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Havsa bei Edirne - bei Mehmets Onkel - Seite 1
 
Der Ort, wo Mehmets Onkel und eine Tante wohnen - ist sehr ruhig und friedlich. Ich bin von der einfachen Art, wie die Menschen hier leben fasziniert. Alles erinnert mich an bei uns in Deutschland längst vergangene Zeiten, als die Menschen mit den einfachsten Mitteln ihr Leben gestalteten. Aber der Schein trügt. Man lebt hier zwar noch so wie früher - aber die Menschen sehnen sich nach modernen Maschinen und Umständen.
 
Mehmet und die Familie seines Onkels   Die Familie des Onkels vor dem Haus
 

Kiraz auf dem Melonen-FeldIch denke mir dass sie noch den ganzen verhängnisvollen mechanischen, medien- und computergesteuerten Weg noch vor sich haben, den wir in der westlichen Welt schon gegangen sind.

Auch das Essen ist herrlich einfach. So kenne ich es nur noch aus unseren alten Heimatfilmen, die hin und wieder im Fernsehen zu sehen sind. Wir sitzen gemütlich beisammen und obwohl ich diese Menschen erst seit ein paar Stunden kenne, ist die Stimmung sehr herzlich.

Später kommen noch einige Nachbarinnen. Davor fürchte ich mich immer wieder ein bißchen. Ich weiß, dass sie kommen, um Mehmet und mich zu sehen. Mehmet geht mit seinem Onkel weg und ich bleibe alleine mit Baris und all diesen fremden Frauen zurück. Diese Situationen sind mir nicht ganz geheuer. Ich weiß nicht, wie die Frauen auf mich reagieren werden - und wie ich auf sie reagiere. Aber nachdem ich ein paar übliche Fragen nach meiner Heimat und meinem Leben beantwortet habe, ist die ungewohnte Atmosphäre entspannt und wir verbringen einen lustigen gemeinsamen Abend.

Ganz besonders hatten es mir die herrlichen Sonnenblumenfelder angetan. Sie blühten ringsherum in voller Pracht... als ich sie das erste Mal sah, war ich überwältigt von der Kraft ihrer Farben. Ich war ganz verrückt danach, sie zu besuchen... und nahm auf diese Weise heimlich ein "Sonnenbad"...

 
Das herrliche Sonnenblumenfeld bezauberte mich   Der Onkel ist auch Schäfer
 

Sonnenblume in strahlendem KleidDie Schafe im VerschlagMehmets Onkel ist Schäfer. Am liebsten wäre ich mit ihm mit den Schafen auf die Felder gegangen - aber ich habe mich nicht getraut. Ich glaube, dass es hier nicht üblich ist, dass man einfach so unbeschwert mit einem Mann alleine in der Landschaft herumspaziert. Also bleibe ich im Haus bei Kiraz.

Ich lasse mir von ihr zeigen, wie man den Teig und die Füllung für eine Bisquvit-Roulade zubereitet. Ich staune, wie selbstverständlich sie es mir zeigt. Mir der selben Selbstverständlichkeit nimmt sie kleine Missgeschicke, die ihr dabei passieren. Sie lacht herzhaft darüber und bringt es mit kleinen Handgriffen wieder in Ordnung. Das nehme ich mir in Zukunft für mich selbst zu Herzen. Die Menschen nehmen hier nicht allles so schrecklich ernst - wie es bei uns im Westen ist. Bei uns muß alles perfekt und salonfähig sein.

Allerdings entgeht mir auch nicht, wie überdrüssig die Menschen hier von dieser Art zu leben sind. Ständig denken sie darüber nach, wie sie zu mehr Geld und zu mehr Profit kommen. Auch ihre Köpfe sind schon von diesen Gedanken vergiftet.

Unsere Wäsche wasche ich in der Türkei grundsätzlich selbst - es sei denn, es gibt eine Waschmaschine. In der Türkei ist es auch heute noch lange keine Selbstverständlichkeit, solche elektronischen Helfer im Haus zu haben. Dieser Luxus ist für viele noch immer unerschwinglich.

Die Kinder spielen vor dem Haus, in welchem der Großopa lange Zeit lebte. Es erstaunt mich immer wieder, wie schnell die Kinder Anschluß zueinander finden. Sie verständigen sich sehr gut, obwohl sie gegenseitig ihre Sprache gar nicht verstehen. Wie anders sieht es da bei uns Erwachsenen aus.

 
Der Brotofen   Die Bienenstöcke
 

Hier im Hof steht auch der Brotofen, mit dem regelmäßig Bauernbrot aus eigenem Getreide gebacken wird. Dazu wird trockener Reisig unter dem Ofen entfacht, der innerhalb von Kürze eine enorme Hitze erreicht. Das Brot bäckt sich fertig, während dem das dürre Holz ausglüht. Obwohl das Brot aus Weissmehl gebacken ist, hat es anders als die Exemplare aus der Brot-Großbäckerei einen unverkennbar natürlichen und kräftigen Geschmack. Es bröselt nicht und hält sich erstaunlich lange

Die Bienenstöcke faszinieren mich besonders. In diesen Lehmstöcken fühlen sich die Bienen bestimmt besonders wohl.

Auf dem Hof gibt es ein Huhn und eine Gans, die offensichtlich sehr angetan von mir sind. Ich habe mich ein wenig mit ihnen unterhalten. Seither gehen sie mir auf Schritt und Tritt nach. So bitte ich mein schneeweisses Huhn, für mich eine schöne Pose zu machen, damit ich in Deutschland allen zeigen kann, wie schön ein Huhn eigentlich ist. Und sie tut mir den Gefallen Anmutiger hätte ich mich auch nicht hinstellen können (Foto 2)!

Auch die Gans ist neugierig geworden. Sie patscht schnatternd hinter mir her und wartet geduldig vor dem WC, bis ich wieder herauskomme. So erkunden wir gemeinsam noch die anderen Bereiche des Hofes...

  die Kinder beim Spielen im Hof
 
Mein geliebtes Huhn   posiert vergnügt für ein elegantes Foto
 
Die Toilette des Hauses -
und die Gans, die mir auf Schritt 
und Tritt schnatternd folgte   Der stolze Hahn des Hofes
 
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