Das
Hexenei und die Stinkmorchel
Ich
hatte vor Jahren das letzte "Hexenei"
gefunden. Jetzt schienen sie plötzlich wie
vom Erdboden verschluckt.
Vor
ein paar Tagen "rief" mich eine innere
Stimme, in den Wald zu gehen. Ich ging meine Tour
und fand viele leckere Himbeeren. Die Wolken türmten
sich hoch auf, es donnerte. Ich sagte: "Danke
da oben, dass ihr Eure schützende Hand über
mich haltet!" Dann sammelte ich Kräuter...
Der Himmel war rabenschwarz, die Baumwipfel rauschten.
Und ich dachte mir: "geh du nur deinen Weg
- du kannst mich ja aussparen!" Und so liess
ich es mir in dieser hochknisternden Atmosphäre
recht gut gehen.
Aber mein geliebtes Hexenei fand ich nicht. Und
ich wunderte mich schon so lange, dass es in den
ganzen umliegenden Wäldern keinen einzigen
Pilz zu geben schien. Da rief mich wieder die innere
Stimme, und ich ging ein kleines Stück wegabseits
- den Hang hinauf. Hier wurde die Stimmung nach
einer Weile recht eigenartig. Es war besonders still.
Hier standen so viele Pilze, dass ich achtgeben
mußte. Fliegenpilz, Gallenröhrling, Parasol,
Maronenröhrling, Pfefferröhrling, Ziegenlippen
und Hahnenkamm in rauhen Mengen. Einige davon waren
früher auf der Liste meiner Lieblingsgerichte.
Aber seit ich mich überwiegend Rohköstlich
und von Kräutern und Früchten ernähre,
gehören nur noch wenige Pilze, die ich eigens
"getestet" habe, auf meine Menükarte.
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Hexenei
Das
Hexenei ist oft nur sehr schwer zu
finden, weil es sich - so lange es
noch im genießbaren Stadium
ist, noch unter der Erde - direkt
an der Erdoberfläche befindet.
Es schaut manchmal nur einkleiner
Teil der Rundung aus dem Boden, manchmal
erkennt man es aber auch nur an der
kleinen Erhebung. Ich habe schon manche
"versteckten" Eier gefunden..
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Dazu
gehört das Hexenei, der Milchbrätling,
Wiesenchampignons, Parasol-Pilze (nur wenige Sorten),
Tintenschopfling, diverse Baumpilze, Trompetentrichterling
(in Massen), gelegentlich ein Stück Gallenröhrling,
manchmal auch ein kleines Stück Steinpilz (man
kann nicht viel davon essen), oder Ziegenlippe (man
kann nicht viel davon essen), und andere
Das
Hexenei ist oft nur sehr schwer zu finden, weil
es sich - so lange es noch im genießbaren
Stadium ist, noch unter der Erde - direkt an der
Erdoberfläche befindet. Es schaut manchmal
nur ein kleiner Teil der Rundung aus dem Boden,
manchmal erkennt man es aber auch nur an der kleinen
Erhebung. Ich habe schon manche "versteckten"
Eier gefunden.
Heute
schien es nichts zu geben. Aber da war wieder dieses
merkwürdige Gefühl. Es fühlte sich
an, als müssten sogleich tanzende Elfen auf
einer Lichtung erscheinen. Oder als müsste
ein Waldwicht plötzlich etwas zu mir sagen.
Da fand ich eine große Bussardfeder. Und ich
dachte: das ist der Bote! Hier muss es etwas geben!
Das
Gefühl wurde so stark, dass ich glaubte, jeden
Augenblick in einer Sage wieder auftauchen zu müssen.
Da sah ich es: es ragte aus einem Baumstumpf, gerade
einen halben Zentimeter heraus. Man sah eine eifarbene
Erhebung von der Größe eines 2-Euro-Stückes.
Wenige Meter weiter fand ich ein zweites. Ich bedankte
mich beim Wald und den Wesen, die mich begleitet
hatten. Überglücklich machte ich mich
auf den Heimweg.
Weil
es an diesem Tag schon zu spät für ein
Pilzmahl war, legte ich die Pilze in Helmuts Kühlschrank.
Am nächsten Morgen gegen 8.00 Uhr wollte ich
von Röhrmoos zu mir nach Hause, nach Geretsried
fahren. Ich machte mir noch einen deftigen Kräutersalat.
Den
mache ich immer mit der Saftmaschine, den Saft trinke
ich zur Hälfte, den Trester rühre ich
mit dem Rest Saft, Tomaten und Champignon, Paprika,
Gurke, Küchenkräutern, Olivenöl und
Himalaya-Salz an. Wenn ich Lust habe, gebe ich noch
indische Gewürze hinzu. Der Kräuter: Brennesseln
(großer Anteil), Löwenzahn (großer
Anteil), Giersch (großer Anteil), Wegerich,
Frauenmantel, Gänsefingerkraut, Fünffingerkraut,
Mädesüss, Wiesenkerbel, gelegentlich Johanniskraut,
Vogelmiere, Gundermann, Lichtnelken, und viele andere.
Den
Kräutersalat tat ich in eine Tupper-Dose,
legte die Pilze dazu - und fuhr los. Gegen 11.50
Uhr kam ich in Geretsried an. Unterwegs hatte
sich mein Appettit auf den leckeren Salat gemeldet.
Eifrig öffnete ich die Dose und wollte gerade
den ersten Löffel voll nehmen, da wurde mir
ganz merkwürdig. Hatte ich etwas an der Nase?
Da kam mir ein leiser Duftschwall entgegen, dass
ich mich wunderte. Und - hatte ich etwas auf den
Augen? Hatte ich irgendeine Gabel in die Dose
mithineingelegt oder einen Löffel, der nun
das Hexenei durchdrang und beschädigt hatte?
Irgendetwas "steckte" in meinem Hexenei.
Weil ich ja nicht gleich verstand, was ich da
sah, versuchte mein Verstand die Sache auf rationelle
Art zu lösen. Er zeigte mir in Bildern die
groteskesten Lösungen, um meine Frage zu
beantworten: vielleicht ist der Pilz unterwegs
verdorben... und zuletzt begeistert: "vielleicht
ist es eine Schlange!"
Ich
wich erschrocken zurück, setzte mich. Ich
mußte meinen Kopf klar machen - damit ich
noch mal in aller Ruhe sehen konnte, was da in
meiner Dose lag.
Beim
zweiten Anlauf klappte es: da lag eine ausgewachsene
Stinkmorchel in meiner Dose! Der Pilz war am Abend
bereits so groß, dass er den Tellerrand erreichte.
Da stank er auf meinem Balkon, wo ich ihn zur Beobachtung
auf einem Teller hingelegt hatte - auch schon so
verboten, und zog fleissig die Fliegen der ganzen
Nachbarschaft an, dass ich ihn flugs in den Wald
brachte, wo er jetzt glücklich seinen Fortbestand
sichern kann.
Ein
Freund, der jetzt diesen Artikel gelesen hatte,
staunte nicht schlecht und sagte, dass der Pilz
wie ein ... aussehen würde. Ein anderer Freund
lachte sich fast kaputt und machte mich darauf aufmerksam,
dass dieser Pilz ja auch seinen Namen nicht umsonst
hätte: "Phallus impudictus", was
übersetzt so viel wie "schamloser Phallus"
heißt.
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Das
war ein richtiger Schock - ich brauchte
eine Weile um zu begreifen, was da lag
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ich
wunderte mich über den starken
Geruch, der mir entgegenströmte.
Irgendwie süsslich - noch ganz
mild, aber doch abstossend..
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