Bereits
in meiner frühesten Kindheit wurde ich mit dem
Thema Krieg konfrontiert. Ich wurde des Nachts oft wach
und "hörte" die bestiefelten Schritte
von Soldaten bei uns über die "Isar-Brücke"
kommen. Und ich "sah" sie - zumindest ihre
Beine. Höher konnte ich nicht sehen. Ich "lag"
wohl auf dem Boden. Später sah ich sie ganz. Die
Soldaten hatten runde Helme auf. Unter ihnen waren welche,
die trugen Schirmmützen und lange Ledermäntel.
Wenn ich krank wurde und Fieber hatte, wurde es besonders
schlimm. In meinen Fieberträumen sah ich sie. Und
ich sah sie noch, wenn ich erwachte. Diese und andere
Szenen machten mir mein Kinderleben und meine Jugend
sehr schwer.
So sah ich z.B. auch München brennen. Das war so
zwischen dem 20sten und 25sten Lebensjahr. Wann immer
sich Wolken am Himmel über München befanden,
sah ich Feuer ... und schwere Rauchwolken ziehen. Der
Himmel war schwarz davon! Etliche Visionen und schreckliche
traumatische Träume begleiteten mich während
meiner gesamten Kindheit und Jugendzeit... Und man riet
mir, mich mit dem Kriegsgeschehen aus früheren
Zeiten auseinanderzusetzen, um dieses schwere Trauma
aufzuarbeiten. Das gelang mir aber erst, als ich bereits
weit über 40 Jahre alt war.
Nun
wurde Ich von lieben Freunden in Österreich eingeladen,
zu der Gedenk- und Befreiungsfeier in Mauthausen mitzukommen.
Das sah ich als Gelegenheit, die alte Zeit einmal im
großen Stil ganz persönlich zu segnen und
das, was nach oben drängen würde, zu versöhnen.
Während
der feierlichen Andachten und während der Kranzniederlegungen
wurde mir aber klar, dass diese Zeiten mit Nichten vorbei
sind, sondern sie auf ironische und sicherlich unbewußte
Art geradezu verherrlicht wird. Noch immer hatte der
Geltungsdrang Vorrang, die Perfektion militärischer
Rituale schien deutlich wichtiger zu sein - als die
Besinnung darauf, sich mit der alten Zeit auszusöhnen
und eine deutliche und wirksame Geste gegenüber
den Überlebenden des KZ Mauthausen zu manifestieren.
Im Gegenteil. Als die "wichtigen" Repräsentanten
und Militärs der verschiedenen Länder ihre
Zeremonie absolviert hatten und das Lied "die Moorsoldaten"
erklang - und symbolisch die KZ-Steinbruch-Arbeiter
marschierten, gingen schon alle Richtung Ausgang...
ich hatte Tränen in den Augen. Gerade diese Geste
der Nichtachtung berührte mich so schmerzhaft,
dass ich haltlos weinte.
Zuvor, als ich noch in den Baracken stand und fotografierte,
wurde ich Zeuge eines Gespräches zwischen einem
Paar, die es ähnlich empfanden.
Ich würde mir von Herzen wünschen, dass mehr
Menschen - und auch Obrigkeiten sich dessen bewußt
werden, dass das was heute geschieht, nicht bedeutet,
dass wahrer Frieden herrscht. Dieser Frieden ist trügerisch.
Wahrer Frieden herrscht erst dann, wenn alle Menschen
- auch die in den höheren politischen Rängen,
begriffen haben, dass Krieg jeglicher Art - keine Lösung
ist - und über die Grenze des Todes hinaus - von
Leben zu Leben immer noch unsagbareres Leid gebiert.
Erst, wenn die Uniformen nicht mehr so sehr wichtig
genommen werden, wenn die Perfektheit, der Wettbewerb
untereinander, wenn das Äußerliche dem Wunsch
nach Wärme, Innigkeit, Miteinander und Mitgefühl
für alle Wesen gewichen ist ... dann erst ist wirklich
und in der Tiefe der Herzen versöhnt! Dann erst
ist wahrer Frieden!
Das
Lied der Moorsoldaten
(Lagerlied von Börgermoor)
Musik: Rudi Goguel - Text: Johann Esser, Wolfgang Langhoff
1.
Wohin auch das Auge blicket,
Moor und Heide nur ringsum.
Vogelsang uns nicht erquicket,
Eichen stehen kahl und krumm.
Wir sind die Moorsoldaten
und ziehen mit dem Spaten
ins Moor!
3.
Morgens ziehen die Kolonnen
in das Moor zur Arbeit hin.
Graben bei dem Brand der Sonne
doch zur Heimat steht der Sinn.
Wir sind die Moorsoldaten
und ziehen mit dem Spaten
ins Moor!
5.
Auf und nieder gehen die Posten,
keiner, keiner kann hindurch.
Flucht wird nur das Leben kosten,
vierfach ist umzäunt die Burg.
Wir sind die Moorsoldaten
und ziehen mit dem Spaten
ins Moor!
2.
Hier in dieser öden Heide
ist das Lager aufgebaut,
wo wir fern von jeder Freude
hinter Stacheldraht verstaut.
Wir sind die Moorsoldaten
und ziehen mit dem Spaten
ins Moor!
4.
Heimwärts, heimwärts jeder sehnet,
zu den Eltern, Weib und Kind.
Manche Brust ein Seufzer dehnet,
weil wir hier gefangen sind.
Wir sind die Moorsoldaten
und ziehen mit dem Spaten
ins Moor!
6.
Doch für uns gibt es kein Klagen,
ewig kanns nicht Winter sein.
Einmal werden froh wir sagen:
Heimat, du bist wieder mein.
Dann ziehn die Moorsoldaten
nicht mehr mit dem Spaten
ins Moor!
Moorsoldaten
so nannten sich als erste die politischen, mehrheitlich
kommunistischen Häftlinge des Konzentrationslagers
Börgermoor, das 1933 im nordwestdeutschen Emsland
errichtet worden war. Wohl kein anderes der in den Lagern
und Ghettos der Nationalsozialisten entstandenen Lieder
hat eine solche Popularität und internationale
Verbreitung erfahren. (...)
Erstmals ausführlich beschrieben wurde die Entstehung
des Liedes in Wolfgang Langhoffs 1935 in der Schweiz
erschienenem Erinnerungsbericht Die Moorsoldaten.
Nach einer nächtlichen Prügelorgie
der Lager-SS, Nacht der langen Latten genannt,
überlegen die Initiativ-Persönlichkeiten unter
den KZ-Häftlingen, die starre Front der Wachleute
aufzubrechen. Sie beschließen, durch die Inszenierung
einer Zirkus Konzentrazani genannten Lagerveranstaltung,
an der neben den Häftlingen auch alle Wachmänner
des Lagers teilhaben sollen, kulturelle Überlegenheit
zu demonstrieren und so das Selbstbewusstsein der Geschundenen
wieder aufzurichten.
Getextet von dem Bergmann Johann
Esser (1896 1971) und dem Schauspieler Wolfgang
Langhoff (1901 1966), vertont von dem kaufmännischen
Angestellten Rudi Goguel (1908 1976) bildet
das Börgermoorlied den
Abschluss der Häftlingsdarbietungen. Die anfängliche
Zustimmung durch die SS ist nur von kurzer Dauer. Wenige
Tage nach seiner Uraufführung wird das Lied offiziell
verboten und bekommt damit den Charakter des Illegalen.
Langhoffs Buch wurde bald nach seiner Erstveröffentlichung
in mehrere Sprachen übersetzt. Das Lied selbst
hatte zu diesem Zeitpunkt längst andere Formen
der Verbreitung gefunden. Auf verschiedenen Wegen wurde
es aus dem Lager heraus gebracht: bei Verlegungen und
Entlassungen oder auch beim Besuch von Ehefrauen der
Inhaftierten. Die Häftlinge lernten es auswendig,
mehrere von ihnen hielten Text und Noten in eindrucksvollen
farbigen Liedblättern fest.
(...) In den Jahren bis 1945 gelangte es in etliche
andere Lager des NS-Regimes, (...). Gesungen wurde es
außerdem von den Internationalen Brigaden im Spanischen
Bürgerkrieg (1936 1939), in der englischen
Version The Peat Bog Soldiers in den USA
oder als Chant des Marais in der französischen
Résistance. Seit 1945 gehört das Moorsoldatenlied
zum Repertoire von antifaschistischen Gedenkveranstaltungen
im In- und Ausland. Zugleich wurde es in den Kanon der
Arbeiterlieder aufgenommen, fungierte je nach politischen
und kulturellen Zwecken als Protestlied und war und
ist in den verschiedensten Liederheften und Songbüchern
als Volks-, Friedens- oder
Fahrtenlied zu finden (...).
Liedblatt, Liedtext und Informationen zum Lied aus:
Begleitheft zur CD Das Lied der Moorsoldaten
1933 bis 2000, DIZ Emslandlager, Papenburg 2002
Hitlers Geburtshaus
mit dem Gedenkstein von Mauthausen
Der
Standard.at
- Braunau am Inn - Am Sonntag, den 20.05.2014 hat
ein 32-jähriger Deutscher vor dem Hitler-Geburtshaus
in Braunau die rechte Hand gehoben und "Heil
Hitler!" gerufen. Ein Passant beobachtete den
Vorfall und verständigte die Polizei. Der Mann
wurde bei der Staatsanwaltschaft Ried angezeigt,
wie die Pressestelle der oberösterreichischen
Polizei am frühen Abend mitteilte.
Ich
für mein Teil habe erkannt, dass die Ironie
des Schicksals will, dass der Gruß gerade
für Hitler passt. Warum? Weil Hitler in der
Seele krank war und dringend eines Segensspruches
bedarf. Auch heute noch. Nur: man hätte den
Gruß in einen Segensspruch umwandeln müssen,
nicht ihn als Verherrlichungsgruß missbrauchen..Das
- und nur das war der große Fehler! Ich für
mein Teil bete für Hitler, dass seine Seele
Transformation zum Guten erfahren möge! Denn
auch er wird wiedergeboren. Und wehe den Menschen,
die einem anderen Menschen Böses wünschen.
Egal, was er auch getan haben mag. Nur die Liebe
vermag zu heilen - und Vergebung!
Wer Vergeltung sucht oder wünscht, der wird
entdecken, dass sein Wunsch wie ein bestellter Boomerang
zu ihm zurückkehrt! Denn absolut alles, was
wir denken, reden und tun, kommt auf uns selbst
zurück. Lassen wir also Mitgefühl, Vergebung,
Liebe und unseren Segen wirken, damit das, was auf
uns zurück kommt, wieder Liebe, Mitgefühl
und Liebe ist!