Abenteuerreise
2004
per
Anhalter
von
Deutschland in die Türkei -
Seite 4
Sonntag,
16. Mai 2004
Fünfter
Tag
Kein
Weiterkommen hinter der rumänischen Grenze "Nadlac"
Wir
stehen relativ früh auf und machen uns abreisefertig. Im LKW-Salon
essen wir noch eine ganze Melone. Die anderen Fahrer beobachten
uns kopfschüttelnd. Als wir bezahlen wollen, staunen wir nicht
schlecht. Die Melone kostet satte neun Euro! Das kann ja noch heiter
werden!
Dann
stellen wir uns mit den Schildern nach Bulgarien und in die Türkei
an die Straße. Sofort sind die Beamten der Gendarmerie da.
Sie steigen grimmig aus ihrem Wagen, halten uns ihre Kelle vors
Gesicht. Sie wollen uns nicht weiterreisen lassen: Trampen sei hier
verboten und wir dürfen angeblich auch die LKW-Fahrer nicht
fragen.
"Die bekommen große Probleme mit uns, wenn sie euch mitnehmen"
wird uns bedeutet. Die Gendarmen verlangen fünfzig Euro von
uns dafür, dass sie uns mit dem Taxi bis in die nächste
Kleinstadt Arad fahren lassen, das nur ungefähr drei Kilometer
von hier entfernt liegt. Sie erklären uns, dass heute am Sonntag
auch kein Bus fahren würde. Wir könnten dann von Arad
mit dem Autobus oder Zug weiterfahren.
Wir
weigern uns aber zu zahlen und verkrümeln uns vorerst wieder
in die LKW-Stube. Dort fragen wir den türkischen Besitzer,
ob er für uns die Fahrer bitten kann, uns mitzunehmen. Er ist
sehr nett und sagt, dass wir auf keinen Fall tun sollen, was die
Gendarmen uns sagen. Es sei unverschämt, was sie von uns verlangen,
und sie hätten kein Recht dazu. Aber so würden sie es
hier überall machen. Er will uns helfen. Den ganzen Tag über
ergibt sich keine Weiterfahrt. Wir haben keine andere Wahl und bleiben
noch eine Nacht. Ein LKW-Fahrer bietet sich am nächsten Morgen
an, uns bis Arad mitzunehmen. Wir lehnen ab, weil wir ahnen, dass
wir dort noch schlechter dran sind.
Gegen
Mittag kommen die Gendarmen in die LKW-Stube. Es sieht so aus, als
würden sie die LKW-Fahrer und das Personal des Motels davon
unterrichten, dass sie uns nicht mitzunehmen und uns nicht zu helfen
hätten. Wir bleiben in der LKW-Stube und schreiben Tagebuch,
trinken jede Menge schwarzen Tee. Wir beschließen, bis eine
Lösung in Sicht kommt, die Wärme und die gesellige Atmosphäre
hier zu genießen. Wir sitzen und warten, bis der Chef wieder
auftaucht. Er erklärt uns, dass sich noch kein Fahrer gefunden
hätte, der bereit wäre, uns mitzunehmen. Also entscheiden
wir uns, noch eine weitere Nacht zu bleiben. Es gibt ein großes
Palaver wegen dem Bus, der am nächsten Morgen nach Arad fahren
soll. Der Chef will uns persönlich um 7.00 Uhr früh zur
Bushaltestelle bringen. Er wirkt inzwischen sehr genervt, weil sich
keine Lösung für uns ergeben will. Wir zahlen ihm weitere
zwanzig Euro für die Nacht. Auf dem Zimmer waschen wir unsere
erste Wäsche - in der Hoffnung, dass sie bis zum Morgen trocknet.
Es
ist kalt und bewölkt. Aber die Stimmung am Himmel ist herrlich.
Zerzauste Regenwolken ziehen über die weiten Grasebenen. Der
Blick verliert sich am Horizont ... von leuchtend roten Mohnblumen
auf den grünwogenden Feldern besprenkelt. Hunde bellen in der
Nachbarschaft, die Hähne krähen um die Wette. Ich nehme
den Fotoapparat meines Freundes und fotografiere das ärmliche
Haus gegenüber. Es gibt hier etwas, das ich auf die Reise mitnehme:
so arm und verwahrlost alles hier nach außen scheint - überall
begegnen uns glückliche Gesichter, die Menschen sitzen zufrieden
vor ihren Häusern oder vor dem, was eine Behausung abgibt -
Kinder spielen fröhlich davor. So unglaublich das auch klingen
mag - aber diese Szenen verströmen mehr Harmonie als irgendwelche
Bilder unseres aufgeräumten und von Sicherheiten verbauten
und vom Luxus ertränkten Lebens... Eine Pferdekutsche kommt
auf den Hof gefahren. Ein fröhlicher dicker Mann sitzt darauf
mit ebenso fröhlich lachenden Kindern. Sie winken mir nickend
zu.
Ich
mache noch ein Foto von diesem Motel "Europapark" an der
Grenze vor Arad.
Um
22.00 Uhr schlafen wir ein.
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