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Ören - ein verlorener Traum: Die Schlucht des Ören-Cayi
 
Mit Shirin, seinen Männern und den Ziegen beim FrühstückEtwa 40 kmim Norden von Fethiye - hatte Mehmet von einer Schlucht gehört bei Ören in den Bergen gehört. Ören lag völlig abseits, wo die Menschen nur sehr selten mit Touristen in Berührung kamen. Ich war mir nicht ganz sicher, ob ich diesen Ort wirklich besuchen wollte, da ich die Menschen in dem kleinen Bergdorf bei Cinarcik noch in Erinnerung hatte. Sie hatten mich, obwohl ich von Kopf bis Fuß bekleidet gewesen war - wie einen Ausserirdischen Fremden betrachtet. Und ich hatte den düster verschleierten Blick in ihren Gesichtern nicht zufriedenstellend für mich deuten können.

Aber Mehmet überredete mich und so fuhren Mehmet, Baris und ich zur Bucht. Die Orte, die wir auf unserer Fahrt passierten, wurden immer kleiner und die Häuser immer einfacher. Es waren kaum noch Menschen vor den Türen zu sehen. Die Frauen waren mit Kopftüchern angetan und trugen die typisch türkischen Pluderhosen mit üppigen Blumenmustern. Die Männer trugen ihre dunklen Anzüge und Baskenmützen auf dem Kopf. Ihre Haut war vom Wind und von der Sonne ledern und ihre wilden Schnurrbärte liessen sie zum Teil recht grimmig dreinschauen. Ich war nur mit einer sehr kurzen Leggin bekleidet und einem ärmellosen Oberteil. Es war mir reichlich unwohl - am liebsten wäre ich wieder umgekehrt.

Als wir noch weiter in die Landschaft vordrangen, bekam ich fast ein bißchen Panik. Die Menschen hier würden auf meine Kleidung hier sicherlich nicht gerade positiv reagieren. In Ören fragte Mehmet einen Einheimischen - der Weg ging unbefestigt weiter und endete in einer Schlucht, wo ein paar Männer um einen kleinen Tisch herum saßen. Mehmet hielt an, ich wollte nicht aussteigen. Die Männer winkten uns zu, dass wir aussteigen sollten. Mehmet stieg aus. Ich blieb mit Baris sitzen. Als Mehmet uns aufforderte, auszusteigen, sprang ich wie von einer Tarantel gestochen hinter das Auto und zerrte schnell ein paar passende Kleidungsstücke aus unserem Gepäck, die ich im Auto anzog.

Die Männer waren sehr nett. Wir unterhielten uns eine Weile und erklärten, dass wir gerne die Schlucht angeschaut hätten. Ein Mann stellte sich und die Anderen vor. Er nannte sich ''Sirin Rehber'' der ''Nette Bergführer'' und bat uns eindringlich, heute Nacht hier zu bleiben und morgens mit ihm in die Schlucht zu gehen. Er erklärte uns, dass es sehr gefährliche Passagen gäbe, die wir zusammen mit Baris vielleicht gar nicht passieren könnten.
Die Männer arbeiteten hier an einem Rohbau, der noch unfertig in die Landschaft stakte. Sie schliefen in einem Wagen auf Matrazen ohne Bezüge - deren Farbe nicht mehr auszumachen war. Shirin bot uns seine Matraze an, und erklärte uns, dass wir auf seinem Pickup unter der Plane darauf übernachten könnten. Wir fanden das arg nett und zuvorkommend. Dennoch standen uns die Haare zu Berge. Wir erklärten Shirin, dass wir selbst Zelt und Decken dabei hätten und Mehmet mußte ziemlich argumentieren, damit er es verstand und nicht beleidigt war.
 
Die Männer fuhren bald mit dem Auto davon und wir setzten uns mit Shirin an den Tisch und plauderten noch ein bißchen. Er fragte uns über Deutschland und seine Augen glänzten. Wir merkten bald, dass er wie die meisten Menschen hier - einen Weg suchte, wie er sich uns eine Familie aus der finanziellen Misere bringen könnte. Nun hatten sie die Idee, in dieser Schlucht eine Fischfarm aufzuziehen. Der erste Rohbau stand ja schon.

Shirin fuhr spät nach Hause und wir übernachteten im Zelt auf dem Wendeplatz. Am nächsten morgen liessen sich die Männer Zeit und kamen erst am späten Vormittag, als die Sonne schon die kühlen schattigen Ecken erreichte.kamen. Vermutlich hatten sie Rücksicht auf uns nehmen wollen. Diese Menschen hier sind noch aus anderer Wolle gestrickt. Für sie ist Eile und Hast zum Glück noch ein Fremdwort.

Wir standen auf und frühstückten gemeinsam. Während dem Frühstück sah ich in der Felswand eine Herde Ziegen klettern. Schotter rollte nach unten. Ein paar Ziegen taten sich offensichtlich nicht so leicht wie ihre Artgenossen. Sie blieben zurück. Sie versuchten noch eine Weile, den anderen hinterherzukommen, dann gaben sie auf. Stattdessen stiegen sie den Berg herunter und kamen auf uns zu.
 

Oben am Berg klettern wilde Ziegen 
geschickt über den Schotter...

       ... Ziegen...
 

Frühstück mit Ziegen...Da wir nicht protestierten und sie freundlich empfingen, wurden sie sehr zutraulich und ''setzten'' sich auch gleich zu uns an den Tisch! Sie waren gar nicht schüchtern und nahmen sich gleich die besten Happen, bis die Männer sie davonjagten.

Es gab türkischen schwarzen Tee. Immer wenn ich ihn trank, standen mir die Haare zu Berge, so stark war er. Dieser Tee wird in den typisch orientalischen Teegläschen serviert. Die Leute nehmen hier ordentlich Zucker dazu. Es gibt Gegenden, da trinkt man den Tee pur und beisst nebenbei in Würfelzucker hinein... Es gibt Weissbrot - (weisser geht es nicht), das bei genauem Hinschmecken ein wenig seifig schmeckt, sofern es nicht direkt vom Bauern selbst gebacken wird. Die Männer haben dicke Stücke Ziegenkäse mitgebracht und schwarze Oliven, die sie vor dem Verzehr mit Zitronen beträufeln. Sie essen üppige Portionen Rühreier und rohe Paprikaschoten dazu.
Ich habe gehört, dass es in der Schlucht Feigen geben soll - und so freue ich mich schon spitzbübisch darauf.

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