Regina Franziska Rau: (Collage) Dreamwalker welchen Weg wählst Du?
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ERSTES
BUCH
KAPITEL
1
Nach
der Austreibung aus dem Paradies wird den Stammeseltern
eine Schatzhöhle im Westen zugewiesen.
Gott
pflanzte den Garten am dritten Tag im Osten der Erde an der
östlichen Grenze der Welt, hinter welcher im Osten nichts
mehr liegt als das Wasser, das die ganze Welt umgibt und an
die Enden des Himmels grenzt. Auf der Nordseite des Gartens
aber liegt ein Meer von unvergleichlich reinem, süßen
und klaren Wasser, so dass man in seiner Klarheit die ganze
Tiefe der Welt sehen kann. Wenn jemand darin badet, so wird
er durch des Wassers Reinheit rein und durch seine Weiße
weiß, auch wenn er schwarz war.
Jenes
Meer war von Gott nach seinem Wohlgefallen gemacht, denn er
wusste im Voraus, was sich mit dem Menschen zutragen und was
er tun würde, dass er wegen seiner Übertretung den
Garten werden verlassen müssen und dass auf der Erde
gerechte Menschen geboren und sterben würden. Ihre Seelen
wird der Herr am letzten Tag, wenn sie zu ihren Körpern
zurückkehren werden, nehmen und sie in dieses Meerwasser
tauchen, und alle werden ihre Übertretungen bereuen.
Als nun der Herr Adam austrieb, ließ er ihn nicht an
der Nordseite des Gartens wohnen, damit er und Eva nicht sofort
in dem Meer badeten und so von ihren Übertretungen gereinigt
und ihre vergangenen Taten vergessen würden und sie nicht
mehr an sie dächten in der Zeit der Züchtigungen.
Auch an der Südgrenze wollte Gott den Adam nicht wohnen
lassen, weil der Nordwind, wenn er darin bläst, den süßten
Geruch der Bäume des Gartens zu der südlichen Region
trägt; deswegen ließ Gott den Adam nicht dort wohnen,
damit er nicht die süßen Gerüche der Bäume
rieche und seine Übertretungen vergäße und
sich über das, was er getan hatte, hinwegtröste
und, durch den Geruch der Bäume beglückt, die Wiedergutmachung
für seine Übertretung unterließe.
Vielmehr
ließ der barmherzige und gnädige Gott, der in seiner
Allwissenheit alle Dinge wohl regiert, Adam in der Gegend
westlich des Gartens wohnen, denn westlich vom Garten liegt
ein sehr weites Land. Der Herr befahl, dass er in einer Felsenhöhle,
in der Schatzhöhle unterhalb des Gartens wohnte.
KAPITEL
2
Die
Umwelt außerhalb des Paradieses lässt sie ohnmächtig
niedersinken
Als
unser Vater Adam und Eva aber aus dem Garten gingen, traten
sie mit den Füssen auf, ohne zu spüren, dass sie
auftraten. Als sie vor die Pforte des Gartens hinaustraten
und das weite Land vor sich sahen und die großen und
kleinen Steine und die Sandmassen, fürchteten sie sich,
zitterten und fielen vor Furcht auf ihr Angesicht nieder und
waren wie tot. Denn sie waren in dem schönen Land des
Gartens mit all den Bäumen gewesen und befanden sich
nun in einem fremden land, das sie nicht kannten und noch
nie gesehen hatten; auch waren sie noch erfüllt von den
Gnadengaben des Lichtreiches und hatten noch keine Sinne für
das Irdische entwickelt. Deswegen erbarmte sich der Herr ihrer.
Und als er sie vor der Pforte des Gartens niedergesunken sah,
richtete der Herr das Wort an unseren Vater Adam und an Eva
und ließ sie sich wieder aufrichten.
KAPITEL
3
Die
Verkümmerte Gestalt Adams erhält das Versprechen
in 5500 Jahren käme die Rettung
Es
sprach der Herr zu Adam: "Ich habe dieser Erde Tage und
Jahre gegeben; du wirst auf ihr sein und auf ihr wandeln,
bis ich am Ende jener Jahre und Tage mein Wort aussenden werde,
dasselbe, das dich geschaffen hat und das du übertreten
hast und das dich auch aus dem Garten ausgetrieben und, als
du niedergefallen bist, wieder auf- gerichtet hat: dasselbe
Wort wird dich auch erlösen - am Ende von 5 1/2 Tagen."
Als
nun Adam das Wort des Herrn von den 5 1/2 großen Tagen
hörte, vermochte er es nicht auszulegen. Er dachte vielmehr,
dass er noch 5 1/2 Tage habe bis zum Ende der Welt. Da weinte
er und bat den Herrn, er möchte es ihm erklären.
Der Herr in seiner Barmherzigkeit gegen Adam, der sein Ebenbild
war, erklärte ihm, dass jene 5 1/2 Tage 5500 Jahre bedeuten
und dass er dann kommen und ihn und seinen Samen erlösen
werde. Auch schon vorher hatte der Herr mit Adam einen Bund
geschlossen, ehe er den Garten verlassen hatte, noch bei dem
Baum, von dem Eva eine Frucht nahm und ihm zu essen gab. Als
unser Vater Adam nämlich den Garten verlassen musste,
ging er von dem Baum weg und bemerkte, wie der Herr alsbald
seine Gestalt veränderte und wie er selber zugleich eine
andere Gestalt bekam und schrumpfte. Da fürchtete er
sich und zitterte und fiel nieder und Gott richtete ihn auf
in seiner Barmherzigkeit und schloss einen Bund mit ihm. Als
Adam dann vor der Pforte des Gartens stand und den Cherub
mit dem blitzenden feurigen Schwert in seiner Hand erblickte,
der mit finster entstelltem Angesicht zürnte, da fürchteten
sich Adam und Eva vor ihm und dachten, dass er sie töten
wollte. Sie fielen vor Furcht zitternd auf ihr Angesicht nieder.
Er aber war gnädig und erbarmte sich ihrer, wandte sich
und fuhr auf gen Himmel und fragte den Herrn und sprach: "Oh
Herr, du hast mich geschickt, dass ich, das feurige Schwert
bei mir, die Pforte des Gartens bewachen solle; als nun deine
Diener Adam und Eva mich sahen, fielen sie auf ihr Angesicht
nieder - wie Leichname. O Gebieter, was sollen wir mit deinen
Dienern tun?" Da Gott ihnen gnädig war und sich
ihrer erbarmte, schickte er einen Engel, den Garten zu hüten.
Und das Wort des Herrn kam zu Adam und Eva und richtete sie
auf. Der Herr sprach zu Adam: "Ich habe dir gesagt, in
5 1/2 Tagen werde ich dich durch mein Wort erlösen. Fasse
nun Mut und begib dich in die Schatzhöhle, von der ich
dir schon vorher gesprochen habe.
(..........)
KAPITEL
6
Die
Übertretung bestand im Genuss der schlechteren Früchte.
So wird der Mensch immer mehr geplagt werden
Da
blickte der Herr auf sie, wie sie sich selbst durch übergroßen
Kummer getötet hatten; und da er sie aufwecken und trösten
wollte, richtete er sein Wort an sie, damit sie aufstehen
sollten, und sie erhoben sich alsbald. Der Herr sagte zu Adam
und Eva: "Ihr habt freiwillig die Übertretung begangen,
so dass ihr den Garten verlassen musstet, in dem ich euch
hatte wohnen lassen; ihr habt freiwillig die Übertretung
begangen, indem ihr Gottheit, Große und Hoheit zu erlangen
suchtet, wie ich sie habe: so entzog ich euch denn die Lichtnatur,
die ihr hattet, und trieb euch aus dem Garten hinaus in dieses
raue Land , voll von Mühsalen. Hättet ihr besser
meinen Befehl nicht übertreten und mein Gesetz gehalten
und von dem Baum nicht gegessen, von dem ich euch gesagt hatte,
dass ihr euch ihm nicht nähern sollt, es waren ja Früchte
von den Bäumen des Gartens da, die besser waren als jene;
aber der böse Satan, der seine Natur nicht bewahrt und
seinen Glauben nicht gehalten hat und in dem nichts Gutes
ist, den ich zwar geschaffen habe, der mich aber hasst und
nach der Gottheit strebt, so dass ich ihn vom Himmel herabstürzte,
er hat euch verlockt, bis ihr auf ihn hortet, damit aber meinen
Befehl übertratet, deshalb sind alle diese Leiden über
euch gekommen. Denn ich bin Gott und Schöpfer; und als
ich die Geschöpfe schuf, wollte ich sie nicht vertilgen;
aber als sie mich schwer erzürnten, da schlug ich sie
mit schweren Plagen, bis dass sie bereuten. Wenn sie aber
auf ihrer Übertretung beharren, sollen sie unter den
Fluch kommen in Ewigkeit."
KAPITEL
7
Dadurch
sind die Umwelt und besonders die Tiere dem Menschen feindlich
gesonnen, es ist aber auch der Friede mit den Tieren möglich
Als
Adam und Eva diese Rede Gottes horten, da weinten und seufzten
sie noch heftiger. Ihr Herz klammerte sich noch mehr an Gott;
denn Gott war ihnen wie Vater und Mutter; und darum weinten
sie vor ihm und flehten ihn an um seine Barmherzigkeit. Und
Gott wurde ihnen wirklich gnädig und sprach: "Adam,
ich habe mit dir meinen Bund aufgerichtet und von diesem weiche
ich nicht ab; ich werde dich nicht wieder in den Garten zurückbringen,
ehe mein Bund erfüllt ist, nämlich die 5 1/2 großen
Tage." Da sprach Adam zu Gott: "O Herr, du hast
uns in dem Garten geschaffen und du hast uns so gemacht, dass
wir in dem Garten leben, und ehe ich die Übertretung
begangen habe, hast du alle Tiere zu mir gebracht, damit ich
ihnen einen Namen gebe. Deine Gnade ruhte auf mir, und so
benannte ich sie alle, wie es in deinem Sinn war, und du hast
sie alle friedfertig gemacht. Aber jetzt, o Gott, da ich deinen
Befehl übertreten habe, werden alle Tiere gegen mich
aufstehen, um mich und deine Magd Eva zu fressen. Sie werden
mein Leben hinwegraffen vom Angesicht der Erde. Ich flehe
dich an, o Gott, da du uns aus dem Garten vertrieben und uns
angewiesen hast in einem fremden Land zu wohnen, erlaube den
Tieren nicht, uns zu vertilgen." Als Gott Adam so reden
horte, wurde er ihm gewogen. Und er sah ein, dass Adam recht
hatte, dass die Tiere aufstehen und sie fressen würden,
denn diese spürten den Zorn Gottes wegen der Übertretung
Adams. Da befahl Gott den Tieren, den Vögeln und allem,
was sich auf Erden regt, dass sie zu Adam kommen und mit ihm
Freundschaft schließen sollten und weder ihn noch Eva
noch den Guten und Gerechten unter ihren Nachkommen irgendeinen
Schaden zufügten. Da beugten (7) sie sich vor ihm auf
den Befehl Gottes hin, mit Ausnahme der Schlange, auf welche
Gott zornig war; und sie durfte nicht mit den übrigen
Tieren zu Adam kommen.
KAPITEL
8
Durch
die Übertretung ging die Hellsichtigkeit verloren
Adam
aber weinte und sprach: "O Herr, solange wir im Garten
lebten, waren unsere Herzen aufwärts gerichtet und
wir schauten die Engel, wie sie im Himmel Lobgesänge
sangen; aber jetzt können wir das nicht mehr sehen
wie einst, sondern von dem Augenblick an, als wir in die
Schatzhöhle eintraten, verdeckte sie uns den Ausblick
auf alle Geschöpfe." Gott, der Herr, sprach zu
Adam: "Solange du in demütigem Gehorsam standest
(8), war die Lichtnatur in dir, und deswegen sahst du die
fernsten Dinge, aber seit die Lichtnatur dir entzogen ist,
kannst du das Ferne nicht mehr sehen, sondern nur das Nahe,
wie es dem dichten fleischlichen Körper zukommt, denn
dieser ist tierisch." Adam und Eva aber fielen vor
ihm nieder, als sie dieses Wort Gottes hörten, und
sie priesen ihn mit betrübtem Herzen. Und der Herr
beendete sein Gespräch mit ihnen.
KAPITEL
9
Weil
ihnen gutes Wasser vom Lebensbaum verwehrt wird, fallen sie
ins Wasser, um sich zu ertränken
Adam
und Eva gingen hinaus aus der Schatzhöhle und kamen zum
Eingang des Gartens. Sie standen, um ihn anzuschauen, und
sie weinten, weil sie ihn hatten verlassen müssen.
Adam und Eva wandelten an der Südseite des Gartens hin
und her und fanden das Wasser, das von der Wurzel des Baumes
des Lebens aus den Garten bewässert und von da über
die Erde hin ausgeht und sich in vier Ströme trennt.
Und sie tragen hinzu und kamen zu dem Wasser, sahen es an
und erkannten, dass es das Wasser war, das unter der Wurzel
des Baumes des Lebens im Garten hervorkommt. Adam weinte,
jammerte und schlug auf seine Brust, weil sie davon getrennt
waren, und er sagte zu Eva: "Warum hast du so viele Plagen
und Strafen über mich und dich und unseren Samen gebracht?"
Da sagte Eva zu ihm: "Was hast du gesehen, dass du so
weinst und auf diese Weise zu mir sprichst?" Er sprach
zu ihr: "O Eva, siehst du denn dieses Wasser nicht, das
bei uns im Garten war, das die Bäume des Gartens tränkt
und von da nach außen strömt? Und solange wir im
Garten waren, kümmerten wir uns nicht darum. Nun aber,
da wir in dieses fremde Land gekommen sind, sehnen wir uns
danach und haben es nötig für unseren Leib."
Als Eva ihn so reden hörte, weinte sie mit ihm, und in
heftigem Weinen fielen sie beide ins Wasser. Und sie wehrten
sich nicht, denn sie wollten ihrem Leben ein Ende machen,
um nichts mehr sehen zu müssen. Denn sie sahen jedes
Ding so an, als müsste es sie töten.
KAPITEL
10
Der
tierähnlich gewordene Mensch hat das Wasser nötig
Aber
der barmherzige und gnädige Gott blickte auf sie, da
sie in das Wasser gestürzt (5) und dem Tod nahe waren,
und sandte einen Engel: dieser zog sie aus dem Wasser heraus
und setzte sie an das Ufer des Stroms, und sie waren wie tot.
Da fuhr der Engel auf zum Herrn, wurde empfangen und sprach:
"O Herr, deine Diener haben ihr Leben verloren.2 Der
Herr erweckte sie durch sein Wort vom Tode. Und Adam sprach,
nachdem er aufgeweckt worden war: "O Gott, solange wir
im Garten waren, verlangten wir nicht nach diesem Wasser;
während deine Barmherzigkeit mit uns war, vermissten
wir dieses Wasser nicht; seit wir aber in dieses Land gekommen
sind, vermögen wir ohne Wasser nichts." Da sprach
Gott zu Adam: "Solange du unter meinem Befehl und ein
Lichtengel warst, kanntest du das Wasser nicht; seit du aber
meinen Befehl übertreten hast, vermagst du nichts ohne
das Wasser; du musst deinen Leib damit tränken und ihn
dadurch wachsen lassen; denn er ist tierähnlich geworden
und hat das Wasser nötig." Als Adam und Eva dieses
Wort von Gott hörten, weinten sie bitterlich, und Adam
bat Gott, er möge sie in den Garten zurückkehren
lassen, dass er ihn noch einmal sehen dürfe. Aber der
Herr sprach: "Adam, ich habe mit dir einen Bund gemacht;
und wenn der Bund erfüllt sein wird, werde ich dich und
die Gerechten von deinem Samen in den Garten bringen."
Und Gottes Stimme verstummte.
KAPITEL
11
Adam
und Eva nahmen an, sie würden sterben, wenn sie tränken.
Nach der Pracht des Gartens können sie sich nun nicht
einmal gegenseitig wahrnehmen.
Adam
und Eva fühlten ein Brennen und eine Flamme in ihrem
Innern vor Durst. Adam sagte zu Eva: "Wir müssen
nicht davon trinken, bis wir sterben, o Eva; wenn dieses Wasser
in unseren Leib kommt, werden uns und unseren Samen nach uns
viele Schläge treffen." (10) Adam und Eva füllten
kein Gefäß mit dem Wasser und tranken gar nichts
davon; und sie gingen zurück in die Schatzhöhle
hinein. Adam vermochte Eva nicht zu sehen, aus Beklommenheit
vor der Finsternis.
(......)
solange wir im Garten wohnten. Eva, denk an den Glanz, der
im Garten über uns war. Eva, denk an die Hellstrahlenden
Bäume im Garten (11), in deren Mitte wir waren. Eva,
denk, solange wir im Garten waren, wussten wir nichts von
Tag und Nacht. Eva, denk an den Baum des Lebens, unter dem
das Wasser hervorkam, wie er seine Strahlen auf uns warf.
Eva, denk an das Land des Gartens, in dem keine Finsternis
war, solange wir darin weilten.... Und nun, o Eva, nachdem
wir in dieser Schatzhöhle sind, umgibt uns Finsternis,
weil wir Gottes Befehl nicht gehorcht haben; wir können
einander nicht sehen, und der Tod wäre besser für
uns als dieses Leben." Adam schlug auf seine Brust und
er und Eva weinten und wehklagten die ganze Nacht, bis es
Morgen wurde. Und Adam und Eva seufzten über die Länge
der Nacht, denn es war eine Aprilnacht. Adam schlug sich in
der Schatzhöhle wegen seines großen Kummers und
wegen der Finsternis in der höhle, und er war wie tot.
Als Eva hörte wie er niederfiel, tastete sie mit ihren
Händen nach ihm und fand ihn als Leiche. Da fürchtete
sie sich und wurde sprachlos und setzte sich neben ihn.
KAPITEL
12
Nach
der Rettung will Adam wissen, warum sie von solcher Dunkelheit
befallen wurden
Da
schaute der barmherzige Gott auf Adam, der gestorben war,
und auf Eva, die sprachlos geworden war, beide aus Furcht
vor der Finsternis. Und das Wort erweckte Adam von seinem
Tod und loste Evas Mund von der Sprachlosigkeit. Da stand
Adam in der höhle auf und sagte: "O Herr, warum
hat das Licht uns verlassen, warum ist die Finsternis über
uns gekommen? Warum lässt du mich so lange in der Finsternis,
und warum, o Gott, willst du uns plagen? Wo war denn diese
Finsternis, o Herr, bis sie auf uns kam, so wir einander nicht
mehr sehen konnten? Denn solange wir im Garten waren, sahen
wir keine Finsternis und wussten nie etwas davon; Eva war
nicht vor mir verborgen, so dass ich sie nicht sehen konnte,
und keine Finsternis machte eine Trennung zwischen uns; sondern
ich und sie waren eins in der Lichtwelt, ich sah sie, und
sie sah mich. Aber nun, nachdem wir in diese höhle gekommen
sind, ist Finsternis über uns hergefallen und hat uns
voneinander getrennt.
(..........)
KAPITEL
26
Die
Sonne kann nicht immer scheinen, wenn man für die Rettung
arbeiten will, die Nacht ist auch notwendig
Adam
und Eva fingen dann an, sich zu der Schatzhöhle, wo sie
ihre Wohnung hatten, zu begeben. Und als sie so nahegekommen
waren, dass sie sie von Ferne erblickten, überkam Adam
und Eva bei dem Anblick der Höhle große Trauer.
Adam sprach zu Eva: "Als wir auf dem Berg waren, wurden
wir durch das Wort Gottes getröstet, und er redete mit
uns, und das Licht, das von Osten her kam, leuchtete über
uns. Aber jetzt hat das Wort des Herrn sich von uns zurückgezogen
und das Licht, das über uns leuchtete, beginnt sich zu
verbergen. Finsternis und Trauer kommen über uns. Wir
müssen in die Höhle hineingehen, die wie ein Gefängnis
ist. Da wird die Finsternis uns umgeben und uns voneinander
trennen, dass du mich nicht siehst und ich dich nicht sehe."
Als Adam diese Worte gesprochen hatte, weinten sie und breiteten
ihre Hände vor Gott aus. Sie flehten in ihrer Trauer
zu Gott, dass er ihnen die Sonne bringe, damit sie ihnen leuchte
und damit nicht die Finsternis wiederum über sie komme
und sie zum zweiten Mal unter das Felsendach gehen mussten.
Sie wollten lieber sterben, als die Finsternis zu erleben.
Da
schaute Gott auf Adam und Eva und ihren schweren Kummer und
auf all das, was sie taten mit inbrünstigem Herzen um
des Guten willen, das sie zuvor genossen hatten, und wegen
der Mühsal, die sie nun im fremden Land traf.
Deswegen
zürnte ihnen Gott nicht und wurde nicht ungeduldig, sondern
er bewies Langmut gegen sie und versüßte ihnen
das Schwere wie Kindern, weil sie seine Geschöpfe waren.
Wieder kam das Wort Gottes zu Adam und sagte zu ihm: "Adam,
wenn ich die Sonne zurückhalte, so gibt es keine Tage,
Stunden, Jahre und Monate und du erfüllst nicht den Bund,
den ich mit dir geschlossen habe. Du müsstest wieder
lange Züchtigungen erleiden, und du hättest in Ewigkeit
keine Rettung zu erwarten. Gedulde dich des- halb und harre
still aus unter der Ordnung von Tag und Nacht, bis die Zeit
erfüllt ist und die Stunde des Bündnisses kommen
wird. Dann werde ich kommen und dich erlösen, o Adam,
denn ich will nicht, dass du betrübt bist.
Wenn ich auf alle die Güter sehe, in deren Genuss du
standest und wie du sie hast verlassen müssen, so würde
ich wünschen, dich begnadigen zu können. Aber den
Bund, den ich mit dir geschlossen habe, kann ich nicht wenden.
Ich würde dich gern in den Garten zurückbringen,
aber erst, wenn der Bund erfüllt ist, kann ich dich und
deinen Samen begnadigen und dich in das Land der Freude einführen,
wo keine Trauer und kein Leid, sondern immer Freude, Wonne,
unvergängliches Licht, Lobpreisungen ohne Ende sind und
ein schöner Garten, den du durchwandeln darfst."
Und weiter sprach Gott zu Adam: "Hab' Geduld und geh
in die Höhle, denn diese Finsternis, vor der du dich
fürchtest, wird nicht lange andauern, sie dauert nur
12 Stunden. Und wenn sie vorüber ist, geht das Licht
auf." Als Adam dieses Wort des Herrn hörte, fielen
er und Eva vor ihm nieder und ihr Herz ward getröstet...
Sie gingen wieder in die Höhle wie sonst, während
ihnen die Tränen aus den Augen flossen. Trauer und Weinen
erfüllte ihre Herzen, und sie wünschten, dass die
Seele ihren Leib verlassen möge. Adam und Eva standen
betend da, bis es ganz finster war. So blieben sie stehen
im Gebet.
KAPITEL
27
Erste
Erscheinung des Bösen in der Gestalt eines Lichts
Als
der Satan, der Hasser des Guten, sah, dass sie da standen
und beteten und dass Gott mit ihnen redete und sie tröstete
und dass er ihr Opfer annahm, da ließ der Satan eine
Erscheinung kommen (21). Er fing an, seine Scharen zu versammeln,
und er stand mit feurigen Blitzen in den Händen da, und
ein großes Licht umgab sie. Er schlug seinen Thron auf
beim Eingang der Höhle, denn eintreten konnte er nicht,
weil sie beteten. Und er ließ das Licht in die Höhle
eindringen, bis es um Adam und Eva herum ganz hell wurde.
Und seine Scharen fingen an, Loblieder zu singen. Dies veranstaltete
der Satan, damit Adam, wenn er das Licht sähe, bei sich
denken solle, es sei das Licht der Himmlischen und die Heere
seien Engel, die Gott ihm zur Höhle geschickt habe, damit
sie ihn bewachen und ihm die Finsternis erhellen. Wenn Adam
aus seiner Höhle herausgegangen wäre, um sie aus
der Nähe zu sehen, und Adam und Eva vor ihm (dem Satan)
niedergefallen wären, so hätte der Satan Macht über
sie gewonnen und sie zum zweiten Mal von Gott entfernt. Als
nun Adam und Eva sie sahen, vermuteten sie, dass ihre Herzen
gestärkt würden, wenn das Licht wirklich von Gott
käme, da sie sich aber erschreckt fühlten, sagte
Adam zu Eva: "Sieh doch dieses große Licht und
diese vielen Herrlichkeiten und diese Heerscharen, die draußen
stehen, ohne sich an uns zu wenden und zu sagen, woher sie
kommen und was dieses Licht und diese Herrlichkeiten bedeuten
und zu welchem Zweck sie hierher geschickt worden sind, ohne
einzutreten. Wenn sie von Gott wären, so würden
sie zu uns in die Höhle kommen, und uns ihren Auftrag
kundtun." Adam stand und betete zu Gott mit inbrünstigem
Herzen und sprach: "Oh Herr, ist denn in der Welt noch
ein anderer Gott außer dir, der etwa Engel geschaffen
und sie mit Licht erfüllt haben könnte und der sie
senden könnte, uns zu bewachen, oder selbst mit ihnen
kommen könnte. Siehe, wir sehen da Heerscharen, die am
Eingang der Höhle stehen, und, von großem Lichterglanz
umgeben, viele Loblieder singen; wenn sie also zu einem anderen
Gott gehören, so belehre mich darüber, und wenn
sie dein sind, so zeige mir an, wozu du sie geschickt hast."
Als Adam dies gesprochen hatte, erschien ein Engel vom Herrn
in der Höhle und sagte zu ihm: "Adam, fürchte
dich nicht, dies ist der Satan mit seinen Scharen. Er wollte
euch überlisten, wie er euch schon einmal überlistet
hat. Das erste Mal hat er sich in der Schlange verborgen.
Und dieses Mal ist er zu euch gekommen in der Gestalt von
Engeln, damit, wenn ihr vor ihm niederfallen solltet, er über
euch Macht bekäme vor Gott..." Und der Engel ging
aus der Höhle hinaus und fing den Satan an der Tür
und scheute die Truggestalt, die der Satan angenommen hatte,
hinweg und brachte den Satan in seiner hässlichen Gestalt
zu Adam und Eva. Und als sie ihn sahen, fürchteten sie
sich vor ihm. Der Engel aber sagte: "Adam, diese hässliche
Gestalt hat er, seit Gott ihn vom Himmel herabgestürzt
hat. In ihr aber kann er nicht zu euch kommen; sondern er
nimmt die Gestalt von Engeln des Lichts an." Der Engel
trieb den Satan fort, den Adam aber und die Eva beruhigte
er und sagte zu ihnen: "Fürchtet euch nicht. Gott,
der euch geschaffen hat, wird euch stärken." Und
der Engel ging von ihnen weg. Adam und Eva aber blieben in
der Höhle stehen, ohne dass ihnen eine tröstliche
Zuversicht kam. Sie waren vielmehr in Zweifelsängsten.
Als
es nun Morgen geworden war, beteten Adam und Eva und gingen
hinaus aus der Höhle, um den Garten zu suchen. Denn ihr
Herz hin an ihm. Und sie wollten sich nicht trösten lassen
wegen seines Verlustes.
KAPITEL
28
In
der zweiten Erscheinung verspricht der Böse Adam und
Eva, sie zum Wasser zu bringen. In Wahrheit aber sollten sie
vom Berg gestürzt werden.
Als
Satan, der Betrüger, sah, wie sie zum Garten gingen,
versammelte er seine Scharen und kam auf einer Wolke, in der
Absicht, sie zu verführen. Als Adam und Eva ihn in jener
Gestalt erblickten, meinten sie, die Engel des Herrn seien
gekommen, um sie über ihre Vertreibung aus dem Garten
zu trösten oder um sie noch einmal in den Garten zurückzubringen.
Da breitete Adam seine Hände zum Herrn, um ihn zu bitten,
dass er ihn über sie belehren möchte. Der Satan
aber, der Hasser des Guten, sagte zu
Adam: "Adam, ich bin ein Engel des großen Gottes
und siehe, meine Scharen umgeben mich. Der Herr hat mich und
sie geschickt, dass wir dich auf die Nordseite des Gartens,
an den Rand des reinen Wassers, bringen, und dich und Eva
da hineintauchen und euch zu eurer ursprünglichen Freude
zurückbringen, damit ihr noch einmal in den Garten zurückkehrt."
Dieses Wort drang Adam und Eva zu Herzen. Gott schwieg indessen.
Er belehrte Adam nicht sogleich, sondern wartete, bis er seine
Kraft erkannt, und sah, ob auch er besiegt werde, wie Eva
besiegt wurde, als sie im Garten war. Der Satan aber rief
Adam und Eva zu "Auf, wir wollen zu dem Wassermeer gehen!"
Da folgten ihm Adam und Eva, wobei er sich ein wenig entfernt
von ihnen hielt. Als sie nun an den Berg des Gartens auf der
Nordseite kamen, dessen Spitze sehr hoch war und zu dem keine
Stufen hinaufführten, da kam der Teufel Adam und Eva
näher und brachte sie auf die Spitze des Berges, und
zwar in Wirklichkeit und nicht bloß dem Schein nach.
Und er wollte sie vom Berg hinunterstürzen, denn er suchte
sie zu töten und ihre Namen von der Erde zu tilgen, damit
er mit seinen Scharen die Erde für sich allein hätte.
KAPITEL
29
Der
Engel Michael bringt Gold aus Indien als Licht in der Finsternis
Und
Gott, der Barmherzige, blickte auf Satan, wie der durch mancherlei
Listen Adam zu töten suchte, und sah Adam, wie er gutmütig
und arglos war. Da sprach Gott mit lauter Stimme zu Satan
und verfluchte ihn, und er floh samt seinen Scharen. Adam
und Eva aber lieben zurück. Sie standen auf der Bergspitze,
und unter ihnen war die große Welt, die sie vor sich
sahen. Sie selbst befanden sich auf dem hohen Berg, und es
war nicht ein einziger mehr von all den Scharen da, die gerade
noch um sie waren. Da weinten sie (Adam und Eva) vor Gott
und baten ihn um Verzeihung. Und Gott sprach zu Adam: "Wisse
und erkenne daraus, dass der Satan dich und deinen Samen,
der nach dir kommen wird, zu verführen sucht." Da
weinte Adam vor dem Herrn und bat und flehte ihn an, dass
er ihm etwas aus dem Garten geben möge, damit er ein
Zeichen habe, womit er sich trösten könnte. Und
Gott sah die Gedanken Adams und schickte den Engel Michael
zu dem Meer, das vor Indien liegt, dass er von dort Goldstäbe
hole und sie dem Adam bringe. Das war weise von Gott, denn
wenn einmal die Goldstäbe bei Adam wären, sollten
sie ihm bei Nacht leuchten, damit die Furcht vor der Finsternis
sein Herz verlasse. Auf den Befehl Gottes fuhr der Engel Michael
herab und holte die goldenen Stäbe, wie ihm der Herr
befohlen hatte, und brachte sie dem Herrn. Danach befahl er
dem Engel Gabriel, dass er hinabfahren sollte.
KAPITEL
30
Der
Engel Gabriel bringt Weihrauch aus dem Osten und der Engel
Raphael bringt Myrrhe aus dem Westen des Gartens,
zum
Garten zu dem Cherub, der ihn bewachte, und ihm sagen sollte:
"Siehe, Gott hat mir befohlen, dass ich in den Garten
gehe und daraus Weihrauch voll des Wohlgeruchs hole, um ihn
Adam zu geben." Der Engel Gabriel fuhr auf den Befehl
Gottes hin herab zu dem Garten und sprach zum Cherub, wie
Gott ihm befohlen hatte. Der Cherub stimmte zu, und er ging
hinein und holte den Weihrauch. Dann befahl Gott seinem Engel
Raphael, dass er hinabfahre und mit dem Cherub sprechen solle,
dass er ihm Myrrhe für Adam gebe. Da fuhr der Engel Raphael
herab und sprach zum Cherub, wie ihm Gott befohlen hatte,
und der gab seine Erlaubnis. So trat er ein und holte die
Myrrhe. Die Goldstäbe waren vom indischen Meer, wo es
die Edelsteine gibt, der Weihrauch vom östlichen Ende
des Gartens und die Myrrhe aus dem West-Ende des Gartens,
wo das bittere Leid dem Adam widerfahren war. Die Engel brachten
diese drei Dinge dem Herrn zu dem Baum des Lebens im Garten.
Der Herr sprach zu den Engeln: "Taucht sie in die Wasserquelle
und nehmt sie. Dieses Wasser wird Adam und Eva dazu dienen,
sie ein wenig in ihrem Kummer zu trösten. Und gebt sie
dem Adam und Eva." Die Engel taten alles nach dem Befehl
Gottes. Sie gaben die Dinge Adam und Eva auf der Spitze des
Berges, auf den der Satan sie gebracht hatte in der Absicht,
sie zu vernichten. Als Adam die Goldstäbe, den Weihrauch
und die Myrrhe sah, freute er sich und weinte; denn er dachte,
dass das Gold das Zeichen des Reiches sei, aus dem er vertrieben
worden war, und der Weihrauch das Zeichen der Lichtnatur,
die ihm entzogen worden war, und die Myrrhe das Zeichen der
Trauer, in der er lebte.
KAPITEL
31
Die
Schatzhöhle wird ausgestattet mit Gold im Süden,
Weihrauch im Osten und Myrrhe im Westen. Im Norden befand
sich der Eingang.
Danach
sagte Gott zu Adam: "Du hast etwas von mir aus dem Garten
verlangt, damit du dich damit trösten könntest.
Siehe, so habe ich dir denn diese drei Zeichen gegeben, damit
du dich damit tröstest und an mich glaubst und an meinen
Bund mit dir. Denn ich werde kommen und dich erlösen,
und Könige werden bei meiner Fleischwerdung Gold, Weihrauch
und Myrrhe bringen: Gold zum Zeichen meines Reiches, Weihrauch
zum Zeichen meiner Gottheit und Myrrhe zum Zeichen meines
Leidens und Sterbens. (22) Du aber, o Adam, lege diese Dinge
in die Höhle, damit das Gold dir leuchte in der Nacht
und du den Weihrauch riechst und die Myrrhe dich tröste
in deiner Trauer." Als Adam dieses Wort Gottes hörte,
fielen er und Eva vor ihm nieder, priesen ihn und dankten
ihm für das, was er aus Barmherzigkeit an ihnen getan
hatte. Gott befahl den drei Engeln Michael, Gabriel und Raphael,
dass jeder von ihnen das, was er geholt hatte, zu Adam tragen
solle; und jeder nahm das, was er gebracht hatte. Und Gott
befahl dem Suriyel und dem Salathiel, dass sie Adam und Eva
zurückführen sollen. Und sie führten sie von
der Spitze des Berges hinab und brachten sie zu der Schatzhöhle.
Sie legten das Gold in der Südseite der Höhle nieder,
den Weihrauch in der Ostseite und die Myrrhe in der Westseite,
während auf der Nordseite der Eingang der Höhle
war.
Die
Engel trösteten Adam und Eva und gingen weg. Das Gold
aber bestand aus 70 Stäben, und der Weihrauch betrug
12 Pfund (23) und die Myrrhe 3 Pfund. Und diese Dinge blieben
bei Adam in dem Haus der Schätze; darum heißt sie
"die Höhle der verborgenen Dinge", andere Dolmetscher
aber sagen, dass sie die Schatzhöhle genannt werde wegen
der Leichen der Gerechten, die sich darin befinden. Und diese
drei Dinge, die Adam in der Höhle hatte, warfen bei Tag
und Nacht einen hellen Schein auf ihn. Und er wurde durch
sie in seiner Trauer ein wenig getröstet.
KAPITEL
32
Adam
und Eva gehen ins Wasser, um zu beten
Adam
und Eva blieben in der Schatzhöhle stehen bis zum siebten
Tag, ohne von den Früchten der Erde zu essen und Wasser
zu trinken. Bei der Morgendämmerung des achten Tages
sagte Adam zu Eva: "Eva, wir baten Gott, er möge
uns etwas aus dem Garten geben, und er schickte uns seine
Engel, und sie brachten uns, was wir erbeten haben. Nun komm,
wir wollen zu dem Wassermeer gehen, das wir früher gesehen
haben. Wir wollen uns hineinstellen und beten, dass Gott uns
noch einmal die Gnade schenken möge, uns in den Garten
zurückzubringen, oder uns noch einmal etwas geben möge
oder uns mit einem anderen Land als diesem, in dem wir sind
trösten möge. Adam und Eva machten sich auf und
gingen hinaus aus der Höhle und stellten sich an den
Rand des Meeres, in das sie sich früher einmal gestürzt
hatten. Und Adam sagte zu Eva: "Komm, steig hinab an
diesen Ort und geh nicht fort bis zum Ablauf von 40 Tagen,
bis ich zu dir kommen werde. Und bitte den Herrn mit Herzensinbrunst
und mit wohlgefälligen Worten, dass er uns vergeben möge.
Ich will an eine andere Stelle gehen und dort hinabsteigen
und dasselbe tun wie du." Da stieg Eva hinab in das Wasser,
wie Adam es ihr befohlen hatte, und Adam seinerseits stieg
auch hinab an das Wasser. Sie standen, beteten und flehten
Gott an, er möge ihnen ihre Schuld verzeihen und sie
in ihre frühere Ordnung zurück versetzen. So standen
sie und beteten 35 Tage lang.
KAPITEL
33
Satan
verspricht das "helle Licht"
Satan
aber, der Hasser alles Guten, hatte sie in der Höhle
gesucht und nicht gefunden; da suchte er sie weiter und fand
sie im Wasser stehend; und er dachte sich: "Adam und
Eva stehen in diesem Wasser, um Gott anzuflehen, dass r ihnen
ihre Übertretung verzeihen und sie in ihren alten Stand
zurückversetzen sollten; aber ich will sie unter meine
Gewalt bekommen. Ich will sie verführen, dass sie vom
Wasser heraufsteigen, damit ihnen ihr Wunsch nicht erfüllt
wird." Der Hasser alles Guten ging aber nicht zu Adam,
sondern zu Eva, und zwar in Gestalt eines Engels Gottes, lobpreisend
und jubelnd: Und er sagte zu Eva: "Friede sei mit dir!
Freu dich und frohlocke. Gott ist euch gnädig. Er hat
mich zu Adam geschickt, und ich habe ihm die freudige Botschaft
der Rettung gebracht und ihn mit Licht erfüllt, so wie
es früher war. Adam aber hat mich in seiner Freude über
seine Wiederherstellung zu dir geschickt, dass du zu mir kommen
sollst, damit ich dich mit Licht kröne wie ihn. Er sprach
zu mir: "Sag der Eva, wenn sie nicht zu dir kommen will,
dann spricht ihr von den Zeichen, das oben auf dem Berg geschah,
als Gott seine Engel sandte, die uns trugen und in die Schatzhöhle
brachten und das Gold in der Südseite und den Weihrauch
im Osten und die Myrrhe im Westen der Höhle niederlegten.
"Komm, wir wollen zu ihm gehen!" Als Eva diese Worte
hörte, freute sie sich und glaubte, dass sein Zeichen
wahr sei, und stieg von dem Meer hinauf. Er ging ihr voran,
und sie folgte ihm, bis sie zu Adam kamen. Da machte sich
Satan unsichtbar, und sie sah ihn nicht wieder. Dann trat
sie zu Adam und blieb bei ihm stehen, während er im Wasser
stand, und sich auf die Vergebung Gottes freute. Als sie ihn
rief, wandte er sich um und trat auf sie zu. Er brach in Weinen
aus, als er sie sah, schlug sich auf die Brust und sank in
der Heftigkeit seiner Trauer ins Wasser. Da blickte Gott auf
ihn und sein Elend und sein drohendes Lebensende, und Gottes
Stimme kam vom Himmel, rief ihn aus dem Wasser und sagte zu
ihm: "Steig herauf an das Ufer zu Eva!" Und als
er zu Eva heraufgestiegen war, sagte er zu ihr: "Wer
hat dir gesagt, dass ich hier sei?" Da erzählte
sie ihm die Geschichte von dem Engel, der ihr erschienen war
und ihr das Zeichen gegeben hatte. Und Adam wurde traurig
und erklärte ihr, dass das der Satan gewesen wäre.
Dann kehrten beide zu der Höhle zurück. Diesen ersten
Gang zum Wasser unternahmen sie 7 Tage nach ihrem Auszug aus
dem Garten. Und sie fasteten im Wasser 35 Tage, und es waren
im ganzen, seit sie aus dem Garten gegangen, 42 Tage vergangen.
KAPITEL
34
Adam
erzählt die Erschaffung Evas. Er bittet um Nahrung und
Wasser
Es
kam der 43. Morgen. Da gingen sie aus der Höhle, trauerten
und weinten, und ihre Körper waren abgemagert von Hunger
und Durst, vom Fasten und Beten und von der schweren Trauer
über ihre Übertretung ausgetrocknet. Als sie aus
der Höhle gegangen waren, stiegen sie auf den westlichen
Berg des Gartens hinauf. Sie standen, weinten und beteten
zu Gott, er möge ihnen ihre Sünden vergeben. Nach
ihren Gebeten begann Adam Gott anzuflehen: "Mein Herr,
mein Gott und mein Schöpfer, du hast den 4 Elementen
geboten, dass sie sich sammeln sollten, und sie sammelten
sich auf deinen Befehl. Dann hast du deine Hand ausgebreitet
und mich aus den 4 Elementen und vom Staub der Erde geschaffen
und hast mich in den Garten eingeführt am Freitag um
die dritte Stunde, wie du mir das in der Höhle erklärtest.
Denn ich war ein Lichtwesen, und das Licht, woraus ich gemacht
war, verließ mich Tag und Nacht nicht. Wiederum hast
du in jener dritten Stunde , o Herr, in der du mich geschaffen
hast, alle die Tiere und Löwen und Strauße (24)
und die Vögel des Himmels und alle Wesen, die sich auf
der Erde bewegen, die du in der ersten Stunde des Freitags
vor mir geschaffen hattest, zu mir gebracht. Du hast gewollt,
dass ich sie alle einzeln mit dem Namen benenne, der ihnen
gebührt. Du hast mir Verstand, Einsicht, ein reines Herz
und einen rechten Sinn gegeben, so dass ich sie alle benannte,
wie du es vorbedacht hattest.
O
Gott, sie alle beugten sich mir, und keines von ihnen trat
aus meinem Einfluss heraus, gemäss dem Befehl und der
Herrschervollmacht, die du mir über sie gegeben hast.
Nun aber sind alle Tiere von mir entfremdet. In derselben
dritten Stunde des Freitags, in der du mich geschaffen, hast
du mir auch befohlen, dass ich mich nicht jenem Baum nähern
und davon essen sollte. Denn du sagtest zu mir im Garten:
"Wenn du davon isst, wirst du sterben." Und wenn
du mich mit dem Tod bestraft hättest, wie du gesagt hast,
wäre ich in jenem Augenblick gestorben. Als du mir aber
den Befehl wegen des Baumes gabst, dass ich mich ihm nicht
nähern und nicht davon essen sollte, war Eva noch nicht
geschaffen; du hattest sie noch nicht aus meiner Seite hervorgebracht,
und sie hat diesen Befehl von dir nicht gehört. Am Ende
der dritten Stunde jenes Freitags ließest du, o Herr,
über mich einen tiefen Schlaf kommen, dass ich einschlief
und im Schlaf versank. Du nahmst aus meiner Seite eine Rippe
heraus und schufst sie nach meinem Bild und mir ähnlich.
Dann wecktest du mich auf. Als ich sie erblickte, wusste ich,
wer sie war, und ich sprach: "Das sind Knochen von meinen
Knochen und Fleisch von meinem Fleisch. Von nun an wird sie
Frau heißen (11).
Es
ist dir, o Herr, wohlgefällig gewesen, einen Schlaf über
mich kommen zu lassen und Eva währenddessen plötzlich
aus meiner Seite hervorzubringen, damit ich nicht merken konnte,
auf welche Art sie hervorging, und dein Schaffen, o Herr,
und die Größe deiner Güte und Herrlichkeit
nicht schauen konnte. Nach deinem Wohlgefallen, o Herr, hast
du uns beide mit einem Lichtleib geschaffen und hast uns zwei
geeint und hast uns deine Gnadengaben gegeben und gesättigt
mit den Herrlichkeiten des heiligen Geistes, dass wir weder
hungerten und dürsteten noch wussten, was Trauer, Mutlosigkeit,
Krankheit, Fasten und Mühe ist. Nun aber, o Herr, nachdem
wir dein Gebot übertreten und dein Gesetz verlassen haben
und du uns in ein fremdes Land hinausgestoßen hast,
sind Leiden und Mühsal, Hunger und Durst auf uns gekommen.
Nun bitten wir dich, o Herr, gib uns aus dem Garten etwas
zu essen, dass wir unseren Hunger damit stillen, und etwas
zu trinken, dass wir damit unseren Durst löschen. Denn
siehe, o Gott, es sind nun viele Tage vergangen, in denen
wir keine Speise gekostet und kein Wasser getrunken haben,
und unser Leib ist dürr geworden, und unsere Kraft ist
klein, und der Schlaf ist vor Müdigkeit und Weinen aus
unseren Augen geschwunden.
Wir
mögen, o Herr, nichts anrühren von den Früchten
der Bäume aus Furcht vor dir. Denn das erstemal, da wir
dein Gebot übertreten haben, hast du dich unserer erbarmt
und uns nicht sterben lassen. Nun denken wir bei uns: Sobald
wir von der Frucht der Bäume essen, ohne einen Befehl
von Gott, so wird er uns dieses zweite Mal umbringen und uns
vertilgen von der Oberfläche der Erde. Wenn wir von diesem
Wasser trinken, ohne einen Befehl von Gott, so wird er uns
umbringen und gänzlich ausrotten. Nun, o Herr, sind ich
und Eva an diesen Ort hier gekommen, um dich zu bitten, dass
du uns von den Früchten deines Gartens etwas geben wolltest,
damit wir davon satt werden. Uns gelüstet nach Speisen,
die auf Erden sind, und nach allem, dessen wir hier bedürfen."
KAPITEL
35
Gottes
Antwort
Wiederum
sah der Herr das Weinen und Seufzen Adams, und das Wort des
Herrn kam zu ihm, indem er zu ihm sagte: "Adam, solange
du in meinem Garten warst, wusstest du nichts von Essen und
Trinken, von Müdigkeit und Leiden und nichts von der
Dürre des Körpers, von Veränderungen und vom
Schwinden des Schlafes aus dem Auge. Als du aber mein Gebot
übertreten hast und in ein fremdes Land gekommen bist,
kamen alle diese Prüfungen über dich."
KAPITEL
36
Die
Feigen
Gott
befahl dem Cherub, der den Garten mit dem feurigen Schwert
in der Hand bewacht, dass er Früchte vom Feigenbaum nehmen
und sie Adam geben sollte. Der Cherub gehorchte dem Befehl
Gottes, des Herrn, ging hinein in den Garten und brachte zwei
Feigenäste heraus samt zwei Feigen, je eine Feige an
einem Zweig hängend. Sie waren von den zwei Feigenbäumen,
zwischen denen Adam und Eva sich versteckt hatten, als der
Herr im Garten wandelte und das Wort des Herrn zu ihnen kam:
"Adam, Adam wo bist du?" Worauf Adam sagte: "Siehe,
ich bin zwischen den Feigenbäumen versteckt. Und als
ich dich und deine Stimme hörte, verbarg ich mich, weil
ich nackt bin." Der Cherub nahm die zwei Feigen und brachte
sie Adam und Eva heraus und warf sie ihnen aus der Ferne zu,
denn sie konnten sich dem Feuer nicht nähern. Während
sich früher die Engel vor Adam fürchteten und vor
ihm zitterten, zitterte Adam nun vor ihnen und fürchtete
sich vor den Engeln. Adam aber nahm zuerst die eine der zwei
Feigen, dann kam Eva und nahm die andere. Als sie sie in den
Händen hatten, blickten sie sie an und erkannten, dass
sie von den Bäumen waren, zwischen denen sie sich versteckt
hatte. Und Adam und Eva weinten sehr.
KAPITEL
37
Tage
der Prüfungen bezahlen nicht eine Stunde der Sünde
Adam
sagte zu Eva: "Eva schau diese Feigen und ihre Zweige
an. Einst als wir uns damit bedeckten, wurden wir der Lichtnatur
entkleidet. Und nun, wenn wir davon essen, wissen wir nicht,
welche Mühsal und Leiden uns noch bevorstehen. So wollen
wir uns denn enthalten und nicht davon essen und wollen Gott
bitten, dass er uns von der Frucht des Lebensbaumes gebe."
So enthielten sich Adam und Eva und aßen jene Feigen
nicht. Adam aber fing an, zu Gott zu beten, und ihn anzuflehen,
dass er ihm von der Frucht des Lebensbaumes geben möge,
indem er sprach: "Herr, als wir deinen Befehl übertraten,
in der sechsten Sunde des Freitags, hast du uns des Lichts
entkleidet, das über uns gewesen war, und wir durften
nicht länger im Garten wohnen nachdem wir dein Gebot
übertreten hatten, als drei Stunden. Um die Abendstunde
(25) hast du uns aus dem Garten vertrieben. O Herr, für
die eine Stunde kamen diese Prüfungen und Kümmernisse
über uns, denn der heutige Tag und jene anderen, zusammen
43 Tage, zahlen die eine Stunde nicht und unsere Übertretung
in ihr. O Herr, blicke auf uns mit dem Auge der Barmherzigkeit
und vergilt uns nicht entsprechend unserer Übertretung
deines Befehls von dir. O Gott, gib uns von der Frucht des
Lebensbaumes, damit wir essen und leben und nicht mehr die
Leiden und anderes auf Erden ertragen müssen, denn Du
bist Gott. Als wir den Befehl übertraten, hast du uns
aus dem Garten getrieben und den Cherub gesandt, den Baum
des Lebens zu bewachen, damit wir nicht davon essen und leben
und so der Erfahrung des Leides nach unserer Übertretung
enthoben seien. Nun, o Herr, sieh doch, wir haben diese Zeit
hindurch die Leiden ertragen. So gleiche denn diese 43 Tage
aus mit der Stunde, in der wir dein Gebot übertraten...".
KAPITEL
38
"Wenn
5500 Jahre erfüllt sein werden"
Darauf
kam die Stimme des Herrn zu Adam und sprach: "Adam, von
dem Baum des Lebens, um den du bittest, kann ich dir jetzt
noch nicht geben, sondern erst, wenn 5500 Jahre erfüllt
sein werden, werde ich dir von der Frucht des Lebensbaumes
geben, damit du isst und in Ewigkeit lebst, du und Eva und
die Gerechten deines Samens. Und diese 43 Tage bezahlen nicht
die Stunde, in der du meinen Befehl übertreten hast.
Adam, ich habe dir von dem Feigenbaum zu essen gegeben, bei
dem du dich versteckt hast. Geh und iss davon, du und Eva.
Denn ich werde deine Bitten erfüllen und deine Hoffnung
nicht enttäuschen. Aber gedulde dich, bis der Bund, den
ich mit dir geschlossen habe, erfüllt sein wird."
Und der Herr beendete seine Rede.
KAPITEL
39
Adam
wird vorsichtig - zu spät
Adam
wandte sich zu Eva und sagte zu ihr: "Mach dich auf und
nimm deine Feige und ich will die meinige nehmen, wir wollen
zu unserer Höhle gehen." Adam und Eva nahmen jeder
eine Feige und gingen zur Höhle. Adam sprach nun zu Eva:
"Ich fürchte mich, von dieser Feige zu essen. Ich
weiß nicht, was mir durch sie begegnen wird." (26)
Und Adam weinte und stand vor Gott, um zu beten. Und er sprach:
"O Gott, sättige meinen Bauch, ohne dass ich von
dieser Feige esse, denn wenn ich sie gegessen habe, was wird
es mir nützen? Und was soll ich von dir erbitten, o Gott,
wenn sie aufgegessen ist?" Und weiter sprach er: "Ich
fürchte mich davor und weiß nicht, was mir ihretwegen
begegnen wird."
KAPITEL
40
Der
erste menschliche Hunger
Dann
kam das Wort des Herrn zu Adam, indem er zu ihm sagte: "Adam,
warum hast du diese Wachsamkeit und diese Sorge und diese
Vorsicht nicht vorher gehabt? Warum hattest du nicht solche
Furcht, ehe du mein Gebot übertratest? Doch jetzt, o
Adam, seitdem du im fremden Land bist, kann dein tierischer
Körper auf der Erde nicht bestehen ohne irdische Speise,
wenn er gekräftigt werden und bei seiner Kraft bestehen
soll." Und Gott nahm sein Wort von Adam.
KAPITEL
41
Der
erste menschliche Durst
Adam
nahm die Feige und legte sie auf die Goldstäbe nieder
und ebenso nahm Eva die Feige und legte sie auf den Weihrauch.
An Gewicht aber war jede der beiden Feigen einer Wassermelone
(27) gleich, denn die Früchte des Gartens waren viel
größer als die Früchte dieser Erde. Adam und
Eva aber blieben jene ganze Nacht stehen und fasteten nach
ihrer Gewohnheit bis zur Morgendämmerung. Als die Sonne
aufging, beschlossen sie ihre Gebete. Und Adam sagte nach
der Beendigung des Gebetes zu Eva: "Eva, wir wollen zur
Südseite des Gartens gehen, an den Ort, wo der Strom
fließt und sich in die vier Flüsse teilt. Wir wollen
Gott bitten und anflehen um das Wasser des Lebens, dass er
uns dort von ihm zu trinken gebe, weil er uns nicht von dem
Baum des Lebens zu essen gibt, damit wir nicht unsterblich
werden. Und wir wollen ihn bitten, dass er uns vom Wasser
des Lebens gebe und uns lieber damit tränke als dem Trank
des irdischen Wassers..." Als Eva diese Worte Adams hörte,
willigte sie ein, und sie machten sich auf und kamen an das
Ende des Gartens, an das Ufer des Wasserflusses, etwas entfernt
vom Garten. Sie standen, um vor Gott zu beten und ihn zu bitten,
dass er dieses Mal auf sie blicken und ihnen verzeihen und
ihre Bitte gewähren wolle. Nach ihren beiderseitigem
Gebet begann Adam folgende Worte an Gott zu richten: "O
Herr, als ich im Garten war und die Wasser sah, die an dem
Baum des Lebens hervorfließen, hatte mein Leib es nicht
nötig, davon zu trinken, und ich kannte keinen Durst,
denn ich war unsterblich und erhaben über das, was ich
jetzt bin. Um zu leben, hatte ich weder Lebensspeise noch
den Trank vom Lebenswasser nötig. Nun aber, o Herr, bin
ich sterblich, und mein Körper ist dürr geworden
vor Durst. So gib mir denn Lebenswasser, damit ich davon trinke
und lebe. Nach deiner Barmherzigkeit, o Gott, erlöse
mich aus diesen Plagen und Prüfungen und führe mich
hinaus in ein anderes Land als dieses, wenn du mich nicht
in deinem Garten wohnen lassen willst."
KAPITEL
42
Das
Versprechen des Lebenswassers - Die dritte Ankündigung
des Kommens Christi
Die
Stimme des Herrn kam zu Adam, indem er zu ihm sagte: "Adam,
wenn du da sagst: Führe mich hinaus in ein anderes Land,
in dem Ruhe ist, so kannst du jetzt noch nicht in das Reich
der Ruhe eingehen, sondern erst nach dem Ablauf und der Vollendung
der Strafe: denn ich werde dich und die Gerechten deiner Nachkommen
in die Himmel hinaufbringen und dir und ihnen die Ruhe geben,
um die du jetzt bittest. Wenn du aber sagst: "Gib mir
Wasser des Lebens", damit du so trinkst und lebst, so
geschieht das nicht heute, sondern erst an dem Tag, da ich
in das Totenreich (Scheol) hinabsteigen und die ehernen Pforten
sprengen und die eisernen Riegel brechen werde. Dann werde
ich deine Seele und die Seelen der Gerechten nach meiner Barmherzigkeit
erlösen, und sie werden in der Ruhe meines Herzens sein
bis zum Ende der Vollendung der Welt. Und das Wasser des Lebens,
nach dem du verlangst, wird dir heute nicht gereicht, sondern
an dem Tag, da ich mein Blut über deinem Haupt vergießen
werde auf der Golgatha-Erde (28); denn mein Blut wird für
dich in jener Stunde zu einem Wasser des Lebens werden und
nicht nur für dich allein, sondern für alle deine
Nachkommen, die an mich glauben; denn darin werden sie Ruhe
und Leben haben in Ewigkeit." Wiederum sprach Gott zu
Adam: "Adam, solange du im Garten warst, kamen diese
Versuchungen nicht über dich, sondern erst, als du meinen
Befehl übertreten hast, kamen alle diese Leiden über
dich; und jetzt hat dein Körper Speise und Trank nötig,
so trink denn von diesen Wassern, die an dir vorüber
über die Erde hinfließen." Und Gott nahm sein
Wort von Adam. Adam und Eva aber fielen vor Gott nieder und
kehrten von dem Wasserstrom zurück und gingen zu der
Höhle; und es war Mittagszeit. Und als sie zu der Höhle
kamen, sahen sie bei ihr ein großes Feuer.
KAPITEL
43
Des
Bösen Feuerstiftung
Adam
und Eva fürchteten sich und blieben sogleich stehen.
Und Adam sagte zu Eva: "Was ist das für ein Feuer
bei unserer Höhle? Wir taten ja nichts, um es zu entfachen.
Wir haben kein Brot, um es im Feuer zu backen, noch Suppe
zum Kochen. Ja, wir kannten die Gestalt und den Namen eines
solchen Feuers gar nicht. Erst seit Gott den Cherub geschickt
hat, der das blitzende und funkelnde Schwert von Feuer in
der Hand hat, und wir aus Furcht davor niedergefallen sind
und wie tot waren, kennen wir es. Nun Eva, siehe das Feuer,
das beim Cherub war, hat Gott hierher gesendet, dass es die
Höhle, in der wir wohnen, bewache. Eva, Gott will im
Zorn über uns, uns aus ihr vertreiben. O Eva, wir haben
wiederum einen Befehl Gottes in dieser Höhle übertreten,
so dass Gott uns das Feuer geschickt hat, das uns hindert,
in die Höhle hineinzugehen. Wenn das so ist, Eva, wo
wollen wir wohnen und wohin fliehen vor dem Angesicht Gottes?
Denn in dem Garten lässt er uns nicht wohnen und hat
uns von seinen Gütern ausgeschlossen; er hat uns diese
Höhle als unsere Wohnung zugewiesen und wir haben um
ihretwillen Finsternis, Versuchungen und Beschwerlichkeiten
ertragen, bis wir von ihr getröstet wurden. Nun, da er
uns in ein anderes Land hinausstößt, wer weiß,
wie es da sein wird? Wer weiß, ob die Finsternis jenes
Landes nicht noch viel größer sein wird als die
Finsternis in diesem? Wer weiß, ob in jenem Land Tag
oder Nacht sein wird? Wer weiß, ob es fern oder nahe
ist? O Eva, will Gott uns vielleicht irgendwohin fern vom
Garten bringen? O Eva, will Gott vielleicht uns hindern, den
Garten zu sehen, wegen unserer Übertretung seines Befehls
und wegen unserer fortwährenden Bitten an ihn? O Eva,
Gott will uns hinausbringen in ein fremdes Land, ein anderes
als dieses, in dem wir getröstet worden waren. Und er
wird unsere Seelen töten und unser Leben von der Erde
wegnehmen. O Eva, wenn wir von Gott und vom Garten fern sind,
wie sollen wir ihn da noch einmal bitten können, dass
er uns Gold, Weihrauch und Myrrhe und Früchte vom Feigenbaum
gebe? Wie sollen wir es anstellen, dass er uns noch einmal
tröstet? Wo ihn anrufen, dass er an uns denke und an
den Bund, den er mit uns gemacht hat?" Und Adam ward
still. Er und Eva blickten nun fortwährend zu der Höhle
und zu dem Feuer, das rings um sie her aufloderte. Dieses
Feuer war nämlich vom Satan; denn der Satan hatte von
den Bäumen dürre Reiser gesammelt und zusammengetragen
und sie zur Höhle gebracht und Feuer darauf gemacht,
um die Höhle zu verbrennen. Er wollte Adam und Eva in
Trauer zurücklassen und ihnen die Hoffnung auf Gott abschneiden
und sie dahin bringen, dass sie ihn verleugneten. Aber durch
die Barmherzigkeit des Herrn vermochte er nicht, die Höhle
zu verbrennen. Der Herr sandte seinen Engel, um die Höhle
vor dem Feuer zubewahren, solange bis es erlöschen würde.
Das Feuer dauerte von Mittags bis zum frühen Morgen,
bis zum Morgen des 45. Tages.
KAPITEL
44
Die
Macht des Feuers über den Menschen
Adam
und Eva aber blieben stehen und sahen dem Feuer zu, und sie
vermochten sich der Höhle nicht zu nähern, weil
sie sich vor dem Feuer fürchteten. Der Satan aber trug
weiter Holz herbei und warf es auf das Feuer bis die Flamme
sehr hoch hinaufschlug und die ganze Höhle davon überdeckt
wurde. Und er dachte in seinem Sinn, dass, nach der Größe
des Feuers zu urteilen, die ganze Höhle brennen müsse.
Aber der Engel des Herrn bewahrte sie. Trotzdem durfte er
den Satan nicht verfluchen noch auf ihn schimpfen, damit er
nicht Meister über ihn würde und ihn mit seinem
Wort einfinge, das von ihm ausging. Darum war er geduldig
und sagte kein böses Wort zu ihm, bis das Wort des Herrn
kam und sagte: "Geh, du Satan, du hast meine Knechte
verführt und willst sie nun vernichten. Wenn nicht meine
Barmherzigkeit wäre, so hätte ich dich und deine
Scharen schon von der Erde vertilgt, aber ich bin geduldig,
bis zum Ende der Welt." Da floh der Satan vor Gott; das
Feuer aber brannte um die Höhle her wie Feuerkohlen noch
einen vollen Tag, und das war der 46. Tag nach der Vertreibung
Adams und Evas aus dem Garten. Als nun Adam und Eva sahen,
dass die Hitze des Feuers etwas erkaltet war, wagten sie es
und traten hinzu, um wie sonst hineinzugehen. Aber sie vermochten's
nicht vor der Hitze des Feuers. Da fingen Adam und Eva an
zu weinen wegen der Hitze des Feuers, die sie von der Höhle
trennte; und die Feuerhitze drang auf sie ein und sie fürchteten
sich. Da sagte Adam zu Eva: Blicke einmal dieses Feuer an,
von dem wir einen Teil in uns haben (30), das uns früher
willig gehorchte und nun, nachdem wir das Gebot übertreten
haben, uns nicht mehr gehorcht wie früher. Denn wir haben
die Grenze überschritten und unsere Ordnung verändert;
so ist unsere Natur verändert worden, des Feuers Natur
aber ist nicht verändert, und es ist nicht anders geworden;
darum hat es Gewalt über uns und könnte unseren
Leib verbrennen, wenn wir ihm zu nahe kommen.
KAPITEL
Aber
Adam und Eva weinten wegen ihrer Vertreibung aus dem Garten,
ihrer ersten Wohnung. Als Adam seinen Körper ansah, wie
er verwandelt war, weinten sie sehr, er und Eva, und empfanden
Reue über das, was sie begangen hatten, während
sie weiter hinab zur Schatzhohle gingen. Als sie bei der Schatzhohle
angelangt waren, da weinte Adam über sich selbst und
sagte zu Eva: "Schau diese Hohle an, die uns zum Gefängnis
dienen muss in dieser Welt und zum Ort der Züchtigung!
Was ist sie gegen den Garten? Wie eng ist sie gegen seine
Weite? Wie ist sie von Felsen umgeben gegen jene Haine? Was
herrscht für eine Finsternis in der Hohle gegen das Licht
des Gartens? Was ist das Felsendach dieser Hohle gegen die
Barmherzigkeit des Herrn, die uns dort überschattete?
Was ist der Boden dieser Hohle gegen den Boden des Gartens?
Dieser ist mit Steinen besät, und jener war besät
mit Bäumen, die wohlschmeckende Früchte trugen."
Adam sagte zu Eva: "Betrachte einmal deine und meine
Augen, welche zuvor die Engel und die Himmel schauen konnten,
wie sie lobpreisen ohne aufzuhören; jetzt sehen wir zwar
noch, aber unsere Augen sind fleischlich geworden und vermögen
nicht zu schauen wie zuvor." Unser Vater Adam sagte wieder
um zu Eva: "O wie ist unser Leib heute verändert,
verglichen mit dem ersten Tag, als wir im Garten wohnten?"
Adam wollte nicht unter das Dach in die Hohle eintreten und
er hätte es wohl auch nie getan ohne den Befehl des Herrn.
Aber Adam erkannte: "Wenn ich nicht darin wohne, so übertrete
ich aufs neue sein Gebot."
KAPITEL
Im
Licht haben sie höhere Welten gesehen. Eva, Licht vom
Licht, will ohne ihre Lichtquelle nicht weiterleben
Adam
und Eva gingen hinein und blieben stehen, um zu beten in ihrer
Sprache. Als sie nun beteten, hob Adam seine Augen in die
Hohe und erblickte den Felsen der Hohle, der ihn überdeckte,
so dass er den Himmel und alle die Geschöpfe des Herrn
nicht sehen konnte: da weinte Adam und schlug auf seine Brust,
so lange, bis er niederfiel und wie tot dalag. Eva hielt ihn
für tot und weinte. Sie stand auf, breitete ihre Hände
aus zum Herrn, um seine Barmherzigkeit und Verzeihung zu erflehen,
und sprach: "O Herr, vergib mir meine Sünde, die
ich begangen habe, und trage sie mich nicht nach; denn meine
Schuld ist es, dass dein Diener aus dem Garten in diese Vernichtung
fiel, aus dem Licht in diese Finsternis, aus der Wonne in
dieses Gefängnis. O Herr, blicke auf deinen Knecht, der
hier darnieder gestreckt liegt, und erwecke ihn vom Tod, damit
er weine und Buße tue für die Übertretung,
die er um meinetwillen begangen hat. Nimm dieses Mal seine
Seele nicht weg, sondern erlaube ihm, dass er lebe in der
vorgeschriebenen Wiedergutmachung und deinen Willen tue wie
vor seinem Tod. Wenn du ihn aber dieses Mal nicht aufweckst,
o Herr, so nimm meine Seele mit ihm fort und lass mich nicht
einsam und allein in dem Gefängnis; denn ich kann nicht
allein bestehen in dieser Welt, sondern nur mit ihm zusammen.
Denn du, o Herr, hast einen Schlaf über ihn gebracht,
dass er fest schlief, und hast aus seiner Seele (Seite?) eine
Rippe genommen und Fleisch an ihre Stelle getan durch deine
Gotteskraft. Du hast mich, die Rippe, genommen und hast mich
geschaffen zu einer Frau mit Lichtnatur, nach seinem Bild
mit Herz und Vernunft und Sprache und meinen Leib nach dem
Bild seines Leibes geschaffen, und hast mich gemacht nach
dem Bild seines Angesichts, in deiner Barmherzigkeit und durch
deine Kraft.
Herr,
ich und er sind eins, und du, Gott, bist unser Schöpfer
und hast uns beide gemacht an einem Tag. So gib denn, o Herr,
ihm das Leben, damit er bei mir sei in diesem fremden Land,
in den wir jetzt um unserer Übertretung willen weilen...
Wenn du ihm aber das Leben nicht gibst, so nimm mich mit ihm
weg, damit wir am gleichen Tag sterben!" Eva weinte mit
inbrünstigem Herzen und fiel in ihrem Kummer auf unseren
Vater Adam nieder.
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