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Abenteuerreise
2004
IN
KAYA KÖYÜ
von
Deutschland in die Türkei -
Seite 10
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Dienstag,
25. Mai 2004
Vierzehnter Tag
OKAN
- Sohn des "Ibn Arab Efendi" - türkischer Indianer
Nach
ca. einer Woche entschließen uns, nun endlich einen Freund
meiner Schwester in Kaya Köyü zu besuchen. Er soll aussehen
wie ein echter Indianer. Meine Schwester und ihre kleine Tochter
hatten einige Wochen zusammen mit ihm unter freiem Himmel verbracht.
Sie hatte erzählt, dass er davon lebe, ein paar selbst handgefertigte
Olivensteinketten zu verkaufen und hin und wieder ein paar Leute
durch die Berge zu führen... Sie hätten nächtens
auf dem Berg inmitten einer verlassenen Geisterstadt Rücken
an Rücken gesessen und stundenlan den Mond betrachtet - oder
lange einsame Touren mit Esel zu einem abgelegenen Wasserbrunnen
mit eisigem Wasser gemacht...
Meine
Schwester Veronika und ihre Tochter Sabrina hatten so von Okan geschwärmt,
dass es uns schon wie Kohlen unter dem Hintern brennt, ihn nun endlich
kennenzulernen.
Wir
machen uns auf den Weg nach "Kaya-Köyü", der
Geisterstadt 8 km von Fethiye - in Richtung des Meeres auf der anderen
Seite der Berge. Schon die Fahrt von Ölüdeniz dorthin
ist abenteuerlich. Wir halten unsere Daumen in den Wind und fahren
auf einem alten Pickup hinten auf der Ladefläche mit. Unsere
Haare flattern im Wind, die Hitze ist hier hinten sehr leicht zu
ertragen - und wir sind fröhlicher Dinge.
Endlich
kommen wir in Kaya-Köyü an. Hier war ich mit meinem türkischen
Mann vor Jahren gewesen. Es muß schon gut 13 Jahre her sein.
Damals gab es kaum Tourismus, kaum Häuser - nur ein paar Einheimische
in ihren Steinhäusern, die ich so liebe. Sie halten drinnen
ein erträgliches Klima - im Sommer kühl, im Winter relativ
warm.
Jetzt erkannte ich die Gegend kaum wieder. Bis auf die sich noch
immer im gleichen Zustand befindliche Ruinenstadt, die sich an die
Berghänge von Kaya schmiegte.
Ich hatte ein sehr merkwürdiges Gefühl im Bauch - weil
alles so neu - und doch so bekannt war. Weil ich "steinalte"
und unglaublich vertraute Erinnerungen (so wollte es mir innerlich
scheinen) mit dieser Gegend verband.
Wir
verliebten uns sofort in diese Gegend und beschlossen, uns hier
eine Bleibe zu suchen. Aber zuerst wollten wir Okan finden.
Schnell
fanden wir die Adresse des Restaurants, die uns Vroni gegeben hatte.
Eine betagte Frau begrüßte uns und fragte nach unserem
Wunsch. Als wir meine Schwester und Okan erwähnten, strahlte
sie über das ganze Gesicht und war hoch erfreut - sie können
sich noch an Vroni und Sabrina erinnern - und sie sprächen
heute noch von ihr... Sie führte uns zu Okan. Dieser saß
im "Poseidon" mit einer alten Freundin... Er sah uns,
stand auf und ich dachte zuerst: "Mann, der sieht aus wie Pierre
Price" - nur nicht so groß. Er ging aufrecht und bewußt
langsam. Er trug ein Sweat-Shirt, das an eine alte Tierhaut erinnerte.
Seine Haare waren alle in kleine Zöpfe geflochten und hingen
ihm weit über die Schultern. Er trug ein erdfarbenes Stirnband.
Seine schwarzen Augen blitzten unter buschigen Augenbrauen wie Onyx
und er strahlte uns mit einem glattrasierten Gesicht an. Er passte
in diese Umgebung, wo alles antik zu sein schien - das Restaurant,
die antiken Gegenstände, die überall herumstanden (auch
zum Verkauf angeboten) - die Berge ringsherum, die Ruinenstadt,
die sich direkt hinter dem Restaurant den Berg hinauf erstreckte
- und nicht zuletzt die schmalen staubigen Pfade, die Wildheit der
Natur direkt um uns herum, die Schlichtheit, die uns hier empfing...
und doch schien er wie eine Figur aus einer anderen Zeit - wie zur
Zeit der alten Ägypter, wo sie noch lange Haare trugen. Er
hatte zweifellos auch ein ungemein indianisches Charisma. Unsere
erste Begegnung war nur kurz, da Okan ja auch noch Besuch hatte.
Okan lud uns zu einem Spinat-Börek ein, den wir höflich
ablehnten - ich nahm ein Stück so groß wie ein Markstück
(ja - ich weiß, wir haben schon lange den Euro...) und muß
zugeben, dass es herrlich lecker schmeckte. Börek ist ein aus
einem Weizenteig hauchdünn gerollter Fladen, der mit Käse,
Spinat oder anderem gefüllt wird. Ich hatte ihn schon früher
probiert - aber hier schmeckte er wirklich besonders gut.
Danach fragten wir ihn nach einer geeigneten Bleibe und er erklärte
uns, dass wir gleich bei ihm nebenan wohnen könnten. Dort hätte
er seine Bleibe in einer Blechhütte bei der Oma, die uns begrüsst
hatte. Der "Mietvertrag" für sechs Wochen war gleich
per Handschlag abgemacht. Und so zogen wir noch am selben Nachmittag
in unser Gartenhäuschen
ein, das sie aus Wellblech dürftig aufgestellt hatten. Uns
schien eine solche Unterkunft gerade recht, da sie erstens günstig
- und zweitens abenteuerlich, schlicht und nicht so geschleckt wie
die vielen Hotelzimmer der Gegend war.
Die
nette Oma wohnte nebenan in ihrem schlichten Haus, wo sie als eine
der ältesten Bewohner dieses Dorfes zusammen mit ihrem Mann
wohnte, der wohl früher einmal ein bedeutender und reicher
Mann gewesen sein mußte - heute aber ein "von allen vergessener",
gebrechlicher und schwer kranker Mann war. Sie pflegte ihn liebevoll,
sorgte in ihrem hohen Alter noch sehr agil und beweglich - und vor
allen Dingen allein für den doch recht ansehnlichen Gemüse-Garten.
Er konnte wegen mehrer Schlaganfälle kaum sprechen. Doch er
hatte die interessantesten Geschichten zu erzählen. Leider
konnte ich sie nur erahnen, weil ich vieles nicht verstand.
in
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