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Regenbogen-Linie
Abenteuerreise 2004

per Anhalter
von Deutschland in die Türkei - Seite 3

Regenbogen-Linie

Samstag, 15. Mai 2004
Vierter Tag

Ungarn - rumänische Grenze

In der Nacht wird es sehr kalt! Wir frieren in unseren wenig vor Kälte schützenden Schlafsäcken. Aber wir halten bis 7.00 Uhr morgens die Stellung. Dann geht endlich die Sonne auf und lugt zum Zelt herein. Wir beobachten eine Horde von sechs Hasen beim Paarungskampf. Sie rennen, als ob es um ihr Leben ginge. Und jeweils rennt ein Hase einem anderen hinterher, um sich beim nächsten Mal abzuwechseln. Es sieht aus wie ein ausgeklügeltes Spiel.

Die Lerchen jubilieren am Himmel und wir fühlen uns in "Hochstimmung", um weiterzuziehen. Die Übermüdung durch die unruhige Nacht ist so groß, dass mein Freund und ich uns sehr heftig in die Wolle bekommen. Es kommt immer wieder zu Situationen, wo er etwas denkt oder wünscht, es aber nicht schafft, es auszusprechen. Dann versucht er mich auf indirekte Weise dazu zu bringen, seine Gedanken und Wünsche zu erraten. Das führt zu großen Missverständnissen und Komplikationen. Außerdem tut sich mein Freund offensichtlich sehr schwer damit, mir ein bisschen beim Auf- und Abbauen oder Einpacken zu helfen. Vielleicht befürchtet er, sich dabei dumm anzustellen. Vielleicht ist er einfach zu bequem. Ich weiß es nicht - ist auch egal. Ich fühle mich mit der Arbeit alleine gelassen. Dazu wirkt er ungeduldig und lässt mich immer wieder spüren, dass es ihm zu langsam geht.

Als ich endlich fertig mit Packen bin und mich einiger Maßen beruhigt habe, gehen wir erwartungsfreudig wieder Richtung Grenze - über die Brücke, die wir gestern Nacht gesehen hatten. Es sind ungefähr sechs Kilometer Marsch.

In der Nähe der Autobahnbrücke am Grenzübergang Nickelsdorf - © www.luft-bgld.atJetzt erfahren wir auch, wer gestern Nacht so verzweifelt hupte. An der Grenze steht ein völlig ausgebrannter, zerfetzter und piratierter Textil-Truck. Ich mag mir nicht vorstellen, was sie mit dem Fahrer angestellt haben. Ein beklemmendes Gefühl überkommt uns, als wir zum Grenzposten gehen. Nur noch wenige Schritte, bis wir in Ungarn sind. Ab hier betreten wir - zumindest, was uns anbetrifft - ungeschütztes Gebiet. Wir dürfen "ohne Worte" passieren. Als wir uns danach auf der LKW-Spur gerade mit dem "Daumen im Wind" hinstellen wollen, werden wir sofort von Grenzbeamten abgefangen. Sie verbieten uns auf der LKW-Spur zu gehen und schicken uns zu der PKW-Warteschlange. Ich bin sehr erschöpft und stürze über eine überhöhte Bordsteinkante. Mein Knie blutet, die Hose ist zerrissen - ich könnte heulen.

Grenze Nickelsdorf - © www.virtualrad.net/info/zoll-nickelsdorf2_4.jpgAls wir uns am PKW-Streifen wieder hinstellen, werden wir gleich darüber belehrt, dass Trampen hier verboten ist. Kurz vor unserer totalen Resignation entdecke ich einen türkischen Lastwagen auf der LKW-Spur, die durch einen hohen Maschendrahtzaun von der PKW-Spur getrennt ist. Es ist zum Verzweifeln. Aber ich entdecke tatsächlich ein kleines Türchen - durch diese kommt gerade ein Fahrer auf uns zu. Er geht zur Tankstelle. Ich renne mit den Schildern in der Hand zu ihm hin, so schnell ich kann.

Der LKW-Fahrer Erol erklärt mir feierlich, dass er uns nur bereit sei uns mitzunehmen, weil ich so gut türkisch spreche. Er sagt, dass kein Fahrer uns zu zweit mit so viel Gepäck mitnehmen würde, weil es zu anstrengend sei, jede Nacht das ganze Gepäck rauf und runter zu hieven oder zwei Leute in der Kabine schlafen zu lassen. Es sei einfach zu eng in den Kabinen. Er wiederholt mehrmals, dass er uns nur bis zur Rumänischen Grenze mitnehmen würde, weil er in Rumänien Probleme mit uns beiden bekommen würde. Es sei verboten, Leute mitzunehmen. Vor allen Dingen von der Firma würde es deshalb auch große Schwierigkeiten geben. Auch auf die Frage, ob wir denn nicht in zwei getrennten Wagen von einem LKW-Konvoi mitfahren könnten, reagiert er sehr negativ. Wir sind inzwischen beide verunsichert, entschließen uns aber dennoch dazu, diese Chance anzunehmen.

Erol ist eher ein Türke von der traditionellen Art. Immer wieder beteuert er uns, dass er uns normaler Weise nicht mitgenommen hätte. Dann redet er über die Armut der Länder, durch die er seit vielen Jahren fährt. Er wird wütend, als er uns erzählt, dass er wisse, dass es fast keine Frauen in Ungarn gäbe, die sich nicht für Geld an Männer verkaufen. Sogar die dicken und eher unansehnlichen Frauen würden das tun. Diese Sittenlosigkeit hätte das Land bettelarm gemacht.

Während der Fahrt nützt Erol die Zeit, uns freundlich zu sagen, wie negativ er gegenüber den Europäern eingestellt ist. Er hasst die Art, wie sie die seiner Meinung nach die Türken behandeln. Da er kein Deutsch kann, unterhalten wir uns auf Türkisch. Mein Freund versteht leider nichts. Ich übersetze ihm das Wichtigste. Aber er ist so erschöpft, dass er bald einschläft.

  • Erol erzählt mir, dass der Sohn unseres alten Bundeskanzlers, Helmut Kohl, eine türkische Frau aus Çanakkale hatte heiraten wollen. Davon wusste ich gar nichts.
  • Er berichtet davon, dass letztes Jahr (2003) in der Türkei für 450.000.000 Millionen € ca. 1500 Kirchen und Versammlungsräume für Christen gebaut und eröffnet wurden.
  • Er berichtet, dass das Erdbeben, das 1992 in der Türkei gewütet hatte, durch einen Atombombentest verursacht worden sei und nicht, wie es den Menschen weisgemacht werden sollte, ein durch die Bewegung tektonischer Platten verursachtes Beben. Er erklärt, dass genau an dem Tag, an welchem das Beben stattfand, ein riesiges Ambulanz-Schiff in den Bosporus eingefahren sei, und der amerikanische Präsident, der sonst nie seinen Fuß in die Türkei gesetzt hätte - einen Spontanbesuch in der Türkei abgestattet hatte.
  • Er redete davon, dass Diana zu dem Zeitpunkt, als sich der tödliche Unfall mit Dodi im Wagen ereignete, schwanger gewesen war. Und dass England verhindern hatte wollen, dass es einen muslimischen Thronnachfolger gäbe.
  • Er erklärt mir einige Bauten von Istanbul, die wir besuchen sollten:
    Bosporus-Köprüsü (Bogaz) Bosporus-Brücke Istanbul    
    Fatih-Sultan-Mehmet-Köprüsü Fatih-Sultan-Mehmet Brücke - Istanbul    
    Sultan Ahmet Sultan Ahmet - Istanbul    
    Topkapi Saray Topkapi Serail - Istanbul Topkapi Serail - Istanbul Topkapi Serail - Istanbul
    Misir Çarsisi (Markt für Gewürze) in der Nähe des Kapali Carsisi Vor dem Misir Carsisi - Istanbul Im Misir Carsisi - Istanbul Gewürze im Misir Carsisi - Istanbul
    Kapali Carsisi
    Der geschlossene Markt in Istanbul
    Der geschlossene Markt in Istanbul
     
    Yerebatan - Istanbul- unterirdische Wasserzisterne

    Yerebatan - Wasserzisterne unter Istanbul

    Yerebatan - Wasserzisterne unter Istanbul - die gefangene Medusa

    Yerebatan - Wasserzisterne unter Istanbul

    Yerebatan - Wasserzisterne unter Istanbul

    Yerebatan - Wasserzisterne unter Istanbul - die Träne der Medusa
    Tahta Kalé gegenüber der Beyazit Uni, wo Handwerksmessen stattfinden    
    Fener Patrik Hanesi.      
  • Er lehrt mich die Reihenfolge der größten türkischen Städte:
    1. Istanbul
    2. Izmir
    3. Adana
    4. Ankara
    5. Konya
  • Er empfiehlt mir die Lektüre wertvoller und sehr informativer türkischer Bücher über die Türkei und deren Geschichte
    • Hasreti Muhamedin Hayati - Das Leben des Hasreti Muhamedin
    • Yahu Sultan Selim
    • Fatih Sultan Mehmet - Byzanz
    • Genc Osman (Padisah Imperator) Zerschlagung und Vereinigung des Osmanischen Reiches
    • Eski padisalarin resimleri in Ankara
  • Er verrät mir die besten Hamam's (Saunabäder) von Istanbul
    • Kemerli Tas Hamami
    • Kadirya Hamami (nur für Männer)

Die Autobahn in Ungarn ist überraschend gut in Schuss und sauber. In meiner Erinnerung schwankten wir vor ein paar Jahren, als ich häufiger zwischen Deutschland und der Türkei pendelte, wegen den mangelhaften Strassen noch in unseren Autos noch hin und her, als reisten wir auf einem Schiff.

Die Felder sehen aufgeräumt und liebevoll gepflegt aus. Überall sprießt und leuchtet das satte Grün des Frühlings. Die Fahrt macht großen Spaß. Ich fühle mich zu neuen Abenteuern bereit.

Unterwegs macht Erol in einer LKW-Raststätte Halt. Hier wird mein Freund zum ersten Mal mit der "türkischen Toilette" konfrontiert. Er hat - wie alle Europäer, wenn sie das erste Mal auf so ein Plumpsklo gehen, wo man sich hinhocken muss - so seine Schwierigkeiten damit. Er würde am liebsten warten - wenn's halt bis in die Türkei nicht so weit wär. Da ist es wohl besser, sich auf das Experiment einzulassen... und nachher soll er sich auch noch seinen Hintern mit Wasser waschen - weil es kein Klopapier gibt, dafür aber den für türkische Toiletten typischen Wasserhahn und Wasserbehälter. Ich denke daran, wie es für mich das erste Mal war und lache vergnügt in mich hinein.

Erol lädt mein Freund und mich herzlich zum Mittagessen ein. Wir haben Bedenken wegen unsereren für hiesige Leute doch sehr befremdliches Essbedürfnis. Wir sind reine Rohköstler... ob sie das verstehen?! Aber alle sind sehr freundlich und verständnisvoll. Erol bestellt selbstbewusst wie ein König für uns. Es gibt für uns beide Tomatensalat mit Paprika und Zwiebeln und einen Salat mit Rotkraut und Gelben Rüben - roh gerieben. Leider ist der Krautsalat milchsauer vergoren. Mein Freund will nichts davon essen. Das freut meinen Bärenhunger. Erol spielt ein bisschen auf sauer, weil mein Freund so gar nichts konsumieren will. Ich bin schon gespannt, wie wir die Situation managen. Aber mein Freund reagiert fröhlich und locker. Es freut mich sehr, dass er sich in der Gesellschaft so vieler Truckfahrer, deren Augen immer wieder beobachtend auf ihn gerichtet sind, so gelassen geben kann. Ich weiß, dass er innerlich platzen könnte vor Anspannung.

Die Fahrer hier können kaum glauben, dass wir gar nichts Gekochtes essen und von "dem bisschen Salat" satt werden. Ich trinke auch den Schwarztee, den man mir hinstellt. Und weil mein Freund seinen nicht trinkt, nehme ich auch den zweiten. Danach stehen mir "die Haare zu Berge"! Aber es tut mir gut. Wenigstens werde ich so nicht neben dem Fahrer einschlafen. Ich fühle mich an vergangene Zeiten erinnert, wo ich sehr oft mit den LKW's in die Türkei fuhr. Immer habe ich die Türken sehr gastfreundlich und zuvorkommend erlebt.

Als wir in der Nähe der Rumänischen Grenze angekommen sind, erklärt uns Erol, dass er uns hier aussteigen lässt. Er und seine Kumpels beteuern, dass es nur noch drei Kilometer bis zur Grenze zu gehen seien. Und nach der Grenze kämen zwei große Rastplätze mit Motel, wo viele türkische LKW-Fahrer übernachten und tanken würden. Bis zum ersten Rastplatz "Europark" seien es ungefähr drei Kilometer. Bis zum zweiten Parkplatz "Ankarali Ferudun" noch zwei Kilometer weiter. In meinem Magen brauen sich schon wieder Beklemmungswolken zusammen. Aber jetzt sind wir schon bis hierher gekommen und wollen den Ereignissen mutig entgegen schauen.

Als Erol uns entlässt, gebe ich ihm unsere E-Mail und Web-Seiten-Adresse. Ich erkläre ihm, dass ich ein Bild nach Wunsch für ihn malen würde - als Ausgleich dafür, dass er uns mitgenommen hat. Es wird kein großer Abschied. Erol wirkt plötzlich leicht reserviert. Also machen wir es kurz und gehen los. Als wir uns noch mal kurz nach Erol umdrehen, sehen wir, dass er mit einem Handstaubsauger schon die Sitze saugt, auf welchen wir gerade noch gesessen haben. Das trifft uns doch ein bisschen. Wir erkennen, dass der Widerwille uns mitzunehmen doch größer gewesen sein muss, als er es zugeben wollte. Dafür sind wir umso dankbarer, dass er uns überhaupt bis hierher mitgenommen hat.

Es ist ziemlich spät geworden und wir müssen damit rechnen, dass es sehr schnell dunkel wird. Wir merken schnell, dass die Entfernung von insgesamt sechs Kilometern bis zum Rastplatz, die Erol uns gesagt hatte, nicht stimmt. Es sind schon bis zur Grenze leicht sechs endlose LKW-Schlangen an den GrenzübergängenKilometer. Der Mut verlässt uns, die Strecke schlaucht sehr mit dem schweren Gepäck. Wir gehen an der endlosen LKW-Schlange vorbei. Die Fahrer schauen uns zum Teil hinterher. Sie wirken auf uns verwegen und missmutig. Sicher haben die meisten hier selbst schon einen weiten Weg und enervierende Schwierigkeiten hinter sich. Sie hassen die kilometerlangen Staus vor der Grenze. Die meisten sind unrasiert, wirken müde und erschöpft. Die Dämmerung taucht die Szene in die passende dramatische Stimmung. Das Bild des ausgeplünderten Trucks an der ungarisch/österreichischen Grenze taucht wieder vor meinem inneren Auge auf. Beklemmung macht sich in mir breit. Auch mein Freund wirkt sehr angespannt. Es wird immer dunkler - ich wollte bei Dunkelheit am Parkplatz in Rumänien sein. Jetzt droht uns die Zeit davonzulaufen.

Die Luft ist angespannt und wir kommen uns wieder heftig in die Wolle. Mein Freund versteht nicht, warum ich mich beeilen will. Ausserdem fühle mich immer wieder damit überfordert, dass er keine Fremdsprache spricht. Das bedeutet, dass alle Gespräche, Anfragen und Erledigungen auf mich fallen. Oft glaubt er Dinge nicht, die ich ihm übersetze, oder er fragt mich "vorsichtshalber" bis zu drei Mal, ob das was ich sagte auch stimme... selber mit der Hilfe von Händen und Füssen nachfragen will er nicht...

Grenzübergang Nadlac -  ©  www.hand-und-pfote.de NadlacAm Grenzübergang "Nadlac" werden wir wieder von Grenz-Beamten aufgehalten, die uns von der LKW-Rampe auf die PKW-Route verweisen. Wir gehen über die Grenze. Dann geht mein Freund noch lange auf die Toilette. Das letzte Tageslicht verschwindet. Ich bin sehr gereizt.

© www.siebenbuerger.de/OrtschaftenHinter der Grenze gehe ich so schnell mich meine Füße tragen. Mein Freund will mich dazu bewegen, langsam zu gehen. Ich wechsle auf die Straßenmitte, bekomme wirklich Angst.
Schon an den ersten Häusern hinter der Grenze erkennt man sofort den sozialen Unterschied zwischen den Städten in Ungarn und hier in Rumänien. Die Häuser sind sehr niedrig und zerfallen, oft mit Blechen geflickt oder gar nur aus Blechen zusammengeschustert. Die Leute, die auf den Bänken vor den Häusern sitzen, schauen uns misstrauisch aus dunklen Augen an. Sie tragen zerschlissene, sehr ärmliche Kleidung. Ihre Füße stecken in billigen, bis zur Unkenntlichkeit ausgelatschten Plastiktretern, die man bei uns in Deutschland allenfalls auf dem Feld tragen würde. Mein beklommenes Gefühl steigert sich und ich gehe noch schneller. Ein Junge von etwa 8 Jahren auf einem Fahrrad überholt uns. Er wird sehr aufdringlich. Er will Geld. Ich gebe ihm keines.

Ich habe Angst, verfalle fast in den Laufschritt und wechsle oft in die Mitte der Straße. Aber die LKW's brausen in einem Affenzahn heran und ich muss wieder auf die Seite springen. Wieder fangen wir zu streiten an. Mein Freund kann nicht verstehen oder glauben, warum ich mich fürchte. Ich erkläre ihm meine gefährlichen Erfahrungen, die ich hier in Rumänien gemacht hatte, als ich 17 Jahre alt war. Ich rate ihm, mir in diesem Fall lieber ein klein wenig zu vertrauen. Jetzt ist es finster. Wir haben noch immer nicht die Raststätte erreicht, von der uns Erol und seine Kumpanen erzählt haben. Wir können auch keine Lichter eines Motels aus der Ferne entdecken, die verraten würden, dass es nicht mehr weit ist.

Wir machen uns ernsthafte Sorgen. Ich weiß, dass die Rumänische Gendarmerie es nicht erlauben wird, dass wir hier trampen oder uns auf der Straße aufhalten. Die Kilometer wollen nicht enden. Wir laufen immer noch an den geduckten Häusern und verarmten Höfen vorbei. Die Blicke der Menschen werden immer misstrauischer. Früher durften die Menschen hier noch nicht einmal mit einem Ausländer reden. Sie wurden dafür schwer bestraft - sogar mit Gefängnis. Man hatte mir damals erzählt, dass sie dort sogar gefoltert wurden.

Endlich sehen wir von Ferne Lichterketten. Das muss der Rastplatz "Europark" sein. Bis hierher waren es wohl insgesamt acht Kilometer. Auf einmal fühlen sich meine Schritte an, als liefe ich auf Wolken - wir schöpfen neuen Mut. Der Rastplatz ist vollgeparkt mit türkischen LKWs. Das Motel sieht eher wie ein billiges Stundenhotel aus. Ein Türke kommt auf uns zu. Er stellt sich uns als Besitzer des Motels vor. Zögernd fragen wir ihn nach einer Bleibe. Er ist sehr jung, ist selbst Türke und kommt aus Ingolstadt. Wir sind positiv überrascht, können es kaum glauben. Der erste Mann, den wir in Rumänien kennen lernen, soll ausgerechnet ein Türke sein. Er zeigt uns stolz seinen Personalausweis.
Zehn Euro will er für jeden von uns pro Nacht haben. Das ist ein stolzer Preis für Rumänische Verhältnisse. Aber wir sind heilfroh, dass wir es bis hierher geschafft haben. In der LKW-Stube kaufen wir noch zwei Kilo Äpfel für umgerechnet drei Euro. Sie sind zwar groß, aber mächtig angeschlagen. Aber es tut unglaublich gut, mal wieder Früchte zu schmecken. Unter der Dusche fühlen wir uns wie neugeboren. In dieser Nacht schlafen wir sehr ruhig. Der Chef schläft mit seiner Freundin gleich gegenüber, das beruhigt ungemein.

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