2007
August: Letzte
Woche kam Helmut mit einer riesigen weißen
Kugel nach Hause. Sie sah aus wie ein überdimensionales
Marsmellow.
Helmut strahlte und erzählte mir, wie er den
riesigen Bovist gefunden hatte - in der Nähe
von München, beim Kräuterpflücken
in einer Wiese. Dieses Exemplar hier wog ca. 4 kg.
Helmut sagte, daneben habe noch ein anderer gestanden
mit ca. 7 kg Gewicht. Aber der Bauer hätt gerade
dort sein Feld bearbeitet und so hätt er ihn
nicht holen wollen, um den Platz nicht zu verraten.
Helmut
hatte sich schon zu Hause beherzt ein paar Riesenscheiben
davon (600g) abgeschnitten und gewürfelt -
und sich diese in den Salat getan. Kein Tofu könnte
mit diesem herrliche aromatischen Geschmack mithalten.
Ich konnte es kaum glauben.
Ich
selbst hatte am Vortag ein paar Parasolpilze im
Wald gefunden und mir auch schon ein paar davon
schmecken lassen. Vom Parasolpilz esse ich an manchen
Tagen bis zu 3 Stück. Es gibt auch Tage, wo
ich nicht so viel essen kann. Das kommt ganz auf
das innere Gefühl an. Es gibt eine sogenannte
Ess-Sperre. Die meldet sich, wenn es genug ist.
Dann fängt es im Hals an zu brennen - oder
es kommt so ein Gefühl, nichts mehr "hinunterschlucken"
zu wollen.
Aber
dass solche Mengen Roh-Schwammerl essbar sein sollten,
hätte ich mir nicht vorstellen können.
Helmut
entdeckte, weil er ja Diabetiker
Typ 1 und Insulinpumpenträger ist
- und deshalb auch genau auf alle Werte achten muß:
ca. 3-4 Stunden nach dem
Verzehr ist die Hauptaufnahme der Kohlehydrate,
die zu Zucker umgewandelt ins Blut abgegeben werden!
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Hier
auf dem Foto seht ihr die kleinen Birnen
und den Hokaido-Kürbis zum Vergleich
neben dem Riesen-Bovist. |
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Dazu
gehört das Hexenei, der Milchbrätling,
Wiesenchampignons, Parasol-Pilze (nur wenige Sorten),
Tintenschopfling, diverse Baumpilze, Trompetentrichterling
(in Massen), gelegentlich ein Stück Gallenröhrling,
manchmal auch ein kleines Stück Steinpilz (man
kann nicht viel davon essen), oder Ziegenlippe (man
kann nicht viel davon essen), und andere
Das
Hexenei ist oft nur sehr schwer zu finden, weil
es sich - so lange es noch im genießbaren
Stadium ist, noch unter der Erde - direkt an der
Erdoberfläche befindet. Es schaut manchmal
nur ein kleiner Teil der Rundung aus dem Boden,
manchmal erkennt man es aber auch nur an der kleinen
Erhebung. Ich habe schon manche "versteckten"
Eier gefunden.
Heute
schien es nichts zu geben. Aber da war wieder dieses
merkwürdige Gefühl. Es fühlte sich
an, als müssten sogleich tanzende Elfen auf
einer Lichtung erscheinen. Oder als müsste
ein Waldwicht plötzlich etwas zu mir sagen.
Da fand ich eine große Bussardfeder. Und ich
dachte: das ist der Bote! Hier muss es etwas geben!
Das
Gefühl wurde so stark, dass ich glaubte, jeden
Augenblick in einer Sage wieder auftauchen zu müssen.
Da sah ich es: es ragte aus einem Baumstumpf, gerade
einen halben Zentimeter heraus. Man sah eine eifarbene
Erhebung von der Größe eines 2-Euro-Stückes.
Wenige Meter weiter fand ich ein zweites. Ich bedankte
mich beim Wald und den Wesen, die mich begleitet
hatten. Überglücklich machte ich mich
auf den Heimweg.
Weil
es an diesem Tag schon zu spät für ein
Pilzmahl war, legte ich die Pilze in Helmuts Kühlschrank.
Am nächsten Morgen gegen 8.00 Uhr wollte ich
von Röhrmoos zu mir nach Hause, nach Geretsried
fahren. Ich machte mir noch einen deftigen Kräutersalat.
Den
mache ich immer mit der Saftmaschine, den Saft trinke
ich zur Hälfte, den Trester rühre ich
mit dem Rest Saft, Tomaten und Champignon, Paprika,
Gurke, Küchenkräutern, Olivenöl und
Himalaya-Salz an. Wenn ich Lust habe, gebe ich noch
indische Gewürze hinzu. Der Kräuter: Brennesseln
(großer Anteil), Löwenzahn (großer
Anteil), Giersch (großer Anteil), Wegerich,
Frauenmantel, Gänsefingerkraut, Fünffingerkraut,
Mädesüss, Wiesenkerbel, gelegentlich Johanniskraut,
Vogelmiere, Gundermann, Lichtnelken, und viele andere.
Den
Kräutersalat tat ich in eine Tupper-Dose,
legte die Pilze dazu - und fuhr los. Gegen 11.50
Uhr kam ich in Geretsried an. Unterwegs hatte
sich mein Appettit auf den leckeren Salat gemeldet.
Eifrig öffnete ich die Dose und wollte gerade
den ersten Löffel voll nehmen, da wurde mir
ganz merkwürdig. Hatte ich etwas an der Nase?
Da kam mir ein leiser Duftschwall entgegen, dass
ich mich wunderte. Und - hatte ich etwas auf den
Augen? Hatte ich irgendeine Gabel in die Dose
mithineingelegt oder einen Löffel, der nun
das Hexenei durchdrang und beschädigt hatte?
Irgendetwas "steckte" in meinem Hexenei.
Weil ich ja nicht gleich verstand, was ich da
sah, versuchte mein Verstand die Sache auf rationelle
Art zu lösen. Er zeigte mir in Bildern die
groteskesten Lösungen, um meine Frage zu
beantworten: vielleicht ist der Pilz unterwegs
verdorben... und zuletzt begeistert: "vielleicht
ist es eine Schlange!"
Ich
wich erschrocken zurück, setzte mich. Ich
mußte meinen Kopf klar machen - damit ich
noch mal in aller Ruhe sehen konnte, was da in
meiner Dose lag.
Beim
zweiten Anlauf klappte es: da lag eine ausgewachsene
Stinkmorchel in meiner Dose! Der Pilz war am Abend
bereits so groß, dass er den Tellerrand erreichte.
Da stank er auf meinem Balkon, wo ich ihn zur Beobachtung
auf einem Teller hingelegt hatte - auch schon so
verboten, und zog fleissig die Fliegen der ganzen
Nachbarschaft an, dass ich ihn flugs in den Wald
brachte, wo er jetzt glücklich seinen Fortbestand
sichern kann.
Ein
Freund, der jetzt diesen Artikel gelesen hatte,
staunte nicht schlecht und sagte, dass der Pilz
wie ein ... aussehen würde. Ein anderer Freund
lachte sich fast kaputt und machte mich darauf aufmerksam,
dass dieser Pilz ja auch seinen Namen nicht umsonst
hätte: "Phallus impudictus", was
übersetzt so viel wie "schamloser Phallus"
heißt.
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Ich
überlegte nicht lange und schnitt
ein großes Stück ab, würfelte
es - und probierte skeptisch. Aber es
schmeckte vorzüglich! Das Pilzfleisch
fühlt sich watteweich an im Mund
und zergeht fast auf der Zunge.
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Dann
würzte ich das ganze mit Curry
und Kurkuma (Gelbwurzel) und Olivenöl.
Auch diese Version schmeckte vortrefflich!
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.Hier
liegen auch schon die Parasolpilze,
die ich auch sehr gerne roh esse.
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Zuletzt
hob ich den die Pilz-Würfel unter
den üppigen Salat mit Vogelmiere,
Wegerich, Tomaten und Romana gemischt,
mit einem guten Schuß Olivenöl,
ein wenig Zitrone und Curry abgeschmeckt.
Das Ergebnis war so lecker, dass ich
mich trauen würde, das auch meinen
Gästen vorzusetzen!
Zuletzt
mischte ich noch die aromatischen Parasolpilze
dazu. Das war ein echtes Festessen!
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