© Regina F. Rau
Karwendelgebirge
Rappenklammspitze (1835m)
Startpunkt: Hinterriss (923m) am Rissbach
über Rohntal (1262m) und Hochalplsattel (1660m)
Übernachtung im Freien
unter der Milchstraße und bei röhrenden Hirschen
Höhenmeter: 804 m
Strecke: 13 km gesamt
Gehzeit: Gesamt: 6 Std.
Aufstieg 3:30 Std.
Abstieg 2:30 Std.
Dienstag 14. Oktober 2017
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Die Tour ist - wie ich bisher sehen konnte,
im Internet nicht als Beschreibung zu finden, sehr zu unrecht, wie wir
finden. Denn die Aussicht auf die Östliche Karwendelspitze, nebst Torspitze,
Torscharte, und umliegender Gipfel - und von der rappenklammspitze bis weit
in Richtung Mittenwald ... ist atemberaubend schön, der Blick zu
majestätiischen Gipfeln und leuchtend grünen Almwiesen lohnt bei jedem
Schritt... Die Almwiesen auf dem kahlen Hochalplkopf laden zum Sonnen
ein und die herrliche Aussicht ins Rissbachtal bis hin zu den Hagelhütten
zu geniessen.
Gehzeit gesamt: 6 Std. 50 Minuten - inclusive 30 Minuten Pause
Höhenmeter: 912m (923m - 1835m)
Wegbeschaffenheit: bis zum Hochalplsattel und ca. 100 Höhenmeter vor der
rappenklammspitze: sehr gut gehbar. Danach wird es zunehmend schwieriger -
viele Wurzeln, ausgefallene Stellen... Ab dem Sattel vor der Rappenkarspitze
ist es nur noch für absolut Geübte und Schwindelfreie Bergwanderer zu gehen!
Hinterriss (923m)
Am Vorabend hatte ich meiner Schwester von meinem Vorhaben berichtet, wieder zur rappenklammspitze hinaufzugehen und irgendwo dort auch zu übernachten. Die Idee gefällt ihr und so kommt sie mich mit ihrem Freund um 10.00 Uhr abholen. Obwohl wir heute vergleichsweise "früh" dran sind, kommen wir erst um 12.00 Uhr Uhr vom Parkplatz Hinterriss los. Im wunderschönen Rohntal machen wir erst mal ergiebig Pause, stellen unsere Rucksäcke hinter Bäumen bei den Hütten ab und gehen hinauf zur Rappenklamm. Wir haben auch vor, uns den alten Steig, der über den Wechselschneidt hinunter zum Bärnalplsteig führt näher anzusehen. Der scheint schon verfallen, aber wir wollen uns das mal aus der Nähe ansehen. Über den Bärnalplsteig könnte man Touren hinüber zur Sojernspitze machen - aber auch hinten um die rappenklammspitze herum und auf dem Forstweg vom Vorderskopf wieder ins Rissbachtal zurück gehen.
Rohntal Almen (1262m)
Es geht durch märchenhafte Landschaft ... Heute gleisst der Wald in der Sonne, die Wiesen sind inzwischen rostrot in der Jahreszeit, der Herbst hat das Laub der Bäume in herrlichsten rot und Gelbtönen gefärbt. Dazwischen ragen bemooste urige Felsen, die anmuten, als seien sie einmal von großen Trollen vom Berg geworfen worden... Manchmal klingeln Glöckchen daraus hervor... und wenn man stehen bleibt und genau hinsieht, sieht man die Elfen in Ringelreihen im Moos tanzen ... ja, manchmal sehe ich sie wirklich, so wie jedes Kind sie sehen kann... das sein Herz der geistigen Welt noch nicht verschlossen hat, und darum seine Augen das für rational denkende Unsichtbare noch sehen kann...
Die Kühe wurden schon vor Wochen ins Tal getrieben und jetzt sind die Wälder still...
Wir wünschen uns von Herzen Frieden für alle Wesen auf dieser schönen Erde - und so senden wir unseren Herzens-Segen an alle Tiere, die noch leiden und sterben müssen..., weil der Mensch unbewußt lebt ... und an alle Menschen, die noch leiden müssen an Krankheiten, Armut, Not, Krieg und Tod, weil sie unbewußt leben...
über's Köpfeln (1474m)
Hinter der Alm geht's links auf dem Forstweg Richtung Rohntal-Scharte.
Wir gehen geradeaus über den Bach, hinauf zum Köpfeln - Der Weg bis dorthin ist
sehr schön zu gehen, bisher ist nicht zu sehen, warum der Weg auf den Karten
getüpfelt eingetragen ist. Mitten auf dem Weg liegt ein Stein, der sieht wirklich
aus wie die Pfote eines großen Hundes - oder ein wenig gedreht - wie eine
Schweinepfote. Es ist ein sehr komisches Gefühl, als ich diesen Stein drehe,
um ihn von allen Seiten zu betrachten. Ständig habe ich das Gefühl, etwas
"Lebendiges" zu berühren!
Weiter gehts hinauf bis unterhalb dem Hochalplkopf links vorbei. Dort, weiter oben, 20-30 Minuten vor dem Gipfel gestaltet sich der Steig schließlich wie auf der Karte gepunktet beschrieben: unwegsam - mit vielen verschnörkelten Wurzeln und abgebrochenen Stellen. Bis zum Sattel kurz vor dem Rappenklammspitz ist der Steig für Schwindelfreie noch gut zu gehen.
Rappenklammsattel ca. (1760m)
Am Rappenklammsattel (geradeaus zum Wechselkopf (1835m) gehts rechts zur rappenklammspitze.
Danach gehts nur noch mit absoluter Trittsicherheit und Schwindelfreiheit weiter. Wir bleiben unten und machen auf dem Grat vor der rappenklammspitze ausgiebig Brotzeit.
Gegen 17.00 Uhr gehen wir in der Abendsonne wieder hinunter. Am Sattel probieren wir noch den Weg aus, der hinter auf den Wechselschneidt und zum Bäralplsteig führt. Doch der ist von Latschen so zugewachsen, dass man kaum hindurch kommt. Vroni steigt noch auf den nächsten Minigipfel - doch von dort aus ist auch keine wirkliche Übersicht über die Lage und den Zustand des Steigs. Wir nehmen uns diesen Wegabschnitt für ein anderes Mal vor.
Röhren der Hirsche unter unfassbar klarem Sternenhimmel
Es ist noch hell, als wir unten ankommen. Wir haben gerade Zeit, unsere Schlafplätze
herzurichten, bis es dunkel ist. Schon bald leuchten die ersten Sterne... Es ist, als
ob dort oben jemand die kleinen Lichtlein eins nach dem andern anzündet, bis plötzlich
der Himmel so von Sternen übersäht ist - und die Milchstraße sichtbar wird.
Dann kommen die brunftigen Hirschen aus allen Ecken der Wälder auf die große Almwiese
und röhren, dass das Echo von den Felsen schallt. Nicht lange danach hören wir Geweihe
aneinander krachen. Dieses Szenario geht allerdings ohne sonstige Laute vonstatten.
Plötzlich sehen wir einen Lichtkegel von der Ferne - ein Auto kommt herauf. Es hält an
der unteren Hütte. Dann erscheint erneut ein Lichtkegel. Diesmal viel größer. Es ist
der Traktor, den wir zuvor bei der Rohntalalm Hütte gesehen hatten. Er fährt sehr langsam
über die Almwiese, bleibt immer wieder mal stehen. Wir nehmen an, dass er die
Abgrenzungspfosten der Weiden einsammelt. Aber wir erinnern uns auch einmal mehr an die
vielen Schilder und Ermahnungen, dass man abends nicht herumschleichen soll - und keine
Stirnlampe anmachen, da man sonst die Tiere störe.
"Bitte achten Sie darauf, dass die Armen Tiere des Waldes nicht gestört werden und ihre wohlverdiente Ruhe bekommen." Als der Traktor herumfährt, hat das Röhren der Hirsche ein rasches Ende. Eine gute halbe Stunde ist der Bauer beschäftigt, dann parkt der Bauer seinen Traktor wieder bei der Almhütte - der Lärm des Traktors hört auf. Und bald ist der Lichtkegel des Autos in der Ferne verschwunden.
Es dauert eine weitere halbe Stunde, bis die Hirschen sich wieder auf die Almwiese trauen. Aber es sind bei Weitem nicht mehr so viele Tiere wie vorher! Als ich einmal 'austreten' muss und mir im Dunkeln ohne! Stirnlampe einen Weg zu den Bäumen suche, macht direkt neben mir ein Hirsch Grunzgeräusche. Es hört und fühlt sich an, als wolle er sagen: "He, da bin ich... mach dich woanders hin!", was ich sofort befolge.
Der Sternenhimmel ist so unfassbar klar, dass ich mich noch eine ganze Weile mit meiner
Kamera beschäftige, um endlich die langersehnten Sternenfotos hinzubekommen, was mir
bisher nie - oder zumindest 'nicht wirklich* gelungen ist. Nach 1 Stunde herumprobieren,
habe ich sämtliche Einstellungen endlich geschafft. In der Nacht erwache ich erneut,
diesmal zwinkert mir der Mond direkt ins Gesicht... und so mache ich noch eine Runde
Fotos. Dasselbe noch mal gegen 4 Uhr frühmorgens.
Die Stimmung ist grandios. Am liebsten hätte ich diese Nacht gar nicht geschlafen.
(Hochalplkopf 1660m)
Heute stehen wir relativ früh auf... Mäuse haben sich in unser Brot gefressen. Das muss
ein Gefühl sein, im Essen zu sitzen und zu mampfen... Wir schneiden das Stück ab und
legen es den Mäusen wieder hin. So was bekommen sie hier ja auch nicht alle Tage.
Wir gehen denselben Weg noch einmal hinauf. Diesmal aber oben rechts hoch auf den
Hochalplkopf. Dort legen wir uns nackig in die Sonne.
Gegen 15.30 Uhr machen wir uns wieder auf den Rückweg in der Abendsonne und
Abenddämmerung. Als wir unten ankommen, wird es gerade richtig dunkel.
Wir waren nicht zum letzten Mal da ... und freuen uns schon auf das nächste Abenteuer im Rohntal...