölf kontinuierlich
auf die Enthaltung von allem Lebendigen hingewiesen
wird.
Die
Verantwortung des Menschen
den Tieren gegenüber
Es ist die Pflicht des Menschen,
die Tiere zu schützen oder ihnen zu helfen, wenn
sie in Not sind. Es ist gut, wenn es sich jemand zur
Hauptaufgabe macht, sich im Tierschutz zu engagieren.
Allerdings ist es nicht nötig, dass alle Welt
dies tue. Es gibt unzählige Arten von nützlicher
Arbeit, doch sollte jedermann, wenn er irgend kann,
irgendeiner humanitären Arbeit seine Unterstützung
zusagen und sich von allem fernhalten, was Tieren
Schmerz, Leid oder Tod bringen könnte.
Ob man nun für das Wohl
von Menschen oder Tieren arbeitet, stets sollte man
darauf achten, weder die einen noch die andern zu
schädigen. So kann jemand gut zu Tieren sein
und grausam gegenüber seinem Nachbarn, indem
er ihn bei anderen Menschen verleumdet.
Man sollte sich mehr über die Tugenden anderer
Menschen unterhalten als über ihre Untugenden.
Denn alles, was man denkt, verstärkt man mit
seinen Gedanken, geschweige denn mit seinem Reden.
Somit ist deutlich gesagt,
dass der Mensch wie bisher bekannt seinen Mitmenschen
als Nächsten lieben soll, darüber hinaus
aber auch die Tiere als die Geschöpfe lieben
soll, die seiner Entwicklungsstufe am nächsten
sind.
Dann
versteht man die Stelle in der
Botschaft der Zwölf
leicht, in der gesagt wird:
"Ein neues Gebot habe ich euch gegeben,
dass ihr einander und alle Geschöpfe
liebt....
Daran sollen
alle Menschen erkennen, dass ihr meine
Jünger seid,
so ihr Liebe untereinander habt und Barmherzigkeit
und Liebe zeigt allen Geschöpfen
Gottes, besonders jenen, welche schwach
und bedrückt sind und Unrecht leiden.
Denn die ganze
Erde ist erfüllt von dunklen Stätten
der Grausamkeit, von Pein und Kummer durch
die Selbstsucht und Unwissenheit der Menschen.
Ich sage euch,
liebt eure Feinde, segnet die, die euch
fluchen, und gebt ihnen Licht für
ihre Dunkelheit; und lasst den Geist der
Liebe in euren Herzen weilen und überströmen
auf alle.
Und nochmals sage
ich euch, liebt einander und Gottes ganze
Schöpfung. Und als er geendigt hatte,
sagten sie: Gesegnet sei Gott.
Dann erhob er seine
Stimme und sie sprachen mit ihm: Wie der
Hirsch nach den Wasserbächen lechzt,
so lechzt meine Seele nach dir o Gott."
(Botschaft der Zwölf 75,5-8)
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Das Verhältnis
des Menschen zu den Haustieren
Die Beziehung des Menschen
zu seinen Haustieren ist sowohl für ihn wie für
die Tiere von großer Bedeutung. Behandelt er
sie richtig und ist er auf ihr Wohlergehen bedacht,
so hilft er den Tieren, sich zu entwickeln.
Er kann ihren Verstand und
ihren Willen schulen und sie zu einer größeren
Individualität führen. Tatsächlich
können sich besonders Hunde oder Katzen, die
in unmittelbarem Kontakt mit dem Menschen stehen,
in ihrer Anhänglichkeit und Liebe zu ihm soweit
entwickeln, dass für sie der Schritt bis ins
Menschenreich nicht mehr weit ist.
Genauso nehmen sich die Meister
der Weisheit der vorgeschrittenen Menschen als ihrer
Mitarbeiter an und führen sie auf dem Pfade der
Vollkommenheit. Doch wenn der Mensch sich die höher
entwickelten Tiere zu Sklaven seiner Launen nacht
und seine eigene Intelligenz dazu benutzt, sie zu
drangsalieren, dann verzögert er sowohl die Entwicklung
der ihm anvertrauten Tiere als auch seine eigene.
Die Vergebung der Sünden
In den herkömmlichen Evangelien
wird die Vergebung der Sünden als von einer Autorität
abhängig angesehen. Spricht Jesus: "Deine
Sünden sind dir vergeben", so sind sie vorgeben.
So lesen wir ja bei Johannes, 20,22f
"Da er dies gesagt hatte, hauchte er seine Jünger
an und sprach zu ihnen: Empfanget den Heiligen Geist;
welchen ihr die Sünden erlasset, denen sind sie
erlassen; und welchen ihr sie behaltet, denen sind
sie behalten."
In der Botschaft
der Zwölf klingt das jedoch anders.
"Und ein anderer sagte: Meister,
wenn jemand eine Sünde begangen hat,
kann ein Mensch sie ihm erlassen oder
behalten? Und Jesus sprach: Gott vergibt
alle Sünden denen, die bereuen, aber
wie ihr sät, so müsst ihr auch
ernten. Weder Gott noch Mensch kann
die Sünden denen erlassen, die nicht
bereuen und von ihren Sünden nicht
abstehen; noch sie denen behalten, die
von ihnen abstehen." (Botschaft
der Zwölf 93,1)
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Hier wird deutlich, dass
nicht das Lossprechen von einer Schuld die Schuld
tilgte sondern die Haltung dessen, der die Schuld
begangen hat, ist wichtig. Ist seine innere Haltung
so, dass er die Schuld als Schuld erkennt und von
ihr frei worden möchte, dann wird ihm die Chance
gegeben. Doch ist der Wille zur Besserung maßgebend
und nicht das Wort irgendeiner äußeren
Autorität. Auch wird durch den Akt der Besserung
schon ein neuer Same gesät, der die Frucht guten
Karmas in sich trägt, und so werden die üblen
Folgen zum Abklingen gebracht.
Die Behauptung in Joh.20,22,
dass Christus seinen Jüngern die Macht, Sünden
zu erlassen oder zu behalten, verliehen habe, muss
von Menschen eingefügt worden sein, die die wahre
Bedeutung der Absolution nicht begriffen.
So kann die eigene Entschlusskraft,
vom Üblen zu lassen, höchstens von einem
Lehrer oder Ältesten der Gemeinde unterstützt
worden sein, jedoch nie die Vorbedingung für
die Absolution gewesen sein.
Nicht das Trauern Über
eine Fehlhandlung, sondern der Wille zur Änderung
ist maßgebend, ob
man die Folgen des Fehlers überwindet oder nicht
(z.B. Krankheit, Schicksal...). Bleibt man in
Gedanken bei einem Fehlverhalten stehen, so stärkt
man dieses Verhalten noch. Wichtig allein ist, den
Fehler zu erkennen und sich in der Überzeugung
zu stärken, ihn zu überwinden. Sodann tut
man gut daran, nur noch an die zu erstrebende positive
Haltung zu denken, mit der Entschlusskraft, sie zu
erringen.
In diesem Sinn ist das Wort zu verstehen:
"Ändert eure Gesinnung, das Himmelreich
ist nahe herbeigekommen." (Mt. 4,17)
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