ERSTES
BUCH
KAPITEL
45
"Ist
er so schön, dass ihr ihm folget?"
- Warum
der Böse seine Versprechungen nicht hielt
Regina Franziska Rau - Collage
Dreamwalker - welchen Weg wählst Du?
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Adam
stand und betete zu Gott: "Sieh dieses Feuer an, das
uns von dieser Höhle trennt, in der zu wohnen du uns
befohlen hast. Siehe, wir können nicht hineingehen."
Gott hörte Adam und sandte sein Wort zu ihm: "Adam,
sieh dieses Feuer an; wie ganz anders ist seine Flamme und
seine Hitze gegen den Garten der Freude und seine Güter!
Denn solange du unter meinem Befehl warst, beugten sich
alle Kreaturen vor dir; nachdem du meinen Befehl übertreten
hast, sind alle Kreaturen gegen dich aufgestanden."
Wiederum sagte Gott zu Adam: "Adam sieh doch wie der
Satan dich groß gemacht hat.
Er
hat dir Gottheit und Hoheit verheißen, wie ich sie
habe, aber er hat sein Wort nicht gehalten und ist dir ein
Feind geworden. Er hat dieses Feuer angerichtet, um dich
darin zu verbrennen. Warum, o Adam, hat er denn sein Versprechen
nicht erfüllt, auch nicht einen Tag lang? Ja, vielmehr
ist die Herrlichkeit die du hattest dir entzogen worden,
da du seinem Befehl gehorchtest. Adam, glaubst du nun, dass
er aus Liebe zu dir jenes Versprechen machte. Oder hatte
er ein Verlangen und den Willen, dich aufwärts an die
Höhe zu bringen? Nein, Adam, er tut dies alles nicht
aus Liebe zur dir. Vielmehr wollte er dich aus dem Licht
in die Finsternis, aus der Hoheit in die Niedrigkeit, aus
der Herrlichkeit in die Schande, aus der Freude in die Trauer
und aus Ruhe in die Entbehrung stürzen."
Wiederum
sprach der Herr zu Adam: "Sieh dieses Feuer an, das
der Satan rings um die Höhle gemacht hat; es ist ein
Zeichen davon, wie er dich und deine Nachkommen umzingeln
wird, da ihr meinem Befehl nicht gehorcht habt, und wie
er euch mit Feuer strafen wird, und wie ihr nach eurem Tod
in die Hölle (Scheol) hinabfahren werdet. Da werdet
ihr das angezündete Feuer sehen, und gerade so wird
es euch, dir und deinem Samen, ringsumher umgeben, und ihr
werdet keine Rettung finden, bis ich komme. So wie du jetzt
wegen der Größe des Feuers nicht in die Höhle
eintreten kannst, bis mein Wort kommt und dir einen Weg
bahnt, so wird es auch am Tag der Erfüllung des Bundes
sein. Nicht sofort ist ein Weg da, auf dem du in Ruhe gehen
könntest, sondern erst, wenn mein Wort kommt, das dir
einen Weg bahnt, damit du zur Ruhe eingehst." Und der
Herr befahl dem Feuer, das die Höhle umgab, dass es
sich zurückhalten sollte, bis Adam hindurch gegangen
war. Da trennte sich das Feuer nach dem Befehl des Herrn
und machte für Adam einen Weg.
KAPITEL
46
"Wie oft habe ich dich aus seinen Händen gerettet."
Adam
und Eva machten den Versuch, in die Höhle hineinzugehen.
Aber als sie in das Feuer traten, blies der Satan in der
Gestalt eines Sturmwindes in das Feuer und schleuderte Feuerkohlen
auf Adam und Eva. Ihre Leiber wurden versengt, weil die
Feuerkohlen sie berührten. Bei diesem brennenden Schmerz
schrieen Adam und Eva laut auf und riefen: "O Gott,
errette uns und verbrenne uns nicht mit diesem heftigen
Feuer. Vergilt uns nicht entsprechend der übertretung
deines Befehls." Gott sah ihre Leiber an, gegen die
der Satan das Feuer geschleudert hatte, und Gott schickte
seinen Engel, das Feuer zu löschen. Aber die Wunden
blieben an ihren Körpern. Und Gott sprach zu Adam:
"Erkenne daran die Liebe des Satans zu dir! Er, der
dir die Gottheit und Größe geben wollte, will
dich jetzt verbrennen und dich von der Erde vertilgen. Und
sieh auf mich, Adam. Ich, der ich dich geschaffen habe,
habe dich aus seiner Hand gerettet. Hätte er dich nicht
vernichtet?" Wiederum sprach er zu Eva: "Sieh,
so ist es mit seinem Versprechen, das er dir im Garten gegeben
hat, da er zu dir sagte: Wenn ihr von dem Baum esst, werden
eure Augen aufgetan und ihr selbst werdet gottgleich und
werdet Gutes und Böses erkennen. Sieh, nun hat er eure
Leiber mit Feuer verbrannt und euch Feuerkost zu kosten
gegeben, statt der Kost des Gartens, und er hat euch den
Brand des Feuers, seine übel und seine Macht über
euch gezeigt. Eure Augen haben das Gute gesehen, und ihr
habt den Garten gesehen, in dem ihr bei mir gewesen seid.
Und ihr habt die übel gesehen, die vom Satan her über
euch gekommen sind. Aber die Gottheit kann er euch nicht
geben. Und seine süßen Versprechungen kann er
euch nicht erfüllen, vielmehr sind sie bitter für
euch und eure Samen geworden, der nach euch kommen wird."
Und Gott nahm das Wort von ihnen.
KAPITEL
47
Warum
der Böse Adam töten will
Adam
und Eva gingen in die Höhle hinein noch voll vom Schrecken
über das Feuer, das ihren Leib versengt hatte. Und
Adam sagte zu Eva: "Siehe, das Feuer hat in dieser
Welt unseren Leib verbrannt. Wie wird erst, wenn wir gestorben
sind, Satan unsere Seelen strafen? Siehe, fern ist unsere
Rettung, wenn Gott nicht kommt, sich unserer zu erbarmen
uns einen Bund zu erfüllen." Danach gingen Adam
und Eva in die Höhle hinein, sie preisen sich glücklich,
dass sie nochmals hineinkamen, denn sie dachten, dass sie
niemals mehr hineinkommen würden, als sie das Feuer
gesehen hatten. Beim Sonnenuntergang drang die Hitze des
Feuers zu Adam und Eva in die Höhle hinein, so dass
sie nicht schlafen konnten. Da gingen sie nach Sonnenuntergang
aus der Höhle heraus. Das war der 47ste Tag, nachdem
sie den Garten verlassen hatten. Adam und Eva kamen an den
Fuß des Berges des Gartens, um wie gewöhnlich
dort zu schlafen. Sie standen und beteten zu Gott, dass
er ihnen ihre Sünden vergeben wolle. Dann schliefen
sie ein am Fuße des Berges. Satan aber, der Hasser
des Guten, dachte bei sich: "Gott hat mit Adam einen
Bund der Rettung geschlossen, dass er ihn von allen Beschwerlichkeiten
in die er verfallen, erlösen würde: mit mir aber
hat er keinen Bund gemacht und mich wird er von den Beschwerden
nicht erlösen. Und das Reich, in dem ich gewesen bin,
hat er ihm und seinem Samen als Wohnstätte versprochen.
Ich aber will den Adam töten. So wird die Erde ihm
entzogen werden und mir allein bleiben. Und wenn er tot
ist, so wird ihn kein Same überleben, der das himmlische
Reich ererbt. Und mein Reich wird mir bleiben. Und Gott
wird mich und meine Scharen in jenes Reich zurückbringen
müssen."
KAPITEL
48
Satan
wirft einen Felsen auf das Menschenpaar
Sofort
rief Satan seine Scharen, und sie kamen alle zu ihm und
sagten zu ihm: "Unser Herr, was willst du machen?"
Er sagte zu ihnen: "Ihr wisst, dass Adam, den Gott
aus Staub geschaffen hat, uns das Reich genommen hat; Wohlauf,
wir wollen zusammenstehen und ihn töten oder einen
Felsen auf ihn werfen, der ihn und Eva zu Tode drücken
soll." Sie gehorchten ihm und kamen an den Ort, wo
Adam und Eva waren, wo diese noch schliefen. Satan und seine
Scharen nahmen einen großen Felsen, der eine glatte
Oberfläche hatte und an dem kein Fehler war. Und er
sprach bei sich: "Wenn der Felsen ein Loch hätte,
so könnten sie, wenn er auf sie fällt, sich durch
das Loch retten, damit sie nicht stürben." Und
Satan sagte zu seinen Scharen: "Nehmt diesen Felsen,
und werft ihn in ebener Lage auf sie, damit ihr sie nicht
verfehlt. Und wenn ihr ihn auf sie geworfen habt, so flieht
und bleibt nicht stehen." Und sie taten so, wie er
ihnen befohlen hatte. Während nun der Felsen vom Berg
auf Adam und Eva herabkam, befahl Gott dem Felsen, dass
er über Adam und Eva sich zu einem Zelt formen und
sich nicht schädigen solle. Und es geschah nach dem
Befehl Gottes. Aber während der Felsen im Fallen war,
erbebte die ganze Erde durch ihn und ward erschüttert
wegen seiner Größe. Infolge des Bebens und dieser
Erschütterung wachten Adam und Eva aus dem Schlaf auf
und fanden sich unter einem Felsen in Gestalt eines Zeltes
vor, während sie doch wussten, dass sie unter freiem
Himmel und nicht unter einem Dach waren. Und sie sahen es
und fürchteten sich. Da sagte Adam zu Eva: Eva, weswegen
beugte sich der Berg und erzitterte die Erde, und wie kam
es zu dieser Erschütterung? Und wie ist dieser Felsen
über uns zu einem Zelt geworden? Will Gott uns züchtigen
und in Gefangenschaft legen, oder will er die Erde über
uns verschließen? Im Zorn über uns, weil
wir ohne seinen Befehl aus der Höhle gingen? Denn wir
haben es nach unserem Willen getan und haben ihn nicht gefragt,
als wir aus der Höhle gingen und an diesen Ort kamen."
Dann sagte Eva: "Wenn die Erde unseretwegen erbebte
und um
(......)
was
das für eine Höhle ist, die uns zeltartig einschliesst."
Adam stand auf und betete vor Gott, dass er ihm diese Sache
erklären wolle. Und er stand so im Gebet bis zum Morgen.
KAPITEL
49
So
wie ihr werde auch ich aus dem Felsen herauskommen"
Die erste Ankündigung der Auferstehung
Da
kam das Wort des Herrn: "Adam, wer hat dich aufgefordert,
dass du aus der Höhle und an diesen Ort gingst?"
Adam sagte zum Herrn: Wir sind an diesem Ort gekommen wegen
der Hitze des Feuers, die zu uns in die Höhle drang."
Und Gott, der Herr, sprach zu Adam: "Adam, du fürchtest
dich vor der Hitze des Feuers einer einzigen Nacht; wie
wird es sein, wenn du in der Hölle bist (Scheol)? Doch
Adam fürchte dich nicht und sage nicht in deinem Herzen,
dass ich diesen Felsen über dir zu einem Zelt werden
ließ, um dich damit zu plagen. Er kam viel- mehr vom
Satan, der dir ja die göttliche Hoheit versprochen
hatte. Groß ist dieser Felsen, den er auf dich und
Eva herabgestürzt hat, um eurem Leben auf der Erde
ein Ende zu machen. Aber ich befahl in meiner Barmherzigkeit,
als dieser Felsen auf euch herabstürzte , dass er über
euch zu einem Zelt werde und dass der Felsen unter euch
sich vertiefe. Und das ist das Zeichen, o Adam: Wenn ich
auf die Erde komme, wird der Satan das Volk der Juden aufpeitschen,
so dass sie mich töten, und sie werden mich in einen
Felsen legen und mich einschließen mit einem großen
Stein. Und ich werde in dem Felsen 3 Tage und 3 Nächte
bleiben. Und am 3. Tag werde ich auferstehen. Das wird die
Rettung für dich sein, o Adam, und für deinen
Samen, für die, die an mich glauben. Aber, o Adam,
ich werde dich unter dem Felsen nicht hervorziehen, bis
3 Tage und 3 Nächte vorüber sind." Gott schwieg.
Adam und Eva blieben unter dem Felsen 3 Tage und 3 Nächte,
wie der Herr es ihm gesagt hatte. Und zwar deshalb, weil
sie aus der Höhle herausgegangen waren ohne einen Befehl
von Gott. Nach drei Tagen und drei Nächten öffnete
Gott den Felsen und führte sie heraus. Ihre Leiben
waren dürr, und ihre Augen und Herzen waren angegriffen
vom Weinen und von der Trauer.
KAPITEL
50
Die
ersten Menschen wollen ihre Nacktheit bedecken
Adam
und Eva gingen fort und kamen in die Schatzhöhle und
blieben den ganzen Tag dort stehen, um zu beten bis zum
Abend. Es war dies das Ende des 50. Tages seit ihrer Vertreibung
aus dem Garten. Und wiederum erhoben sie Adam und Eva, um
in der Schatzhöhle zu Gott zu beten und die ganze Nacht
um Barmherzigkeit zu flehen. Als nun der Morgen kam, sagte
Adam zu Eva: "Wohlauf, wir wollen etwas machen, um
unseren Leib zu bedecken." So gingen sie aus der Höhle,
liefen weit und gelangten zur Nordseite des Gartens, um
etwas zu suchen, womit sie ihren Körper bedeckten.
Aber sie fanden nichts und wussten nichts herzustellen.
Ihr Körper war der Heilung bedürftig, und sie
hatten Fieber vor Frost und Hitze. Adam aber stand und fehlte
Gott an, dass er ihm etwas zeigen möchte, womit sie
ihren Leib bedecken könnten. Da kam das Wort des Herrn
und sprach zu ihm: "Adam, nimm Eva und macht euch auf
an den Strom des Meeres, wo ihr neulich gefastet habt. Dort
werdet ihr Felle von Schafen finden, deren Fleisch die Löwen
gefressen haben. Und die Felle, die noch übrig sind,
nehmt und macht euch davon Kleider und zieht sie an."
KAPITEL
51
"Ist
er so schön, dass ihr ihm folget?"
Als
Adam dieses Wort von Gott hörte, nahm er Eva und wandte
sich von der Nordseite zur Südseite des Gartens, dem
Wasserstrom zu, an dem sie gefastet hatten. Während
sie auf dem Weg gingen, noch ehe sie an dem Ort angekommen
waren, wo sie hinwollten, hörte der böse Satan
das Wort des Herrn, wie er mit Adam über seine Bekleidung
und seine Trauer geredet hatte. Da eilte Satan an den Ort,
wo die Schaffelle waren, und wollte sie nehmen und ins Meer
werfen oder sie mit Feuer verbrennen, damit Adam und Eva
sie nicht fänden. Wie er sie aber nehmen wollte, kam
das Wort des Herrn vom Himmel und band ihn bei jenen Fellen
fest, bis Adam und Eva dazukamen. Als sie ihm nahe kamen,
fürchteten sie sich vor ihm wegen seiner scheußlichen
Gestalt. Da kam das Wort des Herrn zu Adam und Eva und sprach
zu ihnen: "Das ist der, der sich in der Schlange versteckt
und euch verführt und euch der Kleider, des Lichts
und er Herrlichkeit, die ihr gehabt habt, beraubt hat. Adam,
das ist der, der euch Größe und Gottheit versprochen
hat: Wo ist nun das Gute, das an ihm war? Wo ist seine Gottheit,
wo sein Licht, wo seine Herrlichkeit? Siehe, jetzt ist seine
Gestalt hässlich und er wird von den Engeln verabscheut
und Satan genannt. Adam, er wollte diese irdischen Kleider
nehmen und vernichten und wollte nicht zulassen, dass ihr
euch damit bedeckt. Was sind nun die Güter von dem,
dem ihr nachgefolgt seid? Was ist's, das ihr durch den Gehorsam
gegen ihn gewonnen habt? Seht seine bösen Taten an
und seht dagegen mich an, der euch geschaffen hat, und die
Wohltaten, die ich euch erweise. Siehe, ich habe ihn festgebunden,
bis ihr gekommen seid und ihn gesehen habt. Ihr habt nun
seine Schwäche mitangesehen, wie er keinerlei Gewalt
hat." Da ließ Gott den Satan los von seinen Banden.
KAPITEL
52
Das
erste Hemd wird genäht Felle sind Zeichen des Todes
Danach
erstaunten Adam und Eva und weinten vor Gott über ihre
Natur und weil ihre Körper irdische Kleider nötig
hatte. Da sagte Adam zu Eva: "Eva, dies ist die Tierhaut,
mit der du dich bedecken wirst. Wenn wir sie angezogen haben,
so ist ein Zeichen des Todes auf uns gekommen. Und wie die
Besitzer dieser Häute gestorben und vergangen sind,
so werden auch wir sterben und vergehen (31). Adam und Eva
aber nahmen die Häute und kehrten um zu der Schatzhöhle.
Als sie dort eingetreten waren, standen sie und beteten
nach ihrer Gewohnheit. Sie dachten nun lange darüber
nach, wie sie aus den Fellen Kleiden machen sollten, denn
sie hatten davon keine Kenntnis. Da sandte Gott seinen Engel
zu ihnen, um sie zu unterrichten, wie sie es machen sollten.
Der Engel sagte zu Adam: "Adam, geh hinaus und hole
Dornen von den Sträuchern." Und Adam ging hinaus
und holte sie, wie ihm der Engel befohlen hatte. Der Engel
fing nun an, vor ihnen die Felle zuzurichten, wie einer,
der einen Rock (32) zuschneidet (33). Und er nahm die Dornen
und steckte sie vor ihren Augen hinein. Der Engel stand
wieder auf und betete zu Gott, dass die Dornen in den Häuten
stecken bleiben möchten, damit sie zusammengenäht
blieben wie mit einem Faden. Und es geschah so auf den Befehl
Gottes. Und es wurden daraus Kleider für sie, und er
bekleidete sie damit. Von dieser Stunde an war die Blöße
ihres Leibes vor den Blicken anderer entzogen. Das geschah
am Ende des 51sten Tages. Adam und Eva aber standen auf,
nachdem ihr Leib bedeckt war, um zu beten und zu Gott zu
flehen, der sich ihrer erbarmt und ihre Blöße
verhüllt hatte. Und sie ließen sich in ihrem
Gebet vor Gott eine ganze Nacht nicht stören. Bei der
Morgendämmerung, als die Sonne aufging, beteten sie
ihre Gebete nach ihrer Gewohnheit und gingen aus der Höhle.
Adam sagte zu Eva: "Da wir die Gegend westlich von
der Höhle noch nicht kennen und noch nicht wissen,
was dort ist, wollen wir heute hingehen und nachsehen."
Da gingen sie fort, zur westlichen Grenze hin.
KAPITEL
53
"Im
Westen werden Menschen geboren, die sich sehr vermehren
und die Erde verunsichern"
Als
sie noch nicht weit von der Höhle entfernt waren, kam
der Böse und drängte sich zwischen sie und die
Höhle in Gestalt eines Löwenpaars, das seit drei
Tagen hungerte. Diese gingen nun auf Adam und Eva los, um
sie zu zerreissen und zu fressen. Da weinten Adam und Eva
und flehten zu Gott, er möge sie aus ihren Klauen retten.
Das Wort des Herrn kam zu ihnen und verjagte die Löwen.
Gott sagte zu Adam: "Adam, was suchst du auf der Westseite,
und warum hast du eigenwillig die Ostgegend verlassen, wo
du deine Wohnung hast? Kehre sogleich um zu deiner Höhle
und bleibe dort, damit der Böse dich nicht täuscht
und seinen Plan mit dir in die Tat umsetzen kann. Adam,
in diese westliche Gegend wird eine Same von dir ausgehen;
sie wird aufgefüllt werden von deinen Nachkommen, und
sie werden verunreinigen durch ihre Sünden. Sie werden
den Befehlen des Bösen gehorchen und seinen Taten nachfolgen.
Deshalb werde ich Wasser der Flut auf sie bringen und sie
alle ertränken; aber die noch übrigen Gerechten
von ihnen werde ich retten und sie aus diesem Land in ein
fernes Land bringen. Dann wird dieses Land, in dem du jetzt
bist, leer sein ohne einen Bewohner." Nachdem Gott
diese Worte zu ihnen gesprochen hatte, kehrten sie um zu
der Schatzhöhle. Ihre Körper waren eingeschrumpft
und ihre Kraft erschöpft durch das Fasten, Beten und
Trauern, das sie durchgemacht hatten wegen ihrer übertretung
des göttlichen Befehls.
KAPITEL
54
Die
Menschen vor dem östlichen Eingang des Gartens
Adam
und Eva standen in der Höhle und beteten jene ganze
Nacht bis zur Morgendämmerung. Als die Sonne aufgegangen
war, gingen sie aus der Höhle hinaus, schwindelig im
Kopf von der Schwere ihrer Trauer, und sie wussten nicht,
wohin sie gingen. So wandelten sie weiter bis an die Niederung
auf der südlichen Seite des Gartens, und sie fingen
an, am Rand des Gartens aufwärts zu gehen, bis sie
bei dem östlichen Ende herauskamen, wo kein Land weiter
war. Der Cherub, der den Garten bewachte, stand an der westlichen
Pforte, um ihn gegen Adam und Eva zu bewachen, damit sie
nicht unversehens in den Garten hineinkämen. Der Cherub
drehte sich um, als ob er sie töten wollte nach der
Anordnung Gottes (29). Als nun Adam und Eva auf die Ostseite
des Gartens gekommen waren, von der sie bei sich dachten,
dass dort kein Cherub sei, und als sie an der Pforte standen
und eben hineingehen wollten, kam plötzlich der Cherub
mit dem scharfen Schwert in seiner Hand. Als er sie sah,
fuhr er heraus, um sie zu töten; denn er fürchtete
sich vor Gott, der ihn vertilgen würde, wenn sie in
den Garten k"men. Und von dem Schwert, das der Cherub
bei sich hatte, fuhr eine Flamme weithin aus. Als er es
aber gegen Adam und Eva hob, brachte es keine Flamme hervor;
Da dachte der Cherub, dass Gott sie begnadigt habe und sie
in den Garten zurückbringen wollte, und so blieb der
Cherub voll Verwunderung stehen. Auffahren in den Himmel
konnte er nicht, da er den Befehl Gottes wegen ihres Hineingehens
in den Garten kannte; so blieb er nahe bei ihnen stehen
und konnte sich nicht von ihnen trennen, weil er fürchtete,
sie würden in den Garten eindringen ohne die Erlaubnis
Gottes und Gott würde ihn zer- stören. Als Adam
und Eva aber den Cherub sahen, wie er auf sie zuging, das
blitzende Feuerschwert in seiner Hand, da fielen sie vor
Furcht auf ihr Angesicht nieder und waren wie tot. Da erbebten
Himmel und Erde, und andere Cherubine fuhren auf die Erde
zu jenem herab, der den Garten zu bewachen hatte, und sie
sahen ihn, wie er dastand voll Verwunderung und stumm. Wiederum
fuhren andere herab näher bei dem Ort, wo Adam und
Eva waren, und ihre Stimmung war geteilt in Freude und Trauer.
Freude erfüllte sie, weil sie dachten, dass Gott Adam
begnadigt hätte und ihn wieder in den Garten bringen
und in die Freude einsetzen wollte, die er zuvor gehabt
hatte. In Trauer aber waren sie über Adam deswegen,
weil er wie ein Toter niedergestreckt war, ebenso wie auch
Eva, und weil sie bei sich dachten, dass Adam nicht gestorben
sei an diesem Ort, sondern dass Gott ihn getötet habe,
weil er an diesen Ort gekommen war und in den Garten hatte
eindringen wollen ohne die Erlaubnis Gottes.
KAPITEL
55
"Ich
bin tierisches Fleisch geworden" antwortet der Engel
darauf
Da
kam das Wort des Herrn zu Adam und Eva und richtete sie
auf von ihrem Tod, indem er zu ihnen sprach: "Was hat
euch hierher geführt? Wolltet ihr in den Garten gehen,
aus dem ich euch ausgetrieben habe? Das wird nicht heute
sein, sondern erst, wenn der Bund erfüllt sein wird,
den ich mit euch geschlossen habe." Als aber Adam die
Stimme Gottes hörte und das Geräusch der Engel,
die mit finster entstelltem Angesicht zürnte, da fürchteten
sich Adam und Eva vor ihm und dachten, dass er sie töten
wollte. Sie fielen vor Furcht zitternd auf ihr Angesicht
nieder. Er aber war gnädig und erbarmte sich ihrer,
wandte sich und fuhr auf gen Himmel und fragte den Herrn
und sprach: "O, Herr, du hast mich geschickt, dass
ich, das feurige Schwert bei mir, die Pforte des Gartens
bewachen solle; als nun deine Diener Adam und Eva mich sahen,
fielen sie auf ihr Angesicht nieder wie Leichname. O Gebieter,
was sollen wir mit deinen Diener tun?" Da Gott ihnen
gnädig war und sich ihrer erbarmte, schickte er seinen
Engel, den Garten zu hüten. Und das Wort des Herrn
kam zu Adam und Eva und richtete sie auf. Der Herr sprach
zu Adam: "Ich habe dir gesagt, in 5 1/2 Tagen werde
ich dich durch mein Wort erlösen. Fasse nun Mut und
begib dich in die Schatzhöhle, von der ich dir schon
vorher gesprochen habe." Als Adam diese Worte hörte,
tröstete er (......)
KAPITEL
61
Nach
der Versuchung bitten die Menschen um Nahrung
Der
Alte nahm Adam und Eva bei der Hand und fing an, sie aus
der Höhle herauszuführen. Als sie ein wenig aus
ihr herausgetreten waren, erkannte Gott, dass der Satan
sie besiegt hatte und dass er sie herausgeführt hatte,
ehe die 40 Tage vollendet waren, und dass er sie an irgendeinen
fernen Ort bringen wollte, um sie zu vernichten. Da kam
wiederum das Wort Gottes, des Herrn, und verfluchte den
Bösen und vertrieb ihn von ihnen. Der Herr begann dann
mit Adam und Eva zu reden, indem er zu ihnen sprach: "Was
hat euch aus der Höhle bis hierher herausgeführt?"
Adam sagte zu Gott: "O Herr, hast du denn einen Menschen
vor
uns geschaffen? Denn als wir in der Höhle waren, kam
plötzlich ein schöner alter Mann und trat zu uns
herein und sagte zu uns: "Ich bin von Gott geschickt,
euch an den Ort der Ruhe zurückzubringen. Und wir glaubten,
o Herr, dass er von dir gesandt sei, und gingen mit ihm
hinaus, ohne zu wissen, wohin wir mit ihm gehen würden."
Gott sprach wiederum zu Adam: "Sieh, das ist der Vater
der bösen Künste, der dich und Eva aus dem Garten
der Freude hinausgebracht hat. Und nun, da er euch, dich
und Eva, gesehen hatte, wie ihr euch zum Fasten und Beten
vereinigt hattet und nicht aus der Höhle gehen wolltet,
bis 40 Tage vorbei wären, wollte er euer Gelöbnis
stören und eure Hoffnung vernichten und euch dahin
bringen, dass er euch auslöschen könnte. Und weil
er nichts über euch vermochte, außer wenn er
geradezu eure Gestalt annahm, kam er zu euch in einem euch
ähnlichen Aussehen und fing
an, euch Zeichen zu geben, dass alles wahr sei. Aber ich
ließ euch nach meiner Barmherzigkeit und Gnade nicht
verderben, sondern trieb ihn von euch weg. Nun Adam, nimm
Eva und kehrt zu eurer Höhle zurück und bleibt
darin bis zum Morgen des 40sten Tages, und wenn ihr herauskommt,
macht euch auf zur östlichen Pforte des Gartens."
Adam
und Eva gaben Gott die Ehre. Sie lobten und priesen ihn
für die Rettung, die er ihnen hatte zuteil werden lassen.
Und sie kehrten zurück zu der Höhle. Und es war
um die Abendstunde, am Ende des 39sten Tages. Adam und Eva
aber konnten nur mit großer Mühe stehen, um eifrig
zu Gott zu beten, aus Mangel an Kraft. Denn ihre Kraft war
geschwunden durch Hungern, Dursten und Beten. Und sie durchwachten
jene ganze Nacht bis zum Morgen. Nun sagte Adam zu Eva:
"Mach dich auf, wir wollen zu der östlichen Pforte
des Gartens gehen, wie Gott es uns gesagt hat. Sie beteten
ihre Gebete, wie sie es sonst jeden Tag zu tun pflegten
und gingen aus der Höhle und wandelten, bis sie nahe
an das östliche Tor des Gartens kamen. Und Adam und
Eva standen da, um zu beten und Gott anzuflehen, dass er
sie kräftigen und ihnen etwas schicken wolle, womit
sie ihren Hunger stillen könnten. Und als Adam und
Eva ihre Gebete vollendet hatten, setzten sie sich, weil
sie keine Kraft mehr hatten. Da kam wiederum das Wort des
Herrn und sagte zu ihnen: "Adam, steh auf und geh und
bring die 2 Feigen hierher!" Da machten sich Adam und
Eva auf und gingen, bis sie nahe zur Höhle kamen.
KAPITEL
62
Die
beiden Feigenbäume und ihre heiligen Früchte
Der
böse Satan aber war auf den Trost, den Gott ihnen geben
wollte, neidisch geworden und war ihnen zuvorgekommen, indem
er in die Höhle hineingegangen war und die 2 Feigen
genommen und vor der Höhle draußen vergraben
hatte, damit Adam und Eva sie nicht fänden. Der Satan
hatte dabei im Sinn, die Feigen zu verderben. Aber als die
2 Feigen in die Erde kamen, machte Gott in seiner Barmherzigkeit
den Gedanken Satans zunichte und schuf daraus 2 Fruchtbäume,
die die Höhle beschatteten; denn der Böse hatte
sie an der Ostseite der Höhle vergraben. Als zwei Bäume
daraus wurden, und zwar beide voll von Früchten, wurde
Satan traurig, jammerte und sprach. "Es wäre besser
gewesen, wenn ich sie gelassen hätte, wo sie waren;
siehe jetzt sind 2 Bäume mit Früchten daraus geworden,
und Adam kann alle Tage seines Lebens davon essen. Ich hatte
im Sinn, als ich sie vergrub, sie gänzlich zu vernichten
und sie auf immer zu verbergen; aber Gott hat meine Gedanken
vereitelt und hat nicht gewollt, dass diese heilige Frucht
untergehe, sondern dass es ans Licht gebracht und meinen
Plan zunichte gemacht, den ich gegen seine Diener ausführen
wollte." Da zog Satan beschämt ab, weil er nicht
erreichte, was er im Sinne geführt hatte.
KAPITEL
63
Die
erste Freude an den Bäumen
Als
aber Adam und Eva sich der Höhle näherten, sahen
sie 2 Feigenbäume voll von Früchten, die die Höhle
beschatteten. Da sagte Adam zu Eva: "Es scheint mir,
wir sind irre gegangen. Diese 2 Bäume - seit wann sind
sie hervorgesprossen? Es scheint mir, der Feind will mich
irre führen; glaubst du, dass auf der Erde noch eine
andere Höhle ist außer der unsrigen? Wir wollen
trotzdem in die Höhle gehen, Eva. Wenn wir die 2 Feigen
darin finden, so ist es unsere Höhle, in der wir waren;
und wenn wir sie nicht darin finden, so kann es nicht unsere
Höhle sein." Sie gingen in die Höhle hinein
und schauten in ihren 4 Ecken nach, aber sie fanden die
2 Feigen nicht. Adam weinte und sprach zu Eva: "Ob
wir wohl die Höhle verfehlt haben? Eva, mir scheint
es, als wären diese 2 Bäume die Feigen, die in
unserer Höhle gewesen sind." Da sagte Eva: "Ich
weißt es nicht." Adam stand nun auf und betete
und sprach: "Gott, du hast uns befohlen, dass wir zur
Höhle zurückgehen und die Feigen holen und wieder
zu dir kommen sollen. Nun finden wir sie nicht, o Gott,
Du hast sie ja genommen und diese beiden Bäume daraus
gepflanzt; oder haben wir uns verirrt auf der Erde, oder
gaukelt der Feind uns eine Trugerscheinung vor? Wenn es
so ist, o Gott, so erkläre uns das Geheimnis von den
Bäumen und den 2 Feigen." Da kam das Wort des
Herrn zu Adam und sprach zu ihm: "Adam, als ich dich
sandte, die Feigen zu holen, kam dir der Satan zuvor, ging
in die Höhle, nahm die Feigen und begrub sie draußen
vor der Höhle, östlich von ihr, und gedachte,
sie dadurch zu vernichten; nicht in guter Absicht hat er
sie gesät, nicht um seiner Lauterkeit willen sind diese
2 Bäume plötzlich gewachsen, sondern nach meiner
Barmherzigkeit befahl ich ihnen zu waschen; da wuchsen sie
und wurden 2 große Bäume, damit ihr unter ihren
Zweigen Schatten suchen und ruhen könnt und damit ich
auch meine Kraft und meine wunderbaren Werke zeige. Und
wiederum wollte ich euch die Armut Satans und seine bösen
Werke zeigen, denn von der Stunde an, da ihr aus dem Garten
wandern musstet, hat er auch nicht einen Tag aufgehört,
Böses zu tun. Aber ich habe ihn nicht über euch
siegen lassen." Gott sprach: "Von jetzt an freue
dich, Adam, über diese Bäume, du und Eva. Ruht
euch unter ihnen aus, wenn ihr müde seid, aber esst
nicht von ihren Früchten und nähert euch ihnen
nicht." Da weinte Adam und sagte: "O Herr, willst
du uns denn noch einmal töten und willst du uns von
deinem Angesicht verstoßen und unser Leben von der
Erde wegraffen? O Herr, ich bitte dich: wenn du weißt,
dass in diesen Bäumen der Tod oder etwas Böses
steckt, wie das erste Mal (38), so reiß sie aus und
nimm sie von unserer Höhle weg und lass sie verdorren
und lass uns lieber vor Hitze, Hunger und
Durst sterben. Denn wir wissen es wohl, o Gott, dass deine
Wunder zahlreich sind und du durch deine Kraft eine Sache
aus der anderen machst, auch wenn man es nicht will, und
dass deine Kraft fähig ist, Felsen zu Bäumen und
Bäume in Felsen zu verwandeln."
KAPITEL
64
Die
Menschen essen zum ersten Mal
Der
Herr schaute auf den Adam und die Kraft seiner Gedanken
und seine Ausdauer im Hungern, Durst und Hitze, und er verwandelte
die Bäume in die 2 Feigen, wie sie zuvor waren, und
er sagte zu Adam und Eva: "Jeder von euch nehme eine
Feige!" Und sie nahmen sie, wie Gott ihnen befohlen
hatte. Er sagte zu ihnen: "Geht in die Höhle und
esst die beiden Feigen, um damit euren Hunger zu stillen,
damit ihr nicht umkommt." Und da Gott es befohlen hatte,
gingen sie hinein in die Höhle, und es war die Stunde
des Sonnenuntergangs. Und Adam und Eva standen, um zu beten
in der Stunde des Sonnenuntergangs. Sie setzten sich, um
die Feigen zu essen, aber sie wussten nicht, wie sie essen
sollten; denn sie waren an irdischen Essen noch nicht gewöhnt.
Auch fürchteten sie, wenn sie davon essen, möchte
ihr Bauch beschwert und ihr Leib und ihr Herz dick (grob-
sinnig) werden und sie würden die irdische Nahrung
lieb gewinnen. Als nun Adam und Eva so dasaßen, sandte
Gott ihnen aus Mitleid einen Engel, damit sie nicht vor
Hunger und Durst umkamen. Der Engel sagte zu Adam und Eva:
"Gott lässt euch sagen, dass ihr keine Kraft zum
Fasten mehr habt, sonst müsstet ihr sterben; esst also
und stärkt euren Leib, denn ihr seid tierisches Fleisch,
das ohne Speise und Trank nicht bestehen kann." Und
Adam und Eva nahmen die Feigen und fingen an, davon zu essen;
und Gott machte sie wie wohlschmeckendes Brot und Saft.
Und der Engel ging weg. Und Adam und Eva aßen von
den Feigen. bis sie ihren Hunger gestillt hatten, und legten
beiseite, was übrig war. Und durch die Kraft Gottes
wurden die Feigen wieder ganze Feigen, wie zuvor, denn Gott
hatte seinen Segen darauf gelegt. Danach erhoben sich Adam
und Eva, um in Herzensfreude und mit wiedergewonnener Kraft
zu beten, und sie richteten viele Lobpreisungen und Freudebezeugun-
gen an Gott jene ganze Nacht. Und dies war das Ende des
83sten Tages (39)
KAPITEL
65
Die
Bildung der Verdauungsorgane, mit denen man aber im Garten
nicht leben kann - Schlafbedarf -
Als
es Morgen war, standen sie auf, beteten nach ihrer Gewohnheit
und gingen aus der Höhle. Und weil ihr Bauch schwer
war, wollten sie draußen frische Luft schöpfen;
und wegen der Beschwerden, die sie fühlten, gingen
sie mehrmals um die Höhle herum, weinten und sagten
zueinan- der: "Warum wohl hat man ns zu essen genötigt,
dass wir in diese Krankheit fielen? Es wäre für
uns besser gewesen, zu sterben als zu essen. Wehe uns! Jetzt
müssen wir sterben. Es wäre besser gewesen zu
sterben, ehe wir aßen, dann wäre unser Bauch
rein geblieben, so aber ist er unrein geworden." Adam
sagte nun zu Eva: "Solche Beschwer- den haben uns im
Garten nicht befallen und solch schlechte Speise haben wir
nicht gegessen. Meinst du, dass Gott uns mit dieser Speise,
die wir im Bauch haben, schlagen will, oder dass er die
Absicht hat, dass sie aus unseren Eingeweiden abgehe, oder
will er uns durch diese Krankheit töten, ehe unser
Bund erfüllt ist?" Adam flehte zu Gott: "O
Herr", sprach er, "lass uns nicht umkommen durch
das, was in unserem Bauch ist, O Herr, züchtige uns
nicht, sondern tue mit uns nach deiner Barmherzigkeit und
verlass uns nicht bis auf den Tag deines Bundes, den du
uns verheißen hast!" Gott blickte auf sie und
schuf ihnen plötzlich die Hoffnungen, durch die sie
sich entleeren könnten (40), wie es zur Natur geworden
ist bis auf diese Stunde, damit sie nicht umkamen. Adam
und Eva aber stießen das aus, was sie in ihrem Bauch
hatten, und gingen in die Höhle hinein, traurig und
weinend wegen des Kots (41), der aus ihrem Leib gegangen
war. Adam und Eva fühlten, dass es von jener Stunde
an mit ihnen anders geworden war und dass ihre Hoffnung,
den Garten wieder aufzusuchen zunichte geworden war und
sie nicht mehr hineinkommen können. Weil ihr Körper
eine fremde Gewohnheit angenommen hatte und kein Körper
der Speise, Trank und der Entleerung bedarf, dort weilen
kann. Adam sagte zu Eva: "Sieh, unsere Hoffnung und
unser Vertrauen, noch einmal in den Garten zu kommen, ist
zunichte geworden und wir gehören nicht mehr zu den
Leuten des Gartens, und von nun an sind wir irdisch und
Staub geworden, wir werden in den Garten nicht zurückkehren,
bis auf den Tag des Bundes Gottes, da er uns erlösen
und zum zweiten Male in den Garten einführen wird,
wie er es uns verheißen hat. Und sie beteten zu Gott,
dass er sich ihrer erbarmen möge. Und danach war ihr
Sinn ruhiger, und ihr Herz war gebrochen (so!) und ihr Hauptverlangen
war kühler und sie wurden wie Fremde auf Erden. Und
in jener Nacht kam viel Schlaf über Adam und Eva wegen
der Beschwerung ihres Bauches mit Essen.
KAPITEL
66
Das
erste Getränk und - die erste Arbeit
Bei
der Morgendämmerung am Tage, nachdem sie Speise zu
sich nahmen, beteten Adam und Eva wieder in der Höhle;
und Adam sagte zu Eva: "Wir haben Gott um Speise gebeten,
und er hat sie uns gegeben; so wollen wir denn auch einen
Trunk Wasser von ihm erbitten." Da standen sie auf
und gingen bis an das Ufer des Wasserstromes, der auf der
Südseite des Gartens fließt, in den sie sich
früher gestürzt hatten. Sie standen am Ufer, um
zu Gott zu beten, dass er ihnen erlauben möge, von
dem Wasser zu trinken. Da kam das Wort des Herrn zu Adam
und sprach zu ihm: "Adam, dein Körper ist tierisch
geworden und hat es nötig, dass du ihn mit Wasser tränkst.
Nehmt und trinkt, du und Eva, dankt und lobt!" Adam
und Eva traten hinzu und tranken daraus, bis sie fühlten,
dass ihre Leiber erfrischt waren; und nachdem sie getrunken
hatten, priesen sie Gott und kehrten zu ihrer Höhle
zurück, nach ihrer bisherigen Gewohnheit. Und es war
dies das Ende des 83sten Tages (42). Am 84sten Tag nahmen
sie 2 Feigen und hängten sie samt den Zweigen, an denen
sie waren, in der Höhle auf, zum Zeichen und zum Segen
Gottes. Sie wollten sie aufbewahren, bis dass ihnen Nachkommen
entstünden, und diese die Wunder Gottes, die er an
ihnen getan, sähen.
Wiederum
standen Adam und Eva draußen vor der Höhle, um
Gott zu bitten, dass er ihnen Speise zeigen möchte,
um ihren Leib damit zu kräftigen. Das Wort des Herrn
kam und sagte zu Adam: "Geh hinab in die Gegend westlich
von der Höhle bis zu einem schlammigen schwarzen Boden;
dort werdet ihr Speise finden." Adam hörte das
Wort des Herrn, nahm Eva und ging hinab zu dem schwarzen
Boden und fand dort Weizen, der in ähren stand, und
die ähren waren reif zum Essen. Adam freute sich darüber.
Da kam wiederum das Wort Gottes und sagte zu ihm: "Nimm
von diesem Weizen und mach dir davon Brot, um damit deinen
Körper immer zu kräftigen." Gott gab dem
Adam Weisheit in sein Herz, so dass er den Weizen bearbeiten
konnte, bis er zu Brot wurde. Adam vollbrachte das alles
und arbeitete und wurde sehr müde; und er kehrte um
zur Höhle, voll Freude darüber, dass er belehrt
worden war, wie man den Weizen bearbeite, bis er zum Brot
wurde.
KAPITEL
67
Der
Böse verbrennt die Weizenfelder (erstes
Wunder, das Adam mit dem Satan begegnete wegen des Weizens)
(3)
Als
Adam und Eva in das Land mit dem schwarzen Boden hinabgegangen
und zu dem Weizen gekommen waren, den ihnen Gott gezeigt
hatte, und sie ihn reif und zum Schneiden fertig sahen,
gürteten sie sich, und da sie keine Sichel zum Schneiden
hatten, fingen sie an, den Weizen auszureißen, bis
sie am Ende waren. Sie machten eine Haufen davon. Vor Hitze,
Durst und Müdigkeit aber, die sie befallen hatten,
gingen sie unter einen Baum, um unter ihm Schatten zu suchen,
und eine Brise Wind fächerte sie in den Schlaf. Da
sah der Böse, was Adam und Eva gemacht hatten, und
rief seine Heerscharen und sagte zu ihnen: "Gott hat
Adam und Eva dieses Weizen gezeigt, damit ihr Körper
dadurch erhalten werde. Seht, sie sind eben gekommen und
durch die Arbeit müde geworden, und jetzt schlafen
sie. Wohlauf, wir wollen hingehen und Feuer hineinwerfen,
dass es ihnen verbrenne, und den Wasser- schlauch, den sie
bei sich haben, nehmen und ausgießen, damit sie nichts
mehr zu trinken haben. Lasst uns sie durch Hunger und Durst
umbringen. Und wenn sie von ihrem Schlaf erwachen und zur
Höhle zurückkehren, wollen wir auf dem Weg zu
ihnen stoßen und sie irre führen, damit sie durch
Hunger und Durst umkommen; und wenn sie Gott verleugnen,
so wird er sie vernichten, und wir werden vor ihnen Ruhe
haben." Der Böse und seine Scharen warfen Feuer
in den Weizen und verbrannten ihn. Infolge der großen
Hitze des Feuers erwachten Adam und Eva aus ihrem Schlaf
und sahen den Weizen brennen, und der Wasserschlauch, den
sie bei sich hatten, war ausgeleert. Da weinten sie und
gingen zur Höhle zurück. Und während sie
von unten den Berg hinaufstiegen, kamen der Böse und
seine Scharen zu ihnen in Gestalt von Engeln, die Lobgesänge
sangen. Der Böse sagte zu Adam und Eva: "Adam,
warum hast du denn so Hunger und Durst zu leiden? Es kommt
mir vor, als hätte der Satan den Weizen angezündet."
Und Adam sagte zu ihm: "Ja, wahrscheinlich." Wiederum
sagte der Böse zu Adam: "Kehr um mit uns; wir
sind Engel des Herrn; Gott hat uns zu dir geschickt, damit
wir dir ein anderes Weizenfeld zeigen, noch schöner
als jenes, und eine schöne Wasserquelle und viele Bäume
dabei; dort sollst du wohnen und auf dem Weizenfeld arbeiten,
anstatt auf dem, das er angezündet hat." Da dachte
Adam, dass es wahr sei und dass es Engel seien, die mit
ihm reden; und sie kehrten um mit ihnen. Der Satan fing
an, ihn und Eva irre zu führen. Tage lang, bis sie
wie tot zur Erde niederfielen, vor Hunger, Durst und Müdigkeit;
da floh der Böse mit seinen Scharen und ließ
sie zurück.
KAPITEL
68
Gott
blickte auf Adam und Eva und auf das, was ihnen der Satan
angetan hatte, und wie sie im Begriff waren, umzukommen.
Er sandte sein Wort und richtete Adam und Eva vom Tode auf.
Als Adam aufgestanden war, sagte er: "O Gott, hast
du den Weizen, den du uns gegeben hast, verbrannt und deine
Engel geschickt, die uns von dem Weizenfeld wegführten,
willst du uns umbringen? Wenn das von Dir kam, o Gott, so
nimm unser Leben weg und züchtige uns nicht!"
Und Gott sprach zu Adam: "Ich habe den Weizen nicht
verbrannt und den Wasserschlauch nicht ausgeschüttet
und meine Engel nicht gesandt, dich in die Irre zu führen;
sondern das war der Böse, dem du dich als deinem Fürsten
unterworfen hast, indem du meine Ordnung übertratest.
Er ist's, der den Weizen angezündet und das Wasser
ausgeleert und dich in die Irre geführt hat. Alle Versprechungen,
die er euch gemacht hat, sind Lug und Trug. Aber jetzt,
o Adam, erkennst du meine Wohltaten an dir." Er befahl
seinen Engeln, die trugen Adam und Eva und brachten sie
zum Weizenfeld. Sie fanden es an seiner früheren Stelle,
und der Wasserschlauch war gefüllt. Da sahen sie den
Baum und fanden kerniges Manna daran und wunderten sich
über die Kraft Gottes. Und die Engel befahlen ihnen,
von dem Mana zu essen, wenn sie Hunger hätten. Gott
aber verfluchte den Bösen, so dass er nicht wiederkommen
und das Weizenfeld verderben durfte. Adam und Eva aber nahmen
von dem Weizen und machten davon ein Opfer. Sie nahmen es
und trugen es hinauf auf den Berg, an den Ort, wo sie ihr
Blut als Opfer dargebracht hatten, und brachten auch dieses
Opfer auf dem Altar dar, den sie zuvor gebaut hatten. Und
Adam und Eva standen, betend und flehend, indem sie sprachen:
"O Gott, solange wir im Garten waren, waren unsere
Lobgesänge dir wie ein Opfer und unsere Unschuld stieg
zu dir (auf) wie Weihrauch. Aber jetzt, o Gott, nimm von
uns dieses Opfer an und weise uns nicht zurück, ohne
deine Barmherzigkeit erlangt zu haben." Dann sprach
Gott zu Adam und Eva: "Wie ihr dieses Opfer gemacht
und mir dargebracht habt, so werde ich mein Fleisch zurichten,
wenn ich auf die Erde kommen und euch erretten werde, und
werde es fortwährend dar- bringen lassen auf dem Altar
zur Vergebung und zur Barmherzigkeit für die, die würdig
davon nehmen." Und Gott schickte Feuer aus der Lichtwelt
auf das Opfer Adams, und es war voll Klarheit, Schönheit
und Licht; und es war der heilige Geist, der auf das Opfer
herabkam. Und Gott befahl seinem Engel, er sollte eine Feuerzange
wie einen Löffel nehmen (29) und damit das Opfer schöpfen
und dem Adam und der Eva darreichen (43). Der Engel tat
so, wie ihm Gott befohlen hatte, und reichte es ihnen dar,
und die Seelen Adams und Evas wurden hell und klar und ihre
Herzen wurden voll von Freude, Jubel und Lob Gottes. Gott
sagte zu Adam: "Dies soll euch eine Gewohnheit sein,
dass ihr das Opfer begeht, wenn über euch Trübsal
und Trauer kommt. Eure Erlösung aber und euer Eingang
in den Garten wird erst sein, wenn die Tage des Bundes zwischen
dir und mir erfüllt sein werden. Und wenn es auf meine
Barmherzigkeit und Gewogenheit gegen dich ankäme, so
würde ich dich in meinen Garten und in meinen Gnadenstand
wieder aufnehmen wegen des Opfers, das ihr meinem Namen
dargebracht habt. Adam freute sich über dieses Wort,
das er von Gott hörte, und er und Eva fielen vor den
Altar nieder und küssten ihn. Und sie kehrten zurück
zu der Schatzhöhle. Das war am Ende des 12ten Tages
nach den 80 Tagen (44), seit denen sie aus dem Garten gegangen
waren. Sie standen und beteten die ganze Nacht, bis es dämmerte.
Dann gingen sie hinaus aus der Höhle. Da sagte Adam
zu Eva in seiner Herzensfreude über das Opfer, das
sie Gott dargebracht und von dem sie kommuniziert hatten:
"Wir wollen das dreimal in jeder Woche tun, am Mittwoch,
Freitag und
(......)
KAPITEL
74
Die
Geburt von Kain und Luluwa. Diese ist schöner als Eva
Und
sie arbeiteten auf der Erde, um ihren Körper zu erhalten
und so verliefen die neun Monate von Evas Schwangerschaft.
Und es kam die Zeit herbei, da sie gebären sollte.
Sie sprach zu Adam: "Diese Höhle ist ein reiner
Ort wegen der Zeichen aus dem Garten, die darin sind, und
weil wir darin beten. Es ist nicht gut, dass ich hier niederkomme.
Wir wollen aber zu dem Felsen der Zelthöhle gehen,
den Satan auf uns geworfen hat, der aber auf den Befehl
Gottes angehalten und zu einer zeltartigen Decke und einer
Höhle wurde." Und Adam führte Eva zu jener
Höhle. Als nun die Stunde ihres Gebärens herankam,
hatte Eva Geburtsschmerzen, so dass Adam traurig war, und
sie war betrübt und kam dem Tod nahe, damit das Wort
des Herrn an ihr erfüllt würde: "In Schmerzen
sollst du schwanger sein und in Trauer deine Kinder gebären."
Adam aber, als er sah, was für Schmerzen Eva hatte,
betete zu Gott und sprach: "O Gott, schau auf deine
Magd Eva in ihren Schmerzen und bring nicht über sie,
was du über sie bestimmt hast, als sie im Garten war,
und lass sie nicht umkommen. Sondern, o Gott, schau auf
sie mit dem Auge der Barmherzigkeit und nimm diese Schmerzen
von ihr." Gott schaute auf seine Magd Eva und erlöste
sie und sie gebar ihren erstgeborenen Sohn und mit ihm eine
Tochter. Adam freute sich über Evas Rettung, sowie
über die Kinder, die ihm geboren wurden. Und Adam bediente
Eva acht Tage lang in der Höhle. Sie nannten den Sohn
Kain und die Tochter Luluwa (52). Kain aber ist verdolmetscht:
"Hasser (53)", denn er hasste seiner Schwester
schon in seiner Mutter Leib, und deswegen nannte ihn Adam
Kain. Und Luluwa ist verdolmetscht: "die Schöne",
denn sie war schöner als ihre Mutter. Adam und Eva
warteten, bis Kain und seine Schwester 40 Tage alt waren,
dann sagte Adam zu Eva: "Wir wollen ein Opfer bereit
machen und es für die Kinder dar- bringen." Eva
sagte: "Wir wollen zuerst für den Sohn ein Opfer
darbringen und danach für die Tochter."
KAPITEL
75
Abel
und Aklia werden geboren. Die Eltern Opfern
Adam
bereitete das Opfer, und er und Eva nahmen ihre Kinder und
gingen zu dem Altar, den sie gebaut hatten. Adam brachte
das Opfer auf dem Altar dar und flehte zu Gott, dass er
sein Opfer annehmen wolle; Gott nahm das Opfer des Adam
an. Aber nur Adam und der Sohn genossen von dem Opfer, nicht
aber Eva mit der Tochter. Adam stieg herab, und sie waren
voll Freude. Adam und Eva warteten weiter, bis die 80 Tage
der Tochter vollendet waren (55); dann bereitete Adam ein
Opfer, nahm Eva und die Kinder und sie gingen zum Altar
und er brachte das Opfer dar nach seiner Gewohnheit und
flehte zu Gott, dass er sein Opfer annehmen wolle. Gott
nahm das Opfer Adams und Evas an. Adam und Eva genossen
mit den Kindern davon. Und sie gingen hinab voll Freude.
Sie gingen aber nicht zu der Höhle, wo die Kinder geboren
wurden, sondern sie gingen zu der Schatzhöhle, um die
Kinder dort herumzutragen und sie durch die Zeichen aus
dem Garten segnen zu lassen. Als
sie durch die Zeichen gesegnet worden waren, kehrten sie
zur Höhle zurück, in der sie geboren wurden. Ehe
übrigens Eva zum Opfer hinaufgestiegen war, war Adam
mit ihr an den Wasserstrom gegangen, in den sie sich einst
gestürzt hatten, und sie badeten darin. Dies war das
erstemal, dass Adam und Eva sich im Wasser reinigten von
der Krankheit und Schwäche, die über sie gekommen
war. Nachdem Adam und Eva ihr Schuld- und Brandopfer dargebracht
hatten, pflegten sie jede Nacht zu der Schatzhöhle
zu gehen, um dort zu beten und sich segnen zu lassen, und
kehrten dann zu ihrer Höhle zurück, wo die Kinder
geboren wurden. So lebten Adam und Eva, bis sie die Kinder
entwöhnten; und als sie sie entwöhnten, brachte
Adam ein Opfer für seine Kinder, für ihre Seelen
dar, ein anderes als das Opfer, das er dreimal jede Woche
darbrachte. Und nachdem sie sie entwöhnt hatten, wurde
Eva schwanger und als ihre Zeit gekommen war, gebar sie
wiederum einen Sohn und eine Tochter, und sie nannten den
Sohn Abel und die Tochter Aklia!(52). Nachdem 40 Tage vergangen
waren, brachte Adam ein Opfer dar für den Sohn, und
nach 80 Tagen brachte er auch ein Opfer dar für die
Tochter, wie das erstemal, für Kain und seine Schwester
Luluwa. Er brachte sie in die Schatzhöhle und ließ
sie da segnen; dann kehrten sie zu ihrer Höhle zurück,
worin sie geboren wurden. Danach aber wurde Eva nicht mehr
schwanger.
KAPITEL
76
(Wie
der Wunsch in Kain erwacht, Abel zu töten)
Die
Kinder fingen an zu wachsen und groß zuwerden. Kain
war hartherzig und herrschsüchtig gegen seinen jüngeren
Bruder. Oftmals, wenn sein Vater zum Opfer hinaufging, blieb
er zurück und ging nicht mit, um am Opfer teilzunehmen.
Abel aber hatte ein sanftes Herz und war seinen Eltern untertan.
Er bewegte sie oft zu opfern, denn er liebte das Opfer.
Er betete und fastete viel. Dem Abel wurde folgendes Zeichen
zuteil. Er ging in die Schatzhöhle, sah dort die goldenen
Stäbe, den Weihrauch und die Myrrhe und fragte nach
und sagte: "Wie habt ihr diese Dinge gefunden?"
Da erzählte ihm Adam alles, was ihnen begegnet war.
Abel wurde tief betroffen von dem, was ihm der Vater erzählte.
Darüber hinaus berichtete ihm sein Vater Adam von den
Werken Gottes und vom Garten. Und er blieb bei seinem Vater
in der Schatzhöhle die ganze Nacht. In jener Nacht
erschien ihm beim Gebet der Satan in Gestalt eines Mannes,
der ihm sagte: "Du treibst deinen Vater oftmals an,
dass er Opfer bringen, fasten und beten solle: deshalb werde
ich dich töten und deinem Leben in der Welt ein Ende
machen." Abel aber betete zu Gott und trieb den Satan
von sich weg und glaubte nicht an die Rede des Bösen.
Um die Morgenstunde erschien ihm
ein Engel Gottes, der ihm sagte: "Hör nicht auf,
zu fasten und zu beten und deinem Gott Opfer darzubringen.
Denn siehe Gott hat dein Gebet angenommen, fürchte
dich nicht vor dem, der dir in der Nacht erschienen ist
und der dich zum Tod verfluchte." Und der Engel verließ
ihn. Als es Morgen geworden war, kam Abel zu Adam und Eva
und erzählte ihnen von dem Gesicht, das er gehabt hatte.
Als sie es hörten, wurden sie sehr traurig, aber sie
sagten nichts darüber. Sie trösteten ihn nur.
In Kain aber, den hartherzigen, fuhr der Satan; er erschien
ihm in der Nacht und sagte zu ihm: "Deinen Bruder Abel
lieben Adam und Eva mehr als dich, und weil sie ihn lieb
haben, wollen sie ihn mit deiner schönen Schwester
verheiraten und dir, weil sie dich hassen wollen sie seine
hässliche Schwester zur Frau geben. Deshalb rate ich
dir, sobald sie dir das antun, töte deinen Bruder,
dann wird sie dir bleiben, seine Schwester aber wird verworfen
werden." Und der Satan ging weg von ihm, aber das Böse
blieb im Herzen Kains zurück, und er suchte seinen
Bruder oftmals zu töten.
KAPITEL
77
(Die
Opfer von Abel und Kain)
Als
Adam sah, dass er den jüngeren hasste, wollte er ihre
Herzen besänftigen und sagte zu Kain: "Mein Sohn,
nimm von deinen Früchten und bring Gott ein Opfer dar,
damit er dir deine Schuld und deine Sünden vergebe."
Und er sagte auch zu Abel: "Nimm du von deinen Samenfrüchten
und bring ein Opfer dar, damit er dir deine Schuld und deine
Sünden vergebe." Da fasste Abel das Wort seines
Vaters auf, nahm von den Samen, machte ein gutes Opfer und
sagte zu seinem Vater Adam: "Komm mit mir, um mir zu
zeigen, wie ich das
Opfer darbringen soll." Adam und Eva gingen mit ihm
und brachten ihm bei, wie er das Opfer auf dem Altar darbringen
sollte. Danach standen sie auf, um zu beten, dass Gott das
Opfer Abels annehmen möchte. Gott blickte auf Abel
und nahm sein Opfer an; und Gott freute sich mehr wegen
seines Opfers, weil sein Herz gut und sein Körper rein
und keinerlei Falsch in ihm war. Sie gingen von der Altarstätte
hinab und kamen zu der Höhle, wo sie sich
aufhielten. Aber Abel brachte wegen seiner Freude am Opfer
jede Woche dreimal ein Opfer dar - nach dem Beispiel seines
Vaters. Kain dagegen liebte das Opfer nicht, sondern brachte
nach vielem ärgerlichen Drängen seines Vaters
ein einziges Mal seine Opfergabe dar. Als er opferte, tat
es ihm um das Opfer leid, das er brachte, und er nahm das
kleinste von seinen Schafen zum Opfer, und auch um dieses
tat es ihm leid. Deswegen nahm Gott sein Opfer nicht an,
weil sein Herz voll von mörderischen Gedanken war.
So blieben sie nun alle beisammen in der Höhle, wo
die Kinder geboren worden waren, bis Kain 15 und Abel 12
Jahre alt war.
KAPITEL
78
(Verheiratung
von Abel und Kain)
Da
sagte Adam zu Eva: "Siehe, die Kinder sind erwachsen,
wir wollen sie verheiraten." Eva sagte zu Adam: "Wie
soll man den Kain verheiraten?" Da sagte Adam: "Wir
werden Abels Schwester mit Kain verheiraten und Kains Schwester
mit Abel." Eva sagte zu Adam: "Den Kain liebe
ich nicht, weil er hartherzig ist; doch lass sie, bis wir
dem Herrn ihretwegen ein Opfer dargebracht haben."
Und Adam sagte nichts mehr. Da kam Satan zu Kain in Gestalt
eines Mannes vom Feld und sagte zu ihm: "Siehe, Adam
und Eva berieten sich wegen eurer Verehelichung. Sie einigten
sich dahin, dich mit der Schwester Abels zu verheiraten.
Wenn ich dich nicht liebte, so hätte ich dir das nicht
gesagt. Wenn du aber meinen Rat annimmst und auf mich hörst,
werde ich an deinem Hochzeitstag dir viele schöne Kleider,
Gold und Silber bringen und meine Verwandten sollen dir
helfen!" Da sagte Kain voll Freude: "Wo sind deine
Verwandten?" Und Satan antwortete: "Meine Verwandten
sind in einem Garten im Norden, wohin ich einmal früher
deinen Vater bringen wollte, aber er hat es nicht angenommen.
Wenn du es annehmen und nach deiner Heirat zu mir kommen
willst, wirst du dich von der Misere, in der du bist, erholen
und du wirst Ruhe haben und besser dran sein als dein Vater
Adam." Kain spitzte die Ohren und er horchte auf Satans
Rede. Er blieb nicht auf dem Feld, sondern kam zu seiner
Mutter Eva und schlug sie, fluchte über sie und saget:
"Warum wollt ihr meine Schwester nehmen und meinem
Bruder zur Frau geben? Bin ich denn tot?" Seine Mutter
aber beruhigte ihn und schickte ihn aufs Feld, wo er gewesen
war. Als Adam kam, erzählte sie ihm, was Kain getan
hatte. Adam aber wurde traurig, schwieg und sagte kein Wort.
Am nächsten Morgen sprach Adam zu seinem Sohn Kain:
"Nimm von deinen Schafen, junge und schöne, und
bring sie deinem Gott als Opfer dar, und ich will deinem
Bruder sagen, dass er seinem Gott von seiner Weizenfrucht
ein Opfer bringe." Und sie hörten auf ihren Vater
Adam, nah- men beide ihre Opfer und stiegen den Berg hinauf
zum Altar. Kain aber erhob sich über seinen Bruder
Abel, stieß ihn vom Altar weg und ließ ihn nicht
das Opfer darauf darbringen. Er selbst brachte das Opfer
auf demselben dar mit hochmütigem Herzen, das voll
Arglist und Ränken war. Abel aber stellte die Steine,
die bei der hand waren, zusammen und brachte darauf seine
Opfergabe mit demütigem Herzen und frei von Arglist
dar. Kain stand vor dem Altar, auf dem er sein Opfer dargebracht
hatte, und schrie zu Gott, er möge sein Opfer annehmen.
Gott aber nahm sein Opfer nicht an: es kam kein göttliches
Feuer herab, um sein Opfer zu verbrennen. So blieb er vor
dem Altar stehen, voll Groll und Zorn. Er blickte zu seinem
Bruder Abel hin, um zu sehen, ob Gott sein Opfer annehmen
würde oder nicht. Abel aber betete zum Herrn, dass
er sein Opfer annehmen wolle. Da kam göttliches Feuer
herab und verbrannte seine Opfergabe. Und Gott roch den
süßen Geruch seines Opfers, denn Abel liebte
ihn und freute sich an ihm. Und weil Gott ihm wohlgesonnen
war, schickte er ihm Engel des Lichts in Gestalt von Leuten,
die von seiner Opfergabe aßen. Und sie trösteten
ihn und stärkten sein Herz. Kain sah alles, was mit
dem Opfer seines Bruders vor sich ging, und wurde zornig.
Er öffnete seinen Mund und lästerte Gott, weil
er sein Opfer nicht an- genommen hatte. Gott sagte zu Kain:
"Warum entstellst du dein Gesicht? Sei gerecht, damit
ich dein Opfer annehmen kann. Nicht gegen mich ist dein
Murren gerichtet, sondern gegen dich." Das sagte Gott
zu Kain, weil Er sein Opfer verabscheute. Kain ging zu seinen
Eltern hinab und erzählte voll Zorn dem Adam alles,
was ihm begegnet war. Sein Vater aber wurde traurig, weil
Gott Kains Opfer nicht angenommen hatte.
Abel
dagegen ging freudig und mit jauchzendem Herzen zu seinen
Eltern hinunter und erzählte ihnen, wie Gott sein Opfer
angenommen habe und sie freuten sich über ihn und küssten
ihm das Gesicht. Abel sagte zu seinem Vater: "Kain
hat mich am Altar gewalttätig behandelt und mich das
Opfer nicht darbringen lassen. So habe ich mir selbst einen
Altar gemacht und darauf das Opfer dargebracht." Als
Adam das hörte, wurde er sehr traurig; denn es war
der Altar, den er zuerst gebaut und worauf er seine eigenen
Gaben geopfert hatte. Kain aber ging im heftigsten Zorn
aufs Feld. Hier kam Satan zu ihm und sprach zu ihm: "Dein
Bruder Abel suchte Zuflucht bei deinem Vater Adam, weil
du ihn von dem Altar weggedrängt hast. Und siehe, sie
haben ihn geküsst und sich mehr an ihm gefreut als
an dir." Kain wurde voll von Zorn, ließ aber
niemand etwas merken. Er wartete auf seinen Bruder, bis
sie in der Höhle zusammenkamen. Da sagte Kain zu Abel:
"Mein Bruder, das Feld ist so schön, Da sind so
schöne und erfreuliche Bäume, die einen mit Lust
erfüllen, wenn man sie nur sieht. Und du mein Bruder
gehst nie auf das Feld, damit du dich freust. Ich wünsche
sehr, dass du heute aufs Feld gehst, um dich zu freuen und
unsere Felder und Schafe zu segnen, denn du bist ein Gerechter.
Ich liebe dich sehr, mein Bruder, du aber hältst dich
fern von mir."
Es
folgt eine längere Beschreibung von der Ermordung Abels.