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Ararat - Agri-Dagi - der Berg Agri (übersetzt: der Berg der Schmerzen)

1992 kamen mein damaliger LebensgefährteMehmet und ich nach unserer langen Indienreise aus dem Iran über die Grenze am Ararat. Es war eine abenteuerliche Rückreise über Land - nach einem nicht weniger abenteuerlichen fast einjährigen Rucksack-Aufenthalt in Indien. Aber diese Geschichte erzähle ich euch nächstes Mal.

 
Der majestätische Ararat - Agri Dagi - Strandfels der Arche Noah   Landschaft am Ararat
 
Ararat - von Yasar Kemal
 

In den Hängen des Ararat-Berges, in einer Höhe von viertausendzweihundert Metern, liegt ein See, Küp-See genannt. Er ist so groß wie ein Dreschplatz, und sein Grund reicht sehr tief hinab - eigentlich mehr ein Brunnen als ein See. Der See, also die Öffnung des Brunnens, wird rings umrahmt von roten, messerscharfen, glänzenden Felsen. Die weiche, kupferne Erde, die sich am Fuß der Felsen, immer schmaler zulaufend, zum See hin erstreckt, ist von Längsstreifen durchzogen. Da und dort sprießt auf der kupferfarbenen Erde Gras in einem frischen Grün. Dahinter leuchtet das Blau des Sees. Ein außergewöhnliches Blau. In keinem anderen Wasser trifft man es an, ein solches Blau gibt es kein zweites Mal.

Es schimmert dunkel, weich, samten. jedes Jahr zur Schneeschmelze, wenn der Frühling erwacht und aus dem Ararat das wunderbare, taufrische Grün hervorbricht, blühen an den Rändern des Sees oberhalb der dünnen Schneestreifen kräftige, kurzstielige, kleine, scharfriechende Blumen. Ihre Farben leuchten wie Juwelen. Selbst die winzigste unter ihnen trägt. ihren Glanz in Blau, Rot, Gelb und Purpur bis in weite Fernen. Die Blumen verströmen einen so scharfen Geruch, dass auch das blaue Wasser und die kupferne Erde des Sees diesen starken, schwindelerregenden Duft angenommen haben. Man riecht ihn schon von weitem. Und jedes Jahr, wenn auf dem Ararat der Frühling erwacht, stellen sich am Küp-See - gleichzeitig mit den scharfen Düften, den Farben, der kupfernen Erde - die schönen, kräftigen, großgewachsenen Hirten ein, die Hirten des Ararat mit ihren melancholischen schwarzen Augen, den langen, feingliedrigen Fingern und ihren Flöten.

Foto von: prototurk auf www.panoramio.comAm Fuße der roten Felsen breiten sie dann rings um den See ihre Filzumhänge auf der kupfernen Erde und dem tausendjährigen Frühling aus, um sich darauf niederzulassen. Noch vor Sonnenaufgang ziehen sie die Flöten aus dem Gurt und stimmen das Lied vom Zorn des Ararat an. Es dauert vom Aufgang der Sonne bis zu ihrem Untergang. Und wenn der Tag sich zu Ende neigt, beginnt ein winziger Vogel - weiß wie der Schnee - über dem See seine Runden zu drehen. Ein Vogel, spitz und lang, der Schwalbe ähnlich. Er kreist pfeilschnell über dem See. Ununterbrochen zieht er seine weißen, langen Kreise, die einer nach dem andern in das tiefe Blau des Sees fallen.

Genau in dem Augenblick, in dem der Tag der Nacht weicht, hören die Flötenspieler zu spielen auf Sie stecken ihre Flöten in den Gurt und erheben sich. Der Vogel, der nach wie vor über dem See seine Runden dreht, schießt jählings, aus vollem Flug, auf das blaue Wasser hinab, streift es dreimal nacheinander mit einem seiner Flügel, schwingt sich dann steil wieder in die Lüfte empor und verliert sich in der Ferne. Mit dem weißen Vogel entfernen sich auch die Hirten, still, einer nach dem andern, allein oder zu zweit, und versinken in der Dunkelheit.

 
Es gibt zwei Filme vom Ararat:
 

Den ersten Film habe ich vor ca. 20 Jahren gesehen. Er handelt von einem Lehrer, der in ein Bergdorf am Ararat beordert wird, das so arm lebt, dass er es schier kaum ertragen kann. Als er die Dorfbewohner eines Tages verzweifelt fragt, warum sie "um Himmels Willen" nicht einfach in eine andere Gegend ziehen, antworten sie ihm, dass sie es tun wollten. Aber da habe der Berg zu ihnen gerufen und geweint, dass sie nicht gehen sollten, er sei so allein... (Ich weiß leider nicht mehr, wie dieser Film heißt. Vielleicht weiß es ja jemand von euch und schreibt es mir per E-Mail).

Ararat (2002) ist ein Filmdrama des kanadisch-armenischen Filmregisseurs Atom Egoyan, der sich mit den Schwierigkeiten des persönlichen und gemeinschaftlichen Erinnerns an den Völkermord an den Armeniern und dessen filmischer Darstellbarkeit beschäftigt. Der Titel nimmt Bezug auf den biblischen Berg Ararat, der im Bewusstsein der Armenier einen besonderen Platz einnimmt. In der Frühzeit galt der höchste Berg der Region als mystischer Ort; Noahs Arche soll hier gelandet sein. Später wurde er zum Nationalsymbol für das (christliche) armenische Volk. Heute liegt der Berg in der Türkei, wird aber nach wie vor im Wappen der Republik Armenien geführt.

 
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