ZWEITES
BUCH
KAPITEL
1
Guter
Geruch strömt aus vom Leichnam Abels,
wo sich die wilden Tieren versammeln
Regina Franziska Rau - Collage
Dreamwalker - welchen Weg wählst Du?
|
Kain
aber lief hinaus zu seiner Zwillingsschwester, und als sie
ihn sah, fürchtete sie sich und sagte zu ihm: "Mein
Bruder, warum hat dich ein solches Zittern befallen?"
Und er sagte zu ihr: "ch habe meinen Bruder Abel getötet."
Als seine Schwester Luluwa das hörte, weinte sie und
lief laut schreiend zu ihren Eltern und meldete ihnen, dass
Kain seinen Bruder Abel getötet hatte. Sie schrien
alle und erhoben ihre Stimmen und schlugen sich mit den
Händen ins Gesicht und streuten Staub auf den Kopf
und zerrissen ihre Kleider. Und sie gingen hinaus zu dem
Ort, wo Abel getötet worden war. Sie fanden ihn auf
der Erde hingestreckt, getötet und rings um ihn Tiere,
die weinten und schrien über diesen Gerechten. Sein
Körper strömte wegen seiner Reinheit ein süßes
Aroma aus. Adam trug ihn, während ihm die Tränen
über die Wangen liefen, zu der Schatzhöhle und
legte ihn dort nieder und bestattete ihn mit Balsam und
Myrrhe. Und Adam und Eva trauerten und weinten 100 Tage
(?) lang. Und Abel wurde 15 1/2 Jahre alt. Kain aber war
17 1/2 Jahre alt. Kain nahm nach der Bestattung seines Bruders
seine Schwester Luluwa und heiratete sie ohne Erlaubnis
seiner Eltern, denn sie würden sie ihm verweigert haben
wegen seiner Herzenshärte. Und er ging hinab in die
Gegend unterhalb des Berges, weit vom Garten entfernt, nahe
an dem Ort, wo er seinen Bruder getötet hatte. Dort
gab es viele Fruchtbäume und Wälder; und er bekam
viele Kinder von seiner Schwester. Diese begannen, sich
stufenweise zu vermehren. Adam und Eva aber warteten nach
der Bestattung Abels, ohne sich einander zu nähern,
7 Jahre lang, und nach dieser Zeit erkannte Adam Eva und
sie wurde schwanger. Während ihrer Schwangerschaft
sagte sie zu Adam: "Wohlauf, bereite ein Opfer, wir
wollen es dem Herrn darbringen und ihn bitten, dass er uns
einen guten Sohn gebe, an dem wir uns trösten und mit
dem wir Abels Schwester verheiraten können. Sie bereiteten
ein Opfer und legten es auf den Altar und brachten es Gott
dar und begannen Gott anzuflehen, dass er ihr Opfer annehme
und ihnen einen guten Sprössling geben wolle. Gott
hörte Adam und nahm sein Opfer an. Und Adam und Eva
und ihre Tochter genossen davon und gingen hinab zu der
Schatzhöhle. Und sie steckten in derselben ein Licht
an, dass es bei Tag und Nacht leuchte vor dem Leichnam Abels.
Adam und Eva beteten und fasteten in der Höhle, bis
für Eva die Zeit kam zu gebären. Da sagte Eva
zu Adam: "ch will zur Felsenhöhle gehen, damit
ich dort gebäre." Und er sagte zu ihr: "Geh
und nimm deine Tochter mit dir, damit sie dich bediene;
ich aber will in der Schatzhöhle vor der Leiche meines
Sohnes Abel bleiben." Eva gehorchte dem Adam; und sie
ging mit ihrer Tochter fort, Adam aber blieb allein zurück
in der Schatzhöhle.
KAPITEL
2
Abels
Ersatz, Seth, ist noch schöner als Adam
Und
Eva gebar einen schönen, von Natur vollkommenen Sohn;
Sein Gesicht und seine Gestalt waren wie seines Vaters Adam
und noch schöner (63). Und Eva ward getröstet
von der Stunde an, da sie ihn sah; und sie wartete in der
Höhle acht Tage, dann sandte sie ihre Tochter zu Adam,
dass er kommen und sehen und ihm einen Namen geben solle,
und dass sie an seiner (Adams) Stelle vor der Leiche ihres
Bruders bliebe, bis Adam zurückkehre. Und so geschah
es. Als Adam kam und des Kindes Schönheit, Gestalt
und Vollkommenheit sah, freute er sich über es und
ward getröstet wegen Abel und nannte das Kind Seth,
das ist verdolmetscht: "Gott hat meine Bitte angenommen
und mich von meiner Drangsal erlöst;" es wird
aber auch verdolmetscht: "stark und kräftig."
Und als er seinen Sohn benannt hatte, kehrte er zu der Schatzhöhle
zurück und die Tochter kehrte zu ihrer Mutter zurück.
Eva blieb in der Höhle, bis 40 Tage vollendet waren;
dann kam sie zu Adam. Und er nahm sie samt dem Kind und
der Tochter auf. Sie gingen zum Wasserstrom und badeten,
Adam und die Tochter wegen ihrer Trauer um Abel, Eva und
das Kind aber zur Reinigung. Und sie kehrten zurück,
nahmen ein Opfer, gingen auf den Berg und brachten es dar
für das Kind; und Gott nahm ihr Opfer an und segnete
sie und ihren Sohn Seth, und sie kehrten zurück zur
Schatzhöhle. Adam aber näherte sich seiner Frau
nicht wieder sein ganzes Leben lang, und es wurde auch kein
anderer Same mehr von ihnen geboren; sondern das waren ihre
einzigen Kinder, die geboren wurden: Kain und Luluwa, Abel
und Aklia und Seth. Seth wurde groß und fing an zu
fasten und zu beten.
KAPITEL
3
Der
Böse versucht Adam in Gestalt einer schönen Frau
Nachdem
nun unser Vater Adam sich sieben Jahre lang von seiner Frau
Eva abgesondert gehalten hatte, war der Satan neidisch auf
ihn, da er ihn von ihr abgesondert sah, und er kämpfte
darum, dass er bei ihr schlafen solle. Adam stand auf und
ging auf die Schatzhöhle hinauf und schlief oben auf
dem Dach Nacht für Nacht; und wenn es Morgen wurde,
kam er täglich in die Höhle herab, um in ihr zu
beten und aus ihr den Segen zu holen. Wenn die Nacht kam,
stieg er auf das Dach der Höhle hinauf und schlief
allein, aus Furcht, der Satan könnte ihn besiegen.
Und so sonderte er sich 39 Tage lang ab. Als aber der Satan,
der Hasser alles Guten, sah, wie Adam getrennt lebte, betete
und fastete, erschien er ihm in Gestalt einer schönen
Frau; die kam und stellte sich vor ihn hin in der Nacht
des 40sten Tages und sagte zu ihm: "Adam, so lange
ihr in der Höhle wohntet, ist von euch her große
Ruhe über uns gekommen, und euer Gebet drang zu uns,
und wir wurden getröstet. Jetzt aber, Adam, seit du
auf das Dach der Höhle hinaufgehst, um da zu schlafen,
sind wir in Unruhe wegen dir und große Trauer ist
über uns gekommen wegen deiner Trennung von Eva. Und,
wenn du auf dem Dach der Höhle bist, zerstreut sich
dein Gebet und dein Herz wird irre vor Trauer. Als du aber
in der Höhle gewesen bist, war dein Gebet ein gesammeltes
Feuer, das zu uns hinaufdrang (64), und du fandest dadurch
Ruhe. Auch bin ich in Trauer über deine Kinder, die
von dir getrennt sind; Am meisten Trauer aber empfinde ich
über die Ermordung deines Sohnes Abel, denn er war
ein Gerechter, und um einen Gerechten tut es jedermann leid.
Ich freute mich über die Geburt deines Sohnes Seth;
aber nach kurzer Zeit musste ich wegen Eva, die meine Schwester
ist, trauern. Nämlich damals, als Gott einen Schlaf
über dich kommen ließ und sie aus deiner Seite
hervorbrachte, brachte er auch mich mit ihr hervor. Er erhöhte
sie, mich aber erniedrigte er. Ich freute mich über
meine Schwester, dass sie bei dir war; mir aber hat Gott
ein Versprechen gegeben und gesagt: "Sei nicht traurig;
Wenn Adam auf das Dach der Schatzhöhle hinaufsteigen
und mich von Eva trennen wird, so werde ich dich zu ihm
senden und du wirst dich mit ihm vermählen und fünf
Kinder von ihm gebären, wie Eva fünf Kinder gebar.
Und siehe, jetzt ist mir die Verheißung Gottes erfüllt
worden und er hat mich zu dir geschickt wegen der Vermählung;
denn wenn du mich ehelichst, wirst du mit mir Kinder zeugen,
schöner und wohlgestalteter als die Kinder der Eva.
Auch solltest du, solange du noch jung bist, diese Welt
(dieses Leben) nicht in Trauer verbringen; denn deiner Tage
sind wenige und der Prüfungen viel. Sei stark, damit
du deine Tage in der Welt mit Freuden vollendest, und ich
werde mich deiner erfreuen, ohne Frucht. Steh auf und erfülle
den Befehl deines Gottes!" Und sie näherte sich
Adam und umarmte ihn. Und als Adam erkannte, dass er von
ihr besiegt werden würde, betete er zu Gott mit inbrünstigem
Herzen, dass er ihn von ihr erlösen möge. Gott
sandte dann sein Wort zu Adam und sagte: "Adam, sieh,
das ist die Person, die dir Gottheit und Hoheit verheißen
hat; sie ist nicht gut gesinnt gegen dich, sondern erscheint
dir bald in Gestalt einer Frau, bald in Gestalt eines Engels,
bald in Gestalt eines Alten, und das alles tut er, um deine
Seele zu verderben. Nun, o Adam, sieh jetzt ein, dass ich
dich oftmals aus seinen Händen gerettet habe, um dir
zu zeigen, dass ich ein barmherziger Gott bin und gnädig
gegen dich gesinnt und nicht deinen Untergang will.
KAPITEL
4
Adam
sieht den Bösen in seiner wahren Gestalt
Gott
befahl dem Satan, dass er dem Adam offen erscheine in seiner
hässlichen Gestalt. Als Adam ihn sah, fürchtete
er sich und erschrak vor ihm. Und Gott sprach zu Adam: "Sieh
diesen Teufel an und sein hässliches Gesicht und erkenne,
dass er bis heute noch derselbe ist, der dich aus der Lichtwelt
in die Finsternis, aus der Ruhe in das Elend gestürzt
hat. Und blicke ihn an, Adam, ihn der von sich selbst sagt,
dass er Gott gleich sei. Ist denn Gott schwarz? Erscheint
Gott in der Gestalt einer Frau? Hat Gott einen Stärkeren
über sich? Wird er besiegt? Schau hin, Adam, sieh,
er ist gebunden vor dir in der Luft und kann nicht entfliehen.
Deshalb sage ich dir: fürchte dich nicht vor ihm! Von
nun an nimm dich in acht und hüte dich vor ihm in allem,
was er dir tut!" Sodann jagte Gott den Satan von Adam
fort. Gott stärkte Adam und tröstete sein Herz
und sagte zu ihm: "Geh hinab in die Schatzhöhle
und halte dich nicht getrennt von Eva, ich will in dir und
in ihr der leiblichen Lust die Kraft nehmen." Von jener
Stunde an wurde die Lust kraftlos in Adam und Eva, und sie
bekamen Ruhe durch den Befehl Gottes. Das hat Gott sonst
keinem von den Nachkommen Adams erwiesen, sondern nur Adam
und Eva allein. Adam fiel vor dem Herrn nieder, weil er
ihn gerettet und die Lust in ihm besänftigt hatte;
und er ging von dem Dach der Höhle hinab und blieb
bei Eva wie früher. So vollendeten sich für ihn
40 Tage der Trennung von Eva.
KAPITEL
5
Der
Böse versucht den Seth, in sein Reich zu kommen, wo
es schöne Frauen gäbe und keinen Gott
Seth
aber, als er sieben Jahre alt war, erkannte das Gute und
Böse und hielt im Fasten und Beten fest und stand ganze
Nächte hindurch, um Gott um Barmherzigkeit und Verzeihung
anzuflehen. Er mühte sich täglich ab mit Darbringen
von Opfern, mehr als sein Vater Adam. Denn er war schön
von Gesicht wie ein Engel Gottes. Er besaß auch ein
reines Herz und bewahrte die Tugenden seiner Seele; und
deswegen brachte er jeden Tag ein Opfer. Gott freute sich
über sein Opfer und freute sich auch über seine
Reinheit. Und so blieb er im Willen Gottes, seines Vaters
und seiner Mutter, bis er wiederum sieben Jahre vollendet
hatte. Als er einmal vom Altar herabgestiegen war und sein
Opfer vollendet hatte, erschien ihm der Satan in Gestalt
eines schönen Engels, der ganz von Licht strahlte,
in der Hand einen Stab von Licht und umgürtet mit einem
Gürtel von Licht. Er grüßte den Seth mit
einem schönen Lächeln. Und er begann, ihn mit
süßen Reden zu verführen, und sprach zu
ihm; "Warum bleibst du denn auf diesem Berg? Das ist
ja ein rauer Berg, voll von Steinen und Sand, und die Bäume
tragen keine guten Früchte, und es ist ein ödes
Feld ohne Häuser, ohne Ortschaften und schöne
Wohnungen; da ist nichts als Hitze, Mühsal und Unannehmlichkeit."
Er sagte weiter zu ihm: "Wir aber, an den Orten und
in der Welt, wo wir sind, haben vortreffliche Einrichtungen,
und unsere Frauen - es gibt keine schöneren als sie,
und ich möchte nur, Seth, dich mit einer von ihnen
vermählen. Denn ich sehe, dass du schön bist,
und in diesem Lande keine Frau schön genug für
dich ist, und dass ihr alle, die ihr in dieser Welt wohnt,
nur fünf Seelen seid. Wir aber, in unserer Welt, sind
viele Männer und viele Mädchen, eine schöner
als die andere. Nun wünsche ich, dich dorthin zu bringen,
damit du meine Verwandten siehst; und ich will dich verheiraten
mit welcher du willst. Ich will
dich be4i mir wohnen lassen und dir Ruhe geben, und du wirst
voll Glanz und Licht werden wie wir. Du wirst in unserer
Welt bleiben und Ruhe bekommen vor dieser Welt und ihren
Mühsalen und wirst nicht wieder müde werden und
wirst kein Opfer mehr bringen und keine Barmherzigkeit mehr
zu erflehen haben und keine Sünde tun und keine leibliche
Lust empfinden. Wenn du mich da sagen hörst, dass ich
dich mit einer von meinen Töchtern vermählen wolle
- so ist das bei uns keine Sünde und keine leibliche
Lust. Wir in unserer Welt haben keinen Gott, sondern wir
alle sind selbst Götter und sind alle Lichtwesen, himmlisch
und kräftig und mächtig und herrlich."
KAPITEL
6
Seth
wird beim Altar befreit
Als
Seth diese Rede hörte, wunderte er sich und neigte
sein Herz zu den Worten des Verführers. Und Seth sagte
zu ihm: "Du hast gesagt, es sei noch eine andere Welt
geschaffen und es gebe noch eine andere Schöpfung,
schöner als diese Schöpfung und als diese Welt."
Und er sagte zu Seth: "Jawohl, sieh, du hast ja alles
gehört, was ich dir über sie in Erinnerung gebracht
habe." Seth sagte zu ihm: "Deine Rede und deine
schöne Zusprache haben mich allerdings in Verwunderung
gesetzt; Aber ich kann heute nicht mit dir gehen, ich muss
zuvor zu meinem Vater Adam und zu meiner Mutter Eva gehen,
und ihnen alles, was du mir gesagt hast, erzählen.
Und wenn sie mir erlauben, dass ich mit dir gehen soll,
werde ich gehen." Und wiederum sagte Seth zu ihm: "ch
fürchte mich, die Sache ohne Erlaubnis meiner Eltern
auszuführen; ich möchte sonst ins Verderben geraten
wie mein Bruder Kain und wie mein Vater Adam, der den Befehl
Gottes übertrat. Und sieh, du kennst ja diesen Ort;
wohlan, komm hierher und besuche mich morgen!" Als
der Satan dies hörte, sagte er zu Seth: "Wenn
du deinen Vater Adam erzählst, was ich dir gesagt habe,
so wird er dich nicht mit mir gehen lassen. Vielmehr hör
auf mich und sage ihnen nichts. Und wenn du bei mir nicht
hoch in Ehren wärest, so hätte ich dir diese Dinge
gar nicht gesagt. Vielmehr komm heute mit mir in unsere
Welt und sieh ihre Schönheiten und erfreue dich daran,
und schmücke dich heute bei meinen Töchtern mit
Fröhlichkeit, schaue sie an und kühle deine Lust
an ihnen und ergötze dich. Dann will ich dich morgen
an diesen Ort zurückbringen, und wenn du bei mir bleiben
willst, kannst du bleiben."
Und Seth sagte zu ihm: "Der Geist meines Vaters und
meiner Mutter hängt an mir; und wenn ich mich ihnen
nur einen Tag entziehe, so werden sie sterben, und Gott
wird mich für meine Sünde an ihnen strafen. Wenn
sie nicht wüssten, dass ich hierher an diesen Ort gehe,
und hier ein Opfer darbringe, so würden sie sich keine
Stunde von mir trennen; und an einen anderen Ort würden
sie mich nicht gehen lassen. Aber ihr Herz ist arglos gegen
mich, weil ich alsbald wieder zu ihnen zurückkehre."
Da sagte der Satan zu ihm: "Was wird's dir schaden,
wenn du ihnen eine Nacht entzogen bist? Du wirst ja am Morgen
zu ihnen zurückkehren." Seth aber, als er sah,
wie er ihm immer mehr zusprach und ihn nicht gehen ließ,
lief und stieg zum Altar hinauf und breitete seine Hände
aus zum Herrn, um ihn um Rettung zu ersuchen. Gott schickte
sein Wort und verfluchte den Satan, der entfloh. Seth aber
stieg darum zum Altar hinauf, weil er in seinem Herzen sagte:
"Der Altar ist der Ort, an dem das Opfer aufsteigt,
und Gott ist dort und das göttliche Feuer rings umher;
da kann der Satan mir nichts Böses tun noch mich von
dort entfernen."
Seth
stieg herab vom Altar und ging zu seinen Eltern. Er traf
sie auf dem Weg, denn sie wollten erfahren, was geschehen
war, weil er zu lange ausgeblieben war. Er begann nun, ihnen
alles zu erzählen, was er mit dem Satan erlebt hatte,
der ihm in Gestalt eines Engels erschienen war. Als aber
Adam diese Geschichte hörte, küsste er ihn auf
das Gesicht, belehrte ihn und erklärte ihm, dass es
der Satan sei, der ihm erschienen war. Und sie nahmen ihn
mit und gingen zur Schatzhöhle, hocherfreut über
ihn.
Von
jenem Tage an trennten sie sich nie mehr von ihm, wo er
auch hinging, ob zum Opfern oder zu einem anderen Zweck.
Und dieses Zeichen geschah dem Seth, da er 3 (13?) Jahre
alt war.
KAPITEL
7
Seth
heiratet, Adam erfreut sich an Urenkeln
Unser
Vater Adam aber, da er sah, dass Seth vollkommenen Herzens
war, wollte ihn verheiraten, damit nicht der Hasser ihm
noch einmal erscheine und ihn besiege. So sagte Adam zu
seinem Sohn Seth: "Mein Sohn, ich will, dass du deine
Schwester Aklia, die Zwillingsschwester Abels, heiratest,
damit du mit ihr Nachkommen zeugst und ihr die Erde erfüllt,
wie Gott uns geheißen hat. Und fürchte dich nicht,
mein Sohn, dies ist kein Vergehen, und ich will dich darum
verheiraten, weil ich bei mir selbst fürchte, dass
dich der Feind besiegt!" Seth aber wollte nicht gerne
heiraten, aber aus Gehorsam gegen seine Eltern sagte er
nichts dagegen. Und Adam gab seinem Sohn Seth die Aklia
zur Frau, als er 15 Jahre alt. war. Und als er zwanzig Jahre
alt war, zeugte er einen Sohn und nannte ihn Enos;
und dann zeugte er andere Kinder. Enos wuchs und heiratete
und zeugte den Kainan; und Kainan wuchs und heiratete und
zeugte den Mahalaleel.
Diese
Väter wurden geboren zu Adams Zeiten, und sie hielten
sich bei der Schatzhöhle auf. Und Adam war 930 Jahre
alt, als Mahalaleel 100 (138) Jahre war (65). Und als Mahalaleel
erwachsen war, liebte er das Fasten und das Beten und den
mühevollen Dienst, bis dass das Lebensende unseres
Vaters Adam kam.
KAPITEL
8
Adams
bemerkenswerte Worte. Er offenbart einige Lebensgeheimnisse
und kündigt die Sintflut an
Als
sein Ende nahe war, rief Adam seinen Sohn Seth; der kam
zu ihm in die Schatzhöhle. Und er sagte zu ihm: "Mein
Sohn Seth, bring mir deine Kinder und Kindeskinder, dass
ich sie segne, ehe ich sterbe." Als Seth diese Rede
von seinem Vater hörte, ging er hinaus, und die Tränen
flossen ihm über die Wangen. Und er versammelte seine
Kinder und Kindeskinder und brachte sie zu seinem Vater
Adam. Unser Vater Adam aber, als er sie sah, wie sie um
ihn her standen, weinte, weil er sich von ihnen trennen
musste. Als sie ihn weinen sahen, weinten sie alle auch
und warfen sich an seine Brust, indem sie sagten: "Wie,
du willst dich von uns trennen, unser Vater? Und wie, dich
soll die Erde verschlingen und du sollst unseren Augen entzogen
werden?" und anderes in der Art. Unser Vater Adam aber
segnete sie alle und sprach nach der Segnung zu Seth: "Mein
Sohn Seth, du kennst diese Welt, voll von Leid und Elend,
und weißt, was hierin für Versuchungen über
uns gekommen sind; und ich befehle dir hiermit, dass du
die Unschuld bewahrst und rein und gerecht bleibst und an
Gott glaubst und nicht hörst auf die Rede des Satans
und seine verschiedenen Gestalten, in denen er dir erscheinen
wird. Und halte meine Gebote, die ich dir heute gebe, und
befiel dasselbe deinem Sohne Enos, und Enos soll es dem
Kainan befehlen und dieser seinem Sohne Mahalaleel, und
dieser Befehl soll gültig sein durch alle eure Geschlechter.
O mein Sohn Seth, in der Stunde, da ich sterbe, nehmt meinen
Leichnam und um wickelt ihn mit Myrrhe, Aloe und Kassia
und lasst mich so in der Schatz- höhle, worin die Zeichen
sind, die Gott aus dem Garten hergegeben hat. Mein Sohn,
in späterer Zeit wird eine Flut kommen und alle Geschöpfe
verschlingen, und nur acht Seelen werden überleben.
Aber, o mein Sohn, diejenigen, die von euren Nachkommen
in jener Zeit überleben werden, sollen meinen Körper
aus der Höhle mit sich nehmen; und wenn sie ihn mit
sich genommen haben, soll der älteste unter ihnen seinen
Kindern befehlen, dass sie meinen Körper in ein Boot
legen, bis nach der Rettung aus dem Wasser der Flut.
Denn
der Ort, wo mein Körper niedergelegt werden wird, ist
der Mittelpunkt der Erde, und von dort wird Gott kommen
und unser ganzes Geschlecht retten (66). Und nun, mein Sohn
Seth, steh deinem Volke vor, weide es und bewahre es in
der Furcht Gottes und führe es auf gutem Weg und befiel,
dass es Gott dient, und unterrichte es, damit es nicht auf
den Satan hört, damit er es nicht verderbe. Und wiederum,
halte deine Kinder und deiner Kinder Kinder ferne von den
Kindern Kains und erlaube ihnen niemals, sich mit ihnen
zu vermischen und sich ihnen anzunähern in Taten oder
Worten. Und Adam segnete den Seth und alle seine Kinder
und Kindeskinder. Und Adam wandte sich an seinen Sohn Seth
und seine Frau Eva und sagte zu ihnen: "Bewahrt das
Gold, den Weihrauch und die Myrrhen, die Gott uns zum Zeichen
gegeben hat. Denn in den Tagen, da die Flut kommt, wird
sie alle Geschöpfe verschlingen; und die, welche in
die Arche gehen, sollen das Gold, den Weihrauch und die
Myrrhen samt meinem Körper mit sich nehmen, und das
Gold, der Weihrauch und die Myrrhen sollen auf meinem Körper
in die Erde gelegt werden.
Nach
langer Zeit wird die Stadt, wo das Gold, der Weihrauch und
die Myrrhen bei meinem Körper liegen, geplündert
werden; und wenn die Stadt geplündert wird, werden
das Gold, der Weihrauch und die Myrrhen mit der Beute fortgeführt,
aber aufbewahrt werden, und keines von ihnen wird verloren
gehen, bis dass das Wort des Herrn kommen und Fleisch werden
wird. Da werden Könige sie nehmen und ihm damit huldigen,
mit dem Gold zum Zeichen, dass er der König; dem Weihrauch
zum Zeichen, dass er Gott des Himmels und der Erde ist...(67);
mit der Myrrhe zum Zeichen des Leidens. Mit dem Gold zum
Zeichen, dass er der Besieger des Satans und aller Feinde
ist; dem Weihrauch zum Zeichen, dass er von den Toten aufersteht
und erhaben ist über Himmlische und Irdische; und die
Myrrhen zum Zeichen, dass er bittere Galle trinken wird
und für das Leiden der Hölle (Scheol) vom Satan.
Und
nun, mein Sohn Seth, siehe, ich habe dir verborgene Geheimnisse
geoffenbart, die Gott mir geoffenbart hat. Bewahre meine
Anweisung an dich und dein Volk."
KAPITEL
9
Adam
stirbt, 930 Jahre alt
Als
Adam geendet hatte, wurden seine Glieder schlaff und seine
Hände und Füße kraftlos, sein Mund verstummte,
seine Zunge redete nicht mehr. Er schloss seine Augen und
übergab seine Seele. Als Adam geendet hatte, sahen
seine Kinder, dass er tot war, und warfen sich weinend auf
ihn, Männer und Frauen, Grosse und Kleine. Und Adam
starb, nachdem er 930 Jahre auf der Erde gelebt hatte, am
14. des Monats Bermuda (etwa April), nach der Rechnung der
Sonnenepakten (des Sonnenjahrs), in der 9. Tagesstunde.
An dem Tage, an dem er geschaffen wurde, entschlief er auch,
und in der Stunde, in welcher er starb, war er aus dem Garten
ausgetrieben worden (69). Seth wickelte ihn dann gut ein
und balsamierte ihn mit vielerlei Wohlgerüchen von
den Bäumen des heiligen Berges und legte seinen Leichnam
im Innern der Höhle nieder auf der östlichen Seite,
und sie stellten einen Leuchter mit einem brennenden Licht
davor. Seite Kinder standen weinend und wehklagend vor ihm,
die ganze Nacht bis zur Morgendämmerung. Seth, sein
Sohn Enos; und Kainan, der Sohn von Enos, gingen hinaus
und nahmen schöne Opfergaben, um sie Gott darzubringen.
Und sie gingen zu dem Altar, auf dem Adam Gott zuopfern
pflegte. Eva aber sagte zu ihnen: "Wartet nun, wir
wollen Gott zuerst bitten, dass er unsere Opfer annehmen
und die Seele Adams bewahren und in die Ruhe hinauf führen
möge." Und sie standen alle da und beteten.
KAPITEL
10
"Trenne
deine Nachkommen von denen Kains"
Und
als sie ihr Gebet vollendet hatten, kam das Wort Gottes,
des Herrn, und tröstete sie über den Tod ihres
Vaters Adam. Die Engel kamen zu ihnen herab und trösteten
sie. Und danach brachten sie ihre Opfer Gott dar, für
sich und für ihren Vater Adam. Und nachdem sie das
Opfer vollendet hatten, kam das Wort Gottes zu Seth, dem
ältesten unter ihnen, und sprach zu ihm: "Wie
ich mit deinem Vater gewesen bin, so werde ich mit dir sein,
bis zur Erfüllung des Bundes, den ich mit deinem Vater
geschlossen habe, bis ich mein Wort senden und dich und
deinen Samen erlösen werde. Und bewahre die Anordnung
und sondere deinen Samen von dem Samen deines Bruders Kain."
Und Gott schwieg. Seth und Eva und ihre Kinder gingen vom
Berg hinab zur Schatzhöhle. Adam nun war der erste,
der eines natürlichen Todes starb im Lande Eden, in
der Schatzhöhle. Niemand war vor ihm gestorben, als
sein Sohn Abel, der durch Mord umkam. Und alle die Kinder
Adams beweinten und beklagten ihren Vater Adam und brachten
140 Tage lang Opfer dar.
KAPITEL
11
Seth
wird zum Haupt des glücklichsten und gerechtesten Volkes,
das je lebte. Man arbeitet nicht, noch kennt man niedrige
Leidenschaften
Nachdem
Adam und Eva gestorben waren, sonderte Seth seine Kinder
und Kindeskinder von Kains Kindern ab. Kain und seine Nachkommen
waren in die westliche Gegend, unterhalb des Ortes, wo er
Abel getötet hatte, hinabgezogen. Seth aber und seine
Kinder wohnten in der nördlichen Gegend, oben auf dem
Berg, bei der Schatzhöhle, um nahe bei ihrem Vater
Adam zu sein. Seth nun, der Erzvater, war hochgewachsen
und besaß einen guten Charakter; fest und beständig
in seinem Sinne, stand er an der Spitze seines Volkes. Er
weidete es in Unschuld, Busse und Sanftmut und ließ
keines von ihm zu den Kindern Kains hinabgehen. Wegen ihrer
Unschuld erhielten sie den Namen "Kinder Gottes",
anstatt der Scharen der Engel, die gefallen waren; denn
sie waren beständig in der Lobpreisung Gottes und sangen
ihm Loblieder in ihrer Höhle, der Schatzhöhle.
Seth aber stand vor dem Körper seines Vaters Adam,
Tag und Nacht betend und Barmherzigkeit erflehend für
sich und seine Söhne; und wenn irgendetwas bei seinen
Söhnen vorkam, fragten sie ihn um Rat. Seth aber und
seine Söhne liebten nicht die irdischen Dinge, sondern
bemühten sich um das, was im Himmel ist, und sie hatten
keine anderen Gedanken als Lobpreisungen, Verherrlichung
und Lobgesänge (Psalmen) für Gott. Deshalb hörten
sie immerfort die Stimmen der Engel, wie sie Gott lobpriesen
und verherrlichten, im Garten oder wenn sie als Boten geschickt
wurden oder in den Himmel auffuhren. Und um ihrer Reinheit
willen, nämlich Seths und seiner Kinder, konnten sie
sie hören und sehen. Auch war der Garten nicht so hoch
über ihnen, sondern nur 15 Ellen nach geistigem Mass.
Das sind, weil eine Elle so viel wie drei Ellen ist, 45
Ellen. Seth und seine Söhne wohnten auf dem Berge unterhalb
des Gartens, ohne zu säen und zu ernten, und ohne für
irdische Speise und Getränke zu sorgen, außer
zum Opfer allein. Sie aßen von den wohlschmeckenden
Früchten der Bäume auf dem Berge, wo sie wohnten.
Seth fastete oftmals 40 Tage lang und ebenso seine älteren
Söhne. Und die Sethiten rochen den Duft von den Bäumen
des Gartens, wenn der Wind wehte. Sie waren selig und rein,
ohne Furcht, Da war kein Neid, keine Schlechtigkeit, kein
Hass untereinander, kein böser Anschlag und keine Falschheit,
wie bei den Leuten der (heutigenJ?) Zeit, und niemals ein
Fluch. Wenn sie bei etwas schwören wollten, so schwuren
sie bei dem Blute Abels des Gerechten. Sie waren streng
gegen ihre Kinder und Frauen, alle Tage in der Höhle,
im Fasten und Beten und Niederfallen vor Gott. Und sie segneten
sich vor dem Körper Adams und weihten sich damit. Und
in diesem Zustande blieben sie, bis das Ende des Seth herannahte
(70).
KAPITEL
12
Gerechtes
Opfer und Tod Seths. Die Kainiten vermehren sich durch niedrige
Leidenschaften
Seth
aber, der Gerechte, rief seinen Sohn Enos und des Enos Sohn
Kainan und Kainans Sohn Mahalaleel und sprach zu ihnen:
"Mein Ende naht, und ich will ein Zelt bauen über
dem Altar, auf dem man die Opfer darbringt." Und sie
hörten auf seine Anweisung und gingen alle hinaus,
Grosse und Kleine, und arbeiteten daran und bauten so ein
schönes Dach (71) über dem Altar. Der Gedanke
des Seth dabei war, dass über seine Kinder auf dem
Berge eine Segnung käme und er für sie opfern
wollte, bevor er starb. Sie feierten nun Gottesdienst mit
Opfern und brachten sie zu ihrem Vater Seth. Und Seth nahm
sie und brachte sie auf dem Altar dar. Er betete zum Herrn,
dass er ihre Opfer annehmen und sich der Seelen seiner Kinder
erbarmen und sie vor der Gewalt des Satans bewahren wolle.
Und Gott machte einen Bund mit Seth, indem er zu ihm sagte:
"Am Ende der 5 1/2 Tage, über die ich deinem Vater
Adam die Verheißung gab, werde ich mein Wort schicken
und dich und
deinen Samen retten." Seth und seine Söhne kommunizierten.
Und sie gingen von der Altarstätte wieder hinunter
und kamen zu der Schatzhöhle und beteten darin. Sie
wurden dort durch den Körper Adams gesegnet und geweiht.
Seth aber blieb in der Höhle einige Tage und wurde
krank und seine Krankheit war tödlich. Dann kam zu
ihm sein Erstgeborener, Enos, und Enos Sohn Kainan und Kainans
Sohn Mahalaleel und Mahalaleels Sohn Jared und Jareds Sohn
Henoch samt ihren Frauen und Kindern, um sich von Seth segnen
zulassen. Seth aber betete für sie und segnete sie
und ließ sie schwören beim Blute Abels, des Gerechten,
indem er sagte: "ch bitte Euch, meine Kinder, lasset
keines von Euch von diesem heiligen reinen Berg hinabgehen.
Vermischt euch nicht mit den Kindern Kains, des Mörders
und Sünders, der seinen Bruder tötete. Denn ihr
wisst, meine Kinder, dass wir vor ihm und vor seiner Sünde
fliehen sollen, soviel wir vermögen, weil er seinen
Bruder Abel ermordet hat." Mit dieser Rede segnete
er auch seinen erstgeborenen Sohn Enos und befahl ihm, dass
er den Dienst verrichte, wie er, vor dem Körper unseres
Vaters Adam alle Tage seines reinen Lebens. Ferner, dass
er auch zu dem Altar, den Seth überbaut hatte, gehen
solle; und er befahl ihm, dass er sein Volk in Recht und
Gerechtigkeit und Reinheit weiden solle alle Tage seines
Lebens.
Dem
Seth nun wurden die Glieder schlaff, Hände und Füße
kraftlos, und der Mund verstummte, dass er nicht mehr redete.
Er übergab seine Seele und starb im 912ten Jahre seines
Lebens, am Montag, dem 27. des Monats Abib (72) (etwa Juli)
als Henoch etwa 20 Jahre alt war. Und sie wickelten den
Leib des Seth sorgfältig ein und balsamierten ihn mit
duftenden Kräutern und legten ihn nieder in die Schatzhöhle,
rechts von unserem Vater Adam. Sie be- klagten ihn 40 Tage
lang und brachten für ihn Opfer dar, wie für unseren
Vater Adam. Nachdem Seth gestorben war, stand Enos seinem
Volk vor, und weidete es in Recht und Gerechtigkeit, wie
sein Vater ihm befohlen hatte. Und als Enos 820 Jahre alt
war, hatte Kain viele Nachkommenschaft erhalten; denn sie
heirateten viel und liebten die niedrige Lust, so dass das
Land unterhalb des Berges des Gartens voll von ihnen war.
KAPITEL
13
Raub
und Mord unter den Kainiten. Der blinde Lamech erschießt
den Kain
In
jenen Tagen lebte der blinde Lamech, einer von den Nachkommen
Kains. Er hatte einen Sohn mit Namen Atun, beide besaßen
große Herden. Diese pflegte er mit einem jungen Hirten,
der sie weidete, fortzuschicken. Und als der junge Hirte
um die Abendzeit heimkam, weinte er bei seinem Vater Atun
und bei seiner Mutter Hazina und sagte zu ihnen: "ch
vermag dieses Vieh nicht allein zu weiden, man könnte
es mir rauben oder mich seinetwegen töten." Denn
unter den Kindern Kains gab es viel Diebstahl, Mord und
Sündigen. Lamech erbarmte sich seiner und sprach: "Es
ist wahr, er allein könnte von ihnen besiegt werden."
Da stand Lamech auf und nahm seinen Bogen, den er früher
in seiner Jünglingszeit zu tragen pflegte, bevor er
erblindete, und nahm große Pfeile und glatte Steine
und eine Schleuder (73). Er ging mit dem jungen Hirten auf
das Feld und blieb hinter dem Vieh, während der Junge
Hirte das Vieh hütete. So hielt es Lamech etliche Tage
lang. Kain aber, seit ihn der Herr verabscheut und mit dem
"Zittern und Schrecken verflucht hatte, hatte an keinem
Ort Ruhe. Auf seinen Wanderungen kam Kain zu den Frauen
des Lamech und fragte sie nach ihm; da sagten sie ihm, dass
er auf dem Feld bei dem Vieh sei. Kain ging dann hin- aus,
um den Lamech aufzusuchen, und kam auf das Feld. Der junge
Hirt hörte das Geräusch, das durch das Gehen entstand.
Er sagte zu Lamech: "st das ein wildes Tier oder
ein Räuber?" Lamech sagte zu ihm: "Weise
mir seine Richtung, wenn er hervorkommt." Und Lamech
spannte seinen Bogen und legte einen Pfeil darauf und gab
einen Stein (74) in die Schleuder. Als nun Kain auf dem
Feld hervortrat, sagte der Hirt zu Lamech: "Schieß,
sieh, da kommt er." Und Lamech schoss nach ihm mit
dem Pfeil, der drang ihm in die Seite, und er schleuderte
den Stein aus der Steinschleuder auf ihn. Der traf ihn ins
Gesicht und beraubte ihn beider Augen; und er stürzte
auf der Stelle nieder und starb. Lamech ging auf ihn zu,
und der Junge sagte zu ihm: "O mein Herr, das ist ja
unser Großvater Kain, den du getötet hast."
Aus Leid darüber schlug Lamech seine Hände zusammen
und traf gerade mit seinen beiden Handflächen den Kopf
des Kleinen, dass dieser wie tot niederstürzte; und
Lamech hielt es für eine Finte, nahm einen Stein und
zerschmetterte ihm den Kopf, bis er starb...(75).
KAPITEL
14
Seths
Sohn Enos stirbt, 905 Jahre alt
Als
nun Enos 900 Jahre alt war, versammelten sich um ihn alle
Kinder Seth's und Kainans mit ihren Frauen und Kindern,
um ihn um seinen Segen zu bitten. Er betete für sie
und segnete sie und ließ sie beim Blute Abels, des
Gerechten, schwören, indem er zu ihnen sprach: "Lasst
keines von euren Kindern von diesem heiligen Berg hinabsteigen
und vermischt euch nicht mit den Kindern des Mörders
Kain." Dann rief Enos seinen Sohn Kainan und sagte
zu ihm: "Habe wohl acht, mein Sohn, und merke auf dein
Volk und bewahre es in der Gerechtigkeit und Reinheit, und
stehe im Dienste alle Tage deines Lebens vor dem Körper
unseres Vaters Adam." Danach entschlief Enos im 905ten
Jahre. Und Kainan wickelte ihn ein und setzte ihn bei in
der Schatzhöhle, links von seinem Vater Adam, und brachte
für ihn ein Opfer dar nach der Sitte seiner Väter.
KAPITEL
15
Die
Sethiten bleiben gerecht auf dem heiligen Berg. Kainan wird
910 Jahre alt
Nachdem
Enos gestorben war, stand Kainan seinem Volk vor in Gerechtigkeit
und Unschuld nach der Anordnung seines Vaters und verrichtete
den Dienst in der Schatzhöhle vor dem Körper Adams.
Kainan aber lebte 910 (920) Jahre, da kam über ihn
Krankheit und Elend. Und als er nahe daran war, zu entschlafen,
da kamen zu ihm die Väter mit ihren Frauen und Kindern,
und er segnete sie und ließ sie beim Blute Abels,
des Gerechten, schwören, indem er sagte: "Lasset
keines von euch von diesem heiligen Berg hinabgehen und
vermischt euch nicht mit den Kindern des Mörders Kain."
Mahalaleel,
sein erstgeborener Sohn, übernahm den Befehl seines
Vaters; und er segnete ihn und starb. Und sein Sohn Mahalaleel
balsamierte ihn ein mit Wohlgerüchen und setzte ihn
in der Schatzhöhle bei zu seinen Vätern, und sie
brachten für ihn ein Opfer nach der Sitte ihrer Väter.
KAPITEL
16
Mahalaleel
wird 870 Jahre alt: "Oh, mein Sohn Jared, ernähre
unser Volk in Gerechtigkeit, halte es fern von den Kainiten."
Mahalaleel
stand seinem Volk vor und weidete es in Gerechtigkeit und
Reinheit und bewahrte es, damit es sich nicht mit den Kindern
Kains vermischte; Er stand in der Schatzhöhle betend
und den Dienst verrichtend vor dem Körper unseres Vaters
Adam, um hier vor Gott Barmherzigkeit für sich und
sein Volk zu erflehen. Das tat er, bis er 870 (895) Jahre
alt war; da erkrankte er. Es versammelten sich bei ihm alle
seine Kinder, um ihn zu sehen und ihn um seinen Segen zu
bitten, ehe er aus dieser Welt ging. Mahalaleel aber stand
auf, setzte sich auf sein Bett, während im die Tränen
über die Wangen flossen, und rief seinen erstgeborenen
Sohn Jared. Der kam zu ihm. Er küsste ihn aufs Gesicht
und sagte zu ihm: "Mein Sohn Jared, ich beschwöre
bei dem, der Himmel und Erde geschaffen hat, dass du dein
Volk bewahren und es in Gerechtigkeit und Reinheit hüten
und keinem von ihnen erlauben sollst, von diesem heiligen
Berg zu Kain hinunter zu gehen, damit sie nicht mit ihm
untergehen. Höre mein Sohn, in späterer Zeit wird
um ihretwillen über die Erde ein großer Untergang
kommen, und Gott wird über die Menschen sich erzürnen
und sie mit Wasser vertilgen. Und wiederum weiß ich,
dass dein Same dir nicht gehorchen, sondern von diesem Berg
hinabsteigen und mit den Kindern Kains sich vermischen und
mit ihnen umkommen wird. O mein Sohn, lehre und bewahre
sie, damit auf dir keine Sünde bleibe ihretwegen."
Mahalaleel sagte zu seinem Sohn Jared: "Wenn ich sterbe,
balsamiere meinen Körper ein und setze ihn in der Schatzhöhle
bei, bei den Leichnamen meiner Väter, und stehe du
bei unseren Leichnamen und bete zu Gott und bewahre sie.
Und vollende den Dienst bei ihnen, bis auch du zur Ruhe
eingehst.
KAPITEL
17
Den
485 Jahre alten Jared verführt der Satan, zu den Kainiten
überzuegehen, aber die Engel retten ihn gerade noch.
Jared
übernahm den Befehl seines Vaters und stand wie ein
Löwe seinem Volk vor, um es zu weiden in Reinheit und
Gerechtigkeit, und ermahnte es, nur nichts ohne seinen Rat
zu tun, denn er fürchtete, es könnte zu den Kindern
Kains gehen. Deshalb gab er ihnen oftmals Anordnungen. Und
so führte Jared den Befehl über sie bis zum Ende
seines 465sten (485) Lebensjahres. Ihm wurde noch einmal
ein Zeichen (77) gemacht, in der Zeit nach diesen eben genannten
Jahren. Nämlich Jared stand vor den Leichnamen seiner
Väter wie ein Löwe, betend und sein Volk lehrend.
Da war der Satan neidisch auf ihn, darum, dass er seinen
Kindern nicht erlaubte, etwas zu tun ohne seinen Rat. Es
wurden Satane losgelassen in Gestalt schöner Menschen.
Er selber und 30 andere von seinen Scharen. Und Satan war
der Schönste und Größte unter ihnen und
trug einen schönen Bart. Sie stellten sich an die Tür
und riefen den Jared heraus. Da kam er heraus und sah sie
in der Gestalt von schönen, in großer Anmut strahlenden
Menschen; und er wunderte sich über ihre Schönheit
und ihr Aussehen, denn er dachte bei sich, dass das einige
von den Kainiten sein könnten. Jared dachte dann aber
wiederum, dass ja die Kainiten nicht auf diesen Berg heraufsteigen
und dass es unter ihnen keine so schönen Leute gäbe
wie diese da; ebenso sagte er sich: Unter diesen Leuten
ist keiner von meinen Verwandten. Sie müssen Fremde
sein." Jared wechselte den Gruß mit ihnen und
sagte zu dem ältesten: "Mein Vater, erkläre
mir das Wunder deiner Erscheinung und sag mir, wer deine
Begleiter sind, denn ich sehe, dass ihr Freunde seid."
Da fing der Alte an zu weinen und die anderen weinten mit
ihm; und der Alte sagte zu ihm: "Mein Sohn, kennst
du mich denn nicht?" Und Jared sagte: "ch kenne
euch nicht." Da sagte der Alte zu ihm: "ch bin
Adam, der Erste, den Gott erschaffen hat, und dieser da
ist mein Sohn Abel, der auf Anstiften des Satans von seinem
Bruder Kain getötet wurde. Und dieser da ist mein Sohn
Seth, den ich von Gott erbetet hatte, und er gab ihn mir
und tröstete mich wegen Abel. Und dieser da ist Seths
Sohn Enos und dieser andere Enos Sohn Kainan und dieser
andere Mahalaleel, der Sohn des Kainan, dein Vater; erkenne
mich!" Jared aber wunderte sich noch immer über
ihr Aussehen und über die Rede des Alten. Der Alte
sagte zu ihm: "Wundere dich nicht, wundere dich nicht,
mein Sohn! Wir befinden uns in dem Land nördlich vom
Garten, das Gott vor der Welt erschaffen hat. Er hat uns
nicht dort wohnen lassen, sondern im Garten, unterhalb dessen
ihr wohnhaft seid, aus dem er mich nach meiner übertretung
austrieb, so dass ich dann in dieser Höhle wohnen musste,
und es kam über mich viel Trübsal. Und als mein
Tod herannahte, befahl ich meinem Sohn Seth, dass er das
Volk gut hüten solle, und gab ihm weitere Befehle,
einen nach dem anderen, bis ans Ende der künftigen
Geschlechter. Aber mein Sohn Jared, wir leben in schönen
Gegenden und ihr haust hier in Mühsal, wie mir dein
Vater erklärt hat, dieser Mahalaleel da; und er sagte
mir, dass eine große Flut kommen und die ganze Erde
überschwemmen werde. Weil ich mich um euch sorge, mein
Sohn, bin ich aufgebrochen und habe meine Söhne mit
mir genommen und bin hierher gekommen, um dich und deine
Kinder zu sehen. Da traf ich dich in dieser Höhle stehend
und weinend und deine Söhne zerstreut auf diesem Berg
in Hitze und Mühsal. Doch mein Sohn, da wir uns auf
dem Weg hierher etwas verirrten, fanden wir andere Menschen
unterhalb von diesem Berg, die in einem schönen Land
leben, das reich ist an Bäumen und Früchten und
vielem Grün, in einem Land, ganz wie der Garten; und
als wir sie trafen, dachten wir, dass das ihr wäret,
bis dein Vater Mahalaleel uns sagte: "Das sind nicht
sie." Und nun, mein Sohn, höre auf meinen Rat
und geh zu ihnen hinab, du und dein Same, damit diese Leiden
aufhören, die euch bedrücken. Oder wenn ihr nicht
zu ihnen hinabgehen wollt, so steh auf und nimm deine Angehörigen,
so wollen wir miteinander dem Garten zugehen, und du sollst
in unserem schönen Land wohnen, und ihr sollt Ruhe
bekommen, und die Leiden, die euch jetzt bedrücken,
sollen aufhören." Als Jared diese Rede des Alten
hörte, verwunderte er sich und wandte sich hin und
her, fand aber gerade kein einziges von seinen Kindern in
seiner Nähe. Da antwortete er ihm: "Du Alter,
warum habt ihr euch denn bis heute verborgen gehalten?"
Und der Alte sagte zu ihm: "Wenn dein Vater Mahalaleel
es uns nicht gesagt hätte (78), so hätten wir
es nicht gewusst." Da glaubte Jared, dass seine Rede
wahr sei. Und der Alte sagte zuJared: "Warum wendest
du dich so hin und her?" Da sagte er zu ihm: "ch
suche einen von den Söhnen meiner Brüder, um mich
mit ihm darüber zu beraten, ob ich mit dir gehen soll,
und über alles andere, das du mir sagtest." Als
der Alte seinen Plan vernahm, sagte er zu Jared: "Lass
die Beratung jetzt und komm mit uns und sieh dir unser Land
an. Wenn dir das land gefällt, wo wir wohnen, so wollen
wir mit dir zurückkehren und deine Familie mit uns
nehmen, und wenn es dir nicht gefällt, so kannst du
an deinen Ort zurückkehren." Und der Alte drängte
den Jared, dass er herauskam, ehe einer von seinen Söhnen
kam, damit er sich nicht mit ihm berate. Jared aber ging
heraus aus der Höhle und wandelte mit ihnen, mitten
unter ihnen, während sie ihm ununterbrochen zusprachen,
bis sie
auf die Spitze des Berges der Kinder Kains (79) kamen. Da
sagte der Alte zu einem von seinen Gesellen: "Wir haben
etwas vergessen bei der Tür der Höhle, nämlich
das köstliche Kleid, das wir gebracht haben, um den
Jared damit zu bekleiden." Er sagte zu einem von ihnen:
"Kehre du zurück, du N.N., und wir wollen hier
warten, bis du kommst, und dem Jared das Kleid anziehen,
damit er uns gleich sei, schön an Gestalt und würdig,
in unser Land einzugehen. Da kehrte einer von ihnen um.
Als er ein wenig von ihnen weggegangen war, rief ihm der
Alte zu "War- te, bis ich komme und dir etwas sage."
Da stand jener still, und der Alte ging zu ihm hin und sagte
zu ihm: "Tu, was wir vergessen haben" - damit
meinte er, er solle das Licht in der Höhle über
den Leichnamen auslöschen - "und komm schnell
zu uns zurück." Da ging er fort, und der Alte
kehrte zu seinen Genossen und zu Jared zurück. Und
sie gingen den Berg hinunter, Jared mit ihnen, und sie setzten
sich an eine Wasserquelle an der Grenze der Häuser
der Kainiten und warteten auf ihren Genossen, der das Kleid
bringen sollte. Jener aber, der umgekehrt war, löschte
das Licht aus, und als er zu ihnen kam, brachte er ein Phantom
(Scheinlarve) und zeigte es ihnen. Und als Jared sie sah,
verwunderte er sich über ihre Schönheit und freute
sich in seinem Herzen und glaubte, dass es et- was Wirkliches
sei. Und als sie so da saßen, standen drei von ihnen
auf und gingen in die Häuser der Kainiten hinein und
sagten zu ihnen: "Bringt uns heute Speise an jene Wasserquelle
hinaus, damit wir und unsere Begleiter essen." Als
die Kinder Kains sie sahen, wunderten sie sich über
sie und sagten in ihren Gedanken: "Wie sind sie schön!
Ihresgleichen haben wir noch nie gesehen." Sie machten
sich auf und gingen mit ihnen an die Wasserquelle, um ihre
Genossen zu sehen. Die fanden sie so schön vom Angesicht,
dass sie einander einluden, miteinander hinzugehen, um jene
schönen Leute zu sehen. Und so ström- ten sie
bei ihnen zusammen, Männer und Frauen. Der Alte sagte
zu ihnen: "Wir sind Fremde in eurem Land, holt uns
gutes Essen und Trinken und Frauen, dass wir uns bei euch
erquicken. Als sie diese Rede des Alten hörten, brachte
jeder der Kainiten seine Frau oder auch seine Tochter; und
es kamen viele Frauen zu ihnen. Und jede von ihnen wollte
den Jared haben. Als Jared dieses Treiben sah, riss sich
seine Seele von ihnen los, und er genoss nichts von ihren
Speisen und Getränken. Als der Alte sah, wie seine
Seele sich losriss, sagte er zu ihm: "Sei nicht traurig;
ich bin der Erzvater, und was du mich tun siehst, das mache
auch." Da breitete er seine Hände aus und nahm
eine von den Frauen, und fünf von seinen Genossen taten
dasselbe unter den Augen Jareds, damit er es ihnen nachmachen
sollte. Als Jared sah, was sie Schändliches taten,
weinte er und sagte in seinem Sinn: "Meine Väter
sollen so etwas tun?" Er breitete seine Hände
aus und betete mit inbrünstigem Herzen und unter vielem
Weinen und flehte Gott an, dass er ihn aus ihren Händen
erretten möge. Sobald Jared betete, flohen der Alte
und seine Genossen und vermochten nicht, an dem Ort des
Geschehens zu bleiben. Und Jared wandte sich um, aber er
sah sie nicht mehr und fand sich allein mitten unter den
Kainiten. Da weinte er und sprach: "O Herr, vertilge
mich nicht mit dieser Rasse, vor der meine Väter mich
gewarnt haben!
(.......)
dieses Mal kamen und in die Höhle eintraten, fanden
sie den Jared nicht, und das Licht war ausgelöscht
und die Leichname der Väter umgestoßen; und Stimmen
kamen aus ihnen (den Leichnamen) hervor durch die Kraft
Gottes, die sagten. "Der Satan ist unseren Sohn in
einer Blendgestalt erschienen, um ihn zugrunde zu richten,
wie er unseren Sohn Kain zugrunde gerichtet hat." Und
sie sagten: "O Herr, Gott des Himmels und der Erde,
rette unseren Sohn aus der Hand des Satans, denn er hat
ihn verblendet." Auch andere Dinge redeten sie durch
die Kraft Gottes. Als die Kinder Jareds diese Worte hörten,
fürchteten sie sich und weinten immerfort über
ihren Vater, denn sie wussten nicht, was ihm begegnet war;
Sie weinten über ihn jenen ganzen Tag bis zum Sonnenuntergang.
Da kam endlich Jared mit ganz entstelltem Gesicht, ermüdet,
innerlich und äusserlich, und traurig über seine
Entfernung von den Leichnamen seiner Väter. Als er
in die Nähe der Höhle kam, sahen ihn seine Söhne,
eilten auf ihn zu, hängten sich an seinen Hals, weinten
und sagten zu ihm: "Unser Vater!" Und sie sagten
zu ihm: "Unser Vater, wo bist du denn gewesen bis jetzt,
und warum hast du uns zurückgelassen? Das ist ja deine
Gewohnheit nicht." Und wiederum: "Unser Vater,
während du fort warst, ist bei den Leichnamen unserer
Väter das Licht ausgelöscht worden, und sie selbst
liegen da umgestoßen; und Stimmen gehen von ihnen
aus." Als Jared diese Worte hörte, ward er traurig,
trat in die Höhle ein und fand die Leichname herausgestoßen
vor und die Leuchte erloschen, und die Toten betend um seine
Erlösung aus der Hand des Satans. Jared aber fiel nieder
vor den Leichen, küsste sie und sprach: Um eures Flehens
willen hat der Herr mich aus der Hand des Satans erlöst;
und ich bitte euch, zu Gott zu beten, dass er mich vor ihm
bewahre und schütze, bis auf den Tag meines Todes."
Da wurden die Stimmen ruhig. Aber die Stimme unseres Vaters
Adam redete zu Jared, wie einer, der mit seinem nächsten
redet: "Mein Sohn Jared, bring Gott Opfer dar, dafür,
dass er dich aus der Hand des Satans gerettet hat. Und wenn
du die Opfer darbringst, so bringe sie auf dem Altar dar,
auf dem ich geopfert habe." Und wiederum: "Sei
auf der Hut vor dem Satan, denn mir ist er oftmals in solchen
Gestalten erschienen, weil er mein Verderben wollte; aber
Gott hat mich aus seiner Hand gerettet. Befiehl deinem Volk,
dass sie sich vor ihm hüten , und hör nicht auf,
Gott Opfer darzubringen."
Da
schwieg die Stimme des Adam. Und Jared und seine Kinder
wunderten sich darüber und legten die Leichname so
zurecht, wie es sich gehörte; und Jared stand mit seinen
Söhnen da, um zu beten jene ganze Nacht, bis der Morgen
kam. Dann bereitete Jared den Altar, wie Adam ihm befoh-
len hatte. Und während Jahred vor dem Altar stand,
um Gott um Barmherzigkeit und um Vergebung wegen des Verlöschens
der Leuchte anzuflehen, erschien Gott dem Jared über
dem Altar und segnete ihn und seine Kinder und nahm ihre
Opfer an und befahl ihm, dass ervon dem göttlichen
Feuer auf dem Altar nehmen und daran die Leuchte anzünden
solle, die vor dem Körper Adams zu leuchten hatte.
KAPITEL
19
Jareds
Nachkommen beginnen zu den Kainiten auszuwandern
Dann
offenbarte ihm Gott den Bund, den er mit Adam gemacht hatte,
und erklärte ihm das Geheimnis der 5500 Jahre und seines
Kommens auf Erden. Gott sagte zu Jared: "Dieses Feuer,
das du vom Altar genommen hast, um die Leuchte damit anzuzünden,
soll bei euch sein, indem es leuchtet vor den Körpern,
und soll nicht aus der Höhle entfernt werden, bis der
Körper Admas die Höhle verlässt. Aber Jared
bewach das Feuer, das in der Leuchte leuchtet, und geh nicht
wieder aus der Höhle fort, bis du Befehl erhältst,
indem ich dir erscheine, und glaube nicht mehr an eine Trugerscheinung.
"Befiel deinem Volk, dass es sich nicht mit den Kindern
Kains mischt und nicht ihre Taten lernt; denn ich, Gott,
habe kein Wohlgefallen an Feindschaft und an schlechtem
Tun." Und als Gott dem Jared das befohlen hatte, kommunizierten
er und seine Söhne. Er nahm von dem Feuer und ging
hinab zur Höhle und zündete damit die Leuchte
vor dem Körper Adams an; und er ermahnte sein Volk.
Und dieses Wunderzeichen, dass Jared mit dem Feuer erhielt,
ereignete sich im 450sten Jahre (80) seines Lebens. Auch
geschahen viele andere Wunder, die wir nicht erzählen
wollen; dieses eine für die vielen, um die Rede abzukürzen
und die Abhandlung nicht zu lang zu machen. Und Jared lehrte
seine Kinder noch weitere 80 Jahre lang. Da fingen seine
Söhne an, die Befehle, die er ihnen gab, zu übertreten,
und taten viele Dinge ohne seinen Rat und fingen an, von
dem heiligen Berg hinabzugehen, einer nach dem anderen,
und vermischten sich mit den Kainiten, der unreinen Rotte.
Die Ursache aber, warum die Kinder Jareds von dem heiligen
Berg hinabstiegen, ist die folgenden, die wir euch hiermit
kund tun wollen.
KAPITEL
20
Die
kainitischen Ausschweifungen täuschen die Gartenfreude
vor. Die Produktion von Waffen bahnt sich an. Der endgültige
Abfall der Sethiten findet statt. Jareds letzte Warnungen.
Als
Kain in das Land mit dem schwarzen schwammigen Boden (81)
hinabgezogen war und sein Name sich vermehrt hatte, war
einer unter ihnen namens Genun (82), ein Sohn des Blinden
Lamech, der den Kain getötet hatte. In den Genun aber
war von seiner frühesten Jugend an der Satan gefahren,
und er verfertigte vielerlei Instrumente wie Sackpfeifen,
Hörner, Saiteninstrumente, Zymbeln, Harfen, Zithern,
Pauken und Flöten und spielte darauf. Wenn er darauf
spielte, fuhr der Satan in die Instrumente, dass sie schöne
angenehme Töne von sich gaben, welche die Herzen bewegten.
Er pflegte ganze Banden zu versammeln, die darauf spielten:
Das gefiel den Kainiten wohl. Und sie entzündeten sich
(84) gegenseitig mit dem Sündenfeuer und brannten hell
auf wie Feuer; und der Satan feuerte ihre Herzen untereinander
an und erzeugte in ihnen die heftigsten Lüste. Der
Satan lehrte den Genun Bier (85) aus Getreide zu bereiten.
Dieser Genun versammelte ganze Scharen in den Trinkhäusern
und gab hier alle Sorten von Speisen in ihre Hände
und sie tranken dazu. Und dieser Genun verbreitete viel
Sünde und hoffärtiges Wesen und lehrte die Kainiten
Sünden treiben, die sie zuvor nicht kannten, und brachte
Sitten und Einrichtungen unter ihnen auf, die sie nicht
gekannt hatten. Als aber der Satan sah, wie sie sich dem
Genun beugten, und in allem, was er sagte, auf ihn hörten,
da freute er sich über ihn und gab ihm allerlei Gedanken
ein, bis er endlich Eisen nahm und allerlei Waffen daraus
fertigte. Und wenn sie trunken waren, entstand viel Hass
und Mord unter ihnen; und wer seinen Nächsten besiegt
hatte, plünderte ihn aus und nahm ihm seine Töchter
und trieb Sünde mit ihnen vor seinen Augen. Wenn die
Leute sahen, dass sie besiegt und die anderen unbesiegt
waren, kamen die Besiegten zu Genun und klagten es ihm,
und er stellte sich zwischen sie und machte sie sich zu
Verbündeten (86).
Gewaltig
wuchsen unter ihnen die übertretungen an, bis dass
einer seine eigenen Schwestern, Kinder und Mutter und die
Schwestertochter des Vaters zu sich nahm. Sie hielten sich
nicht getrennt voneinander, und sie wussten gar nicht mehr,
wie schlecht und töricht sie handelten und die Erde
mit Sünden verunreinigten und Gott, den Richter, der
sie geschaffen hatte, erzürnten. Genun nun pflegte
sie scharenweise am Fuße des heiligen Berges zusammenkommen
zu lassen, um hier mit den Hörnern und den übrigen
Instrumenten zu spielen, und das tat er, damit die Kinder
Seths auf dem heiligen Berg oben es hören sollten.
Als die Kinder Seths diese Töne hörten, wunderten
sie sich und kamen scharenweise und stellen sich auf die
Spitze des heiligen Berges, um hinunterzuschauen. So ging
das ein Jahr lang fort. Nach einem Jahr sah der Satan, dass
sie nahe daran waren, abzufallen, und fuhr in Genun und
lehrte ihn, folgende Dinge zumachen: Farbstoffe zum Buntfärben
der Röcke (32) in allen Arten, und wie man ?? und purpurrot
färbt und wie man von den gefärbten Stoffen allerlei
Leider macht. Die Kainiten verfertigten alle diese Dinge
und wurden strahlend von Schönheit in ihren Kleidern.
Sie versammelten sich unten am Fuße des Berges mit
Pauken und Hörnern und in schönen Kleidern zu
Pferderennen (87) und trieben viele schlechte Dinge. Die
Sethiten aber, die oben auf dem Berg waren, beteten und
priesen Gott anstatt der Scharen der Engel, die gefallen
waren, und Gott hatte ihnen den Namen "Engel"
gegeben und sich sehr über sie gefreut. Aber dann beobachteten
sie die Anordnung nicht mehr und hielten nicht mehr an den
Bund Gottes mit ihren Vätern, sondern sie ließen
nach im Fasten und Beten und folgten nicht mehr dem Rat
ihres Vaters Jared. Und sie pflegten sich jetzt auf der
Spitze des Berges zu versammeln, um von Morgen bis zum Abend,
auf die Kainiten zu blicken und ihnen zuzusehen, wie sie
ihre Kleider und ihre Schmuckwaren machten. Die Kainiten
schauten von unten hinauf, um die Sethiten zu sehen, die
scharenweise auf dem Berg standen, und riefen, sie sollen
zu ihnen herunterkommen. Die Sethiten sagten zu ihnen vom
Berg hinab: "Wir wissen keinen Weg." Da hörte
Genun, der Sohn von Lamech, dass sie keinen Weg wussten
und dachte darüber nach, wie er sie herabbringen könnte.
Und der Satan erschien ihm in der Nacht und sagte zu ihm:
"Dieser Berg, auf dem sie stehen, hat allerdings keinen
Weg, auf dem man herunterkommen könnte. Aber wenn sie
am anderen Tag wiederkommen, so sage ihnen: "Wohlan,
auf dem westlichen Ende des Berges werdet ihr einen Weg
an einem Wasserfluss finden, der führt bis an den Fuss
des Berges, am Wasser zwischen den zwei Bergen. Kommt herunter
auf diesem Weg." Als der Morgen kam, spielte Genun
mit den Hörnern und Pauken am Fusse des Berges.