Abenteuerreise
2004
per
Anhalter
von
Deutschland in die Türkei -
Seite 9
Freitag,
21. Mai 2004
Zehnter
Tag
Ankunft
in Fethiye und Traumbeach Ölüdeniz
Um
10.30 Uhr vormittags kommen wir in "Fethiye" am Busterminal
an. Ich bin total erschöpft. Beim Aussteigen dreht sich alles
um mich herum.Ich kann meinen Rucksack kaum noch heben. Und ich
weiß, dass der Fußmarsch bis in die Stadt mindestens
vier Kilometer weit ist. Nachdem die Taxis 15.000.000,00 Türkische
Lire nehmen wollen um uns in die Touristenbucht "Ölüdeniz"
am Meer zu fahren, entschließen wir uns, die Strecke zum kleinen
Dolmus-Terminal (Minibusse, welche die Leute auch unterwegs auf
der Strasse aufsammeln) zu Fuß zurückzulegen.
Dort
angekommen, kommt mir die Idee, auch gleich meine defekten Fotokamera
zur Reparatur abzugeben. Wir kaufen uns eine riesige Melone und
setzen uns in den Garten bei der "Cami" (Moschee). Dort
kostet mein Freund auch seine ersten "Dutt" (Maulbeeren)
direkt vom Baum. Seine anfängliche Skepsis ist verflogen. Er
ist total begeistert. Das ist wahre Sonnenkost !!!
Danach
schaffen wir es tatsächlich noch bis zum Bauernmarkt, der hier
immer Freitags stattfindet. Wir können uns über die hiesigen
Preise nur noch wundern: 1 Kilo Früchte oder Gemüse kosten
hier nur noch 250.000,00 bis 300.000,00 Türkische Lire, das
sind umgerechnet 18 bis 22 Cent!
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Als
wir endlich genug bepackt sind, fahren wir mit dem "Dolmus"
(Minibus) nach Ölüdeniz. Ölüdeniz ist eine herrliche
Bucht am türkisblau schimmernden Meer mit weißem Sand-
und Kiesstrand. Als ich vor Jahren das letzte Mal hier war, standen
hier gerade mal ein paar Hütten und es gab zwei Campingplätze
weit hinten in der Bucht. Heute finden wir hier eine völlig
überlaufene Touristenhochburg vor.
Dennoch entschließen wir uns, vorerst zu bleiben, und in den
nächsten Tagen in Ruhe' etwas nach unserem Geschmack
zu finden. Ich frage an der Touristeninformation nach einer günstigen
Bleibe. Wir werden zu einem traumhaften Bungalow-Zeltplatz "Gönül
Kamp" für 30.000.000,00 TL = ca. 22 Euro für uns
beide vermittelt. Dort bekommen wir ein aufgeräumtes Zimmer
zugewiesen. Es ist mit einem schlichten Doppelbett, einem Einzelbett,
Kleiderschrank, Dusche und WC ausgestattet. Es gibt auch eine kleine
Terrasse vor der Eingangstür mit Tisch und Stuhl unter duftenden
Eukalyptus-Bäumen.
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Wir
sind beide völlig übermüdet, von dem Zimmer begeistert,
und fühlen uns wie die Könige. Wir essen unseren eigenen
noch königlicheren Vorrat und schlafen genau eine Stunde. Dann
wollen sich die Augen nicht mehr schließen, obwohl ich hundemüde
bin. Wir gehen auf die Suche nach Früchten und stellen fest,
dass so etwas hier Mangelware ist. In den Geschäften, die Frischware
führen, sind die Bananen zu grün und zu teuer. Es gibt
kaum Gemüse und für türkische Verhältnisse haben
sie hier Horrorpreise. Ein Kilo Tomaten kosten 1.500.000,00 TL =
90 Cent. Wir bummeln am Strand entlang. Überall bieten sie
Tages-Schiffsfahrten zu den umliegenden Inseln für 15.000.000,00
TL an (7,70 Euro). Nach dem Bummel schlafen wir bis zum nächsten
Morgen durch.
Samstag,
22. Mai 2004
Elfter
Tag
Fethiye-Bummel
& romantischer Abend in Ölüdeniz
Wir
stehen um 9.30 Uhr auf, fahren mit dem "Dolmus" nach "Fethiye".
Dort hole ich die Linse meiner Kamera von der Reparatur ab.Kosten:
100.000.000,00 = 56€. Ich bin total begeistert. Bei uns in
Deutschland hätte mich die Reparatur meines teuren Objektivs
vermutlich das Dreifache gekostet. Bei einem Bummel an der Strandpromenade
von Fethiye sprechen uns die Bootsagenturen an, ob wir eine der
Fahrten zu den 12 Inseln buchen wollen. Aber wir beschliessen, diese
Plätze "per Pedes" zu besuchen und fanden dort herrliche
Paradiese.
Die
Preise für die Fahrten variieren von 15.000.000 TL mit Abholung
vom Hotel auf großen Schiffen mit viel Lärm - bis zu
25.000.000 für angenehme Touren mit wenig Leuten und gedämpfter
Musik. Die Verkaufsstände erinnern mich an die Zeit, an der
ich selbst noch hier an der Promenade stand und Freundschaftsbänder
aus Baumwollfäden verkaufte, die ich selbst geknüpft hatte.
Das damals so beliebte Papyruspapier und die Freundschaftsbänder
vermisse ich heute sehr. Gegen 18.00 Uhr fahren wir wieder zurück
nach "Ölüdeniz". Nachdem wir ausgeschlafen und
mit neuen Energien betankt sind, fällt uns auch auf, dass unangenehmer,
modrig fauliger Geruch von der Toilette unseres Bungalow ins Schlafgemacht
zieht. Wir entschließen uns, so bald wie möglich einen
geeigneten Zeltplatz zu finden.
Am
Abend lassen wir uns von der Liebe, Luft und Meer verwöhnen,
sitzen bei romantischem Nachthimmel im "Café Sun"
an der Strandpromenade und träumen bei stimmungsvoller, türkischer
Musik. Das "Café Sun" scheint von den vielen wie
Perlen aneinandergereihten Lokalitäten so ziemlich die einzige
Lokalität zu sein, die nicht dem Trend folgt, nur amerikanische
Hit- und Chartmusik für Touristen aufzulegen.
Sonntag,
23. Mai 2004
Zwölfter
Tag
Ölüdeniz
Wir
besuchen "Fethiye". Weil heute Sonntag ist, sind die Straßen
so gut wie menschenleer.
So
fahren wir wieder zurück nach "Ölüdeniz"
und fragen dort alle Campingplätze bis zur hintersten Bucht
nach den Preisen ab. Die Kosten schwanken von 30.000.000,00 TL (15
Euro) - bis 3.000.000,00 TL (1,50 Euro) Pro Person und Nacht inklusive
Zelt. Zuletzt entscheiden wir uns für das "Suara-Beach-Kamp"
auf der rechten Seite der Ölüdeniz Bucht. Der Campingplatz
liegt etwa drei Kilometer weit von der "Dolmus" Haltestelle
entfernt. Wir genießen unseren Kaffee im "Sun-Café",
essen uns an den herrlich sonnigsüßen Früchtchen
der Maulbeerbäume satt, checken am Nachmittag aus dem "Gönül-Kamp
Bungalow" aus, und ziehen zum Zelten ins "Suara-Beach-Kamp".
Wir
können kaum glauben, dass wir jetzt für 10 Nächte
das gleiche Geld zahlen, wo wir beim "Gönül Kamp"
dafür nur eine Nacht schlafen konnten. Aber die erste Nacht
wird eine Tortur. Wir hatten nicht mit den Türken gerechnet,
die bis in die späte Nacht draußen sitzen, und bei lautstarker
Musik wilde Parties feiern - und wenn nicht gefeiert wird, gibt
es z.B. Probleme mit dem Abwasser und die Abpumpwagen rumoren die
ganze Nacht - oder jemand repariert nächtens seine kaputte
Motorsäge und startet alle paar Minuten den Motor....
Montag,
24. Mai 2004
Dreizehnter
Tag
Ölüdeniz
Mein
Freund hat ein knallrotes Auge, weil er bei der langen Fahrt von
Istanbul nach Fethiye die Kontaktlinsen erst so spät hatte
herausnehmen können. Jetzt hat sich das Auge entzündet.
Die Laune meines Freundes ist dementsprechend gleich Null. Wir fahren
ins nahegelegene "Hisar-Önü". Ich suche nach
einem günstigen Geldwechsler. Ein Juwelier bittet mich in seinen
Laden. Der dort angestellte Goldschmied lädt mich ein zuzuschauen,
wie man aus 26 Karat Gold 14-18 karätiges Gold macht. Er schmilzt
das Gold ein und "verlängert es. Dazu schmilzt er Kupferdraht
und verrührt es mit dem geschmolzenen Gold. Ich bin begeistert.
In diesem Land gibt es noch so viele Handwerke, Fertigkeiten und
Künste, bei deren Ausübung man einfach zusehen darf...
Mein
Freund scheint das weniger zu interessieren. Ich bin betrübt
darüber, dass er - wie bei so vielen ähnlichen Gelegenheiten
- nur wieder draußen auf mich wartet.
Auf
dem "Hisar-Önü Bazar" - der jeden Montag stattfindet
- decken wir uns mit Melone, Gemüse, Obst und Nüsse ein.
Zurück
im "Suara-Beach-Kamp" genießen wir einen Kaffee
im Camp-Restaurant. Ich gönne mir ein großes leckeres
Schokoladeneis. Es bleibt während der gesamten Türkeireise
das einzige.
Die
Mitarbeiter hier sind sehr nett. Dennoch werde ich das Gefühl
nicht los, dass mich der Kellner, der auch sonst so am Platz mitarbeitet
- ständig im Visier hat. Er macht lockere Bemerkungen über
meinen Freund und mich. Ich weiß nicht, wie er es meint und
bin unsicher, wie ich reagieren soll. Immer habe ich das Gefühl,
dass die Männer hier die ausgeprägte Kontaktangst meines
Freundes spüren, sie falsch interpretieren und dementsprechend
reagieren. Den Frauen in Begleitung von Männern wird hier in
der Türkei nur den Respekt entgegengebracht, wenn ihr Begleiter
auch deutlich signalisiert, dass die Frau zu ihnen gehört.
Wir
schreiben Tagebuch. Danach laden uns unsere türkischen Zeltnachbarn
Turgut und Aydin zum Volleyball ein. Mein Freund mag nicht mitspielen.
Aydin ist zwar ein bisschen beleibt, aber er ist beim Spielen wendig
und flink wie ein Wiesel. Der Ball ist aus Leder und hart wie Stein,
die Schläge sind nicht von schlechten Eltern. Nach einer Weile
fühle ich mich so ausgepowert und meine Hände tun mir
so weh, dass ich aufhören muss. Die beiden machen den Eindruck,
als finge es jetzt erst richtig an, Spaß zu machen! Turgut,
Inhaber einer Apotheken-Kette in Istanbul ist leidenschaftlicher
Paraglider. Er lädt mich zu einem Paragliding-Trip vom "Baba-Dag"
(Baba-Berg). Ich freue mich riesig über so viel Sympathie -
aber für ein solches Unternehmen fühle ich mich tatsächlich
noch nicht bereit.
OKAN
Wir
entschließen uns, nun endlich einen Freund meiner Schwester
in Kaya Köyü zu besuchen. Er soll aussehen wie ein echter
Indianer. Meine Schwester und ihre kleine Tochter hatten einige
Wochen zusammen mit ihm unter freiem Himmel verbracht. Sie hatte
erzählt, dass er davon lebe, ein paar selbst handgefertigte
Olivensteinketten zu verkaufen und hin und wieder ein paar Leute
durch die Berge zu führen...
Sie
hatte so von Okan geschwärmt, dass es uns schon wie Kohlen
unter dem Hintern brennt, ihn nun endlich kennenzulernen.
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