Ein
paar mal war ich damals im Frühjahr 1987
beim Spaziergang alleine von Cinarcik (bei Yalova)
bis nach Yesilköy vorgedrungen, einem
Dorf, wo alles wirkte, als hätte die Zeit hier vergessen vorbeizuschauen.
Der eisige Sturm, der um diese Jahreszeit herrscht, schnitt mir in die
Ohren und die Stimmung war sehr abenteuerlich. Mir war ein wenig bang,
hier alleine so weit vorzudringen. Doch die Neugierde, was mich wohl auf
diesem geheimnisvollen Weg erwarten würde, war größer
gewesen.
Die Häuser waren sehr klein und einfach gebaut. Sie liessen vermuten,
dass die Familienangehörigen hier auf engstem Raum miteinander lebten.
Hühner und Schafe liefen frei herum, ältere Männer saßen
Pfeife schmauchend vor den ''Hütten'' oder machten sich irgendwie
nützlich. Frauen taten ihre Hausarbeit. Für alles schienen sie
unbegrenzte Zeit zu haben, denn niemand hetzte herum ... es wirkte sehr
friedlich hier.
Zweimal hatte mich mein Weg hierher geführt - und jedesmal waren
die Leute vor ihre Hütten gekommen und hatten mich aus schweigenden
Augen angestarrt - so dass mich ein sehr beklommenes Gefühl beschlichen
hatte und ich schnellstens auf dem Weg auf dem ich gekommen war - wieder
kehrt gemacht hatte.
1993 im
Frühjahr fuhren wir nun früh am Morgen den Weg nach
Yesilköy mit dem Auto, den ich damals gegangen war. Unser Ziel war
Erikli Yayla - die ''Pflaumen-Alm'' - hier ganz in der Nähe. Man
sprach von einem Wasserfall, den wir besuchen wollten.
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Erikli
Yayla liegt ca. 6 km vom Dorf Tesvikiye entfernt. Tes,vikiye Köyünün
6 km. Die Alm liegt ca. 600 m über dem Meer. Sie diente in früheren
Zeiten den Bauern als Sommer-Residenz - jetzt ist sie unbewohnt. Hier oben
wachsen üppig Ess-Kastanien, Schwarztanne (? Karaagac), Lindenblüten,
Göknar (?) und Apfelbäume. Die Wanderung verläuft neben dem
Erikli-Bach (Pflaumen-Bach). Aber Wasserfälle gibt es erst weiter oben.
Die Wanderung ist ca. 4 km lang. Der Weg ist einfach - aber doch recht steil.
Manchmal wird die Strecke ein wenig rutschig. Man sollte also gute Schuhe
tragen. Der Erikli-Wasserfall ist ca. 10 Meter hoch und eisig kalt. Später
kann man auf einem breiten Fuhrweg zurücklaufen, wenn man so wie wir
den Nachmittag recht lange geniessen konnte - und eine Abkürzung zurück
nehmen will. . |
Nach
kurzer Fahrt kamen wir an der Alm an - ein herrlicher Ort - das hatte
ich nicht erwartet. Die Stille hier war ansteckend. Am liebsten hätte
ich mich hier irgendwo ins Gras gelegt und hätte meine Gedanken mit
den Wolken fliegen lassen. Reine Stille - hier und da ertönte der
sehnsüchtige Ruf eines Bergvogels...
Ein wenig verweilen,
Rast machen vom Lärm der Welt - mein Herz klopfte vor Freude... aber
unser Führer drängte zum Weitergehen, denn der Weg sei noch
weit...
Der schmale
Pfad führte ziemlich steig bergan und unser Führer schien sehr
motiviert, uns an sein Trainingstempo zu gewöhnen. Ich war so aus
der Puste, dass ich kaum etwas sprechen konnte. Irgendwie war ich auch
ein bisschen traurig, dass es mir bei diesem Tempo nicht möglich
war, die herrlichen Momente richtig zu geniessen. Für mich gilt immer
wieder: der Weg ist das Ziel. Oft ist es so, dass ich mit Wanderern, die
es ziemlich eilig hatten - an den schönsten Plätzen vorbeieilte
um mit ihnen hastig ans Ziel zu kommen, wo es dann gar nicht so schön
war. Aber das ist eine andere Geschichte.
Manchmal schien es mir, als sei ich in ein Märchen geraten - der
Steig wand und bog sich geheimnisvoll, manchmal nur so breit wie ein Fuss-Spann.
Jeder Augenblick war geheimnisvoll und ungewiss. Einmal
kam uns ein Mann mit einem Muli entgegen, der Holz vom Berg transportierte.
Solche Bilder sind bei uns längst ausgestorben... Nach
dem 4 Stunden Anstieg im Tempo von Profisportlern kamen wir am ersehnten
Ziel an. Ein stattlicher eisiger Wasserfall toste vor uns in die Tiefe.
Auf der Seite
picasaweb.google.com im Internet fand ich dieses Bild von einer Vase,
die auf dem Weg entdeckt wurde.
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