FRANZ SUSMAN - KIRCHENHISTORIKER
Über sein Leben



Auszüge aus Franz Susman's Leben


 

Plenus venter non studet libenter
Ein voller Bauch studiert nicht gern

ein Spruch, den Franz sehr gerne zitierte

Lieber Leser!

Ich möchte Dich mit auf die Entdeckungsreise nehmen, die ich unternahm, möchte, dass Du dem Ariadne-Faden folgst durch das Labyrinth der Dunkelheit, der Krankheit und der Ungerechtigkeit. Es war ein Weg der "Wiederentdeckungen" uralter Naturgesetze der Gesundheit und der sozialen Gerechtigkeit.

Meine Erinnerungen an Kindheit und Jugend

Meine Erinnerungen an die Kindheit und die Jugend sind spärlich. Geboren wurde ich am 06.10.1927 um 11.13 Uhr, 15 km südwestlich von Laibach (Ljubljana), der Hauptstadt Sloveniens, in Jugoslawien.

Ich war das erste Kind meiner Eltern. Der Vater war Bauer auf dem Hof seiner Vorfahren, die Mutter hatte hier eingeheiratet. Als ich das Licht der Welt erblickte, lebte auch der Großvater noch, der, solange ich mich an ihn erinnern kann, immer als das "Haupt" der Familie angesehen wurde. Auf dem Hof lebten auch noch der Bruder und zwei Schwestern meines Vaters.

Die Schwester, die mir folgte, starb bald. Mein erstes "kleines" Leid bestand darin, dass ich sah, wie die Erwachsenen dabei litten.
Dann bekam ich noch drei Brüder und zwei Schwestern. Doch gehen die gemeinsamen Erlebnisse mit ihnen nicht tief.

An den Großvater habe ich die stärksten Erinnerungen. Er war ein ruhiger und hilfsbereiter Mann, begabt, mit einem großen Gerechtigkeitssinn. Sein Wunsch war allen Befehl. Er aß um 5 Uhr die letzte Mahlzeit und verbrachte die Abende in meditativer Stimmung. Wir Kinder fühlten uns sehr zu ihm hingezogen. Er sprach zwar nicht viel, aber was er sagte, wurde für wichtig befunden.

Öfter meinte er zu mir: "Franz, merke Dir, vor dem Jahr 2000 kommen große Veränderungen."

Unsere Großfamilie lebte zwar nicht mit Tieren unter einem Dach, doch bildete sie eine enge Gemeinschaft, die sie mit etwa 15 Kühnen, 5 Schweinen und 20 Hühnern teilte.
Der Geruch der Tiere und ihrer Exkremente begleiteten uns überall hin. Man konnte ihm nicht entrinnen. Der Misthaufen des Nachbarn lag 4 m von unserem Wohnzimmer entfernt, und an der anderen Seite des Hauses war unser eigener Misthaufen, gleich in der Nähe der Küche. Die Fliegenplage im Sommer war uns sicher. Den Umständen entsprechend lebten wir in Sauberkeit.

Morgens wurden wir geweckt von dem Geruch der erhitzten Grieben, die zusammen mit den Zwiebeln über den sogenannten Buchweizensterz gegossen wurden. Das aßen wir zusammen mit gezuckertem Milch-Malzkaffee, an jedem Tag der Woche. Abends gab es Pellkartoffeln mit Sauermilch. Mittags bereitete unsere Mutter mit den Tanten gewöhnlich Eintopfgerichte, die mit den besagten Schweineschmalzgrieben gewürzt wurden. Wir aßen alle aus einer Schüssel.

Sonntags ging es feierlicher zu. Dann gab es auch Fleisch aus den Muskeln eigener oder fremder Kühe und Schweine, denn das Essen musste am Sonntag besonders "gut" sein. Vor dem Hauptgericht, das aus Gemüse, Kartoffeln und eben dem besagten Fleisch bestand, gab es eine Suppe. Und am Sonntag aß jeder vom eigenen Teller. Meist wurde uns Kindern vorgeworfen, wir äßen nicht genug und sollten lieber an ärmere Kinder denken, die kein so gutes Essen hätten. Verweigert aber haben wir das Essen nie, es war uns nur meist zu viel, was uns die Erwachsenen zu essen auftrugen. Dass wir im Winter oft krank waren und an hohem Fieber und Husten litten, das wurde darauf zurückgeführt, dass wir vom heißen Ofen in die Kälte liefen, ohne uns vorher warm anzuziehen. Den eigentlichen Grund, die falsche, ungesunde Ernährung, kannte niemand.

Bewegung hatten wir genug: Wir kletterten auf die Bäume, fuhren mit den Rädern und hielten uns lieber draußen, als im Haus auf. Dort mussten wir mit anfassen bei kleineren Arbeiten wie Kartoffelschälen oder Brennholz hineintragen.

Zwischen den Erwachsenen habe ich selten Spannungen bemerkt. Jeder wusste, was er zu tun hatte und nur hie und da kamen Diskussionen auf.
Ständige Gäste waren Arme und Bettler. Sie gingen von Haus zu Haus und bekamen überall eine Mahlzeit. Wir Kinder mochten diese Besuche gern. Es gab dann immer neue Geschichten.

Die größten Feste wurden gefeiert, wenn geschlachtet wurde. Solch ein Hausfest begann am Morgen, wenn der Nachbar das von allen Erwachsenen gehaltene Schwein erstach. Das Schwein quiekte natürlich aus Leibeskräften bei dieser Prozedur, und erst, wenn das Messer sein Herz erreichte und sich aus dem Hals ein dicker Strom rauchenden Blutes in einen Zuber ergoss, ging das Geschrei in ein schwächer werdendes Röcheln über, das langsam erstarb. Aus dem Blut wurden sogleich Blutwürste und Metzelsuppe bereitet, eine auf der Grundlage von Reis würzig angemachtes Gericht.
Wir Kinder durften die Blase des Schweines auspressen, die sich in der Todesnot des Tieres prall gefüllt hatte. Das Schwein wurde dann im Wohnzimmer auseinandergenommen. Das war für mich der anschaulichste Anatomieunterricht, den ich im Leben genossen habe. Teile des Schweines bekamen befreundete Nachbarn, Verwandte im Nachbarort, der Lehrer sowie der Pfarrer.
Wir Kinder hatten zur Feier des Tages schulfrei. Und dies mit Recht, lebte man doch von früh bis spät nur für die Schlachttiere: Morgens früh aufstehen, melken, den Stall ausmisten, das Vieh zur Weide führen, es dann zur Tränke treiben, mittags wieder melken, füttern, ausmisten, melken, striegeln, Nächte im Stall verbringen, wenn die Rinder kalbten, das Futter für die Schweine kochen. All diese Tätigkeiten beanspruchten die einzelnen Familienmitglieder sehr.

Die Schweine fraßen zwar rohes Futter lieber als gekochtes, doch letzteres ließ sie schneller fett werden. Natürlich wurden sie dadurch auch oft krank und manches Schwein verendete an der Krankheit. So sorgte man sich ständig um die Tiere und merkte dennoch nicht, wie man zu ihren Sklaven wurde. Noch heute können sich die Bauern jener Gegend kein anderes Leben vorstellen - die Macht der Gewohnheit ist zu starr.

Ich bin für alle diese Erfahrungen dankbar, weiß ich doch dadurch aus allernächster Quelle, woher die Hauptnahrung der "Zivilisierten" stammt, nämlich aus dem Stall und vom Schlachthof.

Nicht missen möchte ich aber auch die Erlebnisse und Erfahrungen in und mit der Natur: Den Duft der noch unverdorbenen Erde in ihren vielen Schattierungen je nach der Jahreszeit, den Anblick des Waldes, der sich gleich hinter dem kleinen Dorf den Berg hinauf erstreckte, die Melodie der Glocken, die bei feierlichen Anlässen im Takt von den Männern angeschlagen wurden in jenem Turm der kleinen romantischen Kirche auf dem Berg; die heißen Sommer und die klirrend kalten Winter in dieser paradiesischen Landschaft, die bunte Welt der vielen Vogel- und Tierarten. Verkehr gab es damals noch nicht und so war es sehr, sehr still, besonders nachts.

Nicht umsonst haben gerade slowenische Dichter große Dichtkunst entwickelt. Nur 2 Millionen Menschen sprechen heute slowenisch. Ihre Sprache und ihre Kultur haben sich erhalten und unter dem Druck tausendjähriger Germanisierungsversuche von Österreich her gut entwickelt.

Wie es mir in der Volksschule erging, daran habe ich keine Erinnerungen mehr. Zwar entdeckte ich neulich ein Zeugnis und das ist gut, aber ich kann nicht sagen, wie die Zeugnisse der anderen aussahen.
In meinem Gedächtnis ist lediglich der schöne Blumengarten des Lehrers sowie das Tannenpflanzen mit der ganzen Schule geblieben. Und an die Zeichnung der Mondrakete nach Jules Verne auf der Doppeltafel des Klassenzimmers kann ich mich noch erinnern.

Als mir die Mutter eröffnete, ich käme ins Gymnasium, war ich zuerst überrascht, dann beglückt und zugleich beschämt, weil eine solche "Karriere" in jener Gegend eine Seltenheit darstellte.

Der Wechsel vom Leben auf dem Land in das Internat, St. Vid bei Laibach, wirkte sich für mich katastrophal aus. Alles kam mir fremd und feindlich vor.
Anfangs weinte ich heimlich und fand keinen Trost. Die Ernährung wurde noch schlechter: Jeden Morgen gab es Einbrennsuppe mit Eiern, mittags immer Fleisch, häufig Kohlspeisen und Süßes. In wenigen Monaten brauchte ich eine Brille. Als mir die Mutter einen vollen Koffer mit Herbstfrüchten und Salamiwürsten schickte, verteilte ich den Inhalt unter meinen Mitschülern, denn ich hatte inzwischen die erste große Lebensweisheit bewusst erkannt: Plenus venter non studet libenter, ein voller Bauch studiert nicht gern. Dennoch sollte mir der "volle Bauch" noch jahrzehntelang zu schaffen machen. Konzentration ist da mein großes Problem.
Immer wieder ertappe ich mich, wie meine Gedanken auf die Wanderschaft gehen.
Beim Lernen der Bodenreform durch die Gracchen fällt mir auf, dass ich das Gelesene nicht behalten kann, so lese ich das Gleiche immer wieder, doch beim zehnten Versuch gebe ich auf.

Der kleine Lateinprofessor schrie uns oft an: "Du dummes Kalb, du!" Und bei der ersten "positiven" Note in der immer gefürchteten Lateinarbeit meinte er nur: "Es ist zwar gut, aber eine Schwalbe macht noch keinen Sommer."' So war die Erziehung.
Wir Schüler waren schläfrig, müde, gelangweilt und faul, so sagte man uns.

Aber niemand wusste, woran es lag. Zwar gab es täglich Spiele im Freien und am Wochenende einen Spaziergang - aber die Ernährung war nur dazu geeignet, uns müde, niedergeschlagen und missmutig zu machen. Dies wird mir zwar erst später einleuchten, aber die Wirkungen spürte ich damals schon.

Verliebt habe ich mich zum ersten Mal in den "kleinen Lord", der damals im Theater aufgeführt wurde. Die Rolle des "kleinen Lord" wurde von einem Mädchen gespielt, wie ich später erfuhr.

Palmsonntag 1941

Am Palmsonntag 1941 wurde Jugoslawien teils von den Deutschen, teils von den Italienern besetzt. Die Deutschen internierten fast alle Intellektuellen gleich, die Italiener taten das nicht. So organisierte sich unser Gymnasium unter der italienischen Oberhoheit neu.
Unter dem Vorwand des Widerstandes begann die lange vorbereitete blutige stalinistische Revolution hauptsächlich von England unterstützt.
Im Sommer 1942 konnten wir wegen der Partisanenüberfälle auf die Dörfer nicht alle nach Hause fahren, sondern mussten die Ferien im Internat verbringen.

In dieser Zeit ermunterte uns ein Mitschüler aus einer höheren Klasse zur freiwilligen Morgengymnastik. Ich weiß nicht mehr, welche Übungen er mit uns machte, es sind mir nur seine festen Oberschenkelmuskeln in Erinnerung geblieben, wenn er aus der Hocke hochschnellte. Entscheidend für mich aber war, das Gefühl für den eigenen Körper zu bekommen und ich habe seitdem das ganze Leben hindurch, mit einigen bedauerlichen Unterbrechungen, Morgengymnastik betrieben.

In den ersten Jahren auf dem Gymnasium hielt ich mir eine Tageszeitung im Abonnement und als Hobby pflegte ich, Bücherkataloge zu studieren. Die Zeitung habe ich dann bald wieder abbestellt. Das Lesen von Bücherkatalogen aber ist mir noch jahrzehntelang geblieben.

Die kommunistischen Partisanen Titos, die von England unterstützt wurden, aber kaum von Russland, mordeten täglich potentielle Gegner und hielten das Volk in Angst und Schrecken. Die Kirche und die Liberalen riefen deshalb zum Widerstand auf.
Es kam zum Bürgerkrieg. Als ich Anfang 1945 die stalinistische Gefahr erkannte, die uns drohte, sagte ich meinem, Vater, es wäre besser, sich nach Österreich zurückzuziehen.
Aber er meinte nur, ich sei zu jung, um die Lage zu überschauen. Er glaubte, dass nach dem Zusammenbruch von Deutschland wieder freie Wahlen stattfinden würden. So verabschiedete ich mich vom Vater. Er ließ mich gehen, er war ja tolerant. Mit einigen anderen Zivilisten ging ich nach Österreich. An manchen Stellen übernahm ich sogar die Führung, weil sich andere nicht so recht trauten. Später erfuhr ich dann, dass mein Vater und mein Onkel von den "Roten" erschossen worden waren, wie auch alle Angehörigen der sogenannten "Weißen Armee".

Zwar hatte diese sich vor den anrückenden internationalen Brigaden nach Österreich zurückgezogen, wurde aber im Mai vom englischen General Alexander auf Anordnung vom Außenminister Harold McMillan unter dem Vorwand des Transports in das wärmere Italien geradewegs in die Arme von Titos Partisanen geschickt und ermordet.
Viele, insbesondere Intellektuelle, emigrierten zuvor. Wenn diese dann im Westen über die Vorgänge in Jugoslawien berichteten, mussten sie um ihre Posten fürchten, besonders in England. Man bedenke bloß, dass sich der Sohn von Winston Churchill, Randolph, fast die ganze Zeit des Krieges im Generalstab von Tito befand. Ich kann das hier nur vereinfacht andeuten, berichte aber darüber, damit man versteht, warum ich der ganzen Geschichtsschreibuung nicht mehr glauben konnte.

In Jugoslawien kennt die jüngere Generation ausschließlich die offizielle Version der "Sieger", was die Entwicklung des Krieges anbetrifft.

Wir könnten aus der Geschichte lernen, wenn wir sie wirklich kennen würden.
Um die negativen Folgen zu vermeiden, muss man die Ursachen kennen.
Wie aber kann man für die Zukunft realitätsgerecht planen, wenn man die Vergangenheit ständig verzerrt betrachtet? Nur der unvoreingenommene und unbeeinflusst forschende Historiker kann die wirklichen Gründe für geschichtliche Abläufe liefern.

Aber auch dem Historiker ist es kaum möglich, an echte Dokumente oder Tatsachenberichte heranzukommen, oder es wird ihm von einflussreicher Seite untersagt, die Wahrheit aufzudecken.

Nach dem Krieg

Nach dem Krieg habe ich in Italien weiter studiert und wollte dann Missionar in China werden. Es wurde ja gesagt, die Kirche besitzt das Licht und dieses Licht sollte allen Völkern, die in Dunkelheit leben, gebracht werden. So wollte ich das Licht kennen lernen und es dann weitertragen. Dass auf diesem Wege die ganze Menschheit bald erlöst werden würde, das war die Meinung aller meiner damaligen Professoren, Präfekten und Erzieher, und sie glauben auch heute noch daran.

Ich begann also zu studieren: Zuerst Philosophie, dann die Theologie und die Kirchengeschichte. In erster Linie lernte ich natürlich für die Prüfungen, aber es blieb mir auch genügend Zeit, um die Meinungen von Außenseitern, Dissidenten, Praktikern und Reformern kennen zulernen.

In einer Buchhandlung in Buenos Aires fand ich eine Serie von Büchern von Paul Jagot. Vorbereitet wurde ich durch die Lektüre Raoul Ribouillets über die Arbeitsmethoden von Linné, Bossuet und viele mehr. Das interessierte mich und ich gewann langsam das Bewusstsein, dass ich mir mein Leben selbst aufbauen müsste. Paul Jagot, ein Schüler von Dr. med. Canton, wurde der erste Autor, der mir immer wieder half. Zehn bis zwanzig Minuten Lektüre in seinen Schriften täglich genügte mir schon, den Tag gut zu nutzen.

Manchmal reichte es schon aus, wenn ich nur seine Bücher im Regal anschaute. Ich vertiefte dann gleich meine Atmung, meine Sitzhaltung oder machte einige Minuten Gymnastik. Damals befasste ich mich auch damit, wie man auf die effektivste Weise dem Gehirn große Mengen Sauerstoff zuführt.

Das Studium selbst erschien mir oft sinnlos. Ich hatte den Eindruck, dass ich auf der Suche nach dem Woher und Wohin des Menschen keinen Schritt weiterkommen würde. Das Erlernen von Sprachen tröstete mich in dieser allgemeinen Ausweglosigkeit Obwohl oder eben weil ich nie gezweifelt hatte, dass das Ganze einen Sinn haben musste, und dass dieses Leben kein Produkt des Zufalls sein konnte, fiel die Bedeutung der Dogmen bald in sich zusammen. Es blieb mir nur die Überzeugung, dass ich in voller Arbeit, besonders wenn ich selber unterrichtete, irgendwie weiterkommen würde. Doch während der Jahre des Dozierens in Asuncion, Paraguay, kam dann andererseits soviel Arbeit auf mich zu, dass ich viel weniger zum Nachforschen und -denken kam, als vor dem Abschluss des Studiums.

Daher kam es mir sehr gelegen, dass ich von Südamerika nach Paris gehen konnte und von da wieder nach Rom. Dort begann ich mein zweites Studium, das der Kirchengeschichte - Petrus und Paulus, Gründer des Kirchenstaates - in dem ich auch promovierte.

Die Dissertation - Übergang vom Altertum zum Mittelalter des Kirchestaates in Rom - gefiel dem Doktorvater, Prof. Friedrich Kempf, sehr gut und er wurde mein erster Lehrer, bei dem ich mich wohl fühlte. Für mich war nicht so sehr die Arbeit des Suchens und Schreibens wichtig, als vielmehr das Resultat der Anstrengungen, der Titel. Heute weiß ich, dass jede Phase des Lebens und Forschens ihre Bedeutung hat.

Als ich im Vatikanischen Rundfunk mehrmals in der Woche religiöse Nachrichten auf Latein bringen sollte, begann ich mich sehr ernst zu fragen: "Was ist eine religiöse Nachricht"? Ich wusste es nicht. Durch den Kontakt zu der katholischen Laienbewegung der Fokolarini kam der erste Funke einer Hoffnung, dass es doch noch etwas mehr zu erfahren, zu erleben und zu geben sei. Besonders die Gründerin, Chiara Lubich aus Trient, hat mich auf Jahre hin fasziniert. Sie hatte damals eine große Ausstrahlung, war zu jedermann liebenswürdig und zuvorkommend und versuchte das "Gebot der Liebe" in die Tat umzusetzen.

Dr. Rudolf Steiner sagt, dass die Liebe etwas Physisches sei, wie Elektrizität oder Magnetismus. Bei Chiara habe ich gespürt, dass diese Art der Liebe vorhanden ist - ganz unabhängig von dem, was sie sagte oder tat. Ich versuchte, darüber im Vatikanischen Rundfunk zu sprechen, aber es war sehr schwer zu ermessen, was die Gedanken von Chiara bewirkten. Das Ganze ließ mich ziemlich unbefriedigt und ich habe dadurch die Idee des Missionierens endgültig verlassen.

Im Jahre 1963 kam ich wieder nach Laibach

und begann, selber mit jungen Menschen ein tieferes Verständnis des Lebens zu entwickeln.

nach den Schüssen von Sarajevo

nach den Schüssen von Sarajewo, am 28. Juni 1964, genau 50 Jahre, erlebte ich unvergessliche Zustände, in denen ich verstand was Jahrzehnte zuvor mein Großvater behauptet hatte: "Es werden Veränderungen kommen.
Diese Veränderungen sind viel einfacher, als wir sie uns vorstellen. Es geht um einen Sprung in der Evolution, von dem die Großen in der Geschichte schon immer sprachen. In dem Zusammenhang fand ich in Laibach in einer Buchhandlung das Buch:
"The varieties of the religious experience" von William James
und ich spürte gleich, dass ich langsam auf einen Weg komme, der zu irgendeinem Resultat führen musste. Der brennende Wunsch, mich in die Grenzgebiete des Wissens zu vertiefen, die Entdeckung, dass meine bisherigen Lehrer weder praktische noch theoretische Kenntnisse von solchen Gebieten hatten, bestätigten mich in meiner Annahme, in einem Ghetto gelebt zu haben.
Ich fand in keiner "normalen" Literatur die Zustände beschrieben, die ich erlebt hatte. In der Literatur der Grenzgebiete sprach man von "Kosmischem Bewusstsein". Und die Definitionen deckten sich mit meinen Erlebnissen.

Ich fand dann auch, dass man das "Kosmische Bewusstsein" nur in einem ganz gesunden Körper durch positives Denken und in einer Gesellschaft von wenigen oder vielen Menschen, die sich gegenseitig annehmen, lieben und unterstützen, erreichen kann.

Das "kosmische Bewusstsein" wird durch gewisse Schwingungen erreicht, die ich damals natürlich nicht verstehen konnte. Es fällt mir aber auch schwer, sie zu beschreiben, weil auch die Beschreibung eines Phänomens immer an Bekanntes anknüpfen muss, um sich dem andern verständlich zu machen. Die Erfahrung, die ich machte, war aber so neuartig und so unbeschreiblich, dass mich nur die verstehen können, die schon Ähnliches erlebt haben.

Fortan wollte ich diesen Erlebnissen auf den Grund gehen. Das Studium der Parapsychologie an der Universität Graz zeigte mir zum ersten Mal, dass ich einen Faden, einen grünen Faden, finden würde. Meine Frage war: Was sind diese, die Umwelt verändernden Zustände bzw. Schwingungen, die noch keinen Namen haben und doch die einzige Kraft sind, die ich verstehen möchte.

Damals (1965) habe ich begonnen aus Büchern, die mir völlig neu waren, die kopernikanische Wende zu verstehen.

Ich habe erstmals erfasst:

    1. dass der Mensch nicht stirbt und der Tod nur eine Übergangsstufe in ein anderes Bewusstsein ist,
    2. dass wir weder das Zentrum des Universums sind, noch die höchst entwickelte Stufe des Lebens in unserem Planetensystem,
    3. dass wir wiedergeboren werden, bis wir das menschliche Bewusstsein in der Materie genügend entwickelt haben.

Es wurde mir klar, dass all das schon bewiesen ist. Wer sucht und sich davon ein Bild machen möchte, der muss sich eben damit beschäftigen. Es gibt ganze Bibliotheken von guten und sehr guten Büchern, geschrieben von seriösen Autoren und Forschern. Wenn die Lehrer an unseren Hochschulen davon nichts wissen, dann wohl deshalb, weil sie sich mit diesen Fragen noch nicht beschäftigt haben oder mit Vorurteilen an sie herangegangen sind.

Obwohl ich nun die wichtigsten Antworten über das menschliche Leben gefunden hatte, so blieben immer noch die Fragen über die Ursachen von Krankheit, Leid, Hunger, Elend, Ausbeutung, Depression, Selbstmord und Mord.

In der umfangreichen parapsychologischen, grenzwissenschaftlichen, mystischen, theosophischen, anthroposophischen, orientalistischen Literatur stieß ich immer häufiger auf die lebensreformerischen, physiokratischen und naturgemäßen Bestrebungen. Letztendlich ging es doch immer in erster Linie um das Funktionieren des menschlichen Körpers, besonders des Gehirns.

Im Sommer 1966 erhielt ich eine reformerische Broschüre über Makrobiotik von einem Freund. Es war ein kurzer Abriss der Medizin des Fernen Ostens von George Oshawa. Ich hatte zwar schon bessere Schriften über Ernährung gelesen, aber diese traf mich gerade, als ich mich infolge persönlicher Probleme über längere Zeit üppig ernährt habe und deshalb etwas an Übergewicht litt, verbunden mit Bandscheibenschmerzen und leichter Schlaflosigkeit. Und weil sie mir von einem lebendigen, drahtigen und lieben Freund empfohlen wurde, habe ich sie mit Interesse studiert.

Mit einem Mal ging mir auf, dass es wahrhaftig nicht gleichgültig sein kann, was ich als Nahrung in meinen Körper hineingebe.
Zwar leuchtete mir die makrobiotische Schule nicht in allen Punkten ein, aber ich gewann erste Klarheit über gewisse Prinzipien, die mir später den Weg weiter wiesen:
a) Man braucht doch keine Tiere zu essen, um gesund zu bleiben.
b) Menschlich kultiviertes Essen verlangt nach gutem Kauen.
c) Fasten ist eine generelle Reinigung des ganzen Körpers und des Geistes und gleichzeitig ist es ein einzigartiges Erlebnis mit sich selbst.
d) Eine Umstellung in den Ernährungsgewohnheiten geschieht viel leichter nach einem Fasten.

Gruppe und Kommunikation

Nach meinen ersten Erfahrungen mit Gruppen in den Jahren 1963/64 entstand der Wunsch, Gesundheits- und Kommunikationsseminare zu entwickeln. Ich studierte die Humanistische Psychologie von Abraham Maslow und beschäftigte mich mit den Erfahrungen der Workshops der Schulen, wie Esalen-Institut und andere in Kalifornien. Nachdem ich die theoretischen Grundlagen durchgearbeitet hatte, begann der schwere Weg der Praxis. Aber dieser Weg befriedigte mich immer stärker, je mehr Erfahrungen ich machte und je klarer mir in dieser Arbeit der Sinn des Lebens wurde.
Erst, wenn der Mensch begreift, dass das Leben eine Schule und eine Schulung ist, kann er motiviert werden, aus seinem Leben etwas Neues zu machen.

Wir können mit unserem Körper arbeiten, ihn ertüchtigen, elastischer, geschmeidiger, lebendiger machen. Wir können das Denken schulen, Konzentration lernen, nach neuen Erkenntnissen streben.

Wir können unsere Fähigkeiten für andere einsetzen, für die Veränderung und Verbesserung unserer Lebensbedingungen auf dieser Erde.

Anfang der 70ger Jahre dozierte ich in Regensburg (Fachhochschule) Tiefenpsychologie. Ich legte besonderes Gewicht auf die sogenannte dritte Psychologie, die Humanistische Psychologie von Abraham Maslow. Bei ihm ist dieses gewagte Interesse zu sprüren, auch das gesunde Wissen über den Menschen einzubeziehen.

In dieser Zeit erzählte mir eine Kollegin, Psychologiedozentin, dass sie mit den Studenten über das Buch von Arthur Ford: "Bericht vom Leben nach dem Tode" spräche. Das berührte mich. Es ließ mich hoffen, dass die Jugend irgendwann auch wesentliche Fragen menschlicher Existenz frei diskutieren werde.
Aus den Vorlesungen entstanden Wochenendseminare. Hier beobachtete ich, wie die herkömmliche Lebensweise die jungen Menschen verkrampft macht.

Ich wünschte mir, sie einfach ins heiße Wasser oder in eine Sauna zu stecken und sie dann, weich und warm gemacht, zu kneten, zu massieren und zu strecken, sie dann laufen, kämpfen und rangeln zu lassen, bis sie wieder geschmeidiggeworden sind.

Durch die moderne Lebensweise wird der Brustkorb hart, die Atmung flach. Bei flacher Atmung aber entwickeln sich Angstzustände. Das Gehirn wird ungenügend mit Sauerstoff versorgt und so kann man nicht folgerichtig denken, und deshalb den eigenen Zustand nicht mehr erkennen. Ein Teufelskreis!
Wie viele Menschen wissen noch, wie sich das Gesamtbefinden verändert, wenn man tiefer atmet? Auf jeden Fall atmet derjenige tiefer, der sich bewegt, läuft oder körperlich arbeitet.

Die Möglichkeiten, meine gewonnenen Einsichten in die Tat umzusetzen, waren an der Hochschule sehr gering, deshalb schwebte es mir vor, mich selbständig zu machen. Im Bayerischen Wald baute ich deshalb ein Zentrum auf: ZAGT, Zentrum für Angewandte Ganzheitstheraphie. Im Zentrum war es möglich, längere Seminare (1 - 2 Wochen) abzuhalten. Es gab eine Sauna im Hause und die Möglichkeit, in der freien Natur zu atmen, zu leben, zu sein.

Hier konnte ich auch die Auswirkungen der modernen Lebensweise und der Ernährung auf das Befinden der Menschen beobachten.
In den ersten Tagen des Seminars stellte sich jeder Teilnehmer vor. Er erzählte, wie und wer die Eltern waren, wie er seine Kindheit empfunden hatte, welche Gewohnheiten, Schwierigkeiten und Verhältnisse im Elternhaus herrschten. Jeder erfuhr von den Erwartungen und Wünschen jedes Einzelnen, von seiner Religion und seinem Wissen vom Tod. Nach solchen Selbstbeschreibungen war die Atmosphäre viel besser. Die anfänglichen Vorbehalte gegenüber anderen mussten fallen, weil jeder vom anderen verstand, wie er zu dem geworden ist, was er jetzt war.

Und in diesem Kreis fiel es auch nicht schwer, Veränderungen der Gewohnheiten auszuprobieren.
Es kamen beispielsweise Menschen mit dem Wunsch, zu fasten. Das war auch eine Herausforderung an mich. Ich machte einige Male mit. Vom Tisch der Fastenden im Speiseraum breitete sich gewöhnlich Freude aus. Es bestätigte sich, dass das Fasten heiter macht.
Ein Universitätsprofessor erzählte, dass er jedes Jahr bei seinem 21tägigen Fasten Erfindungen machte, so, als ob das Gehirn - vom Ballast befreit - erst richtig zu funktionieren begänne.

Diese Erfahrungen und Erlebnisse haben mich angetrieben, nach der naturgemäßen Nahrung des Menschen zu suchen. Aus den alten Schriften wusste ich die Stellen auswendig, wo die Rede von der "reinen Speise" ist, von der Nahrung, die wirklich sättigt und ewiges Leben gibt, im Gegensatz zu der Nahrung, die in die Krankheiten und den Tod führt. Natürlich haben unsere Schriftgelehrten solche Stellen mystifiziert und falsch interpretiert; sie mussten es vielleicht, wenn sie nicht bereit waren, an sich selbst die Wirkungen ihres Tuns und Lassens zu beobachten.

1976 keine feste Nahrung mehr

Mitte November 1976 hörte ich auf, feste Nahrung zu mir zu nehmen, mit der Absicht, einmal längere Zeit zu fasten. Bis Weihnachten wurden es gute 40 Tage.
Jene Zeit zählt für mich zu der wirklichen Wende in meinem Leben. Was ich in den vergangenen l0 Jahren an Erfahrungen und Wissen gesammelt hatte, begann sich nun schnell zu einem klaren Bild zu ordnen. In diese Zeit fiel auch die Begegnung mit Dr. Carlos Heede, Arzt und Heilpraktiker, der zu einem Seminar kam.

Er stieß mich wieder auf das Buch "Das Friedensevangelium der Essener". Ich hatte das Büchlein schon früher gelesen, aber seine enorme Tragweite noch nicht erfasst. Es schien mir zu schön, um wahr zu sein. Jetzt war ich soweit.
Es gingen mir nun immer neue Zusammenhänge auf. Ich schrieb dem Schweizer Philosophen, Werner Zimmermann, dem Übersetzer des Friedensevangeliums und postwendend beantwortete mir dieser große, betagte Schweizer alle meine Fragen und sagte mir auch, wie ich an Dr. Szekely herankäme, der dieses Evangelium der Essener entdeckt hatte. Dr. Edmond Bordeaux Szekely beschäftigte mich dann lange Zeit. Er eröffnete mir durch seine Bücher das Tor zu der Kultur der Essener, einer Therapeutischen Bruderschaft, die vor 2000 Jahren in voller Blüte stand.

Das Jahr 1977 verbrachte ich wie im Traum mit Entdeckungen von neuen geschichtlichen Zusammenhängen. Die Bücher von Dr. Carl Anders Skriver gewannen so stark an Bedeutung für mich, dass, hätte mich zu der Zeit jemand gefragt, was ich als Wichtigtes mitnehmen würde, wenn ich auswandern würde, ich ihm nur die Bücher von Skriver genannt hätte. Und auch heute noch sind sie mir sehr wertvoll, weil sie mir so viele neue Einsichten vermittelten.

Beim Studium der Quellen über die Essener wurde mir klar, welche katastrophale Geschichtsfälschung stattgefunden hat. Ihre Existenz wurde ja von der gängigen Geschichtsschreibung ignoriert oder besser gesagt: Absichtlich totgeschwiegen.
Die verhängnisvollen Auswirkungen dieser Tatsache sind: Endlose Krankheiten und Depressionen im persönlichen, aber auch Ausbeutung, Kriege und Wüsten im nationalen und internationalen Bereich.

Das Buch von Skriver "Verrat der Kirchen an den Tieren" führte mir das endlose Leid der Tiere vor Augen, Meere von Blut unschuldiger Wesen, stumme Bitten vivisezierter, gejagter, ausgebeuteter, eingesperrter Kreaturen, deren Erzieher, Verwalter und Beschützer der Mensch sein sollte.

Ich glaube, dass ich in den letzten 30 Jahren dieses einzige Mal geweint habe, beim Lesen dieses Buches, das mir anschaulich zeigte, wie erbarmungslos das Leid ist, das der Mensch dem Tier zufügt.

Und es wurde mir klar, dass dieses Leid die Quelle der Misere des Menschen ist. Leo Tolstoi und viele andere Philosophen wussten es ja auch, dass unsere Schlachthaus-Zivilisation auf dem Schlachtfeld enden wird. Denn die Grausamkeit, die im Krieg angewandt wird, kann nur an der ungeschützten Kreatur gelernt werden. Alle Propagandareden der pazifistischen Bewegungen würden sich erübrigen, wenn wir die Ursachen der Kriege, der Armut und Not durchschauen würden.

Durch Dr. Szekely lernte ich den großen Philosophen Luigi Cornaro kennen. Er rettete einen Teil der essenischen Medizin in unsere Kultur herüber, und er wandte an sich selbst die erste platonische Tugend, die Mäßigkeit oder anders gesagt, die Enthaltsamkeit, an. Schließlich wurde er 100 Jahre alt und all seine Jahre waren produktiv.
Luigi Cornaro hatte den Adelstitel durch die schlechte Führung eines Verwandten verloren und war von Venedig nach Padua übergesiedelt. Er heiratete eine Deutsche, Veronika von Spillenberg, die ihm eine Tochter, namens Clara, schenkte. Sie blieb das einzige Kind dieser glücklichen Ehe. Clara gebar in ihrer Ehe 11 Kinder, an denen sich Luigi sehr erfreute.
In seiner Jugend lebte Luigi Cornaro äußerst verschwenderisch und die Folgen waren verheerend für seine schwächliche Konstitution. In seinem 40sten Lebensjahr geriet er nahe an den Rand des Todes und nur der ausgezeichnete Rat seiner Ärzte, die aus der salernitanischen medizinischen Schule kamen, er solle sein Nahrungsminimum herausfinden, ließ ihn wieder gesunden.

Diese Schule hatte die Erkenntnisse von Hyppokrates, Galenos und den Essenern weitergetragen. Von Galenos ist das Wort überliefert: Die größte Wahrheit ist, dass ein dicker Bauch keinen feinen Geist hervorbringt.

Luigi Cornaro fand, dass 375 Gramm feste und 420 Gramm flüssige Nahrung pro Tag für ihn ausreichten. Im Alter von 86 Jahren war er körperlich und geistig noch in ausgezeichneter Verfassung. Als er etwa 80 Jahre alt wurde, rieten ihm seine Freunde, doch ein wenig mehr zu essen. Er folgte ihrem Rat und wurde sofort sterbenskrank. Daraufhin reduzierte er seine Nahrungsmenge noch einmal und nahm fortan nur noch 275 Gramm feste Nahrung zu sich. Sogleich erholte er sich wieder und lebte gesund und froh, bis er im Jahre 1566 hundertjährig starb. Dreihundert Jahre nach seinem Tod befruchtete er das Denken des deutschen Philosophen Friedrich Nietzsche.

Zu Beginn dieses Jahrhunderts hat der deutsche Philosoph Arnold Ehret das Urgesetz der natürlichen Ernährung entdeckt. Zwar ist er in Deutschland unbekannt, obwohl Walter Sommer (23.01.1887 bis 1985) sein ganzes Leben darauf verwandt hat, die Erkenntnisse von Arnold Ehret zu verbreiten und darin Großes geleistet hat. Doch in den USA findet man die Bücher von Ehret fast in jedem Health-Store.

Es war interessant für mich, zu beobachten, dass einige Freunde unabhängig von mir, dieselben Entdeckungen machten. So erzählte ich der Künstlerin, Mary Bauermeister, dass ich mich mit dem Thema "Rohkost" beschäftigte. "Du auch?" wunderte sie sich und schickte mir prompt das in Amerika neu erschienene Buch "Survival into 21st Century" von Viktoras Kulvinskas. Dieses Buch wurde für mich zum Meilenstein. Besonders auch deshalb, weil es ein ungewöhnlich breites Panorama von interessanter Literatur enthielt. Vieles ließ ich mir dann kommen: Literatur über Babynahrung, Menstruation, Langlebigkeit. Da waren Ansätze, die ich in europäischer Literatur nicht gefunden hatte. Ich stellte zu meiner großen Freude fest, dass die amerikanische New Age-Jugend und die Friedensbewegung offener war als die übrige amerikanische Bevölkerung. Die Erkenntnisse Ehrets über die schleimfreie Nahrung wurden dort immer mehr befolgt. Und es gab erstaunliche Resultate.

So sorgte ich dafür, dass das Buch von Kulvinskas "Survival into the 21th century" auch in deutscher Übersetzung erschien.
Viele Menschen, die diese Fassung in deutsch lasen, wundern sich, dass diese Erkenntnisse nicht öffentlich weiter verbreitet wurden und dass die Erfolge, die sie mit Experimenten auf diesen Gebieten machen, nicht mehr anerkannt werden. Mancher fragt sogar direkt: "Warum werden diese Antworten nicht in den öffentlichen Medien diskutiert"?. Ich meine, weil es publikumswirksamer ist, kostspielige und aufwendige Heilmethoden und Apparate vorzuführen, als einfache und naturgemäße Methoden; weil finanzkräftige Mächte meinen, an der Gesundheit aller nicht genügend verdienen zu können; aber auch deshalb, weil diese Erkenntnisse sich erst jetzt langsam verbreiten und nicht genügend Menschen mithelfen, die Verbreitung weiterzutreiben.

Dr. Abramowski

Durch Kulvinskas stieß ich auch auf Dr. Abramowski, dem ehemaligen Chefarzt des Bezirks-krankenhauses von Mildura in Australien. Er wurde 1852 in Berlin geboren und wanderte 1884 nach Australien aus. Ich möchte an dieser Stelle Auszüge aus seinen Schriften wiedergeben, da sie für sich selbst sprechen.

"Nach vielen Jahrhunderten gemischter und gekochter Nahrung befürworte ich dieeinfache, natürliche Nahrung. Ich bin mir meiner Sache ganz sicher. Warum? Erstens hat die natürliche, ungekochte Nahrung mein Leben gerettet und meinen Körper verjüngt, denn sie machte aus einem überfütterten, alten Mann, der vom Schlag bedroht war und blindlings auf sein frühes Grab zuging, einen recht jugendlichen, kräftigen und gesunden Menschen, fähig, ein weiteres halbes Jahrhundert zu leben. Und zweitens hat diese Kost viele wertvolle Menschenleben gerettet. Diese Menschen wären unter Beibehaltung der üblichen modernen Ernährungsweise und der gängigen medizinischen Behandlung gestorben".

Bis zu seinem 50sten Lebensjahr lebte er selbst von Mischkost, Fleisch, Brot, Gemüse, etwas Obst, alles gekocht. Er trank Tee, Kaffee, Bier und Whisky und rauchte Zigarren. So wurde er dick und schwer und obwohl er als Arzt und Chirurg erfolgreich war, spürte er doch, dass er den Anstrengungen eines tätigen Lebens nicht mehr lange gewachsen war. Die Widerstandskräfte ließen nach und Beschwerden mehrten sich.

Er schreibt:

"Herzklopfen, Schlaflosigkeit, Kopfschmerzen, rheumatische Beschwerden, Verdauungsstörungen, machten sich immer stärker bemerkbar. Noch brachte ich es fertig, alle Alarmsignale zu missachten, bis mein ungewöhnlich hoher Blutdruck zu Nasenbluten führte. Die Nase blutete einmal acht Stunden lang. Bei einer Untersuchung erwiesen sich meine Arterien als hart und brüchig. Arteriosklerose nennt man das! Wir sind so alt, wie unsere Arterien. Als ich von dem gefährlichen Zustand meines Gefäßsystems erfuhr, wusste ich, dass meine Tage gezählt waren und Mutter Erde bald diesen ruinierten Körper bedecken würde, wenn nicht ein Wunder geschah!"

Und das Wunder geschah! Durch die Umstellung in der Ernährungsweise erreichte Abramowski eine völlige Gesundung seines kranken Körpers. Alle aufgezählten Symptome verschwanden, ja mehr noch, er fühlte sich stärker, aktiver, lebensfähiger und ausdauernder, als in seiner Jugend. Er hatte nun seine Gesundheit in der Hand.
Bevor er mit der natürlichen Ernährung begann, litt er jedes Jahr unter zahlreichen Erkältungen, Grippeanfällen und häufigen Gliederschmerzen. Auch in seiner Familie traten Halsschmerzen, Diphterie, Masern und Keuchhusten auf, die, so sagt man, üblichen Kinderkrankheiten. Aber, so schreibt er: "Seit Früchte unser Hauptnahrungsmittel sind und Fleisch vom Tier verschwunden ist, seit Wasser und Fruchtsäfte unsere Getränke sind, ist bei uns keinerlei Krankheit mehr aufgetreten. Automatisch habe ich auch jeden Geschmack an Bier, Whisky und Tabak verloren".
Abramowski wurde nach der Umstellung noch einmal Vater von einem Mädchen und einem Jungen. Diese beiden Kinder bekamen keine Kinderkrankheiten und entwickelten sich viel besser, als ihre älteren Geschwister."

Auch bei seinen Patienten erzielte er erstaunliche Ergebnisse: Von 166 Typhusfällen in seinem Krankenhaus in Midura, die mit Obst und Obstsäften behandelt wurden und weder Medikamente noch unnatürliche Nahrungsmittel erhielten, starben nur zwei, aber nur, weil einer zu spät mit der Diät begann (erst in der dritten Woche) und der andere einer Hitzewelle erlag, der damals viele Menschen zum Opfer fielen. Sogar Fälle von Blinddarmentzündungen heilten, ohne dass operiert werden musste und Fieberanfälle, rheumatische Beschwerden, Nerven- und Bronchienentzündungen heilten in kürzester Zeit bei Obstsäften und Obstfasten.

Diese guten Erfolge der Behandlung beeindruckten das Pflegepersonal natürlich sehr, hatte es doch - aufgrund der früheren Ausbildung in anderen Kliniken zuerst erhebliche Vorurteile gegenüber dieser Behandlungsmethode.
Überzeugt durch die erstaunlich günstigen Ergebnisse, wurden die Schwestern bald zu den eifrigsten Verfechterinnen dieser neuen Methode. Nicht genug damit, die Schwestern wurden selbst zu Früchteessern und damit stärker und gesünder, als je zuvor. (Anmerkung Regina: vergleiche hier in der Bibel: Das Kapitel "Daniel 1"

In seinen allgemeinen Überlegungen über die natürliche Ernährung führt Abramowski aus:

"Krankheit gibt es nur bei den Menschen und seinen Haustieren. Wildlebende Tiere sind fast immer gesund, wie die Vögel unter dem Himmel und die Fische im Wasser. Der Unterschied in der Lebensweise von Mensch und Tier wird uns die Ursache der Krankheit verraten. Wildlebende Tiere essen und trinken natürlich. Der Mensch dagegen mag selten natürliche Speisen und Getränke; er bereitet sie zu".
Zubereitung bedeutet praktisch die Anwendung von Hitze.

Natürliche Nahrung braucht nicht gekocht zu werden. Sie wird bei der Kochtemperatur chemisch verändert und oft getötet. Dagegen werden viele dem Menschen nicht naturgegebene Nahrungsmittel durch Kochen essbar und verdaulich. Kochkost ist tote Kost.

Bei einer Nahrung mit toten Stoffen muss der Körper sich sehr anstrengen, um die wenigen lebensvollen Stoffe herauszuziehen und das zu beleben, was im wesentlichen noch verwertbar ist. Dabei wird der Körper geschwächt und füllt sich außerdem mit nutzlosen Stoffen, die oft zersetzt und giftig sind. Wir nennen sie Schlacken. Schlacken sind die Endprodukte gekochter Nahrung. Sie sind die Ursachen der meisten Beschwerden und Funktionsstörungen. Die Natur mag eine Zeitlang mit den Schlacken fertig werden, doch dann arbeitet sie unter Schwierigkeiten und mit erhöhter Anstrengung. Daraus erwachsen die Symptome der sogenannten chronischen Krankheiten. Wenn die Körperfunktionen unter der wachsenden Last der Schlacken nicht mehr arbeiten können, kommt das Leben zum Stillstand und der Tod würde folgen, wenn die Natur nicht mit der Entschlackung beginnen würde. Diese Abfallverbrennung, die dem Körper ein Weiterleben möglich macht, nennt man Krankheit.

Eine Behandlung auf dieser Grundlage muss natürlich ganz anders sein, als das, was derzeit an den Universitäten gelehrt wird. Dort sieht man die Krankheit als einen Feind des Menschenlebens an, der durch Zufälle erscheint, wie z.B. durch Temperaturwechsel oder Ansteckung.

Die Schulmedizin versucht, die verschiedenen Krankheiten durch Unterdrückung der Symptome zu heilen. Deshalb sucht sie nach spezifischen Heilmitteln, die bei jeder Krankheit anders sind. Die Auswirkungen dieser Behandlung sind nicht nur ungewiss, sondern oft direkt schädlich, denn die Natur muss anschließend neben den Körperschlacken auch noch die als Medizin geltenden Giftstoffe beseitigen.

Die natürliche Behandlung dagegen bekämpft nicht die verschiedenen Symptome, die nur der Rauch des inneren Feuers sind. Sie versucht, die Natur zu unterstützen, indem sie fernhält, was den großen inneren Reinigungsprozess stören könnte. Bei dieser Methode wird alles entfernt, was die Arbeit der Ausscheidungsorgane behindert. Das erste Ziel erreicht man, indem man eine Zeitlang keine neue Nahrung zuführt, das zweite erreicht man durch unbegrenzte Mengen frischen Wassers und durch Schwitzen oder andere hydrotherapeutische Maßnahmen.

Wie diese Ausführungen des Mediziners faszinierten mich aber auch Abramowskis philosophische Gedanken:

"Kaum etwas ist so klar erwiesen, wie die gleichbleibende Gesundheit und Lebensdauer wildlebender Tiere. Die Vögel und die Insekten in der Luft, die Fische im Wasser, die Tiere von Wald und Wiese, sie alle haben ihre bestimmte Lebensspanne, die sie auch erreichen, wenn man von Unfällen und Verletzungen absieht. Außerdem sind sie gesunde und vollkommene Exemplare ihrer Gattung".


Wo aber sind die vollkommenen Vertreter der Menschheit? Und wie viele moderne Menschen erreichen auch nur annähernd ihr natürliches Alter, das etwa einhundert bis einhundertzwanzig Jahre beträgt? Wie sieht der Gesundheitszustand bei den Menschen aus? Ist ihr Fleisch wirklich so schwach und zahllosen Krankheiten ausgesetzt, während das der wildlebenden Tiere stark und widerstandsfähig ist?

Der Unterschied liegt nicht in dem ursprünglichen Material, sondern in der Art, wie der Körper regeneriert und in Ordnung gehalten wird. Es liegt an der Nahrung, denn wir bestehen aus dem, was wir essen.

Kein freilebendes Tier verändert seine Nahrung. Eine einzige Art Futter genügt ihm Jahr für Jahr und jederzeit. Wenn es dieses Futter nicht in seinem Lebensraum bekommen kann, geht es entweder dorthin, wo das Futter ist, mit dem unbeirrbaren Instinkt eines Zugvogels - oder es stirbt, wie die Seidenraupe (die nichts anderes frisst, als Maulbeerbaumblätter), wenn diese nicht mehr vorhanden sind.

Freilebende Tiere "verbessern" ihre Nahrung nicht. Sie fressen auch keine unnatürliche oder künstliche Mischung. Sie halten sich rein und gesund und kennen nur Leben, volles, blühendes Leben oder Tod.

Der Zivilisationsmensch dagegen ist mit der Nahrung, die die Natur ihm gibt, nicht zufrieden. In vielen Fällen hat er seine natürliche Nahrung vergessen und blickt ängstlich und misstrauisch auf die süßen Früchte, die kraftspendenden Nüsse in ihrem Naturzustand. Der Mensch hat jahrhundertelang seine Speisen zubereitet, er hat sie gekocht, gebraten, gebacken und geröstet. Er hat eine solche Fülle von Mischungen hergestellt, dass seine ganze Nahrung ein undurchschaubarer und für den Körper meist schädlicher Wust von leblosen und aus ihrem Zusammenhang gerissenen Nährstoffen geworden ist. Dies nennt er dann Mischkost. Diese tote und künstliche Nahrung ist nicht nur ungeeignet, den Körper am Leben zu erhalten und wiederherzustellen, sie füllt ihn vielmehr mit Schlacken und ist die erste Ursache von Krankheit und frühem Tod."
Weiter weist Abramowski nach, dass der Mensch das am höchsten entwickelte Tier ist und zu der Gattung der Früchteesser gehört.

"Form und Anordnung seiner Kiefer und Zähne und das Fehlen jeder natürlichen Angriffs- oder Fangwaffe (z.B. Reißzahn, Klaue) beweisen, dass er nicht von Natur aus ein angreifendes Tier oder ein Töter ist. Die relative Länge und innere Ordnung seines Verdauungskanals, die Form von Schädel, Händen und Füßen und die aufrechte Haltung beweisen, dass die überlebenden Verwandten des Menschen unter den höchsten Tieren die Menschenaffen sind - der Orang Utan und der Gorilla. Diese Tiere leben von Früchten und Nüssen und entwickeln bei dieser Nahrung solche Kraft, dass z.B. ein Orang Utan allein einen jungen Baum aus den Händen von sechs britischen Soldaten riss. Ein Gorilla nimmt den Kampf mit einem Löwen auf und drückt diesen König der Tiere in einer kraftvollen Umarmung tot."

Fruchtbares Jahr 1977

Das Jahr 1977 war in mancher Hinsicht ein fruchtbares Jahr für mich. Es kristallisierte sich immer mehr die Frage heraus, wie der Mensch entsteht und wie er funktioniert. Ich hatte bis zu jenem Zeitpunkt noch nicht herausgefunden, ob schon irgendjemand eine gute "Gebrauchsanweisung" für den feinsten Mechanismus, den es auf der Erde gibt, zusammengestellt hatte. Die Philosophie und die Religion der Hochkulturen haben bestimmt die besten Beiträge geliefert.

Im Toldot Jeschu (Berlin 1902) bekennt Paulus, sein Lehrer Jesus hätte ihm befohlen, kein Fleisch zu essen und keinen Wein zu trinken, sondern sich nur von Brot, Wasser und Früchten zu ernähren, "damit ich rein befunden werde, wenn er mit mir reden will".

Erst seit meinem längeren Fasten kann ich verstehen, dass die Gedanken und die Erkenntnisse gut fließen können, wenn das Instrument "Gehirn" nicht verschlackt ist und wenn es mit menscheneigenen, sonnenhaften Schwingungen in Gang gehalten wird. Klar ausgedrückt wird diese Tatsache im Buch "Uraniden": "Denaturierte Lebensmittel sind derart schwach, dass sie die Impulse an das Nervensystem nicht mehr in genügender Schwingungszahl weiterleiten können. Aus diesem Grund ist die Struktur der Gehirnzellen oft brachliegend und verkümmert, bis schließlich ihr Absterben erfolgt. Eure Wissenschaftler sind sich dieser Tatsache zum Teil schon bewusst, dass ca. 90 % der Gehirnzellen in schwächster Tätigkeit sind. Nur die Frage, welche Ursache vorliegt, wussten sie bisher nicht zu beantworten."

Was ist also die beste "Nahrung", der beste Treibstoff für die Gehirnzellen? Gedanken sind Wellen, Gedanken sind Kräfte - sind sie dann etwas Materielles?
Die Frage der Nahrung muss ein ganz zentrales Thema sein, das wird mir immer klarer. Thomas Alva Edison, der große Erfinder, meinte, dass wir dreimal zu viel essen deswegen gäbe es heute so wenige Genies und so wenige weltbewegende Erfindungen. Er selbst aß ganz wenig und nur zu den festgesetzten Mahlzeiten.

Wir alle wissen aus eigener Erfahrung: Nach einem üppigen Essen fühlen wir uns schwer, schläfrig und unbeweglich. Und schon nach einem üblichen, warmen Mittagessen bräuchten wir einen Mittagsschlaf.

Die Werbung will uns weismachen, dass das Durchschnittliche normal und gesund sei. Ich erkenne aber, dass das Normale, das Durchschnittliche kein Maßstab für mich ist. Ich erfasse immer stärker, dass der Sinn des Lebens in der Richtung einer größeren Individualisierung liegt. Ich will kein Herdenmensch sein. Ich bin auf der Suche nach der Weisheit, die das landläufige Wissen überhöht. Aber Weisheit ist selten auf unserer Erde. Der Erdenmensch neigt zu Extremen, Unreife ist sein Los. Also mache ich mich auf die Suche, ich muss wissen, was ich tue, muss mich selber beobachten. Gleichzeitig muss ich nach einer Lösung Ausschau halten, was getan werden muss, um vielen Menschen dazu zu verhelfen, in naturgemäßem Einklang mit anderen zu leben, mit Pflanzen, Tieren und Menschen.

Dr. Edmond Szekely - und die Essener

Wie ich schon sagte, kam ich durch Werner Zimmermann mit Dr. Szekely in Kontakt, der viele Naturgesetze, die in Vergessenheit geraten waren, aus der Geschichte wieder zusammengetragen hat.

In seinen Zentren in Californien und Costa Rica konnte er an einigen hunderttausenden von Menschen beobachten, wie unbedingt notwendig, not-wendend, es ist, dass die Menschen Pioniergeist entwickeln und neue Beispiele und Modelle aufbauen, wo naturgemäßes Leben gezeigt wird. Szekely knüpfte an das Leben der Essener, das beste Beispiel für naturgemäßes Leben in der bekannten Geschichte, an.

Die Essener vervollkommneten die Idee des babylonischen Gartens und kannten auch das Mulchen. Szekely hat wichtige Vorarbeit geleistet. Seine Erfahrungen, kombiniert mit denen von Pionieren wie Ehret, Rudolf Steiner und Kneipp würden absolut genügen, um eine Wende in unserem Leben einzuleiten. Es bedarf nur einer einzigen Gemeinschaft, die das vorhandene Wissen umsetzt und in einem Dorf oder einer Siedlung dieses Leben praktiziert. Es scheint, dass wir heute erst wissen, wie ein solches Modell aussehen sollte.

Warum ist es dennoch so schwer, gute Erkenntnisse ins Leben umzusetzen? Warum tun sich für Pioniere Hindernisse auf, dass es nicht gelingt, das Leben zu verbessern?.
Wir werden beherrscht von Mächten, die nur das entwickelt sehen wollen, nur das weiterempfehlen und unterstützen, was ihnen materielle Profitmaximierung verspricht.

Wenn es ihrem Profitwunsch dient, dass unsere Erde mit Kunstdünger verseucht wird, dann sind sie selbstverständlich gegen alle Modelle, in denen naturgemäßes Leben und Arbeiten ausprobiert und gezeigt wird. Sie werden dabei nicht helfen. Modelle gesunden Lebens können wir bei den echten Philosophen finden. Es ist ihr Wissen, dass die Erde nur durch das fruchtbarer wird, was Naturschwingung beinhaltet; das heißt, aus Laub, Gräsern und Erde zusammengesetzte Kompostdüngung und keine vom Menschen durch chemische Reagenzien verdorbene Düngung ist für den Boden förderlich. Die Produktion von chemisch hergestellten Produkten wird dann erst eingestellt, wenn viele Menschen bei sich selbst mit dem Umweltschutz beginnen und die chemischen Produkte ausschalten werden. Der Umdenkungsprozess ist in den westlichen Ländern schon eingeleitet. Es gilt, ihn zu Ende zu führen.

Schauen wir noch einmal auf die Essener. Sie lebten in Gärten und ihre Nahrung waren die Früchte der Gärten. Warum können wir heute nicht mehr so leben? Es gibt Bewegungen, besonders unter den Jugendlichen, die dieser Idee offen gegenüberstehen. Würde man den Obst-, Gemüse- und Feldfruchtanbau der Masttierzucht vorziehen, dann hätten alle Menschen genug zum Leben. Wir könnten uns dann ausrechnen, wann die Wüsten in Plantagen und Gärten verwandelt sein würden. Wie viel Nutzen würde die Menschheit daraus ziehen! Das Hungerproblem wäre gelöst und alle Menschen würden gesünder und tüchtiger. Eine neue geistige Kultur würde erblühen. Auch das System der Verstädterung würde reformiert. Umfragen haben ergeben, dass etwa 80 % der deutschen Städter lieber auf dem Land leben möchten. Um diesem Wunsch wenigstens annähernd Rechnung zu tragen, müssten die Regierungen sich dafür einsetzen, dass jeder, der es wünscht, ein Gartengrundstück pachten könnte, um einen Großteil seiner Nahrung dort selber zu ziehen. Dies wäre im allgemeinen Gesundheitsinteresse.

Leider stehen die Regierungen und die einzelnen Politiker unter solchen Sachzwängen, dass von ihnen noch nicht zu erwarten ist, dass sie sich für einen vernünftigen, gut durchdachten, zum Wohle aller gereichenden Plan einsetzen werden. Es können aber Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens, Personen, die im Rampenlicht stehen, die Gelegenheit nutzen und ihren Einfluss für eine bessere Welt geltend machen.

Die Situation ist - bildlich gesprochen - die: Wir wollen einen Tunnel bauen durch den Berg der Katastrophen hindurch - hin zu einer besseren Welt. Dabei genügt guter Wille allein nicht. An der Planung des Tunnelbaus müssen Geologen, Statiker, Mathematiker und Ingenieure beteiligt sein. Genauso ist es, wenn wir eine Wende in der Geschichte planen. Diese Pläne für eine Wende müssen von Experten, in diesem Fall von Philosophen, gemacht werden, die das W e s e n des Menschen, seine Bestimmung, seinen Platz im Kosmos verstehen. Sie müssen auch um die Neigungen und die wahren Bedürfnisse des Menschen wissen. Gibt es solche Philosophen? Und wenn ja, wo sind sie? Um sie zu erkennen, muss ich selber Erfahrungen und Wissen gesammelt haben.

Johann Wolfgang von Goethe

Oft habe ich zu ergründen versucht, was Johann Wolfgang von Goethe mit den folgenden Gedanken ausdrücken wollte:

"Wer nicht von dreitausend Jahren
sich weiß Rechenschaft zu geben,
bleibt im Dunkeln unerfahren,
mag von Tag zu Tage leben."

Anmerkung von Regina: vermutlich meinte Goethe damit die Jahrtausende währende Wiederkehr von Reinkarnation zu Reinkarnation. So habe ich selbst z.B. eine Reise von bereits ca. 10.000 Jahren im Rad der Wiederkehr absolviert. Goethe meinte, dass wir nach so vielen Runden doch endlich erkannt haben müssten, worum es wirklich geht. Dass Goethe auch über Reinkarnation schrieb, zeigen diese von Goethe verfassten Schriftstücke:

In einem Brief schreibt Goethe (1749-1832) im April 1776 an seinen Freund, den Dichter C.M. Wieland, die folgenden Zeilen über seine Empfindungen zu Frau Charlotte von Stein:

"Ich kann mir die Bedeutsamkeit, die Macht, die diese Frau über mich hat, anders nicht erklären als durch die Seelenwanderung. Ja, wir waren einst Mann und Weib! Nun wissen wir von uns - verhüllt, im Geisterduft. Ich habe keine Namen für uns - die Vergangenheit - die Zukunft - das All." Fundstück von der Seite: www.literafee.de

Und drei Monate später, im Juli 1776, verfa&ssuml;t Goethe das folgende Gedicht mit dem Titel:
"Geheimnis der Reminiszenz" gewidmet Charlotte von Stein

Sag, was will das Schicksal uns bereiten?
Sag, wie band es uns so rein genau?
Ach, du warst in abgelebten Zeiten
Meine Schwester oder meine Frau.
Kanntest jeden Zug in meinem Wesen,
Spähtest, wie die reinste Nerve klingt,
Konntest mich mit einem Blicke lesen,
Den so schwer ein sterblich Aug durchdringt...

Und von allem dem schwebt ein Erinnern
Nur noch um das ungewisse Herz,
Fühlt die alte Wahrheit ewig gleich im Innern,
Und der neue Zustand wird ihm Schmerz.

Am 2.3.1779 schlie&suml;lich drückte Goethe seine Empfindungen direkt in einem Brief an Charlotte von Stein aus:

Es ist mir fast unangenehm, da&suml; eine Zeit war, wo Sie mich nicht kannten und nicht liebten. Wenn ich wieder auf die Erde komme, will ich die Götter bitten, da&suml; ich nur einmal liebe, und wenn Sie nicht so feind dieser Welt wären, wollt ich um Sie bitten zu dieser lieben Gefährtin.
Johann Wolfgang von Goethe


Dreitausendjährige Erfahrung befähig uns, erst klar zu sehen. Goethe hätte auch um des Reimes willen, genauso von ein- oder fünftausend Jahren, sprechen können. Es muss eine Bedeutung haben, dass er gerade diese Zahl wählte.
Vor dreitausend Jahren gab es auf unserer Erde kaum Wüsten. Sie sind hauptsächlich durch das Abholzen und durch Überweidung entstanden. Zu jener Zeit lebten die Phönizier in Zentral-Arabien. Sie besaßen große Herden und sobald die Tiere alles abgegrast hatten, zogen sie weiter westwärts. Auch dort blieben sie solange, bis das Land wieder zur Wüste geworden war. Und so ging es weiter, bis sie alles Land vernichtet hatten und im heutigen Libanon ans Meer stießen.
Ein Teil der Phönizier wanderte dann über das Meer nach Karthago aus, das ja bis heute wegen der hohen Kultur dieses alten Volkes berühmt ist. Die übrigen Stämme gingen in den Wüsten unter. Von ihnen weiß man so gut wie nichts mehr.
Dies ist nur das Beispiel eines Volkes. Diese Entwicklung lässt sich bei fast allen Völkern zurückverfolgen: Ursprünglich grünes fruchtbares Land, Beweidung durch große Herden, Versteppung und schließlich Ödland und Wüste. Diese Entwicklung setzt sich bis heute fort.

Die Jahre 1978 bis 1988

In den Jahren 1978 bis 1988 war ich in meiner Arbeitseinteilung so frei, dass ich mir alle die Fernsehsendungen anschauen konnte, die mich wirklich interessierten. Besonders die Sendungen über die Lebensweise der verschiedenen Völker reizten mich.

Mit der Zeit begann ich aber zu erkennen, dass weder die Völker, noch die ihnen von den westlichen Industrienationen gewährte Entwicklungshilfe die Grundursache der fatalen Armut, die in den meisten Ländern herrschte, aufspürten. Jeder redete um das eigentliche Probleme nämlich die Überweidung, herum. Auch die Kommentatoren dieser Sendungen hatten ihr Urteilsvermögen nicht geschärft, dass sie eine Lösung des Problems schlussfolgernd hätten finden können. Zwar wurde das Thema "Überweidung" erwähnt, aber es wurde als naturnotwendig hingestellt. Ich sah ein, dass es in den von öffentlicher Meinung gefütterten Gehirnen der Menschen keinen Platz für ein

Wissen gibt, das 3000 Jahre überschaut und das infolgedessen, um Goethe noch einmal zu zitieren, "im Dunkeln unerfahren bleibt".

Ich fragte mich, warum sehen die Menschen in Mexiko, Afrika oder auch in Polen, um nur einige Beispiele zu nennen, nicht ein, dass sie in erster Linie Bäume und Büsche, Pflanzen und Gärten anlegen sollten, damit ihre Nahrung zuerst einmal gesichert wäre. Auch die Probleme der Erosion, der Dürrekatastrophen, der Überschwemmungen des Waldbodens, der Ozonlöcher könnte man dadurch angehen. Aber die Menschen scheinen es nicht zu sehen.

Es war im Februar 1983, als ich auf einem Friedenskongress in Indien mit der nepalesischen Delegation sprach. Ihre große Sorge war, woher sie Futter für ihre Tiere herbeziehen könnten. Dabei dachten sie sozusagen an ein Wunderfutter aus dem Westen. Ich konnte ihnen nur innerlich kopfschüttelnd zuhören.

Es wird Zeit, dass wir aus unserer
3000-jährigen Erfahrung Schlüsse ziehen.

Es gibt viele Menschen, die keine Tiere für ihren Lebensunterhalt brauchen. Mit ihnen könnten wir beginnen und ihnen helfen, Gärten und Bäume anzupflanzen. Zum Beispiel essen 80 % der Inder kein Fleisch. Dennoch herrscht in Indien eine große Armut und das Hungerproblem ist das Problem Nummer eins, obwohl der verwüstete Boden noch von einer relativ dicken, fruchtbaren Erdschicht bedeckt ist. Hier würde etwas wachsen, wenn nur die Schritte getan würden. Leider geschieht bis jetzt nichts, außer, dass täglich die Einheimischen auf der Suche nach Kuhexkrementen herumlaufen, sie mit ihren Händen bearbeiten und sie auf dem Kopf zu ihrem Herdfeuer tragen, damit sie ihre kärgliche Speise zubereiten können. Aber sie bereiten ihre Speise durch das Kochen nicht auf, denn das Eiweiß verändert sich bei 42°C., die Vitamine und Enzyme ebenso. Die Wirkung der Photone, in denen die Sonnenenergie gespeichert ist, wird durch den Erhitzungsprozess radikal vermindert bzw. ausgeschaltet. Der Mensch, der sich von solcher zerkochten Speise täglich ernährt, so wie die Inder es tun, muss mit der Zeit träge und desinteressiert werden.

Und so kann auch die Masse der Inder nicht überschauen, welche Auswirkungen ihr Tun auf die Tier-, die Pflanzen- und die Menschenwelt hat. Es weiden auf dem indischen Subkontinent unter der Anleitung von siebenhunderttausend Menschen 200.000.000 Rinder, 10.000.000 Schweine, 100.000.000 Schafe und Ziegen und 150.000.000 Hühner. Wo aber ein Rind weidet, könnten mindestens 20 Menschen leben, wenn sie sich von Getreide und Gemüse; und 70 Menschen, wenn sie sich von Obst, Nüssen und Gemüse ernährten. Aber wer will die Situation verändern, wenn sich Politiker, Wissenschaftler und Entwicklungshelfer selber so kostspielig ernähren?

Seit meiner Jugend und während des langen Geschichtsstudiums habe ich vermutet, dass an der herkömmlichen Darstellung der Entwicklung des Menschen grundsätzlich etwas falsch sein müsste.

Schon in Kinderbüchern, die sich mit der Entwicklung des Menschen beschäftigen, wird der Menschenaffe als ein friedliches und im Frieden mit seinen Artgenossen und anderen Tieren lebendes Wesen dargestellt, während der Sprung zum Menschen und das Auftreten der Intelligenz als höchste Gefahr für alles Lebende geschildert wird.

Es gibt sogar eine ziemlich verbreitete Theorie, dass der Mensch erst zum Menschen wurde, weil er 1.000.000 Jahre lang das Gehirn seinesgleichen aß. Ich nahm zwar Notiz von solchen Theorien, aber ihre materialistische Handschrift disqualifizierte sich selbst in meinen Augen. Ich suchte nach Forschungsarbeiten, die mehr Einsicht und größere Abweichungen vom materialistischen Trend aufwiesen.

Henry Baily Stevens - "The Recovery of Culture"

Bei Prof. Wilhelm Brockhaus aus Wuppertal fand ich einige Bücher aus England, die mir sehr gut weiterhalfen. Als ich das Buch "The Recovery of Culture" von Henry Baily Stevens las, wusste ich, dass ich eines der bedeutendsten Werke der Menschheit in Händen hielt. Mein erster Impuls war die Frage: Wie können die Forschungsarbeiten von Stevens am schnellsten vielen Menschen zugänglich gemacht werden?

Sein Buch erschien in der ersten Auflage 1949 und die zweite Auflage kam 1953 bei Harper & Brothers in den USA heraus. Stevens war Direktor des Entwicklungsplans an der Universität von New Hampshire. Mehr als 30 Jahre lang arbeitete er für die landwirtschaftlichen Programme der Regierung von Washington. Er machte uns die Studien und Entdeckungen von folgenden Forschern zugänglich:

  • Alfred Russell Wallace * Walter Swingle * Oakes Ames * Oswald Menghin *
  • David Fairchild * Fiona Mac Leod * James George Frazer *
  • Clay Trumbull, Carl 0. Sauer * Emil Werth, Wissman, Edgar Andersong
  • Ammal * Roy Walker * Esme Wynne-Tyson * LeGros Clar * Marston Bates
  • Wilber L. Thomas * Hermann * Hella Pooch * G. Smolle * F. Kissmaul
  • R.C. Majundar * und anderen.

Dank ihrer Untersuchungen können wir jetzt klarer sehen wo wir herkommen und in welche Richtung unsere weitere Entwicklung gehen sollte. Sie erhellen den Teil der Geschichte, der bis jetzt im Dunkeln lag. Der Urmensch lebte jahrtausende lang von Früchten, er war friedlich und entwickelte sich immer weiter.

Die Beweise hierfür verdienen den Ausdruck: Revolutionär.

"The Recovery of Culture" liefert uns so viele Beweise und so viel Literatur, wie kein anderes Buch. Es ist so wesentlich, diesen Abschnitt der Evolution zu kennen, um dann zu erkennen, wie sehr der Mensch sich verirrt hat. Erst dann ist es möglich, wieder auf den richtigen Weg zu gelangen. Die wahre Kultur, wie wir sie aus der Geschichte kennen, ergibt sich immer aus einem organischen Zusammenspiel zwischen wirtschaftlichen, psychologischen und physiologischen Aspekten. Die Übertretung von Naturgesetzen führt unweigerlich ins Chaos. Mit diesem Nachweis leistete Stevens einen bedeutungsvollen Beitrag zur Geschichte.

Die Entwicklung auf der Erde verläuft so, dass sich die Nahrungskette langsam aufbaut. Immer wird erst die Nahrungsgrundlage für die entstehende neue Art geschaffen: Pflanzen erscheinen vor Tieren, Obstbäume vor Menschenaffen. Das Chlorophyll war vor dem roten Blut da, die Algenwälder entstanden vor den Fischen, der Riesenfarn vor den Dinosauriern, das Gras vor den Pferden. Diese Aufzählung ließe sich noch lange fortsetzen. Aus diesem Naturgesetz ergibt sich auch, dass die jeweiligen Pflanzen, die die Nahrungsgrundlage der Tiere bilden, ihre Natur mitbestimmen.

Nach Stevens zeigten sich vor 120 Millionen Jahren die ersten Ansätze der Obstbäume. 60 Millionen Jahre später dienen sie den Affen als Nahrung. Es gibt auch insektenfressende Urprimaten, aber sie bleiben in der Entwicklung zurück. Was für ein Instinkt bewegt die anderen zu einer Früchtenahrung? Der Baum bringt Kräfte und Nahrungselemente aus größerer Tiefe und reisst sie in größeren Höhen im Vergleich zu anderen Pflanzen. So entwickelt sich bei den Früchteessern die Kraft des Gehirns stärker, als bei anderen Tieren. Der Menschenaffe hat eine auffallend höhere Mentalität, als der Affe. Bald ist er allen anderen Tieren überlegen, sowohl was die Intelligenz, als auch die Körperkräfte betrifft. Er wird zum König des Waldes.

Schon Alfred Russel Wallace und Carl Akeley haben die enorme Überlegenheit des Orang-Utans und des Gorillas über andere Lebewesen beobachtet. Am Dynamometer zeigen diese eine 4,4 mal größere Kraft als physisch gut entwickelte Menschen.

Der Gorilla tötet keine Tiere für seine Nahrung oder als Sport. Er lebt in Freundschaft mit seinen wildlebenden Nachbarn. Seine Heimat sind die Urwälder. Nur in dieser natürlichen Umgebung vermehrt er sich normal. In der Gefangenschaft ist er unglücklich, denn er braucht die freie Bewegungs-Möglichkeit auf den Bäumen. Luft und Bäume sind ihm wichtiger als Nahrung. Sein Blut ist dem unsrigen von allen Tieren am ähnlichsten. Vor den Zoo-Käfigen wollen wir diese Tatsache nicht wahrhaben, aber die Labortests kann man nicht widerlegen: Wir sind am nächsten mit den Menschenaffen verwandt. Auffallend sind auch seine sozialen Charakterzüge: Kameradschaft, Freundschaft, Ordnungsliebe, Güte, Humor. Er hat auch eine gut ausgeprägte Sprache entwickelt, mit der er seine Gefühle ausdrücken kann. Manchmal zeigt er sich sogar als hervorragender Sänger; gebrauchen wir diesen Ausdruck doch auch für den herrlichen Gesang der Vögel.

Wir sollten unseren Kindern die schönsten Geschichten von Menschenaffen erzählen, anstatt von Kriegsabenteuern. Sie werden uns dankbar sein, zumal sich in den nächsten Jahren immer mehr herausstellen wird, wie wichtig Tierschutz, natürliche Ernährung, ein Leben im Garten, die Bewaldung der Steppen und Wüsten sind. Die Kinder, die sich schon heute mit diesen Themen beschäftigen, werden als Erwachsene Vorreiter auf diesen Gebieten sein.

Kein Menschenaffe jagt andere Säugetiere. Ihnen blutige Nahrung anbieten zu wollen, wäre für sie eine Beleidigung, genau wie für das edle Pferd.

Sind wir Menschen da anders geartet? Die Gene verändern sich nur langsam und wir tragen, ob wir es wahrhaben wollen oder nicht, diese Vergangenheit immer noch in uns. Ich kenne Kinder, die an dem Tag aufhörten, Fleisch zu essen, als sie erfuhren, woher dieses "Nahrungsmittel" stammte.

Unsere Kultur ist eine Baumkultur. Wir sollten uns darauf zurückbesinnen und echte Baumpflege betreiben, denn wir sind Kinder der Bäume. Ohne sie gäbe es uns nicht.

Die große Insel Java hatte das beste Klima, um als Wiege der Menschheit zu dienen. Hier wächst auch der Brotfruchtbaum, ein zu den Artocarpaceae gehörender Baum, der in den Tropen wegen der großen Früchte, die ein sehr wichtiges Nahrungsmittel für Mensch und Tier darstellen, sehr häufig angepflanzt wird. Man unterscheidet: Artocarpus incisa, Artocarpus integrifolie und den weichhaarigen Artocarpus pubescens.

Die größten Früchte stammen von Artocarpus integrifolia, dem sogenannten Tschakfruchtbaum (Jackfruit). Seine Früchte sind bis zu 40 kg schwer. Die Südseeinsulaner ernähren sich überwiegend von diesen Früchten. Die Bäume bleiben 60 - 70 Jahre lang fruchtbar und die Erntezeit dauert von November bis Juli und ist sehr reichlich. Der Weltumsegler James Cook (1728-1779) aß auch von diesen Früchten und er sagt: "Einer, der in seinem Leben zehn Brotfruchtbäume pflanzt, erfüllt seine Pflicht gegen sein eigenes und sein nachfolgendes Geschlecht ebenso vollständig, wie ein Einwohner unseres rauen Himmelsstriches, der sein ganzes Leben hindurch während der Kälte des Winters gepflügt, in der Sommerhitze geerntet und nicht nur seine jetzige Haushaltung mit Brot versorgt, sondern auch seinen Kindern etwas an barem Geld kümmerlich erspart hat."

Die Brotfrucht ist vielseitig verwendbar. In Scheiben geschnitten und getrocknet, hält sie sich zwei Jahre lang. Sie wird häufig als Schiffszwieback verwendet. Trotz der vielseitigen Verwendbarkeit der Brotfrucht hat der eingeborene Südseeinsulaner nur eines an ihr auszusetzen, dass sie eine Zubereitung erfordert. In dieser Hinsicht ist ihr die Banane überlegen.

Von den Karolineninseln wird berichtet, dass die Hilfsfrauen bei der Geburt eines Mädchens Früchte des Brotbaumes in einer mit Bananenblättern ausgelegten Grube lagern und erst bei der Heirat des betreffenden Mädchens wieder herausholen, das bedeutet, nach 15 bis 20 Jahren. In dieser Zeit macht das Fruchtfleisch eine Gärung durch, die erwünscht ist, und es wird dann nach entsprechender Reinigung in geröstetem Zustand als Hochzeitsspeise verzehrt. Die Fürsten der Eingeborenen legen ebenfalls solche Gruben an, in denen sie die Brotfrüchte sogar 30 Jahre liegen lassen.

Die besten Früchte, die es auf der Erde gibt, wurden durch Menschenhand veredelt und sind asiatischer Herkunft.

Alfred Russel Wallace hat auf Borneo 100 m lange und 15 m breite Bauten gesehen. Sie waren aus Bambus hergestellt und wurden nur mit Hilfe von Äxten und Messern errichtet. Die Axt war das wichtigste Werkzeug des Menschen, die von den Fruchtbäumen lebten. Mit ihrer Hilfe konnten sie die Bäume vom Gestrüpp befreien, Pfähle anfertigen, mit denen sie Löcher für das Pflanzen neuer Bäume in die Erde stampften. Sie legten sich Gärten an, die sie einzäunten, um sie gegen Übergriffe zu schützen. Und sie bauten sich ihre Holzhäuser, die sie mit Blättern deckten und abdichteten.

So steht die Axt und nicht der Pflug am Anfang der "Landwirtschaft". Der Pflug zerstörte die Bodenkrume und veränderte die Oberfläche der Erde. Die Axt dagegen beließ den Erdboden, so wie er war. Sie brachte nur Ordnung und Übersicht in die üppige Vegetation.

Als die großen Eiszeiten kamen und sich die Eismassen immer mehr nach Süden erstreckten, wurden ganze Stämme in ihren Tälern eingeschlossen. Diese entwickelten dann, um überleben zu können, die sogenannte "Eskimokultur". Ihr Lebensunterhalt wurde das Fischen und Jagen. Sie mussten sich wegen der großen Kälte mit Tierfellen bekleiden, weil ihre Haut die Kälte nicht ertrug.
So haben wir in der Steinzeit zweierlei Kulturen: Die Axtkultur des Südens und die Lanzenkultur des Nordens.

Die Axtkultur des Primatentyps wird symbolisiert durch den Baum,
die Lanzenkultur dagegen durch das Blut.

Wenn archäologische Funde von Urmenschen gemacht werden, so stammen sie hauptsächlich aus kalten, nördlichen Breiten. Daher kommt es, dass die Entdeckungen uns weismachen wollen, der Urmensch sei Fleischesser gewesen und wir müssten es auch sein.

Das Gros der Menschen aber war eben sowenig mit Jagen und Fischen beschäftigt wie seine nahen Verwandten, die Menschenaffen.

Es gibt tausende von Studien über die Entwicklung der Werkzeuge, des Rades, der Schiffe, der Städte, der Domestizierung der Tiere. Die Wichtigkeit von Kupfer, Eisen, Bronze und Stahl wird immer betont. Doch wie wenig weiß der Alltagsmensch über die Entwicklung und Veredelung der nahrungsspendenden Fruchtbäume und dabei begann der Mensch seine große Aufwärtsentwicklung, die ihn über den Menschenaffen erhob, mit der Auswahl und mit dem bewussten Pflanzen von Samen, der Pflege der Bäume und der Verbesserung des Bodens. Dies ist der Anfang der Evolution vom einfachen Primaten zum komplexen menschlichen Wesen.


Es werden neue Zeiten anbrechen, wenn schon die Kinder in den Volksschulen diesen Teil der Entwicklungsgeschichte kennen lernen. Erzählungen von Bäumen und Baumkulten sind das schönste Kulturgut der ältesten Zeiten. Dazu könnte man mehr finden bei:

  • Fiona McLeod
  • James George Frazer
  • j. Henry Philpot
  • Edna Kenton
  • Janette May Lucas
  • den Brüdern Grimm und
  • Wilhelm Mannhardt

Ich will hier kurz auf die Erzählung des Paradieses, in dem Adam und Eva, das Geschlecht der Adamiten, lebten, eingehen.

Es wuchsen dort "allerlei Bäume, begehrenswert für den Anblick und gut zur Speise", da ist "der Baum des Lebens in der Mitte des Gartens und der Baum der Erkenntnis von Gut und Böse".

Sofort als der Mensch erscheint, wird ihm auch das erste Naturgesetzt eingeprägt: Deine ausschließliche Nahrung sind die Früchte der Bäume und der Büsche ("hartstänglige, Pflanzen"!) Dieses Gesetz besagt: Wenn du dich auf dieser Linie bewegst, wirst du im Paradies bleiben, ewiges Leben genießen und deine Erkenntnisse und Fähigkeiten weiterentwickeln.

Die Diät der Schlange aber wird dich in großes Unglück stürzen. Wenn du ihr folgst, wirst du viel arbeiten müssen. Aus Gier nach neuer Nahrung wirst du die Obstbäume vernachlässigen. Dann wird der Erdboden Dornen und Disteln tragen und du wirst "im Schweiße deines Angesichts" die Pflanzen des Feldes essen.

Die Frau wird bei solcher Nahrung nicht mehr schmerzlos wie die Primaten gebären.. Und die Art ihres Sexualtriebes wird sie vom Mann abhängig machen, so dass er über sie herrschen wird.


Diese Geschichte zeigt, dass der Obstgarten am glücklichen Anfang der menschlichen Familie stand. Er steht immer noch offen. Nur die Unwissenheit versperrt uns den Eingang. Wo aber Kenntnisse fehlen, kann auch kein Interesse sein.