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Kayaköy | |||||
Wanderung von Ölüdeniz nach Kaya Köyü - Seite 1 | |||||
Es
war Sommer 1989. Wir wohnten nun schon einige Zeit an unserem zurückgezogenen
und menschenleeren Plätzchen abseits des größten Touristenrummels.
Eines Tages entschieden wir uns, dem schmalen Pfad nachzugehen, der dicht
an unserem Zelt vorbei tiefer in den Wald hinein führte. Wir gingen
schon eine ganze Weile lang und kamen an kein definierbares Ziel. So entschlossen
wir uns eines Tages diesen Weg bis dorthin zu gehen, wo wir er zu Ende war.
Wir packten uns einen Vorrat und Wasser für den Tag ein und marschierten
los. Der Weg führte uns über herrlich spannende und felsige Steige, umsäumt von ausgedörrten Kiefern und Fichten, begleitet vom Zirpen der Zikaden, das alles zu durchdringen schien. Unterwegs auf dem felsigen Pfad kamen wir an einem weiteren Steinhaufen, in welchem ein dürrer Ast steckte vorüber. Auch hier fühlte ich deutlich die Schwingung eines Grabes. Mir fiel wieder einmal auf, dass es hier weit und breit keine Mücken oder sonstige Stechinsekten gab. Die Umgebung des Weges wechselte manchmal ganz aprupt ihr Gesicht. Mal war es mediterraner, trockener Kiefern und Pinienwald - mal felsiger Untergrund, wo es stark nach Thymian und Oregano roch. Mal gab es dicht an dicht wachsende Johannisbrotbäume, an welchen dicke, fette honigtriefende Schoten hingen. Da konnte ich nicht widerstehen und wollte mir welche pflücken. Als ich mich auf die Zehenspitzen stellte und nach oben blickend mit der Hand nach den dicken Süssigkeiten greifen wollte, fielen mir gleich ein ganzes Dutzend Ohrwürmer auf den Kopf. Ich hüpfte schreiend davon, um es gleich nochmal zu versuchen, bis ich endlich die ersehnte süsse Beute kosten konnte. |
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Auf
dem Weg - direkt vor uns fanden saß plötzlich ein Wesen, ein
Mini-Dino, das uns an uralte Zeiten erinnerte. Es war kein Chamäleon,
aber es erinnerte daran. Es war 3 mal so gross wie eine Eidechse, hatte
eine schuppige helltürkise Haut - wie ein Chrysophras und schien uns
mit seinen Bewegungen einreden zu wollen, es sei ein Blatt im Wind und nicht
etwa ein Mittagessen für ein Mini-Dino fressendes Wesen. Es wußte
ja nicht, dass hier freundlich gesinnte Vegetarier des Weges kamen. Wir
hockten uns hin und beobachteten eine Weile lang fasziniert dieses ''ausserirdische''
Wesen. Es wippte wie von Wind bewegt vor und zurück und rollte seine
kugeligen Augen, jede unserer Bewegungen genauestens beobachtend. Seine
Vorderbeine endeten nicht in krallenbewehrten Füßen, wie ich
es von Eidechsen und anderen Echsen kannte, sondern wirkte, wie Hände,
die in etwas zu großen Handschuhen mit Daumen steckten. Damit umfasste
es sicher Halme und Äste und wiegte sich auf dem Boden entlang. Nach
einer Weile verabschiedeten wir uns und gingen weiter. Weiter oben kamen wir zu einem Grundstück, über das ein ausserordentlich scharfer Hund wachte. Er kläffte und bleckte die Zähne, dass uns Angst und bang wurde. Ich kauerte mich nieder und sprach ihm gut zu. Mehmet hob einen Stein und warf ihn. Der Hund wurde so wild, dass er schäumte und sogar einen Haufen setzte. Da wußte ich, dass er selbst vor Angst fast verging. Ich redete weiterhin sanft auf ihn ein. Wir mußten diesen Grund überqueren, wenn wir den Weg weiterverfolgen wollten. Also schlichen wir uns stückweise in gebührender Entfernung an ihm vorbei. Weiter oben fanden wir ein verlassenes steinernes Schäferhäuschen. Es machte den Anschein, dass es zu bestimmten Zeiten in Benutzung stand. Die ganze Umgebung roch stark nach Ziegenurin und war fast glatt wie ein Spiegel. |
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Ganz oben kamen
wir an ein Plateau, an dem wir uns am Ziel unseres Weges wähnten. Aber
hier oben zweigte der Weg nur in verschiedene Richtungen, um dann weiter
über dem Berg nach oben zu führen. Ausserdem gab es hier oben
ein viereckiges Gebäude - das sich bei näherer Untersuchung als
Wasserspeicher entpuppte. Er war bis auf eine Schicht aus feuchtem Schlamm
leer und füllte sich vermutlich zu den Regenzeiten wieder auf, um im
Frühling bis in den Sommer hinein wieder benutzt zu werden. |
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