Das Äthiopische Adambuch
Der Kampf von Adam und Eva mit dem Satan

Buch I - Kapitel 1-44

Das Äthiopische Adambuch - Version 1
Carl Betzold - Übersetzung aus dem aramäischen

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Adam und Eva
Das Äthiopische Adambuch - Version 2
Version 1 - Franz Susman

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Der Tod Adams
Friedrich Gottlieb Klopstock - 1973

Seite 1

"Die Umwandlungskraft Gottes"
William Marrion Branham - 11.09.1965 Phoenix Arizona

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aus der Fundgrube von Dr. Prof. Franz Susmann
Adam und Eva - Was geschah damals wirklich?

Regina Franziska Rau: (Collage) Dreamwalker - welchen Weg wählst Du?
Regina Franziska Rau: (Collage)
Dreamwalker welchen Weg wählst Du?

ERSTES BUCH

KAPITEL 1
Nach der Austreibung aus dem Paradies wird den Stammeseltern eine Schatzhöhle im Westen zugewiesen.

Gott pflanzte den Garten am dritten Tag im Osten der Erde an der östlichen Grenze der Welt, hinter welcher im Osten nichts mehr liegt als das Wasser, das die ganze Welt umgibt und an die Enden des Himmels grenzt. Auf der Nordseite des Gartens aber liegt ein Meer von unvergleichlich reinem, süßen und klaren Wasser, so dass man in seiner Klarheit die ganze Tiefe der Welt sehen kann. Wenn jemand darin badet, so wird er durch des Wassers Reinheit rein und durch seine Weiße weiß, auch wenn er schwarz war.

Baum der Erkenntnis - Urheber unbekanntJenes Meer war von Gott nach seinem Wohlgefallen gemacht, denn er wusste im Voraus, was sich mit dem Menschen zutragen und was er tun würde, dass er wegen seiner Übertretung den Garten werden verlassen müssen und dass auf der Erde gerechte Menschen geboren und sterben würden. Ihre Seelen wird der Herr am letzten Tag, wenn sie zu ihren Körpern zurückkehren werden, nehmen und sie in dieses Meerwasser tauchen, und alle werden ihre Übertretungen bereuen. Als nun der Herr Adam austrieb, ließ er ihn nicht an der Nordseite des Gartens wohnen, damit er und Eva nicht sofort in dem Meer badeten und so von ihren Übertretungen gereinigt und ihre vergangenen Taten vergessen würden und sie nicht mehr an sie dächten in der Zeit der Züchtigungen. Auch an der Südgrenze wollte Gott den Adam nicht wohnen lassen, weil der Nordwind, wenn er darin bläst, den süßten Geruch der Bäume des Gartens zu der südlichen Region trägt; deswegen ließ Gott den Adam nicht dort wohnen, damit er nicht die süßen Gerüche der Bäume rieche und seine Übertretungen vergäße und sich über das, was er getan hatte, hinwegtröste und, durch den Geruch der Bäume beglückt, die Wiedergutmachung für seine Übertretung unterließe.

Vielmehr ließ der barmherzige und gnädige Gott, der in seiner Allwissenheit alle Dinge wohl regiert, Adam in der Gegend westlich des Gartens wohnen, denn westlich vom Garten liegt ein sehr weites Land. Der Herr befahl, dass er in einer Felsenhöhle, in der Schatzhöhle unterhalb des Gartens wohnte.

KAPITEL 2
Die Umwelt außerhalb des Paradieses lässt sie ohnmächtig niedersinken

Als unser Vater Adam und Eva aber aus dem Garten gingen, traten sie mit den Füssen auf, ohne zu spüren, dass sie auftraten. Als sie vor die Pforte des Gartens hinaustraten und das weite Land vor sich sahen und die großen und kleinen Steine und die Sandmassen, fürchteten sie sich, zitterten und fielen vor Furcht auf ihr Angesicht nieder und waren wie tot. Denn sie waren in dem schönen Land des Gartens mit all den Bäumen gewesen und befanden sich nun in einem fremden land, das sie nicht kannten und noch nie gesehen hatten; auch waren sie noch erfüllt von den Gnadengaben des Lichtreiches und hatten noch keine Sinne für das Irdische entwickelt. Deswegen erbarmte sich der Herr ihrer. Und als er sie vor der Pforte des Gartens niedergesunken sah, richtete der Herr das Wort an unseren Vater Adam und an Eva und ließ sie sich wieder aufrichten.

KAPITEL 3
Die Verkümmerte Gestalt Adams erhält das Versprechen in 5500 Jahren käme die Rettung

Es sprach der Herr zu Adam: "Ich habe dieser Erde Tage und Jahre gegeben; du wirst auf ihr sein und auf ihr wandeln, bis ich am Ende jener Jahre und Tage mein Wort aussenden werde, dasselbe, das dich geschaffen hat und das du übertreten hast und das dich auch aus dem Garten ausgetrieben und, als du niedergefallen bist, wieder auf- gerichtet hat: dasselbe Wort wird dich auch erlösen - am Ende von 5 1/2 Tagen."

Als nun Adam das Wort des Herrn von den 5 1/2 großen Tagen hörte, vermochte er es nicht auszulegen. Er dachte vielmehr, dass er noch 5 1/2 Tage habe bis zum Ende der Welt. Da weinte er und bat den Herrn, er möchte es ihm erklären. Der Herr in seiner Barmherzigkeit gegen Adam, der sein Ebenbild war, erklärte ihm, dass jene 5 1/2 Tage 5500 Jahre bedeuten und dass er dann kommen und ihn und seinen Samen erlösen werde. Auch schon vorher hatte der Herr mit Adam einen Bund geschlossen, ehe er den Garten verlassen hatte, noch bei dem Baum, von dem Eva eine Frucht nahm und ihm zu essen gab. Als unser Vater Adam nämlich den Garten verlassen musste, ging er von dem Baum weg und bemerkte, wie der Herr alsbald seine Gestalt veränderte und wie er selber zugleich eine andere Gestalt bekam und schrumpfte. Da fürchtete er sich und zitterte und fiel nieder und Gott richtete ihn auf in seiner Barmherzigkeit und schloss einen Bund mit ihm. Als Adam dann vor der Pforte des Gartens stand und den Cherub mit dem blitzenden feurigen Schwert in seiner Hand erblickte, der mit finster entstelltem Angesicht zürnte, da fürchteten sich Adam und Eva vor ihm und dachten, dass er sie töten wollte. Sie fielen vor Furcht zitternd auf ihr Angesicht nieder. Er aber war gnädig und erbarmte sich ihrer, wandte sich und fuhr auf gen Himmel und fragte den Herrn und sprach: "Oh Herr, du hast mich geschickt, dass ich, das feurige Schwert bei mir, die Pforte des Gartens bewachen solle; als nun deine Diener Adam und Eva mich sahen, fielen sie auf ihr Angesicht nieder - wie Leichname. O Gebieter, was sollen wir mit deinen Dienern tun?" Da Gott ihnen gnädig war und sich ihrer erbarmte, schickte er einen Engel, den Garten zu hüten. Und das Wort des Herrn kam zu Adam und Eva und richtete sie auf. Der Herr sprach zu Adam: "Ich habe dir gesagt, in 5 1/2 Tagen werde ich dich durch mein Wort erlösen. Fasse nun Mut und begib dich in die Schatzhöhle, von der ich dir schon vorher gesprochen habe.

(..........)

KAPITEL 6
Die Übertretung bestand im Genuss der schlechteren Früchte. So wird der Mensch immer mehr geplagt werden

Da blickte der Herr auf sie, wie sie sich selbst durch übergroßen Kummer getötet hatten; und da er sie aufwecken und trösten wollte, richtete er sein Wort an sie, damit sie aufstehen sollten, und sie erhoben sich alsbald. Der Herr sagte zu Adam und Eva: "Ihr habt freiwillig die Übertretung begangen, so dass ihr den Garten verlassen musstet, in dem ich euch hatte wohnen lassen; ihr habt freiwillig die Übertretung begangen, indem ihr Gottheit, Große und Hoheit zu erlangen suchtet, wie ich sie habe: so entzog ich euch denn die Lichtnatur, die ihr hattet, und trieb euch aus dem Garten hinaus in dieses raue Land , voll von Mühsalen. Hättet ihr besser meinen Befehl nicht übertreten und mein Gesetz gehalten und von dem Baum nicht gegessen, von dem ich euch gesagt hatte, dass ihr euch ihm nicht nähern sollt, es waren ja Früchte von den Bäumen des Gartens da, die besser waren als jene; aber der böse Satan, der seine Natur nicht bewahrt und seinen Glauben nicht gehalten hat und in dem nichts Gutes ist, den ich zwar geschaffen habe, der mich aber hasst und nach der Gottheit strebt, so dass ich ihn vom Himmel herabstürzte, er hat euch verlockt, bis ihr auf ihn hortet, damit aber meinen Befehl übertratet, deshalb sind alle diese Leiden über euch gekommen. Denn ich bin Gott und Schöpfer; und als ich die Geschöpfe schuf, wollte ich sie nicht vertilgen; aber als sie mich schwer erzürnten, da schlug ich sie mit schweren Plagen, bis dass sie bereuten. Wenn sie aber auf ihrer Übertretung beharren, sollen sie unter den Fluch kommen in Ewigkeit."

KAPITEL 7
Dadurch sind die Umwelt und besonders die Tiere dem Menschen feindlich gesonnen, es ist aber auch der Friede mit den Tieren möglich

Als Adam und Eva diese Rede Gottes horten, da weinten und seufzten sie noch heftiger. Ihr Herz klammerte sich noch mehr an Gott; denn Gott war ihnen wie Vater und Mutter; und darum weinten sie vor ihm und flehten ihn an um seine Barmherzigkeit. Und Gott wurde ihnen wirklich gnädig und sprach: "Adam, ich habe mit dir meinen Bund aufgerichtet und von diesem weiche ich nicht ab; ich werde dich nicht wieder in den Garten zurückbringen, ehe mein Bund erfüllt ist, nämlich die 5 1/2 großen Tage." Da sprach Adam zu Gott: "O Herr, du hast uns in dem Garten geschaffen und du hast uns so gemacht, dass wir in dem Garten leben, und ehe ich die Übertretung begangen habe, hast du alle Tiere zu mir gebracht, damit ich ihnen einen Namen gebe. Deine Gnade ruhte auf mir, und so benannte ich sie alle, wie es in deinem Sinn war, und du hast sie alle friedfertig gemacht. Aber jetzt, o Gott, da ich deinen Befehl übertreten habe, werden alle Tiere gegen mich aufstehen, um mich und deine Magd Eva zu fressen. Sie werden mein Leben hinwegraffen vom Angesicht der Erde. Ich flehe dich an, o Gott, da du uns aus dem Garten vertrieben und uns angewiesen hast in einem fremden Land zu wohnen, erlaube den Tieren nicht, uns zu vertilgen." Als Gott Adam so reden horte, wurde er ihm gewogen. Und er sah ein, dass Adam recht hatte, dass die Tiere aufstehen und sie fressen würden, denn diese spürten den Zorn Gottes wegen der Übertretung Adams. Da befahl Gott den Tieren, den Vögeln und allem, was sich auf Erden regt, dass sie zu Adam kommen und mit ihm Freundschaft schließen sollten und weder ihn noch Eva noch den Guten und Gerechten unter ihren Nachkommen irgendeinen Schaden zufügten. Da beugten (7) sie sich vor ihm auf den Befehl Gottes hin, mit Ausnahme der Schlange, auf welche Gott zornig war; und sie durfte nicht mit den übrigen Tieren zu Adam kommen.

KAPITEL 8
Durch die Übertretung ging die Hellsichtigkeit verloren

Adam aber weinte und sprach: "O Herr, solange wir im Garten lebten, waren unsere Herzen aufwärts gerichtet und wir schauten die Engel, wie sie im Himmel Lobgesänge sangen; aber jetzt können wir das nicht mehr sehen wie einst, sondern von dem Augenblick an, als wir in die Schatzhöhle eintraten, verdeckte sie uns den Ausblick auf alle Geschöpfe." Gott, der Herr, sprach zu Adam: "Solange du in demütigem Gehorsam standest (8), war die Lichtnatur in dir, und deswegen sahst du die fernsten Dinge, aber seit die Lichtnatur dir entzogen ist, kannst du das Ferne nicht mehr sehen, sondern nur das Nahe, wie es dem dichten fleischlichen Körper zukommt, denn dieser ist tierisch." Adam und Eva aber fielen vor ihm nieder, als sie dieses Wort Gottes hörten, und sie priesen ihn mit betrübtem Herzen. Und der Herr beendete sein Gespräch mit ihnen.

KAPITEL 9
Weil ihnen gutes Wasser vom Lebensbaum verwehrt wird, fallen sie ins Wasser, um sich zu ertränken

Adam und Eva gingen hinaus aus der Schatzhöhle und kamen zum Eingang des Gartens. Sie standen, um ihn anzuschauen, und sie weinten, weil sie ihn hatten verlassen müssen.
Adam und Eva wandelten an der Südseite des Gartens hin und her und fanden das Wasser, das von der Wurzel des Baumes des Lebens aus den Garten bewässert und von da über die Erde hin ausgeht und sich in vier Ströme trennt.
Und sie tragen hinzu und kamen zu dem Wasser, sahen es an und erkannten, dass es das Wasser war, das unter der Wurzel des Baumes des Lebens im Garten hervorkommt. Adam weinte, jammerte und schlug auf seine Brust, weil sie davon getrennt waren, und er sagte zu Eva: "Warum hast du so viele Plagen und Strafen über mich und dich und unseren Samen gebracht?" Da sagte Eva zu ihm: "Was hast du gesehen, dass du so weinst und auf diese Weise zu mir sprichst?" Er sprach zu ihr: "O Eva, siehst du denn dieses Wasser nicht, das bei uns im Garten war, das die Bäume des Gartens tränkt und von da nach außen strömt? Und solange wir im Garten waren, kümmerten wir uns nicht darum. Nun aber, da wir in dieses fremde Land gekommen sind, sehnen wir uns danach und haben es nötig für unseren Leib." Als Eva ihn so reden hörte, weinte sie mit ihm, und in heftigem Weinen fielen sie beide ins Wasser. Und sie wehrten sich nicht, denn sie wollten ihrem Leben ein Ende machen, um nichts mehr sehen zu müssen. Denn sie sahen jedes Ding so an, als müsste es sie töten.

KAPITEL 10
Der tierähnlich gewordene Mensch hat das Wasser nötig

Aber der barmherzige und gnädige Gott blickte auf sie, da sie in das Wasser gestürzt (5) und dem Tod nahe waren, und sandte einen Engel: dieser zog sie aus dem Wasser heraus und setzte sie an das Ufer des Stroms, und sie waren wie tot. Da fuhr der Engel auf zum Herrn, wurde empfangen und sprach: "O Herr, deine Diener haben ihr Leben verloren.2 Der Herr erweckte sie durch sein Wort vom Tode. Und Adam sprach, nachdem er aufgeweckt worden war: "O Gott, solange wir im Garten waren, verlangten wir nicht nach diesem Wasser; während deine Barmherzigkeit mit uns war, vermissten wir dieses Wasser nicht; seit wir aber in dieses Land gekommen sind, vermögen wir ohne Wasser nichts." Da sprach Gott zu Adam: "Solange du unter meinem Befehl und ein Lichtengel warst, kanntest du das Wasser nicht; seit du aber meinen Befehl übertreten hast, vermagst du nichts ohne das Wasser; du musst deinen Leib damit tränken und ihn dadurch wachsen lassen; denn er ist tierähnlich geworden und hat das Wasser nötig." Als Adam und Eva dieses Wort von Gott hörten, weinten sie bitterlich, und Adam bat Gott, er möge sie in den Garten zurückkehren lassen, dass er ihn noch einmal sehen dürfe. Aber der Herr sprach: "Adam, ich habe mit dir einen Bund gemacht; und wenn der Bund erfüllt sein wird, werde ich dich und die Gerechten von deinem Samen in den Garten bringen." Und Gottes Stimme verstummte.

KAPITEL 11
Adam und Eva nahmen an, sie würden sterben, wenn sie tränken. Nach der Pracht des Gartens können sie sich nun nicht einmal gegenseitig wahrnehmen.

Adam und Eva fühlten ein Brennen und eine Flamme in ihrem Innern vor Durst. Adam sagte zu Eva: "Wir müssen nicht davon trinken, bis wir sterben, o Eva; wenn dieses Wasser in unseren Leib kommt, werden uns und unseren Samen nach uns viele Schläge treffen." (10) Adam und Eva füllten kein Gefäß mit dem Wasser und tranken gar nichts davon; und sie gingen zurück in die Schatzhöhle hinein. Adam vermochte Eva nicht zu sehen, aus Beklommenheit vor der Finsternis.

(......)
solange wir im Garten wohnten. Eva, denk an den Glanz, der im Garten über uns war. Eva, denk an die Hellstrahlenden Bäume im Garten (11), in deren Mitte wir waren. Eva, denk, solange wir im Garten waren, wussten wir nichts von Tag und Nacht. Eva, denk an den Baum des Lebens, unter dem das Wasser hervorkam, wie er seine Strahlen auf uns warf. Eva, denk an das Land des Gartens, in dem keine Finsternis war, solange wir darin weilten.... Und nun, o Eva, nachdem wir in dieser Schatzhöhle sind, umgibt uns Finsternis, weil wir Gottes Befehl nicht gehorcht haben; wir können einander nicht sehen, und der Tod wäre besser für uns als dieses Leben." Adam schlug auf seine Brust und er und Eva weinten und wehklagten die ganze Nacht, bis es Morgen wurde. Und Adam und Eva seufzten über die Länge der Nacht, denn es war eine Aprilnacht. Adam schlug sich in der Schatzhöhle wegen seines großen Kummers und wegen der Finsternis in der höhle, und er war wie tot. Als Eva hörte wie er niederfiel, tastete sie mit ihren Händen nach ihm und fand ihn als Leiche. Da fürchtete sie sich und wurde sprachlos und setzte sich neben ihn.

KAPITEL 12
Nach der Rettung will Adam wissen, warum sie von solcher Dunkelheit befallen wurden

Da schaute der barmherzige Gott auf Adam, der gestorben war, und auf Eva, die sprachlos geworden war, beide aus Furcht vor der Finsternis. Und das Wort erweckte Adam von seinem Tod und loste Evas Mund von der Sprachlosigkeit. Da stand Adam in der höhle auf und sagte: "O Herr, warum hat das Licht uns verlassen, warum ist die Finsternis über uns gekommen? Warum lässt du mich so lange in der Finsternis, und warum, o Gott, willst du uns plagen? Wo war denn diese Finsternis, o Herr, bis sie auf uns kam, so wir einander nicht mehr sehen konnten? Denn solange wir im Garten waren, sahen wir keine Finsternis und wussten nie etwas davon; Eva war nicht vor mir verborgen, so dass ich sie nicht sehen konnte, und keine Finsternis machte eine Trennung zwischen uns; sondern ich und sie waren eins in der Lichtwelt, ich sah sie, und sie sah mich. Aber nun, nachdem wir in diese höhle gekommen sind, ist Finsternis über uns hergefallen und hat uns voneinander getrennt.

(..........)

KAPITEL 26
Die Sonne kann nicht immer scheinen, wenn man für die Rettung arbeiten will, die Nacht ist auch notwendig

Adam und Eva fingen dann an, sich zu der Schatzhöhle, wo sie ihre Wohnung hatten, zu begeben. Und als sie so nahegekommen waren, dass sie sie von Ferne erblickten, überkam Adam und Eva bei dem Anblick der Höhle große Trauer. Adam sprach zu Eva: "Als wir auf dem Berg waren, wurden wir durch das Wort Gottes getröstet, und er redete mit uns, und das Licht, das von Osten her kam, leuchtete über uns. Aber jetzt hat das Wort des Herrn sich von uns zurückgezogen und das Licht, das über uns leuchtete, beginnt sich zu verbergen. Finsternis und Trauer kommen über uns. Wir müssen in die Höhle hineingehen, die wie ein Gefängnis ist. Da wird die Finsternis uns umgeben und uns voneinander trennen, dass du mich nicht siehst und ich dich nicht sehe." Als Adam diese Worte gesprochen hatte, weinten sie und breiteten ihre Hände vor Gott aus. Sie flehten in ihrer Trauer zu Gott, dass er ihnen die Sonne bringe, damit sie ihnen leuchte und damit nicht die Finsternis wiederum über sie komme und sie zum zweiten Mal unter das Felsendach gehen mussten. Sie wollten lieber sterben, als die Finsternis zu erleben.

Da schaute Gott auf Adam und Eva und ihren schweren Kummer und auf all das, was sie taten mit inbrünstigem Herzen um des Guten willen, das sie zuvor genossen hatten, und wegen der Mühsal, die sie nun im fremden Land traf.

Deswegen zürnte ihnen Gott nicht und wurde nicht ungeduldig, sondern er bewies Langmut gegen sie und versüßte ihnen das Schwere wie Kindern, weil sie seine Geschöpfe waren. Wieder kam das Wort Gottes zu Adam und sagte zu ihm: "Adam, wenn ich die Sonne zurückhalte, so gibt es keine Tage, Stunden, Jahre und Monate und du erfüllst nicht den Bund, den ich mit dir geschlossen habe. Du müsstest wieder lange Züchtigungen erleiden, und du hättest in Ewigkeit keine Rettung zu erwarten. Gedulde dich des- halb und harre still aus unter der Ordnung von Tag und Nacht, bis die Zeit erfüllt ist und die Stunde des Bündnisses kommen wird. Dann werde ich kommen und dich erlösen, o Adam, denn ich will nicht, dass du betrübt bist.
Wenn ich auf alle die Güter sehe, in deren Genuss du standest und wie du sie hast verlassen müssen, so würde ich wünschen, dich begnadigen zu können. Aber den Bund, den ich mit dir geschlossen habe, kann ich nicht wenden. Ich würde dich gern in den Garten zurückbringen, aber erst, wenn der Bund erfüllt ist, kann ich dich und deinen Samen begnadigen und dich in das Land der Freude einführen, wo keine Trauer und kein Leid, sondern immer Freude, Wonne, unvergängliches Licht, Lobpreisungen ohne Ende sind und ein schöner Garten, den du durchwandeln darfst." Und weiter sprach Gott zu Adam: "Hab' Geduld und geh in die Höhle, denn diese Finsternis, vor der du dich fürchtest, wird nicht lange andauern, sie dauert nur 12 Stunden. Und wenn sie vorüber ist, geht das Licht auf." Als Adam dieses Wort des Herrn hörte, fielen er und Eva vor ihm nieder und ihr Herz ward getröstet... Sie gingen wieder in die Höhle wie sonst, während ihnen die Tränen aus den Augen flossen. Trauer und Weinen erfüllte ihre Herzen, und sie wünschten, dass die Seele ihren Leib verlassen möge. Adam und Eva standen betend da, bis es ganz finster war. So blieben sie stehen im Gebet.

KAPITEL 27
Erste Erscheinung des Bösen in der Gestalt eines Lichts

Als der Satan, der Hasser des Guten, sah, dass sie da standen und beteten und dass Gott mit ihnen redete und sie tröstete und dass er ihr Opfer annahm, da ließ der Satan eine Erscheinung kommen (21). Er fing an, seine Scharen zu versammeln, und er stand mit feurigen Blitzen in den Händen da, und ein großes Licht umgab sie. Er schlug seinen Thron auf beim Eingang der Höhle, denn eintreten konnte er nicht, weil sie beteten. Und er ließ das Licht in die Höhle eindringen, bis es um Adam und Eva herum ganz hell wurde. Und seine Scharen fingen an, Loblieder zu singen. Dies veranstaltete der Satan, damit Adam, wenn er das Licht sähe, bei sich denken solle, es sei das Licht der Himmlischen und die Heere seien Engel, die Gott ihm zur Höhle geschickt habe, damit sie ihn bewachen und ihm die Finsternis erhellen. Wenn Adam aus seiner Höhle herausgegangen wäre, um sie aus der Nähe zu sehen, und Adam und Eva vor ihm (dem Satan) niedergefallen wären, so hätte der Satan Macht über sie gewonnen und sie zum zweiten Mal von Gott entfernt. Als nun Adam und Eva sie sahen, vermuteten sie, dass ihre Herzen gestärkt würden, wenn das Licht wirklich von Gott käme, da sie sich aber erschreckt fühlten, sagte Adam zu Eva: "Sieh doch dieses große Licht und diese vielen Herrlichkeiten und diese Heerscharen, die draußen stehen, ohne sich an uns zu wenden und zu sagen, woher sie kommen und was dieses Licht und diese Herrlichkeiten bedeuten und zu welchem Zweck sie hierher geschickt worden sind, ohne einzutreten. Wenn sie von Gott wären, so würden sie zu uns in die Höhle kommen, und uns ihren Auftrag kundtun." Adam stand und betete zu Gott mit inbrünstigem Herzen und sprach: "Oh Herr, ist denn in der Welt noch ein anderer Gott außer dir, der etwa Engel geschaffen und sie mit Licht erfüllt haben könnte und der sie senden könnte, uns zu bewachen, oder selbst mit ihnen kommen könnte. Siehe, wir sehen da Heerscharen, die am Eingang der Höhle stehen, und, von großem Lichterglanz umgeben, viele Loblieder singen; wenn sie also zu einem anderen Gott gehören, so belehre mich darüber, und wenn sie dein sind, so zeige mir an, wozu du sie geschickt hast." Als Adam dies gesprochen hatte, erschien ein Engel vom Herrn in der Höhle und sagte zu ihm: "Adam, fürchte dich nicht, dies ist der Satan mit seinen Scharen. Er wollte euch überlisten, wie er euch schon einmal überlistet hat. Das erste Mal hat er sich in der Schlange verborgen. Und dieses Mal ist er zu euch gekommen in der Gestalt von Engeln, damit, wenn ihr vor ihm niederfallen solltet, er über euch Macht bekäme vor Gott..." Und der Engel ging aus der Höhle hinaus und fing den Satan an der Tür und scheute die Truggestalt, die der Satan angenommen hatte, hinweg und brachte den Satan in seiner hässlichen Gestalt zu Adam und Eva. Und als sie ihn sahen, fürchteten sie sich vor ihm. Der Engel aber sagte: "Adam, diese hässliche Gestalt hat er, seit Gott ihn vom Himmel herabgestürzt hat. In ihr aber kann er nicht zu euch kommen; sondern er nimmt die Gestalt von Engeln des Lichts an." Der Engel trieb den Satan fort, den Adam aber und die Eva beruhigte er und sagte zu ihnen: "Fürchtet euch nicht. Gott, der euch geschaffen hat, wird euch stärken." Und der Engel ging von ihnen weg. Adam und Eva aber blieben in der Höhle stehen, ohne dass ihnen eine tröstliche Zuversicht kam. Sie waren vielmehr in Zweifelsängsten.

Als es nun Morgen geworden war, beteten Adam und Eva und gingen hinaus aus der Höhle, um den Garten zu suchen. Denn ihr Herz hin an ihm. Und sie wollten sich nicht trösten lassen wegen seines Verlustes.

KAPITEL 28
In der zweiten Erscheinung verspricht der Böse Adam und Eva, sie zum Wasser zu bringen. In Wahrheit aber sollten sie vom Berg gestürzt werden.

Als Satan, der Betrüger, sah, wie sie zum Garten gingen, versammelte er seine Scharen und kam auf einer Wolke, in der Absicht, sie zu verführen. Als Adam und Eva ihn in jener Gestalt erblickten, meinten sie, die Engel des Herrn seien gekommen, um sie über ihre Vertreibung aus dem Garten zu trösten oder um sie noch einmal in den Garten zurückzubringen. Da breitete Adam seine Hände zum Herrn, um ihn zu bitten, dass er ihn über sie belehren möchte. Der Satan aber, der Hasser des Guten, sagte zu
Adam: "Adam, ich bin ein Engel des großen Gottes und siehe, meine Scharen umgeben mich. Der Herr hat mich und sie geschickt, dass wir dich auf die Nordseite des Gartens, an den Rand des reinen Wassers, bringen, und dich und Eva da hineintauchen und euch zu eurer ursprünglichen Freude zurückbringen, damit ihr noch einmal in den Garten zurückkehrt." Dieses Wort drang Adam und Eva zu Herzen. Gott schwieg indessen. Er belehrte Adam nicht sogleich, sondern wartete, bis er seine Kraft erkannt, und sah, ob auch er besiegt werde, wie Eva besiegt wurde, als sie im Garten war. Der Satan aber rief Adam und Eva zu "Auf, wir wollen zu dem Wassermeer gehen!" Da folgten ihm Adam und Eva, wobei er sich ein wenig entfernt von ihnen hielt. Als sie nun an den Berg des Gartens auf der Nordseite kamen, dessen Spitze sehr hoch war und zu dem keine Stufen hinaufführten, da kam der Teufel Adam und Eva näher und brachte sie auf die Spitze des Berges, und zwar in Wirklichkeit und nicht bloß dem Schein nach. Und er wollte sie vom Berg hinunterstürzen, denn er suchte sie zu töten und ihre Namen von der Erde zu tilgen, damit er mit seinen Scharen die Erde für sich allein hätte.

KAPITEL 29
Der Engel Michael bringt Gold aus Indien als Licht in der Finsternis

Und Gott, der Barmherzige, blickte auf Satan, wie der durch mancherlei Listen Adam zu töten suchte, und sah Adam, wie er gutmütig und arglos war. Da sprach Gott mit lauter Stimme zu Satan und verfluchte ihn, und er floh samt seinen Scharen. Adam und Eva aber lieben zurück. Sie standen auf der Bergspitze, und unter ihnen war die große Welt, die sie vor sich sahen. Sie selbst befanden sich auf dem hohen Berg, und es war nicht ein einziger mehr von all den Scharen da, die gerade noch um sie waren. Da weinten sie (Adam und Eva) vor Gott und baten ihn um Verzeihung. Und Gott sprach zu Adam: "Wisse und erkenne daraus, dass der Satan dich und deinen Samen, der nach dir kommen wird, zu verführen sucht." Da weinte Adam vor dem Herrn und bat und flehte ihn an, dass er ihm etwas aus dem Garten geben möge, damit er ein Zeichen habe, womit er sich trösten könnte. Und Gott sah die Gedanken Adams und schickte den Engel Michael zu dem Meer, das vor Indien liegt, dass er von dort Goldstäbe hole und sie dem Adam bringe. Das war weise von Gott, denn wenn einmal die Goldstäbe bei Adam wären, sollten sie ihm bei Nacht leuchten, damit die Furcht vor der Finsternis sein Herz verlasse. Auf den Befehl Gottes fuhr der Engel Michael herab und holte die goldenen Stäbe, wie ihm der Herr befohlen hatte, und brachte sie dem Herrn. Danach befahl er dem Engel Gabriel, dass er hinabfahren sollte.

KAPITEL 30
Der Engel Gabriel bringt Weihrauch aus dem Osten und der Engel Raphael bringt Myrrhe aus dem Westen des Gartens,

zum Garten zu dem Cherub, der ihn bewachte, und ihm sagen sollte: "Siehe, Gott hat mir befohlen, dass ich in den Garten gehe und daraus Weihrauch voll des Wohlgeruchs hole, um ihn Adam zu geben." Der Engel Gabriel fuhr auf den Befehl Gottes hin herab zu dem Garten und sprach zum Cherub, wie Gott ihm befohlen hatte. Der Cherub stimmte zu, und er ging hinein und holte den Weihrauch. Dann befahl Gott seinem Engel Raphael, dass er hinabfahre und mit dem Cherub sprechen solle, dass er ihm Myrrhe für Adam gebe. Da fuhr der Engel Raphael herab und sprach zum Cherub, wie ihm Gott befohlen hatte, und der gab seine Erlaubnis. So trat er ein und holte die Myrrhe. Die Goldstäbe waren vom indischen Meer, wo es die Edelsteine gibt, der Weihrauch vom östlichen Ende des Gartens und die Myrrhe aus dem West-Ende des Gartens, wo das bittere Leid dem Adam widerfahren war. Die Engel brachten diese drei Dinge dem Herrn zu dem Baum des Lebens im Garten. Der Herr sprach zu den Engeln: "Taucht sie in die Wasserquelle und nehmt sie. Dieses Wasser wird Adam und Eva dazu dienen, sie ein wenig in ihrem Kummer zu trösten. Und gebt sie dem Adam und Eva." Die Engel taten alles nach dem Befehl Gottes. Sie gaben die Dinge Adam und Eva auf der Spitze des Berges, auf den der Satan sie gebracht hatte in der Absicht, sie zu vernichten. Als Adam die Goldstäbe, den Weihrauch und die Myrrhe sah, freute er sich und weinte; denn er dachte, dass das Gold das Zeichen des Reiches sei, aus dem er vertrieben worden war, und der Weihrauch das Zeichen der Lichtnatur, die ihm entzogen worden war, und die Myrrhe das Zeichen der Trauer, in der er lebte.

KAPITEL 31
Die Schatzhöhle wird ausgestattet mit Gold im Süden, Weihrauch im Osten und Myrrhe im Westen. Im Norden befand sich der Eingang.

Danach sagte Gott zu Adam: "Du hast etwas von mir aus dem Garten verlangt, damit du dich damit trösten könntest. Siehe, so habe ich dir denn diese drei Zeichen gegeben, damit du dich damit tröstest und an mich glaubst und an meinen Bund mit dir. Denn ich werde kommen und dich erlösen, und Könige werden bei meiner Fleischwerdung Gold, Weihrauch und Myrrhe bringen: Gold zum Zeichen meines Reiches, Weihrauch zum Zeichen meiner Gottheit und Myrrhe zum Zeichen meines Leidens und Sterbens. (22) Du aber, o Adam, lege diese Dinge in die Höhle, damit das Gold dir leuchte in der Nacht und du den Weihrauch riechst und die Myrrhe dich tröste in deiner Trauer." Als Adam dieses Wort Gottes hörte, fielen er und Eva vor ihm nieder, priesen ihn und dankten ihm für das, was er aus Barmherzigkeit an ihnen getan hatte. Gott befahl den drei Engeln Michael, Gabriel und Raphael, dass jeder von ihnen das, was er geholt hatte, zu Adam tragen solle; und jeder nahm das, was er gebracht hatte. Und Gott befahl dem Suriyel und dem Salathiel, dass sie Adam und Eva zurückführen sollen. Und sie führten sie von der Spitze des Berges hinab und brachten sie zu der Schatzhöhle. Sie legten das Gold in der Südseite der Höhle nieder, den Weihrauch in der Ostseite und die Myrrhe in der Westseite, während auf der Nordseite der Eingang der Höhle war.

Die Engel trösteten Adam und Eva und gingen weg. Das Gold aber bestand aus 70 Stäben, und der Weihrauch betrug 12 Pfund (23) und die Myrrhe 3 Pfund. Und diese Dinge blieben bei Adam in dem Haus der Schätze; darum heißt sie "die Höhle der verborgenen Dinge", andere Dolmetscher aber sagen, dass sie die Schatzhöhle genannt werde wegen der Leichen der Gerechten, die sich darin befinden. Und diese drei Dinge, die Adam in der Höhle hatte, warfen bei Tag und Nacht einen hellen Schein auf ihn. Und er wurde durch sie in seiner Trauer ein wenig getröstet.

KAPITEL 32
Adam und Eva gehen ins Wasser, um zu beten

Adam und Eva blieben in der Schatzhöhle stehen bis zum siebten Tag, ohne von den Früchten der Erde zu essen und Wasser zu trinken. Bei der Morgendämmerung des achten Tages sagte Adam zu Eva: "Eva, wir baten Gott, er möge uns etwas aus dem Garten geben, und er schickte uns seine Engel, und sie brachten uns, was wir erbeten haben. Nun komm, wir wollen zu dem Wassermeer gehen, das wir früher gesehen haben. Wir wollen uns hineinstellen und beten, dass Gott uns noch einmal die Gnade schenken möge, uns in den Garten zurückzubringen, oder uns noch einmal etwas geben möge oder uns mit einem anderen Land als diesem, in dem wir sind trösten möge. Adam und Eva machten sich auf und gingen hinaus aus der Höhle und stellten sich an den Rand des Meeres, in das sie sich früher einmal gestürzt hatten. Und Adam sagte zu Eva: "Komm, steig hinab an diesen Ort und geh nicht fort bis zum Ablauf von 40 Tagen, bis ich zu dir kommen werde. Und bitte den Herrn mit Herzensinbrunst und mit wohlgefälligen Worten, dass er uns vergeben möge. Ich will an eine andere Stelle gehen und dort hinabsteigen und dasselbe tun wie du." Da stieg Eva hinab in das Wasser, wie Adam es ihr befohlen hatte, und Adam seinerseits stieg auch hinab an das Wasser. Sie standen, beteten und flehten Gott an, er möge ihnen ihre Schuld verzeihen und sie in ihre frühere Ordnung zurück versetzen. So standen sie und beteten 35 Tage lang.

KAPITEL 33
Satan verspricht das "helle Licht"

Satan aber, der Hasser alles Guten, hatte sie in der Höhle gesucht und nicht gefunden; da suchte er sie weiter und fand sie im Wasser stehend; und er dachte sich: "Adam und Eva stehen in diesem Wasser, um Gott anzuflehen, dass r ihnen ihre Übertretung verzeihen und sie in ihren alten Stand zurückversetzen sollten; aber ich will sie unter meine Gewalt bekommen. Ich will sie verführen, dass sie vom Wasser heraufsteigen, damit ihnen ihr Wunsch nicht erfüllt wird." Der Hasser alles Guten ging aber nicht zu Adam, sondern zu Eva, und zwar in Gestalt eines Engels Gottes, lobpreisend und jubelnd: Und er sagte zu Eva: "Friede sei mit dir! Freu dich und frohlocke. Gott ist euch gnädig. Er hat mich zu Adam geschickt, und ich habe ihm die freudige Botschaft der Rettung gebracht und ihn mit Licht erfüllt, so wie es früher war. Adam aber hat mich in seiner Freude über seine Wiederherstellung zu dir geschickt, dass du zu mir kommen sollst, damit ich dich mit Licht kröne wie ihn. Er sprach zu mir: "Sag der Eva, wenn sie nicht zu dir kommen will, dann spricht ihr von den Zeichen, das oben auf dem Berg geschah, als Gott seine Engel sandte, die uns trugen und in die Schatzhöhle brachten und das Gold in der Südseite und den Weihrauch im Osten und die Myrrhe im Westen der Höhle niederlegten. "Komm, wir wollen zu ihm gehen!" Als Eva diese Worte hörte, freute sie sich und glaubte, dass sein Zeichen wahr sei, und stieg von dem Meer hinauf. Er ging ihr voran, und sie folgte ihm, bis sie zu Adam kamen. Da machte sich Satan unsichtbar, und sie sah ihn nicht wieder. Dann trat sie zu Adam und blieb bei ihm stehen, während er im Wasser stand, und sich auf die Vergebung Gottes freute. Als sie ihn rief, wandte er sich um und trat auf sie zu. Er brach in Weinen aus, als er sie sah, schlug sich auf die Brust und sank in der Heftigkeit seiner Trauer ins Wasser. Da blickte Gott auf ihn und sein Elend und sein drohendes Lebensende, und Gottes Stimme kam vom Himmel, rief ihn aus dem Wasser und sagte zu ihm: "Steig herauf an das Ufer zu Eva!" Und als er zu Eva heraufgestiegen war, sagte er zu ihr: "Wer hat dir gesagt, dass ich hier sei?" Da erzählte sie ihm die Geschichte von dem Engel, der ihr erschienen war und ihr das Zeichen gegeben hatte. Und Adam wurde traurig und erklärte ihr, dass das der Satan gewesen wäre. Dann kehrten beide zu der Höhle zurück. Diesen ersten Gang zum Wasser unternahmen sie 7 Tage nach ihrem Auszug aus dem Garten. Und sie fasteten im Wasser 35 Tage, und es waren im ganzen, seit sie aus dem Garten gegangen, 42 Tage vergangen.

KAPITEL 34
Adam erzählt die Erschaffung Evas. Er bittet um Nahrung und Wasser

Es kam der 43. Morgen. Da gingen sie aus der Höhle, trauerten und weinten, und ihre Körper waren abgemagert von Hunger und Durst, vom Fasten und Beten und von der schweren Trauer über ihre Übertretung ausgetrocknet. Als sie aus der Höhle gegangen waren, stiegen sie auf den westlichen Berg des Gartens hinauf. Sie standen, weinten und beteten zu Gott, er möge ihnen ihre Sünden vergeben. Nach ihren Gebeten begann Adam Gott anzuflehen: "Mein Herr, mein Gott und mein Schöpfer, du hast den 4 Elementen geboten, dass sie sich sammeln sollten, und sie sammelten sich auf deinen Befehl. Dann hast du deine Hand ausgebreitet und mich aus den 4 Elementen und vom Staub der Erde geschaffen und hast mich in den Garten eingeführt am Freitag um die dritte Stunde, wie du mir das in der Höhle erklärtest. Denn ich war ein Lichtwesen, und das Licht, woraus ich gemacht war, verließ mich Tag und Nacht nicht. Wiederum hast du in jener dritten Stunde , o Herr, in der du mich geschaffen hast, alle die Tiere und Löwen und Strauße (24) und die Vögel des Himmels und alle Wesen, die sich auf der Erde bewegen, die du in der ersten Stunde des Freitags vor mir geschaffen hattest, zu mir gebracht. Du hast gewollt, dass ich sie alle einzeln mit dem Namen benenne, der ihnen gebührt. Du hast mir Verstand, Einsicht, ein reines Herz und einen rechten Sinn gegeben, so dass ich sie alle benannte, wie du es vorbedacht hattest.

O Gott, sie alle beugten sich mir, und keines von ihnen trat aus meinem Einfluss heraus, gemäss dem Befehl und der Herrschervollmacht, die du mir über sie gegeben hast. Nun aber sind alle Tiere von mir entfremdet. In derselben dritten Stunde des Freitags, in der du mich geschaffen, hast du mir auch befohlen, dass ich mich nicht jenem Baum nähern und davon essen sollte. Denn du sagtest zu mir im Garten: "Wenn du davon isst, wirst du sterben." Und wenn du mich mit dem Tod bestraft hättest, wie du gesagt hast, wäre ich in jenem Augenblick gestorben. Als du mir aber den Befehl wegen des Baumes gabst, dass ich mich ihm nicht nähern und nicht davon essen sollte, war Eva noch nicht geschaffen; du hattest sie noch nicht aus meiner Seite hervorgebracht, und sie hat diesen Befehl von dir nicht gehört. Am Ende der dritten Stunde jenes Freitags ließest du, o Herr, über mich einen tiefen Schlaf kommen, dass ich einschlief und im Schlaf versank. Du nahmst aus meiner Seite eine Rippe heraus und schufst sie nach meinem Bild und mir ähnlich. Dann wecktest du mich auf. Als ich sie erblickte, wusste ich, wer sie war, und ich sprach: "Das sind Knochen von meinen Knochen und Fleisch von meinem Fleisch. Von nun an wird sie Frau heißen (11).

Es ist dir, o Herr, wohlgefällig gewesen, einen Schlaf über mich kommen zu lassen und Eva währenddessen plötzlich aus meiner Seite hervorzubringen, damit ich nicht merken konnte, auf welche Art sie hervorging, und dein Schaffen, o Herr, und die Größe deiner Güte und Herrlichkeit nicht schauen konnte. Nach deinem Wohlgefallen, o Herr, hast du uns beide mit einem Lichtleib geschaffen und hast uns zwei geeint und hast uns deine Gnadengaben gegeben und gesättigt mit den Herrlichkeiten des heiligen Geistes, dass wir weder hungerten und dürsteten noch wussten, was Trauer, Mutlosigkeit, Krankheit, Fasten und Mühe ist. Nun aber, o Herr, nachdem wir dein Gebot übertreten und dein Gesetz verlassen haben und du uns in ein fremdes Land hinausgestoßen hast, sind Leiden und Mühsal, Hunger und Durst auf uns gekommen. Nun bitten wir dich, o Herr, gib uns aus dem Garten etwas zu essen, dass wir unseren Hunger damit stillen, und etwas zu trinken, dass wir damit unseren Durst löschen. Denn siehe, o Gott, es sind nun viele Tage vergangen, in denen wir keine Speise gekostet und kein Wasser getrunken haben, und unser Leib ist dürr geworden, und unsere Kraft ist klein, und der Schlaf ist vor Müdigkeit und Weinen aus unseren Augen geschwunden.

Wir mögen, o Herr, nichts anrühren von den Früchten der Bäume aus Furcht vor dir. Denn das erstemal, da wir dein Gebot übertreten haben, hast du dich unserer erbarmt und uns nicht sterben lassen. Nun denken wir bei uns: Sobald wir von der Frucht der Bäume essen, ohne einen Befehl von Gott, so wird er uns dieses zweite Mal umbringen und uns vertilgen von der Oberfläche der Erde. Wenn wir von diesem Wasser trinken, ohne einen Befehl von Gott, so wird er uns umbringen und gänzlich ausrotten. Nun, o Herr, sind ich und Eva an diesen Ort hier gekommen, um dich zu bitten, dass du uns von den Früchten deines Gartens etwas geben wolltest, damit wir davon satt werden. Uns gelüstet nach Speisen, die auf Erden sind, und nach allem, dessen wir hier bedürfen."

KAPITEL 35
Gottes Antwort

Wiederum sah der Herr das Weinen und Seufzen Adams, und das Wort des Herrn kam zu ihm, indem er zu ihm sagte: "Adam, solange du in meinem Garten warst, wusstest du nichts von Essen und Trinken, von Müdigkeit und Leiden und nichts von der Dürre des Körpers, von Veränderungen und vom Schwinden des Schlafes aus dem Auge. Als du aber mein Gebot übertreten hast und in ein fremdes Land gekommen bist, kamen alle diese Prüfungen über dich."

KAPITEL 36
Die Feigen

Gott befahl dem Cherub, der den Garten mit dem feurigen Schwert in der Hand bewacht, dass er Früchte vom Feigenbaum nehmen und sie Adam geben sollte. Der Cherub gehorchte dem Befehl Gottes, des Herrn, ging hinein in den Garten und brachte zwei Feigenäste heraus samt zwei Feigen, je eine Feige an einem Zweig hängend. Sie waren von den zwei Feigenbäumen, zwischen denen Adam und Eva sich versteckt hatten, als der Herr im Garten wandelte und das Wort des Herrn zu ihnen kam: "Adam, Adam wo bist du?" Worauf Adam sagte: "Siehe, ich bin zwischen den Feigenbäumen versteckt. Und als ich dich und deine Stimme hörte, verbarg ich mich, weil ich nackt bin." Der Cherub nahm die zwei Feigen und brachte sie Adam und Eva heraus und warf sie ihnen aus der Ferne zu, denn sie konnten sich dem Feuer nicht nähern. Während sich früher die Engel vor Adam fürchteten und vor ihm zitterten, zitterte Adam nun vor ihnen und fürchtete sich vor den Engeln. Adam aber nahm zuerst die eine der zwei Feigen, dann kam Eva und nahm die andere. Als sie sie in den Händen hatten, blickten sie sie an und erkannten, dass sie von den Bäumen waren, zwischen denen sie sich versteckt hatte. Und Adam und Eva weinten sehr.

KAPITEL 37
Tage der Prüfungen bezahlen nicht eine Stunde der Sünde

Adam sagte zu Eva: "Eva schau diese Feigen und ihre Zweige an. Einst als wir uns damit bedeckten, wurden wir der Lichtnatur entkleidet. Und nun, wenn wir davon essen, wissen wir nicht, welche Mühsal und Leiden uns noch bevorstehen. So wollen wir uns denn enthalten und nicht davon essen und wollen Gott bitten, dass er uns von der Frucht des Lebensbaumes gebe." So enthielten sich Adam und Eva und aßen jene Feigen nicht. Adam aber fing an, zu Gott zu beten, und ihn anzuflehen, dass er ihm von der Frucht des Lebensbaumes geben möge, indem er sprach: "Herr, als wir deinen Befehl übertraten, in der sechsten Sunde des Freitags, hast du uns des Lichts entkleidet, das über uns gewesen war, und wir durften nicht länger im Garten wohnen nachdem wir dein Gebot übertreten hatten, als drei Stunden. Um die Abendstunde (25) hast du uns aus dem Garten vertrieben. O Herr, für die eine Stunde kamen diese Prüfungen und Kümmernisse über uns, denn der heutige Tag und jene anderen, zusammen 43 Tage, zahlen die eine Stunde nicht und unsere Übertretung in ihr. O Herr, blicke auf uns mit dem Auge der Barmherzigkeit und vergilt uns nicht entsprechend unserer Übertretung deines Befehls von dir. O Gott, gib uns von der Frucht des Lebensbaumes, damit wir essen und leben und nicht mehr die Leiden und anderes auf Erden ertragen müssen, denn Du bist Gott. Als wir den Befehl übertraten, hast du uns aus dem Garten getrieben und den Cherub gesandt, den Baum des Lebens zu bewachen, damit wir nicht davon essen und leben und so der Erfahrung des Leides nach unserer Übertretung enthoben seien. Nun, o Herr, sieh doch, wir haben diese Zeit hindurch die Leiden ertragen. So gleiche denn diese 43 Tage aus mit der Stunde, in der wir dein Gebot übertraten...".

KAPITEL 38
"Wenn 5500 Jahre erfüllt sein werden"

Darauf kam die Stimme des Herrn zu Adam und sprach: "Adam, von dem Baum des Lebens, um den du bittest, kann ich dir jetzt noch nicht geben, sondern erst, wenn 5500 Jahre erfüllt sein werden, werde ich dir von der Frucht des Lebensbaumes geben, damit du isst und in Ewigkeit lebst, du und Eva und die Gerechten deines Samens. Und diese 43 Tage bezahlen nicht die Stunde, in der du meinen Befehl übertreten hast. Adam, ich habe dir von dem Feigenbaum zu essen gegeben, bei dem du dich versteckt hast. Geh und iss davon, du und Eva. Denn ich werde deine Bitten erfüllen und deine Hoffnung nicht enttäuschen. Aber gedulde dich, bis der Bund, den ich mit dir geschlossen habe, erfüllt sein wird." Und der Herr beendete seine Rede.

KAPITEL 39
Adam wird vorsichtig - zu spät

Adam wandte sich zu Eva und sagte zu ihr: "Mach dich auf und nimm deine Feige und ich will die meinige nehmen, wir wollen zu unserer Höhle gehen." Adam und Eva nahmen jeder eine Feige und gingen zur Höhle. Adam sprach nun zu Eva: "Ich fürchte mich, von dieser Feige zu essen. Ich weiß nicht, was mir durch sie begegnen wird." (26) Und Adam weinte und stand vor Gott, um zu beten. Und er sprach: "O Gott, sättige meinen Bauch, ohne dass ich von dieser Feige esse, denn wenn ich sie gegessen habe, was wird es mir nützen? Und was soll ich von dir erbitten, o Gott, wenn sie aufgegessen ist?" Und weiter sprach er: "Ich fürchte mich davor und weiß nicht, was mir ihretwegen begegnen wird."

KAPITEL 40
Der erste menschliche Hunger

Dann kam das Wort des Herrn zu Adam, indem er zu ihm sagte: "Adam, warum hast du diese Wachsamkeit und diese Sorge und diese Vorsicht nicht vorher gehabt? Warum hattest du nicht solche Furcht, ehe du mein Gebot übertratest? Doch jetzt, o Adam, seitdem du im fremden Land bist, kann dein tierischer Körper auf der Erde nicht bestehen ohne irdische Speise, wenn er gekräftigt werden und bei seiner Kraft bestehen soll." Und Gott nahm sein Wort von Adam.

KAPITEL 41
Der erste menschliche Durst

Adam nahm die Feige und legte sie auf die Goldstäbe nieder und ebenso nahm Eva die Feige und legte sie auf den Weihrauch. An Gewicht aber war jede der beiden Feigen einer Wassermelone (27) gleich, denn die Früchte des Gartens waren viel größer als die Früchte dieser Erde. Adam und Eva aber blieben jene ganze Nacht stehen und fasteten nach ihrer Gewohnheit bis zur Morgendämmerung. Als die Sonne aufging, beschlossen sie ihre Gebete. Und Adam sagte nach der Beendigung des Gebetes zu Eva: "Eva, wir wollen zur Südseite des Gartens gehen, an den Ort, wo der Strom fließt und sich in die vier Flüsse teilt. Wir wollen Gott bitten und anflehen um das Wasser des Lebens, dass er uns dort von ihm zu trinken gebe, weil er uns nicht von dem Baum des Lebens zu essen gibt, damit wir nicht unsterblich werden. Und wir wollen ihn bitten, dass er uns vom Wasser des Lebens gebe und uns lieber damit tränke als dem Trank des irdischen Wassers..." Als Eva diese Worte Adams hörte, willigte sie ein, und sie machten sich auf und kamen an das Ende des Gartens, an das Ufer des Wasserflusses, etwas entfernt vom Garten. Sie standen, um vor Gott zu beten und ihn zu bitten, dass er dieses Mal auf sie blicken und ihnen verzeihen und ihre Bitte gewähren wolle. Nach ihren beiderseitigem Gebet begann Adam folgende Worte an Gott zu richten: "O Herr, als ich im Garten war und die Wasser sah, die an dem Baum des Lebens hervorfließen, hatte mein Leib es nicht nötig, davon zu trinken, und ich kannte keinen Durst, denn ich war unsterblich und erhaben über das, was ich jetzt bin. Um zu leben, hatte ich weder Lebensspeise noch den Trank vom Lebenswasser nötig. Nun aber, o Herr, bin ich sterblich, und mein Körper ist dürr geworden vor Durst. So gib mir denn Lebenswasser, damit ich davon trinke und lebe. Nach deiner Barmherzigkeit, o Gott, erlöse mich aus diesen Plagen und Prüfungen und führe mich hinaus in ein anderes Land als dieses, wenn du mich nicht in deinem Garten wohnen lassen willst."

KAPITEL 42
Das Versprechen des Lebenswassers - Die dritte Ankündigung des Kommens Christi

Die Stimme des Herrn kam zu Adam, indem er zu ihm sagte: "Adam, wenn du da sagst: Führe mich hinaus in ein anderes Land, in dem Ruhe ist, so kannst du jetzt noch nicht in das Reich der Ruhe eingehen, sondern erst nach dem Ablauf und der Vollendung der Strafe: denn ich werde dich und die Gerechten deiner Nachkommen in die Himmel hinaufbringen und dir und ihnen die Ruhe geben, um die du jetzt bittest. Wenn du aber sagst: "Gib mir Wasser des Lebens", damit du so trinkst und lebst, so geschieht das nicht heute, sondern erst an dem Tag, da ich in das Totenreich (Scheol) hinabsteigen und die ehernen Pforten sprengen und die eisernen Riegel brechen werde. Dann werde ich deine Seele und die Seelen der Gerechten nach meiner Barmherzigkeit erlösen, und sie werden in der Ruhe meines Herzens sein bis zum Ende der Vollendung der Welt. Und das Wasser des Lebens, nach dem du verlangst, wird dir heute nicht gereicht, sondern an dem Tag, da ich mein Blut über deinem Haupt vergießen werde auf der Golgatha-Erde (28); denn mein Blut wird für dich in jener Stunde zu einem Wasser des Lebens werden und nicht nur für dich allein, sondern für alle deine Nachkommen, die an mich glauben; denn darin werden sie Ruhe und Leben haben in Ewigkeit." Wiederum sprach Gott zu Adam: "Adam, solange du im Garten warst, kamen diese Versuchungen nicht über dich, sondern erst, als du meinen Befehl übertreten hast, kamen alle diese Leiden über dich; und jetzt hat dein Körper Speise und Trank nötig, so trink denn von diesen Wassern, die an dir vorüber über die Erde hinfließen." Und Gott nahm sein Wort von Adam. Adam und Eva aber fielen vor Gott nieder und kehrten von dem Wasserstrom zurück und gingen zu der Höhle; und es war Mittagszeit. Und als sie zu der Höhle kamen, sahen sie bei ihr ein großes Feuer.

KAPITEL 43
Des Bösen Feuerstiftung

Adam und Eva fürchteten sich und blieben sogleich stehen. Und Adam sagte zu Eva: "Was ist das für ein Feuer bei unserer Höhle? Wir taten ja nichts, um es zu entfachen. Wir haben kein Brot, um es im Feuer zu backen, noch Suppe zum Kochen. Ja, wir kannten die Gestalt und den Namen eines solchen Feuers gar nicht. Erst seit Gott den Cherub geschickt hat, der das blitzende und funkelnde Schwert von Feuer in der Hand hat, und wir aus Furcht davor niedergefallen sind und wie tot waren, kennen wir es. Nun Eva, siehe das Feuer, das beim Cherub war, hat Gott hierher gesendet, dass es die Höhle, in der wir wohnen, bewache. Eva, Gott will im Zorn über uns, uns aus ihr vertreiben. O Eva, wir haben wiederum einen Befehl Gottes in dieser Höhle übertreten, so dass Gott uns das Feuer geschickt hat, das uns hindert, in die Höhle hineinzugehen. Wenn das so ist, Eva, wo wollen wir wohnen und wohin fliehen vor dem Angesicht Gottes? Denn in dem Garten lässt er uns nicht wohnen und hat uns von seinen Gütern ausgeschlossen; er hat uns diese Höhle als unsere Wohnung zugewiesen und wir haben um ihretwillen Finsternis, Versuchungen und Beschwerlichkeiten ertragen, bis wir von ihr getröstet wurden. Nun, da er uns in ein anderes Land hinausstößt, wer weiß, wie es da sein wird? Wer weiß, ob die Finsternis jenes Landes nicht noch viel größer sein wird als die Finsternis in diesem? Wer weiß, ob in jenem Land Tag oder Nacht sein wird? Wer weiß, ob es fern oder nahe ist? O Eva, will Gott uns vielleicht irgendwohin fern vom Garten bringen? O Eva, will Gott vielleicht uns hindern, den Garten zu sehen, wegen unserer Übertretung seines Befehls und wegen unserer fortwährenden Bitten an ihn? O Eva, Gott will uns hinausbringen in ein fremdes Land, ein anderes als dieses, in dem wir getröstet worden waren. Und er wird unsere Seelen töten und unser Leben von der Erde wegnehmen. O Eva, wenn wir von Gott und vom Garten fern sind, wie sollen wir ihn da noch einmal bitten können, dass er uns Gold, Weihrauch und Myrrhe und Früchte vom Feigenbaum gebe? Wie sollen wir es anstellen, dass er uns noch einmal tröstet? Wo ihn anrufen, dass er an uns denke und an den Bund, den er mit uns gemacht hat?" Und Adam ward still. Er und Eva blickten nun fortwährend zu der Höhle und zu dem Feuer, das rings um sie her aufloderte. Dieses Feuer war nämlich vom Satan; denn der Satan hatte von den Bäumen dürre Reiser gesammelt und zusammengetragen und sie zur Höhle gebracht und Feuer darauf gemacht, um die Höhle zu verbrennen. Er wollte Adam und Eva in Trauer zurücklassen und ihnen die Hoffnung auf Gott abschneiden und sie dahin bringen, dass sie ihn verleugneten. Aber durch die Barmherzigkeit des Herrn vermochte er nicht, die Höhle zu verbrennen. Der Herr sandte seinen Engel, um die Höhle vor dem Feuer zubewahren, solange bis es erlöschen würde. Das Feuer dauerte von Mittags bis zum frühen Morgen, bis zum Morgen des 45. Tages.

KAPITEL 44
Die Macht des Feuers über den Menschen

Adam und Eva aber blieben stehen und sahen dem Feuer zu, und sie vermochten sich der Höhle nicht zu nähern, weil sie sich vor dem Feuer fürchteten. Der Satan aber trug weiter Holz herbei und warf es auf das Feuer bis die Flamme sehr hoch hinaufschlug und die ganze Höhle davon überdeckt wurde. Und er dachte in seinem Sinn, dass, nach der Größe des Feuers zu urteilen, die ganze Höhle brennen müsse. Aber der Engel des Herrn bewahrte sie. Trotzdem durfte er den Satan nicht verfluchen noch auf ihn schimpfen, damit er nicht Meister über ihn würde und ihn mit seinem Wort einfinge, das von ihm ausging. Darum war er geduldig und sagte kein böses Wort zu ihm, bis das Wort des Herrn kam und sagte: "Geh, du Satan, du hast meine Knechte verführt und willst sie nun vernichten. Wenn nicht meine Barmherzigkeit wäre, so hätte ich dich und deine Scharen schon von der Erde vertilgt, aber ich bin geduldig, bis zum Ende der Welt." Da floh der Satan vor Gott; das Feuer aber brannte um die Höhle her wie Feuerkohlen noch einen vollen Tag, und das war der 46. Tag nach der Vertreibung Adams und Evas aus dem Garten. Als nun Adam und Eva sahen, dass die Hitze des Feuers etwas erkaltet war, wagten sie es und traten hinzu, um wie sonst hineinzugehen. Aber sie vermochten's nicht vor der Hitze des Feuers. Da fingen Adam und Eva an zu weinen wegen der Hitze des Feuers, die sie von der Höhle trennte; und die Feuerhitze drang auf sie ein und sie fürchteten sich. Da sagte Adam zu Eva: Blicke einmal dieses Feuer an, von dem wir einen Teil in uns haben (30), das uns früher willig gehorchte und nun, nachdem wir das Gebot übertreten haben, uns nicht mehr gehorcht wie früher. Denn wir haben die Grenze überschritten und unsere Ordnung verändert; so ist unsere Natur verändert worden, des Feuers Natur aber ist nicht verändert, und es ist nicht anders geworden; darum hat es Gewalt über uns und könnte unseren Leib verbrennen, wenn wir ihm zu nahe kommen.

KAPITEL

Aber Adam und Eva weinten wegen ihrer Vertreibung aus dem Garten, ihrer ersten Wohnung. Als Adam seinen Körper ansah, wie er verwandelt war, weinten sie sehr, er und Eva, und empfanden Reue über das, was sie begangen hatten, während sie weiter hinab zur Schatzhohle gingen. Als sie bei der Schatzhohle angelangt waren, da weinte Adam über sich selbst und sagte zu Eva: "Schau diese Hohle an, die uns zum Gefängnis dienen muss in dieser Welt und zum Ort der Züchtigung! Was ist sie gegen den Garten? Wie eng ist sie gegen seine Weite? Wie ist sie von Felsen umgeben gegen jene Haine? Was herrscht für eine Finsternis in der Hohle gegen das Licht des Gartens? Was ist das Felsendach dieser Hohle gegen die Barmherzigkeit des Herrn, die uns dort überschattete? Was ist der Boden dieser Hohle gegen den Boden des Gartens? Dieser ist mit Steinen besät, und jener war besät mit Bäumen, die wohlschmeckende Früchte trugen." Adam sagte zu Eva: "Betrachte einmal deine und meine Augen, welche zuvor die Engel und die Himmel schauen konnten, wie sie lobpreisen ohne aufzuhören; jetzt sehen wir zwar noch, aber unsere Augen sind fleischlich geworden und vermögen nicht zu schauen wie zuvor." Unser Vater Adam sagte wieder um zu Eva: "O wie ist unser Leib heute verändert, verglichen mit dem ersten Tag, als wir im Garten wohnten?" Adam wollte nicht unter das Dach in die Hohle eintreten und er hätte es wohl auch nie getan ohne den Befehl des Herrn. Aber Adam erkannte: "Wenn ich nicht darin wohne, so übertrete ich aufs neue sein Gebot."

KAPITEL
Im Licht haben sie höhere Welten gesehen. Eva, Licht vom Licht, will ohne ihre Lichtquelle nicht weiterleben

Adam und Eva gingen hinein und blieben stehen, um zu beten in ihrer Sprache. Als sie nun beteten, hob Adam seine Augen in die Hohe und erblickte den Felsen der Hohle, der ihn überdeckte, so dass er den Himmel und alle die Geschöpfe des Herrn nicht sehen konnte: da weinte Adam und schlug auf seine Brust, so lange, bis er niederfiel und wie tot dalag. Eva hielt ihn für tot und weinte. Sie stand auf, breitete ihre Hände aus zum Herrn, um seine Barmherzigkeit und Verzeihung zu erflehen, und sprach: "O Herr, vergib mir meine Sünde, die ich begangen habe, und trage sie mich nicht nach; denn meine Schuld ist es, dass dein Diener aus dem Garten in diese Vernichtung fiel, aus dem Licht in diese Finsternis, aus der Wonne in dieses Gefängnis. O Herr, blicke auf deinen Knecht, der hier darnieder gestreckt liegt, und erwecke ihn vom Tod, damit er weine und Buße tue für die Übertretung, die er um meinetwillen begangen hat. Nimm dieses Mal seine Seele nicht weg, sondern erlaube ihm, dass er lebe in der vorgeschriebenen Wiedergutmachung und deinen Willen tue wie vor seinem Tod. Wenn du ihn aber dieses Mal nicht aufweckst, o Herr, so nimm meine Seele mit ihm fort und lass mich nicht einsam und allein in dem Gefängnis; denn ich kann nicht allein bestehen in dieser Welt, sondern nur mit ihm zusammen. Denn du, o Herr, hast einen Schlaf über ihn gebracht, dass er fest schlief, und hast aus seiner Seele (Seite?) eine Rippe genommen und Fleisch an ihre Stelle getan durch deine Gotteskraft. Du hast mich, die Rippe, genommen und hast mich geschaffen zu einer Frau mit Lichtnatur, nach seinem Bild mit Herz und Vernunft und Sprache und meinen Leib nach dem Bild seines Leibes geschaffen, und hast mich gemacht nach dem Bild seines Angesichts, in deiner Barmherzigkeit und durch deine Kraft.

Herr, ich und er sind eins, und du, Gott, bist unser Schöpfer und hast uns beide gemacht an einem Tag. So gib denn, o Herr, ihm das Leben, damit er bei mir sei in diesem fremden Land, in den wir jetzt um unserer Übertretung willen weilen... Wenn du ihm aber das Leben nicht gibst, so nimm mich mit ihm weg, damit wir am gleichen Tag sterben!" Eva weinte mit inbrünstigem Herzen und fiel in ihrem Kummer auf unseren Vater Adam nieder.


Woran ich glaube - Inhalt