Regina's Abenteuer-Reisen
Türkei - Türkiye
Istanbul 1994

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Istanbul - Bummel durch Istanbul - Seite 2

 

1998 besuchten mein Mann und ich seine Schwester in Istanbul. Auch Meserrett und ihre Tochter Ebru kamen zu Besuch. Die Schwester führte uns durch die Stadt. Mein Mann fuhr wie ein Weltmeister durch den bordelnden Verkehr Istanbuls. In dieser Stadt mit dem Auto ohne Komplikationen zurecht zu kommen grenzt an Artistik.

Wir besuchten den Sultan Ahmet Palast, Yerebatan - die unterirdische Zisterne Istanbuls, wo bis heute die Medusa ihre reumütigen ''Tränen'' weint, das Künsterviertel von Istanbul, wo namhafte türkische Künstler ihre Residenz haben, das Seidenmalereiviertel, wo man bei Großmeistern direkt vor Ort Kurse nehmen kann. Die Bilder auf den nächsten Seiten sprechen für sich.

Wenn ich mit meinem Mann Istanbul besuchte, um zu bummeln und Amtsgänge zu erledigen, gingen wir oft weite Strecken durch Istanbul. Wir gingen frühmorgens los und kamen Abends zur Fähre in Kartal zurück. Die Füsse taten uns weh - aber wir waren glücklich. Einmal waren wir gerade mit dem Auto unterwegs. Da tauchte im Bosporus ein riesiger russischer Tanker auf. Er war so groß, dass ich glaubte, er würde den ganzen Traum ausfüllen. Nach einer Weile kam mir in den Sinn, diesen Riesen zu fotografieren. Aber er war schon so weit weg, dass man auf dem Bild kaum noch erkennen kann, wie groß er war.

 
Am Bosporus bei Nacht Der russische Tanker am Bosporus
 
Geschichte Istanbuls - von Dr. Gerda Rob
 
Geschichte Istanbuls Dr. Gerda Rob
 

Hagia Sophia Palast - Aya SofyaJason zog vorbei
In welchem Maß hat das Wasser Anteil an der Schönheit Istanbuls? Das ist schwer er zu sagen, aber eines ist gewiss: Wasser verklärt. Wasser schafft Besonderheiten: Inseln, Halbinseln, Beinaheinseln. Istanbul ist eine Beinaheinsel: an den Ufern des Marmarameeres, an den Ufern des Goldenen Horns, an den Ufern des Bosporus, in dessen kräftiger Oberströmung Schwarzmeerwasser und in dessen sanfter Oberströmung Schwarzmeerwasser fließt. Bei Istanbul mischen sich Meere. Im Wasser stoßen Kontinente aufeinander. Die Wellenschaukel von Galata nach Üsküdar, zwischen Okzident und Orient hat schon immer Reisende bezaubert und Dichter beflügelt. Oder Chronisten zutiefst erschreckt.

Die Reisenden:
Der Bosporus zwischen Schwarzem Meer und Marmarameer. 30.5 Kilometer lang, bei einer Tiefe von 35 bis 125 Metern, 750 bis WO '.Meter breit, bietet ihnen bei einer Überquerung Ausblicke auf eine grandiose Stadtkulisse und das dumpfe Bewusstsein: Drüben beginnt Asien. Asien klingt wie Istanbul mit fremdem Zungenschlag. Aber so ist das nicht. Galata hat Üsküdar eingeholt. Üsküdar hat Galata eingeholt, Wo endet Europa? Wo beginnt Asien? Man vergeß' die Frage!

Die Dichter:
In ihrer Phantasie marschiert das Morgenland in Pluderhosen. das Abendland in römischen Sandalen. Ihr Bosporus ist eine Bühne von Akteuren: Eine Göttin verwandelte sich in eine Kuh und überquerte die Meerenge. Jason zog auf seiner Fahrt nach Kolchis hier vorbei, um das Goldene Vlies zu holen, das im Hain von Ares von einem Drachen bewacht wurde. Dareios setzte sich auf den heißen Stein einer Klippe und ab sinnend über das Schwarze Meer hin. Sultane fuhren in Booten auf seidenen Kissen in die Sommerfrische. Istanbuler strebten in Kajiks zu Wen Yalis am anderen Ufer.

Die Chronisten:
Meerengen waren schon immer eine gute Voraussetzung für ihre Federn. Konstantin der Große setzte von Chrystopolis über den Bosporus und machte Byzanz zur Hauptstadt des Römischen Reiches. Mehmet der Eroberer kam mit siebzig Schiffen, löschte die Lichter von Konstantinopel und erhob Istanbul zur Metropole des Osmanischen Reichen. Mehmet VI., der letzte Sultan, vertauschte seinen Palast mit einer Kabine auf einem britischen Kriegsschiff. Er floh über das Marmarameer. Schicksal von Insel-, Beinahe-Insel-Städten: Das Gute und das Böse kamen immer über das Wasser.

Heute gilt für die türkischen Meerengen der Status der Konvention von Montreux aus dem Jahre 1936. Er besagt, dass die Kontrolle über die Wasserstraßen von der Türkei ausgeübt wird.

Die Wächter sind wachsam: Im Frieden dürfen alle Handelsschiffe passieren, die Kriegsschiffe nur nach vorheriger Anmeldung und festgesetzter Größe des Flottenverbandes. Im Kriegsfall - ohne die Teilnahme der Türkei am Krieg - ist es den Kriegsschiffen, soweit sie an der Ausübung von Völkerbundsanktionen beteiligt oder durch Beistandsverträge verpflichtet sind, erlaubt, die Meerenge zu durchfahren. Fühlte sich die Türkei bedroht, oder würde sie in einen Krieg verwickelt, läge die Sperrung oder Öffnung von Bosporus und Dardanellen im Ermessen der Türkei. Die Widersacher sind begehrlich: Seit den Tagen Peters des Großen verfolgt Rußland das Ziel, das Fenster zum Süden, die jeweils ungehinderte Passage durch türkische Gewässer, aufzustoßen. Früher fehlte es nicht an Säbelgerassel, heute fehlt es nicht an verlockenden Angeboten. Bis jetzt hat die Türkei aber ihr wertvollstes außenpolitisches Pfand nicht aus der Hand gegeben. Die Aversion gegen Rußland ist historisch. Die Hinwendung zum Westen von Konflikten beeinträchtigt. Die Zukunft ist ungewiss. Alles ist möglich.

 
Besuch des Topkapi Palastes
 

Topkapi PalastZu den Sehenswürdigkeiten von Istanbul gehört der Topkapi-Palast, die Residenz der ottomanischen Sultane über vier Jahrhunderte. Von hier hat man einen herrlichen Ausblick auf die Stadt, auf das Goldene Horn, den Bosporus und das Mamara-Meer mit den Prinzeninseln bis hinüber nach Asien. Topkapi ist nicht nur ein Palast, sondern ein Komplex von Gärten, Gebäuden, Bibliotheken und natürlich dem Harem, dem Quartier der Frauen.

Sultan Ahmet PalastIm Museum des Palastes gab es uralte Dinge - auch Waffen, die aus der Zeit von Mohammed stammen sollen - zu sehen. Sandalen, Schwerter und riesenhafte Rüstungs-Handschuhe liessen vermuten, dass die Menschen damals Riesen gewesen sein mußten. Bei der Vorstellung, welche Erscheinung sie gewesen sein mochten, wurde mir ganz merkwürdig zu Mute.

In einem muslimischen Teil des Palastes sang ein Muazzedin Verse des Korans. Ich beobachtete ihn eine Weile aus der Entfernung. Er wirkte wie verklärt - völlig hingegeben an diesen Klang der durch das Singen der heiligen Verse wie ein unsichtbares und unerschütterliches Gewölbe im Raum stand... Ich gab mich noch eine Weile diesem Anblick und dem herrlich innigen Gesang hin, dann suchte ich wieder den Anschluß zum Rest der Familie...

Ich habe auf meinen großen Reisen mehrfach erlebt, dass mich der Gesang eines Imams oder Vorbeters in der Nacht so gerührt hat, dass ich weinen mußte. Manchmal kommt mir der Gesang vor - wie der Gesang der Nachtigallen oder des Feuervogels in den Märchen... voller Sehnsucht, Inbrunst, Hingabe, und Liebe.

Topkapi Palast - HaremsräumeTopkapi Palast - HaremsräumeMein Mann und die anderen waren noch im den Museumsräumen am staunen, während ich in den Hof ging, um mich dort umzusehen. Da sah eine Ecke aus dicken Palastmauern, in der einen war eine reich beschnitzte hölzerne Türe, die einen Spalt weit offen stand. Ich eilte sogleich hin, um hineinzuspähen. Doch die Holztüre war so dick, dass die den Spalt verdeckte und ich kaum hineinblicken konnte. Doch das, was ich sah, erinnerte mich an die Märchen aus Tausend-und-eine-Nacht. Neben der Türe entdeckte ich ein Schild, worauf zu lesen stand, dass sich hier die Haremsräume des Palastes befanden.

Da sah ich vor mir das Bild wunderschöner Frauen, die in herrlich luftige und wunderschöne Stoffe gewandet miteinander schwatzten, sangen, tanzten und in einem in der Mitte in den Raum eingelassenen Wasserbecken badeten... und wie sich gegenseitig zärtlich kosten. ich sah sie gemeinsam durch die Hallen wandeln - oder in der schönen alten Stadt Istanbul spazieren gehen... und dachte so bei mir: ''Wenn die Frauen eines großen Mannes ihre Gesinnung von Neid und anderen hinderlichen Gefühlen entledigt hatten, mußte ein solches Leben einer Frau paradiesisch vorkommen...

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