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von
der Eng direkt zum
Binsalm-Sattel
(1901m) und Sonnjoch-Anstieg,
Abbruch wegen Gewitter
Freitag,
03. Juli 2015
Fünf
Tage im Einklang mit mir selbst, mit der Natur
und mit Gott!
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Nun
war ich 5 Tage allein mit Rucksack und Schlafsack
im Karwendel Gebirge, schlief nur draußen
unter freiem Himmel und aß nur Kräuter,
die dort wachsen. Ich habe mir damit endlich
einen lang ersehnten Traum verwirklicht.
Während der Kräutertage bekam mein
Körper seine natürliche Spannkraft
zurück, mein Bauch verschwand, Muskeln
kamen zum Vorschein, denn die Wildkräuter
wirken zusammenziehend und so bekommt alles
wieder seine natürliche Form und Schönheit!
Es war die Tage unter freiem Himmel so nah
bei und mit der Natur so unbeschreiblich
schön und geführt und behütet,
dass ich heute beim Runtergehen vom Berg richtig
Herzweh hatte und unten angekommen (6 Uhr
früh) Rotz und Wasser geheult hab...
|
Morgen
an der Drijaggen-Almwiese
Ich
erwache um 5:45 Uhr und werde von glutroten Gipfeln
begrüßt. Es ist einfach zu schön,
um gleich aufzustehen. Ich döse vor mich hin,
stehe um 7:00 Uhr auf. Ich gehe zum Kuhbrunnen hinunter
und mache eine kleine Katzenwäsche und fülle
meine Wasserflasche wieder auf.
Um
7:30 Uhr bin ich auch schon mit dem Frühstück-Mittagessen
fertig. Ich lasse mir die erste Hälfte schmecken.
Die zweite Hälfte nehme ich für später
mit.
Wieder
verstecke ich den Rucksack hinter den Latschen am
Gatterl der Drijaggenalmweide, nachdem ich ihn mit
zwei Regenschutzhüllen versehen habe. Leider
sind die leuchtend orange. Aber egal, ich habe schon
oft gesehen, dass Wanderer ihre Rucksäcke im
Gebüsch liegen lassen und ohne Gepäck
den Gipfel hochsteigen. Das wird schon in Ordnung
gehen!
Der Himmel ist zwar strahlend blau und es ist kein
Regen oder Gewitter angesagt. Aber wer weiß!
Aufstieg
über die Lacke zum Brunnen am Frühlahner.
Heute
Morgen hatte ich mir den Aufstieg zum Sonnjoch vorgenommen.
Er sieht schon mächtig aus - und heute soll
es sehr warm werden. Aber ich will es wagen. Natürlich
hat es wieder ein wenig länger mit dem Essen
machen und packen gedauert. Aber es ist noch gut
in der Zeit und sollte nicht zu heiß werden.
Als ich oben am Bins-Sattel ankomme haben aber schon
ein paar dicke Wolken den Himmel überzogen.
"O ooh", geht es mir durch den Kopf "ob
das mal gut geht?!". Ich will es wenigstens
probieren!
Abstieg
zum Platz am Bankerl und kurze Rast. Hier ist es
sehr friedlich und ruhig
keine Kuhglocken
keine Angst, dass mich eine Kuh in der Nacht
übersieht
und vielleicht ein paar Kuhfladen
auf mich fallen
Hier könnte es mir gut
gefallen.
Ich
gehe hinunter zum Binsalm-Hochleger (1645m) hinauf
zum Binssattel (1901m). Überall ist der Boden
übersät mit Blütenblättern
eine echte Augenweide. Diese Farben leuchten mir
direkt ins Herz! Hier quere ich noch mal kurz zur
unteren Alm und hole mir eine ordentliche Portion
"Guter Heinrich". Der Gute Heinrich ist
ein Spinat- oder auch Gänsefußgewächs.
Ich habe ihn bisher ausschließlich bei den
Hütten gefunden
auch bei verfallenen
Hütten. Das dürfte darauf hinweisen, dass
er früher auch als Spinat bei den Hütten
genutzt wurde. Heute kennt ihn kaum noch jemand.
Ich esse ihn zwar nicht in rauhen Mengen, da kommt
bei mir bald die Instinktsperre, aber immerhin ergibt
er eine gute Beigabe.
Am
Gramaier Kessel - Aufstieg zum Sonnjoch
wegen herannahendem Gewitter Abbruch
der Tour
Gegen
11:20 Uhr, kurz vor dem Gramaier Kessel (ca. 1800m),
am hohen Steg steige ich rechts hinunter auf die
Almwiese und quere sie hinüber zum Sonnjoch-Steig.
Es ist brütend heiß
und die Wolken
werden deutlich dichter und dunkler - mit einer
Schattierung ins blaugrau. Ich ahne, dass ich heute
nicht weit komme. Dennoch steige ich weiter hinauf,
will wenigstens bis zu den letzten Wiesen kommen,
um ein wenig den Ausblick von dort zu genießen.
Hinter mir kommt ein Pärchen den Weg vom Gramai-Alm
Hochleger herauf. Sie meinen, heute sei nur Gewitter
im Allgäu angesagt, aber hier nicht. "Da
wäre ich mir aber nicht so sicher!" sage
ich
nun - ich mache ein paar Fotos von den
herrlichen Almwiesen und steige weiter hoch. Die
beiden haben sich ein wenig am Wegrand gesetzt.
Ich
steige weiter hinauf. Aber ich komme nicht weit,
da sehe ich bei der Torscharte eine dunkelschwarz
drohende Wolkenwand heranziehen. Im Sauseschritt
laufe ich noch zwei Kehrtwenden hinauf
aber
der Ausblick will sich noch nicht zeigen. Ok - heute
keine Chance
ich lasse es sein. Ist ja nicht
tragisch! Bei nassem Untergrund möchte ich
jedenfalls hier nicht herumsteigen! Es waren schon
ein paar für mich bedenkliche Stellen dabei
gewesen, die ich nass nicht einschätzen konnte.
Ich bedanke mich aber wieder bei meinen Engeln für
meinen Schutz beim Runtergehen
Und als ich
kehrt mache, ist der Himmel in Richtung Hinterriss
richtig schwarz
und die schwarze Wand hat
uns sehr bald eingeholt.
Ab
jetzt hüpfe ich förmlich den Weg hinunter.
Nach 3 Kehrtwenden begegnet mir das Paar. Sie wollen
hinauf gehen. Ich wünsche Ihnen das Beste und
springe weiter wie eine Gams hinunter. Es geht erstaunlich
leicht. Immer wieder sprüht es feinsten Regen
dann kommen die ersten dicken Tropfen. Ich
sage meinen Engeln, dass sie doch bitte hinter mir
- oder eben links bei den Laliderer Bergen schon
mal regnen sollen, bis ich mich ins Trockene gebracht
habe. Das machen sie dann auch :- ) Nur wenn ich
zu lange stehen bleibe, um herumzutrödeln,
lassen sie ein paar Erinnerungs-Gewittertropfen
fallen :-D
Der
Weg hinauf zum Bins-Sattel kommt mir unendlich steil
und lang vor. Und an einer Biegung vor den Latschen
ist plötzlich Schluss. Von hier aus führt
der Weg in steilen Kurven direkt nach oben. Das
kleine Gatterl vor den Latschen habe ich bisher
auch nicht gefunden. Ich haste die ausgetretenen
steilen Stufen weiter hinauf
so wie es ausieht
hinauf zum Gramaijoch. Aber da will ich heute
nicht hin.
Ich hechte den Weg wieder zurück, aber es scheint
richtig zu sein. Wo bin ich hier gelandet? Eine
Gruppe Wanderer kommt ebenfalls des Weges herauf.
Der Gruppenführer meint, der Weg sei richtig.
Aber weiter oben kennt er sich auch nicht mehr aus.
Die Gruppe entscheidet sich, zur Alm hinunter zu
steigen. Ich will weiter
und es stellt sich
heraus, dass wir eine Wegvariante zu weit unten
gewählt hatten, der richtige Weg ist weiter
oben. Ich bin froh, dass wir es doch noch entdeckt
haben. So trennen sich unsere Wege.
Zurück
am Bins-Sattel
Um
12:10 Uhr stehe ich wieder am Bins-Sattel. Es donnert
und blitzt
aber da wo ich gehe, bleibt es
trocken. Flugs komme ich beim Binsalm-Hochleger
mit den schönen Pferden an. Es ist 12:40 Uhr.
Ich eile zur oberen Hütte hinauf und mache
es mir unter dem Vordach gemütlich. Ich habe
wunderschöne Brennnesseln entdeckt. Das gibt
ein köstliches Mittagessen! Ich pflücke
mir einige Spitzen ab und lege sie auf einen großen
Felsen. Dort behaue ich sie mit einem Stein so lange,
bis ich sicher bin, dass keine Nadel mehr sticht.
Und in der Tat
die Brennnesseln sind samtweich
und brennen nicht mehr - und das Beste: sie schmecken
köstlich in meinem Salat!
Gewitter und Wildkräuter-Pause am Binsalm Hochleger
Kaum
habe ich mich zum Essen hingesetzt, ist das Gewitter
da. "Ich danke euch dafür, dass ihr mich
immer so wunderbar behütet!" Ich kann
sie lachen hören! "Noch mehr Trödlerei
hätten wir dir aber nicht durchgehen lassen!"
Ja, Engel haben auch Humor!
Es wird langsam kälter - aber der Regen läßt
noch nicht nach. Ein Paar kommt aus dem Larchwald.
Sie haben den verlängerten Panoramasteig über
die Lacke und den Frühlahner gemacht. Sie haben
Regenmäntel und -Kappen an und gehen weiter.
Ich bleibe sitzen und esse gemütlich weiter.
Aber langsam wird mir wirklich kalt. Ich wasche
mich an einer Regenkanne und ziehe meine Lodenjacke
an. Etwas bewegt sich in der Kanne, kann wohl nicht
heraus, wegen dem Kannenrand, der sich nach innen
wölbt. Ich halte meine Hand hinein - schwupps
habe ich einen Salamander darauf sitzen. Ich setze
ihn ins Gras
er schaut ganz verdattert. Erst
nach 15 Minuten kriecht er davon.
Meine Beine sind eisig kalt. Eine gute Möglichkeit,
um mal wieder zu meditieren. Ich singe das Aum eine
ganze Weile lang. Jetzt wird mir wieder wärmer
Immer wenn ich es singe, wird mir warm! Und
plötzlich merke ich, dass ich wohl schon eine
ganze Weile eingeschlafen bin.
Es
hat aufgehört zu regnen. Ich mache mich auf
den Weg zur Drijaggenalm und zu meinem Rucksack.
Vielleicht bleibe ich doch noch eine Nacht dort.
Aber als ich dort ankomme, ist die Wiese wieder
voll mit Kühen. Nein, dann bleibe ich also
doch nicht.
Neuer
Platz im Larchwald
Ich
entschließe mich, den Rucksack mitzunehmen
und noch einmal hinaufzusteigen. Um 16:30 bin ich
am oberen Brunnen
und von dort aus suche
ich mir einen lauschigen Platz, den ich nach fast
einer Stunde endlich gefunden habe. Immer passte
etwas anderes nicht. Mal war es zu steil, mal zu
einsehbar von allen Seiten, mal zu hohes Gras
aber unter einer wunderschönen Lärche
fand ich meinen Platz. Um 18:00 Uhr esse ich den
Rest von meinem Salat, den ich mit Kräutern,
die ich unterwegs noch pflückte verlängere
Danach richte ich meinen Schlafplatz her.
Später
gehe ich mich waschen. Das Wasser glitzert herrlich
im der Abendsonne
Der Himmel ist wieder wolkenfrei.
Das Holz steckt noch im Brunnen. Ich wasche auch
heute wieder mein T-Shirt und meine Socken, hänge
es an einem Ast der Lärche zum Trocknen.
Als ich später noch die Touren für morgen
anschauen will, ist die neue Karte weg. Es gibt
nur zwei Möglichkeiten. Entweder blieb sie
an der Drijaggenalm liegen. Dann soll sie der nächste
Wanderer finden und sich darüber freuen. Da
gehe ich jetzt nicht noch einmal hin. Für heute
habe ich genug
Oder ich hab sie bei der Binsalm-Hochleger
Hütte liegen gelassen. Meine Intuition sagt
mir, dass Zweites stimmt. Also gehe ich kurzentschlossen
noch einmal hinunter. Diesmal wähle ich die
Abkürzung und kann nicht genug danke sagen
- für all diese 100% stimmigen Zu-Fälle,
die sich in den letzten Tagen hier draußen
in der Natur ergeben haben!
Es ist ein Fest für die Sinne hier entlang
zu spazieren
der unglaublich angenehme ätherische
Geruch, der in der Luft liegt - und von den Latschen
und blühenden Kräutern und Blumen kommt;
die leuchtenden Farben, die mir einen Freuden-Seufzer
nach dem andern entlocken; die herrliche Stille,
die nur vom lieblichen Gesang kleiner Vögel
begleitet wird; die warmen Lüftlein, die meine
Haut streifen und mein Herz mit einem leisen Gebet
des Danks erfüllen
Tatsächlich
liegt die Karte noch unten an der Hütte auf
der Bank! Gleich gehe ich wieder nach oben.
Ich
bin kaum in meinen Schlafsack gekrochen, höre
ich plötzlich ein Auto heraufkommen. Und wieder
einmal wundere ich mich darüber wie präzise
meine Innere Stimme mir die Meldungen macht - und
wie unglaublich übereinstimmend "unsere
Teamarbeit" ist :-D Also damit meine ich meine
innere Stimme und mich
denn ich könnte
sie ja auch einfach ignorieren. Aber unser Zusammenwirken
ist phänomenal.
Der Fluchtinstinkt schaltet sich ein. Ich krieche
tiefer in meinen Schlafsack und warte eine Weile
ab. Aber scheinbar bleibt das Auto bei den Almen
stehen. Möglicher Weise gehen sie hier oben
auch mit den Pferden weiter. Jedenfalls nehme ich
keinen Laut mehr wahr.
Nachdem
die letzten Vogelstimmen verstummt sind, schlafe
ich heute gegen 20:00 Uhr ein.
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