Plenus venter
non studet libenter
Ein voller Bauch studiert nicht
gern
ein Spruch, den Franz sehr gerne
zitierte
Lieber
Leser!
Ich möchte Dich mit auf
die Entdeckungsreise nehmen, die ich unternahm, möchte,
dass Du dem Ariadne-Faden folgst durch das Labyrinth
der Dunkelheit, der Krankheit und der Ungerechtigkeit.
Es war ein Weg der "Wiederentdeckungen"
uralter Naturgesetze der Gesundheit und der sozialen
Gerechtigkeit.
Meine Erinnerungen
an Kindheit und Jugend
Meine Erinnerungen an die Kindheit und die Jugend
sind spärlich. Geboren wurde ich am 06.10.1927
um 11.13 Uhr, 15 km südwestlich von Laibach (Ljubljana),
der Hauptstadt Sloveniens, in Jugoslawien.
Ich war das erste Kind meiner Eltern. Der Vater war
Bauer auf dem Hof seiner Vorfahren, die Mutter hatte
hier eingeheiratet. Als ich das Licht der Welt erblickte,
lebte auch der Großvater noch, der, solange
ich mich an ihn erinnern kann, immer als das "Haupt"
der Familie angesehen wurde. Auf dem Hof lebten auch
noch der Bruder und zwei Schwestern meines Vaters.
Die Schwester, die mir folgte, starb bald. Mein erstes
"kleines" Leid bestand darin, dass ich sah,
wie die Erwachsenen dabei litten.
Dann bekam ich noch drei Brüder und zwei Schwestern.
Doch gehen die gemeinsamen Erlebnisse mit ihnen nicht
tief.
An den Großvater habe ich die stärksten
Erinnerungen. Er war ein ruhiger und hilfsbereiter
Mann, begabt, mit einem großen Gerechtigkeitssinn.
Sein Wunsch war allen Befehl. Er aß um 5 Uhr
die letzte Mahlzeit und verbrachte die Abende in meditativer
Stimmung. Wir Kinder fühlten uns sehr zu ihm
hingezogen. Er sprach zwar nicht viel, aber was er
sagte, wurde für wichtig befunden.
Öfter meinte er zu mir:
"Franz, merke Dir, vor
dem Jahr 2000 kommen große Veränderungen."
Unsere Großfamilie lebte
zwar nicht mit Tieren unter einem Dach, doch bildete
sie eine enge Gemeinschaft, die sie mit etwa 15 Kühnen,
5 Schweinen und 20 Hühnern teilte.
Der Geruch der Tiere und ihrer Exkremente begleiteten
uns überall hin. Man konnte ihm nicht entrinnen.
Der Misthaufen des Nachbarn lag 4 m von unserem Wohnzimmer
entfernt, und an der anderen Seite des Hauses war
unser eigener Misthaufen, gleich in der Nähe
der Küche. Die Fliegenplage im Sommer war uns
sicher. Den Umständen entsprechend lebten wir
in Sauberkeit.
Morgens wurden wir geweckt von dem Geruch der erhitzten
Grieben, die zusammen mit den Zwiebeln über den
sogenannten Buchweizensterz gegossen wurden. Das aßen
wir zusammen mit gezuckertem Milch-Malzkaffee, an
jedem Tag der Woche. Abends gab es Pellkartoffeln
mit Sauermilch. Mittags bereitete unsere Mutter mit
den Tanten gewöhnlich Eintopfgerichte, die mit
den besagten Schweineschmalzgrieben gewürzt wurden.
Wir aßen alle aus einer Schüssel.
Sonntags ging es feierlicher zu. Dann gab es auch
Fleisch aus den Muskeln eigener oder fremder Kühe
und Schweine, denn das Essen musste am Sonntag besonders
"gut" sein. Vor dem Hauptgericht, das aus
Gemüse, Kartoffeln und eben dem besagten Fleisch
bestand, gab es eine Suppe. Und am Sonntag aß
jeder vom eigenen Teller. Meist wurde uns Kindern
vorgeworfen, wir äßen nicht genug und sollten
lieber an ärmere Kinder denken, die kein so gutes
Essen hätten. Verweigert aber haben wir das Essen
nie, es war uns nur meist zu viel, was uns die Erwachsenen
zu essen auftrugen. Dass wir im Winter oft krank waren
und an hohem Fieber und Husten litten, das wurde darauf
zurückgeführt, dass wir vom heißen
Ofen in die Kälte liefen, ohne uns vorher warm
anzuziehen. Den eigentlichen Grund, die falsche, ungesunde
Ernährung, kannte niemand.
Bewegung hatten wir genug: Wir kletterten auf die
Bäume, fuhren mit den Rädern und hielten
uns lieber draußen, als im Haus auf. Dort mussten
wir mit anfassen bei kleineren Arbeiten wie Kartoffelschälen
oder Brennholz hineintragen.
Zwischen den Erwachsenen habe ich selten Spannungen
bemerkt. Jeder wusste, was er zu tun hatte und nur
hie und da kamen Diskussionen auf.
Ständige Gäste waren Arme und Bettler. Sie
gingen von Haus zu Haus und bekamen überall eine
Mahlzeit. Wir Kinder mochten diese Besuche gern. Es
gab dann immer neue Geschichten.
Die größten Feste wurden gefeiert, wenn
geschlachtet wurde. Solch ein Hausfest begann am Morgen,
wenn der Nachbar das von allen Erwachsenen gehaltene
Schwein erstach. Das Schwein quiekte natürlich
aus Leibeskräften bei dieser Prozedur, und erst,
wenn das Messer sein Herz erreichte und sich aus dem
Hals ein dicker Strom rauchenden Blutes in einen Zuber
ergoss, ging das Geschrei in ein schwächer werdendes
Röcheln über, das langsam erstarb. Aus dem
Blut wurden sogleich Blutwürste und Metzelsuppe
bereitet, eine auf der Grundlage von Reis würzig
angemachtes Gericht.
Wir Kinder durften die Blase des Schweines auspressen,
die sich in der Todesnot des Tieres prall gefüllt
hatte. Das Schwein wurde dann im Wohnzimmer auseinandergenommen.
Das war für mich der anschaulichste Anatomieunterricht,
den ich im Leben genossen habe. Teile des Schweines
bekamen befreundete Nachbarn, Verwandte im Nachbarort,
der Lehrer sowie der Pfarrer.
Wir Kinder hatten zur Feier des Tages schulfrei. Und
dies mit Recht, lebte man doch von früh bis spät
nur für die Schlachttiere: Morgens früh
aufstehen, melken, den Stall ausmisten, das Vieh zur
Weide führen, es dann zur Tränke treiben,
mittags wieder melken, füttern, ausmisten, melken,
striegeln, Nächte im Stall verbringen, wenn die
Rinder kalbten, das Futter für die Schweine kochen.
All diese Tätigkeiten beanspruchten die einzelnen
Familienmitglieder sehr.
Die Schweine fraßen zwar rohes Futter lieber
als gekochtes, doch letzteres ließ sie schneller
fett werden. Natürlich wurden sie dadurch auch
oft krank und manches Schwein verendete an der Krankheit.
So sorgte man sich ständig
um die Tiere und merkte dennoch nicht, wie man zu
ihren Sklaven wurde. Noch heute können
sich die Bauern jener Gegend kein anderes Leben vorstellen
- die Macht der Gewohnheit ist zu starr.
Ich bin für alle diese Erfahrungen dankbar,
weiß ich doch dadurch aus allernächster
Quelle, woher die Hauptnahrung
der "Zivilisierten" stammt, nämlich
aus dem Stall und vom Schlachthof.
Nicht missen möchte
ich aber auch die Erlebnisse und Erfahrungen in und
mit der Natur: Den Duft der noch unverdorbenen
Erde in ihren vielen Schattierungen je nach der Jahreszeit,
den Anblick des Waldes, der sich gleich hinter dem
kleinen Dorf den Berg hinauf erstreckte, die Melodie
der Glocken, die bei feierlichen Anlässen im
Takt von den Männern angeschlagen wurden in jenem
Turm der kleinen romantischen Kirche auf dem Berg;
die heißen Sommer und die klirrend kalten Winter
in dieser paradiesischen Landschaft, die bunte Welt
der vielen Vogel- und Tierarten. Verkehr gab es damals
noch nicht und so war es sehr, sehr still, besonders
nachts.
Nicht umsonst haben gerade slowenische Dichter große
Dichtkunst entwickelt. Nur 2 Millionen Menschen sprechen
heute slowenisch. Ihre Sprache und ihre Kultur haben
sich erhalten und unter dem Druck tausendjähriger
Germanisierungsversuche von Österreich her gut
entwickelt.
Wie es mir in der Volksschule erging, daran habe
ich keine Erinnerungen mehr. Zwar entdeckte ich neulich
ein Zeugnis und das ist gut, aber ich kann nicht sagen,
wie die Zeugnisse der anderen aussahen.
In meinem Gedächtnis ist lediglich der schöne
Blumengarten des Lehrers sowie das Tannenpflanzen
mit der ganzen Schule geblieben. Und an die Zeichnung
der Mondrakete nach Jules Verne auf der Doppeltafel
des Klassenzimmers kann ich mich noch erinnern.
Als mir die Mutter eröffnete, ich käme
ins Gymnasium, war ich zuerst überrascht, dann
beglückt und zugleich beschämt, weil eine
solche "Karriere" in jener Gegend eine Seltenheit
darstellte.
Der Wechsel vom Leben auf dem Land in das Internat,
St. Vid bei Laibach,
wirkte sich für mich katastrophal aus. Alles
kam mir fremd und feindlich vor.
Anfangs weinte ich heimlich und fand keinen Trost.
Die Ernährung wurde noch schlechter: Jeden Morgen
gab es Einbrennsuppe mit Eiern, mittags immer Fleisch,
häufig Kohlspeisen und Süßes. In wenigen
Monaten brauchte ich eine Brille. Als mir die Mutter
einen vollen Koffer mit Herbstfrüchten und Salamiwürsten
schickte, verteilte ich den Inhalt unter meinen Mitschülern,
denn ich hatte inzwischen die erste große Lebensweisheit
bewusst erkannt: Plenus venter
non studet libenter, ein voller Bauch studiert nicht
gern. Dennoch sollte mir der "volle Bauch"
noch jahrzehntelang zu schaffen machen. Konzentration
ist da mein großes Problem.
Immer wieder ertappe ich mich, wie meine Gedanken
auf die Wanderschaft gehen.
Beim Lernen der Bodenreform durch die Gracchen fällt
mir auf, dass ich das Gelesene nicht behalten kann,
so lese ich das Gleiche immer wieder, doch beim zehnten
Versuch gebe ich auf.
Der kleine Lateinprofessor schrie uns oft an: "Du
dummes Kalb, du!" Und bei der ersten "positiven"
Note in der immer gefürchteten Lateinarbeit meinte
er nur: "Es ist zwar gut, aber eine Schwalbe
macht noch keinen Sommer."' So war die Erziehung.
Wir Schüler waren schläfrig, müde,
gelangweilt und faul, so sagte man uns.
Aber niemand wusste, woran es lag. Zwar gab es täglich
Spiele im Freien und am Wochenende einen Spaziergang
- aber die Ernährung war nur dazu geeignet, uns
müde, niedergeschlagen und missmutig zu machen.
Dies wird mir zwar erst später einleuchten, aber
die Wirkungen spürte ich damals schon.
Verliebt habe ich mich zum ersten Mal in den "kleinen
Lord", der damals im Theater aufgeführt
wurde. Die Rolle des "kleinen Lord" wurde
von einem Mädchen gespielt, wie ich später
erfuhr.
Palmsonntag
1941
Am Palmsonntag 1941 wurde Jugoslawien teils von den
Deutschen, teils von den Italienern besetzt.
Die Deutschen internierten fast alle Intellektuellen
gleich, die Italiener taten das nicht. So organisierte
sich unser Gymnasium unter der italienischen Oberhoheit
neu.
Unter dem Vorwand des Widerstandes begann die lange
vorbereitete blutige stalinistische Revolution hauptsächlich
von England unterstützt.
Im Sommer 1942 konnten wir wegen der Partisanenüberfälle
auf die Dörfer nicht alle nach Hause fahren,
sondern mussten die Ferien im Internat verbringen.
In dieser Zeit ermunterte uns ein Mitschüler
aus einer höheren Klasse zur freiwilligen Morgengymnastik.
Ich weiß nicht mehr, welche Übungen er
mit uns machte, es sind mir nur seine festen Oberschenkelmuskeln
in Erinnerung geblieben, wenn er aus der Hocke hochschnellte.
Entscheidend für mich aber war, das Gefühl
für den eigenen Körper zu bekommen und ich
habe seitdem das ganze Leben hindurch, mit einigen
bedauerlichen Unterbrechungen, Morgengymnastik betrieben.
In den ersten Jahren auf dem Gymnasium hielt ich
mir eine Tageszeitung im Abonnement und als Hobby
pflegte ich, Bücherkataloge zu studieren. Die
Zeitung habe ich dann bald wieder abbestellt. Das
Lesen von Bücherkatalogen aber ist mir noch jahrzehntelang
geblieben.
Die kommunistischen Partisanen Titos, die von England
unterstützt wurden, aber kaum von Russland, mordeten
täglich potentielle Gegner und hielten das Volk
in Angst und Schrecken. Die Kirche und die Liberalen
riefen deshalb zum Widerstand auf.
Es kam zum Bürgerkrieg. Als ich Anfang 1945 die
stalinistische Gefahr erkannte, die uns drohte, sagte
ich meinem, Vater, es wäre besser, sich nach
Österreich zurückzuziehen.
Aber er meinte nur, ich sei zu jung, um die Lage zu
überschauen. Er glaubte, dass nach dem Zusammenbruch
von Deutschland wieder freie Wahlen stattfinden würden.
So verabschiedete ich mich vom Vater. Er ließ
mich gehen, er war ja tolerant. Mit einigen anderen
Zivilisten ging ich nach Österreich. An manchen
Stellen übernahm ich sogar die Führung,
weil sich andere nicht so recht trauten. Später
erfuhr ich dann, dass mein Vater und mein Onkel von
den "Roten" erschossen worden waren, wie
auch alle Angehörigen der sogenannten "Weißen
Armee".
Zwar hatte diese sich
vor den anrückenden internationalen Brigaden
nach Österreich zurückgezogen, wurde
aber im Mai vom englischen
General Alexander auf Anordnung vom
Außenminister Harold McMillan
unter dem Vorwand des Transports
in das wärmere Italien geradewegs in die
Arme von Titos Partisanen geschickt und ermordet.
Viele, insbesondere Intellektuelle, emigrierten
zuvor. Wenn diese dann im Westen über die
Vorgänge in Jugoslawien berichteten, mussten
sie um ihre Posten fürchten, besonders
in England. Man bedenke
bloß, dass sich der Sohn von Winston Churchill,
Randolph, fast die ganze Zeit des Krieges im
Generalstab von Tito befand.
Ich kann das hier nur vereinfacht andeuten,
berichte aber darüber, damit man versteht,
warum ich der ganzen Geschichtsschreibuung nicht
mehr glauben konnte.
In
Jugoslawien kennt die jüngere Generation
ausschließlich die offizielle Version
der "Sieger", was die Entwicklung
des Krieges anbetrifft.
Wir
könnten aus der Geschichte lernen, wenn
wir sie wirklich kennen würden.
Um die negativen Folgen
zu vermeiden, muss man die Ursachen kennen.
Wie aber kann man
für die Zukunft realitätsgerecht planen,
wenn man die Vergangenheit ständig verzerrt
betrachtet? Nur
der unvoreingenommene und unbeeinflusst forschende
Historiker kann die wirklichen Gründe für
geschichtliche Abläufe liefern.
Aber auch dem Historiker
ist es kaum möglich, an echte Dokumente
oder Tatsachenberichte heranzukommen, oder es
wird ihm von einflussreicher Seite untersagt,
die Wahrheit aufzudecken.
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Nach dem Krieg
Nach dem Krieg habe ich in Italien
weiter studiert und wollte dann Missionar in
China werden. Es wurde ja gesagt, die Kirche besitzt
das Licht und dieses Licht sollte allen Völkern,
die in Dunkelheit leben, gebracht werden. So wollte
ich das Licht kennen lernen und es dann weitertragen.
Dass auf diesem Wege die ganze
Menschheit bald erlöst werden würde, das
war die Meinung aller meiner damaligen Professoren,
Präfekten und Erzieher, und sie glauben auch
heute noch daran.
Ich begann also zu studieren: Zuerst Philosophie,
dann die Theologie und die Kirchengeschichte. In erster
Linie lernte ich natürlich für die Prüfungen,
aber es blieb mir auch genügend Zeit, um die
Meinungen von Außenseitern, Dissidenten, Praktikern
und Reformern kennen zulernen.
In einer Buchhandlung in Buenos Aires fand ich eine
Serie von Büchern von Paul
Jagot. Vorbereitet wurde ich durch die
Lektüre Raoul Ribouillets
über die Arbeitsmethoden von Linné,
Bossuet und viele mehr. Das interessierte
mich und ich gewann langsam das Bewusstsein, dass
ich mir mein Leben selbst aufbauen müsste. Paul
Jagot, ein Schüler von Dr.
med. Canton, wurde der erste Autor, der
mir immer wieder half. Zehn bis zwanzig Minuten Lektüre
in seinen Schriften täglich genügte mir
schon, den Tag gut zu nutzen.
Manchmal reichte es schon aus, wenn ich nur seine
Bücher im Regal anschaute. Ich vertiefte dann
gleich meine Atmung, meine Sitzhaltung oder machte
einige Minuten Gymnastik.
Damals
befasste ich mich auch damit, wie man auf die effektivste
Weise dem Gehirn große Mengen Sauerstoff zuführt.
Das Studium selbst erschien
mir oft sinnlos. Ich hatte den Eindruck,
dass ich auf der Suche nach dem Woher und Wohin des
Menschen keinen Schritt weiterkommen würde. Das
Erlernen von Sprachen tröstete mich in dieser
allgemeinen Ausweglosigkeit Obwohl oder eben weil
ich nie gezweifelt hatte, dass das Ganze einen Sinn
haben musste, und dass dieses Leben kein Produkt des
Zufalls sein konnte, fiel die Bedeutung der Dogmen
bald in sich zusammen. Es blieb
mir nur die Überzeugung, dass ich in voller Arbeit,
besonders wenn ich selber unterrichtete, irgendwie
weiterkommen würde. Doch während
der Jahre des Dozierens in Asuncion, Paraguay, kam
dann andererseits soviel Arbeit auf mich zu, dass
ich viel weniger zum Nachforschen und -denken kam,
als vor dem Abschluss des Studiums.
Daher kam es mir sehr gelegen, dass ich von Südamerika
nach Paris gehen konnte und von da wieder nach Rom.
Dort begann ich mein zweites Studium, das der Kirchengeschichte
- Petrus und Paulus, Gründer des Kirchenstaates
- in dem ich auch promovierte.
Die Dissertation - Übergang vom Altertum zum
Mittelalter des Kirchestaates in Rom - gefiel dem
Doktorvater, Prof. Friedrich
Kempf, sehr gut und er wurde mein erster
Lehrer, bei dem ich mich wohl fühlte. Für
mich war nicht so sehr die Arbeit des Suchens und
Schreibens wichtig, als vielmehr das Resultat der
Anstrengungen, der Titel. Heute weiß ich, dass
jede Phase des Lebens und Forschens ihre Bedeutung
hat.
Als ich im Vatikanischen
Rundfunk mehrmals in der Woche religiöse
Nachrichten auf Latein bringen sollte, begann ich
mich sehr ernst zu fragen: "Was
ist eine religiöse Nachricht"? Ich
wusste es nicht. Durch den Kontakt zu der katholischen
Laienbewegung der Fokolarini kam der erste Funke einer
Hoffnung, dass es doch noch etwas mehr zu erfahren,
zu erleben und zu geben sei. Besonders die Gründerin,
Chiara Lubich aus Trient, hat mich auf Jahre hin fasziniert.
Sie hatte damals eine große Ausstrahlung, war
zu jedermann liebenswürdig und zuvorkommend und
versuchte das "Gebot der Liebe" in die Tat
umzusetzen.
Dr.
Rudolf Steiner
sagt, dass die Liebe etwas Physisches sei,
wie Elektrizität oder Magnetismus. Bei Chiara
habe ich gespürt, dass diese Art der Liebe
vorhanden ist - ganz unabhängig von dem, was
sie sagte oder tat. Ich versuchte, darüber
im Vatikanischen Rundfunk zu sprechen, aber es war
sehr schwer zu ermessen, was die Gedanken von Chiara
bewirkten. Das Ganze ließ mich ziemlich unbefriedigt
und ich habe dadurch die Idee des Missionierens
endgültig verlassen.
Im Jahre 1963 kam
ich wieder nach Laibach
und begann, selber mit jungen Menschen ein tieferes
Verständnis des Lebens zu entwickeln.
nach den
Schüssen von Sarajevo
nach den Schüssen von Sarajewo, am 28. Juni
1964, genau 50 Jahre, erlebte
ich unvergessliche Zustände, in denen ich verstand
was Jahrzehnte zuvor mein Großvater behauptet
hatte: "Es werden Veränderungen kommen.
Diese Veränderungen sind viel einfacher, als
wir sie uns vorstellen. Es geht um einen Sprung in
der Evolution, von dem die Großen in der Geschichte
schon immer sprachen. In dem Zusammenhang fand ich
in Laibach in einer Buchhandlung das Buch:
"The varieties of the
religious experience" von
William James und ich spürte
gleich, dass ich langsam auf einen Weg komme, der
zu irgendeinem Resultat führen musste. Der brennende
Wunsch, mich in die Grenzgebiete des Wissens zu vertiefen,
die Entdeckung, dass meine bisherigen Lehrer weder
praktische noch theoretische Kenntnisse von solchen
Gebieten hatten, bestätigten mich in meiner Annahme,
in einem Ghetto gelebt zu haben.
Ich fand in keiner "normalen" Literatur
die Zustände beschrieben, die ich erlebt hatte.
In der Literatur der Grenzgebiete sprach man von "Kosmischem
Bewusstsein". Und die Definitionen deckten sich
mit meinen Erlebnissen.
Ich fand dann auch, dass man das "Kosmische
Bewusstsein" nur in einem ganz gesunden Körper
durch positives Denken und in einer Gesellschaft von
wenigen oder vielen Menschen, die sich gegenseitig
annehmen, lieben und unterstützen, erreichen
kann.
Das "kosmische Bewusstsein" wird durch
gewisse Schwingungen erreicht, die ich damals natürlich
nicht verstehen konnte. Es fällt mir aber auch
schwer, sie zu beschreiben, weil auch die Beschreibung
eines Phänomens immer an Bekanntes anknüpfen
muss, um sich dem andern verständlich zu machen.
Die Erfahrung, die ich machte, war aber so neuartig
und so unbeschreiblich, dass mich nur die verstehen
können, die schon Ähnliches erlebt haben.
Fortan wollte ich diesen Erlebnissen auf den Grund
gehen. Das Studium der Parapsychologie an der Universität
Graz zeigte mir zum ersten Mal, dass ich einen Faden,
einen grünen Faden, finden würde. Meine
Frage war: Was sind diese, die Umwelt verändernden
Zustände bzw. Schwingungen, die noch keinen Namen
haben und doch die einzige Kraft sind, die ich verstehen
möchte.
Damals (1965) habe ich begonnen aus Büchern,
die mir völlig neu waren, die kopernikanische
Wende zu verstehen.
Ich
habe erstmals erfasst:
- dass der Mensch nicht stirbt und der Tod nur
eine Übergangsstufe in ein anderes Bewusstsein
ist,
- dass wir weder das Zentrum des Universums sind,
noch die höchst entwickelte Stufe des Lebens
in unserem Planetensystem,
- dass wir wiedergeboren werden, bis wir das menschliche
Bewusstsein in der Materie genügend entwickelt
haben.
Es wurde mir klar, dass all das schon bewiesen ist.
Wer sucht und sich davon ein Bild machen möchte,
der muss sich eben damit beschäftigen. Es gibt
ganze Bibliotheken von guten und sehr guten Büchern,
geschrieben von seriösen Autoren und Forschern.
Wenn die Lehrer an unseren Hochschulen davon nichts
wissen, dann wohl deshalb, weil sie sich mit diesen
Fragen noch nicht beschäftigt haben oder mit
Vorurteilen an sie herangegangen sind.
Obwohl ich nun die wichtigsten Antworten über
das menschliche Leben gefunden hatte, so blieben immer
noch die Fragen über die Ursachen von Krankheit,
Leid, Hunger, Elend, Ausbeutung, Depression, Selbstmord
und Mord.
In der umfangreichen parapsychologischen, grenzwissenschaftlichen,
mystischen, theosophischen, anthroposophischen, orientalistischen
Literatur stieß ich immer häufiger auf
die lebensreformerischen, physiokratischen und naturgemäßen
Bestrebungen. Letztendlich ging es doch immer in erster
Linie um das Funktionieren des menschlichen Körpers,
besonders des Gehirns.
Im Sommer 1966 erhielt ich eine reformerische Broschüre
über Makrobiotik von einem Freund. Es war ein
kurzer Abriss der Medizin des Fernen Ostens von George
Oshawa. Ich hatte zwar schon bessere Schriften über
Ernährung gelesen, aber diese traf mich gerade,
als ich mich infolge persönlicher Probleme über
längere Zeit üppig ernährt habe und
deshalb etwas an Übergewicht litt, verbunden
mit Bandscheibenschmerzen und leichter Schlaflosigkeit.
Und weil sie mir von einem lebendigen, drahtigen und
lieben Freund empfohlen wurde, habe ich sie mit Interesse
studiert.
Mit einem Mal ging mir auf,
dass es wahrhaftig nicht gleichgültig sein kann,
was ich als Nahrung in meinen Körper hineingebe.
Zwar leuchtete mir die makrobiotische Schule
nicht in allen Punkten ein, aber ich gewann erste
Klarheit über gewisse Prinzipien, die mir später
den Weg weiter wiesen:
a) Man
braucht doch keine Tiere zu essen, um gesund zu bleiben.
b) Menschlich kultiviertes Essen verlangt nach gutem
Kauen.
c) Fasten ist eine generelle Reinigung des ganzen
Körpers und des Geistes und gleichzeitig ist
es ein einzigartiges Erlebnis mit sich selbst.
d) Eine Umstellung in den Ernährungsgewohnheiten
geschieht viel leichter nach einem Fasten.
Gruppe und
Kommunikation
Nach meinen ersten Erfahrungen mit Gruppen in den
Jahren 1963/64 entstand der Wunsch, Gesundheits- und
Kommunikationsseminare zu entwickeln. Ich studierte
die Humanistische Psychologie von Abraham
Maslow und beschäftigte mich mit den
Erfahrungen der Workshops der Schulen, wie Esalen-Institut
und andere in Kalifornien. Nachdem ich die theoretischen
Grundlagen durchgearbeitet hatte, begann der schwere
Weg der Praxis. Aber dieser Weg befriedigte mich immer
stärker, je mehr Erfahrungen ich machte und je
klarer mir in dieser Arbeit der Sinn des Lebens wurde.
Erst, wenn der Mensch begreift, dass das Leben eine
Schule und eine Schulung ist, kann er motiviert werden,
aus seinem Leben etwas Neues zu machen.
Wir können mit unserem Körper arbeiten,
ihn ertüchtigen, elastischer, geschmeidiger,
lebendiger machen. Wir können das Denken schulen,
Konzentration lernen, nach neuen Erkenntnissen streben.
Wir können unsere Fähigkeiten für
andere einsetzen, für die Veränderung und
Verbesserung unserer Lebensbedingungen auf dieser
Erde.
Anfang der 70ger Jahre dozierte ich in Regensburg
(Fachhochschule) Tiefenpsychologie. Ich legte besonderes
Gewicht auf die sogenannte dritte Psychologie, die
Humanistische Psychologie von Abraham Maslow. Bei
ihm ist dieses gewagte Interesse zu sprüren,
auch das gesunde Wissen über den Menschen einzubeziehen.
In dieser Zeit erzählte mir eine Kollegin, Psychologiedozentin,
dass sie mit den Studenten über das Buch von
Arthur Ford:
"Bericht vom Leben nach dem Tode"
spräche. Das berührte mich. Es ließ
mich hoffen, dass die Jugend irgendwann auch wesentliche
Fragen menschlicher Existenz frei diskutieren werde.
Aus den Vorlesungen entstanden Wochenendseminare.
Hier beobachtete ich, wie die herkömmliche Lebensweise
die jungen Menschen verkrampft macht.
Ich wünschte mir, sie einfach ins heiße
Wasser oder in eine Sauna zu stecken und sie dann,
weich und warm gemacht, zu kneten, zu massieren und
zu strecken, sie dann laufen, kämpfen und rangeln
zu lassen, bis sie wieder geschmeidiggeworden sind.
Durch die moderne Lebensweise
wird der Brustkorb hart, die Atmung flach. Bei flacher
Atmung aber entwickeln sich Angstzustände.
Das Gehirn wird ungenügend mit Sauerstoff versorgt
und so kann man nicht folgerichtig denken, und deshalb
den eigenen Zustand nicht mehr erkennen. Ein Teufelskreis!
Wie viele Menschen wissen noch, wie sich das Gesamtbefinden
verändert, wenn man tiefer atmet? Auf jeden Fall
atmet derjenige tiefer, der sich bewegt, läuft
oder körperlich arbeitet.
Die Möglichkeiten, meine gewonnenen Einsichten
in die Tat umzusetzen, waren an der Hochschule sehr
gering, deshalb schwebte es mir vor, mich selbständig
zu machen. Im Bayerischen Wald baute ich deshalb ein
Zentrum auf: ZAGT, Zentrum für Angewandte Ganzheitstheraphie.
Im Zentrum war es möglich, längere Seminare
(1 - 2 Wochen) abzuhalten. Es gab eine Sauna im Hause
und die Möglichkeit, in der freien Natur zu atmen,
zu leben, zu sein.
Hier konnte ich auch die Auswirkungen der modernen
Lebensweise und der Ernährung auf das Befinden
der Menschen beobachten.
In den ersten Tagen des Seminars stellte sich jeder
Teilnehmer vor. Er erzählte, wie und wer die
Eltern waren, wie er seine Kindheit empfunden hatte,
welche Gewohnheiten, Schwierigkeiten und Verhältnisse
im Elternhaus herrschten. Jeder erfuhr von den Erwartungen
und Wünschen jedes Einzelnen, von seiner Religion
und seinem Wissen vom Tod. Nach solchen Selbstbeschreibungen
war die Atmosphäre viel besser. Die anfänglichen
Vorbehalte gegenüber anderen mussten fallen,
weil jeder vom anderen verstand, wie er zu dem geworden
ist, was er jetzt war.
Und in diesem Kreis fiel es auch nicht schwer, Veränderungen
der Gewohnheiten auszuprobieren.
Es kamen beispielsweise Menschen mit dem Wunsch, zu
fasten. Das war auch eine Herausforderung an mich.
Ich machte einige Male mit. Vom Tisch der Fastenden
im Speiseraum breitete sich gewöhnlich Freude
aus. Es bestätigte sich, dass das Fasten
heiter macht.
Ein Universitätsprofessor erzählte, dass
er jedes Jahr bei seinem 21tägigen Fasten Erfindungen
machte, so, als ob das Gehirn - vom Ballast
befreit - erst richtig zu funktionieren begänne.
Diese Erfahrungen und Erlebnisse haben mich angetrieben,
nach der naturgemäßen Nahrung des Menschen
zu suchen. Aus den alten Schriften
wusste ich die Stellen auswendig, wo die Rede von
der "reinen Speise" ist, von der Nahrung,
die wirklich sättigt und ewiges Leben gibt, im
Gegensatz zu der Nahrung, die in die Krankheiten und
den Tod führt. Natürlich haben unsere Schriftgelehrten
solche Stellen mystifiziert und falsch interpretiert;
sie mussten es vielleicht, wenn sie nicht bereit waren,
an sich selbst die Wirkungen ihres Tuns und Lassens
zu beobachten.
1976 keine feste
Nahrung mehr
Mitte November 1976 hörte ich auf, feste Nahrung
zu mir zu nehmen, mit der Absicht, einmal längere
Zeit zu fasten. Bis Weihnachten wurden es gute 40
Tage.
Jene Zeit zählt für mich zu der wirklichen
Wende in meinem Leben. Was ich in den vergangenen
l0 Jahren an Erfahrungen und Wissen gesammelt hatte,
begann sich nun schnell zu einem klaren Bild zu ordnen.
In diese Zeit fiel auch die Begegnung mit Dr.
Carlos Heede, Arzt und Heilpraktiker, der
zu einem Seminar kam.
Er stieß mich wieder auf das Buch "Das
Friedensevangelium der Essener". Ich hatte das
Büchlein schon früher gelesen, aber seine
enorme Tragweite noch nicht erfasst. Es schien mir
zu schön, um wahr zu sein. Jetzt war ich soweit.
Es gingen mir nun immer neue Zusammenhänge auf.
Ich schrieb dem Schweizer Philosophen, Werner
Zimmermann, dem Übersetzer des Friedensevangeliums
und postwendend beantwortete mir dieser große,
betagte Schweizer alle meine Fragen und sagte mir
auch, wie ich an Dr. Szekely herankäme, der dieses
Evangelium der Essener entdeckt hatte.
Dr. Edmond Bordeaux Szekely beschäftigte
mich dann lange Zeit. Er eröffnete mir durch
seine Bücher das Tor zu der Kultur der Essener,
einer Therapeutischen Bruderschaft, die vor 2000 Jahren
in voller Blüte stand.
Das Jahr 1977 verbrachte ich wie im Traum mit Entdeckungen
von neuen geschichtlichen Zusammenhängen. Die
Bücher von Dr. Carl
Anders Skriver gewannen so stark an Bedeutung
für mich, dass, hätte mich zu der Zeit jemand
gefragt, was ich als Wichtigtes mitnehmen würde,
wenn ich auswandern würde, ich ihm nur die Bücher
von Skriver genannt hätte. Und auch heute noch
sind sie mir sehr wertvoll, weil sie mir so viele
neue Einsichten vermittelten.
Beim Studium der Quellen über
die Essener wurde mir klar, welche katastrophale Geschichtsfälschung
stattgefunden hat. Ihre Existenz wurde ja von der
gängigen Geschichtsschreibung ignoriert oder
besser gesagt: Absichtlich totgeschwiegen.
Die verhängnisvollen Auswirkungen dieser Tatsache
sind: Endlose Krankheiten und Depressionen im persönlichen,
aber auch Ausbeutung, Kriege und Wüsten im nationalen
und internationalen Bereich.
Das Buch von Skriver
"Verrat der Kirchen
an den Tieren" führte mir das endlose Leid
der Tiere vor Augen, Meere von Blut unschuldiger Wesen,
stumme Bitten vivisezierter, gejagter, ausgebeuteter,
eingesperrter Kreaturen, deren Erzieher, Verwalter
und Beschützer der Mensch sein sollte.
Ich glaube, dass ich in den letzten 30 Jahren dieses
einzige Mal geweint habe, beim Lesen dieses Buches,
das mir anschaulich zeigte, wie erbarmungslos das
Leid ist, das der Mensch dem Tier zufügt.
Und es wurde mir klar, dass
dieses Leid die Quelle der Misere des Menschen ist.
Leo Tolstoi
und viele andere Philosophen wussten es ja auch, dass
unsere Schlachthaus-Zivilisation auf dem Schlachtfeld
enden wird. Denn
die Grausamkeit, die im Krieg angewandt wird, kann
nur an der ungeschützten Kreatur gelernt werden.
Alle Propagandareden der pazifistischen Bewegungen
würden sich erübrigen, wenn wir die Ursachen
der Kriege, der Armut und Not durchschauen würden.
Durch Dr. Szekely lernte ich den großen Philosophen
Luigi Cornaro
kennen. Er rettete einen Teil der essenischen
Medizin in unsere Kultur herüber, und er wandte
an sich selbst die erste platonische Tugend, die Mäßigkeit
oder anders gesagt, die Enthaltsamkeit, an. Schließlich
wurde er 100 Jahre alt und all seine Jahre waren produktiv.
Luigi Cornaro hatte den Adelstitel durch die schlechte
Führung eines Verwandten verloren und war von
Venedig nach Padua übergesiedelt. Er heiratete
eine Deutsche, Veronika von Spillenberg, die ihm eine
Tochter, namens Clara, schenkte. Sie blieb das einzige
Kind dieser glücklichen Ehe. Clara gebar in ihrer
Ehe 11 Kinder, an denen sich Luigi sehr erfreute.
In seiner Jugend lebte Luigi Cornaro äußerst
verschwenderisch und die Folgen waren verheerend für
seine schwächliche Konstitution. In seinem 40sten
Lebensjahr geriet er nahe an den Rand des Todes und
nur der ausgezeichnete Rat seiner Ärzte, die
aus der salernitanischen medizinischen Schule kamen,
er solle sein Nahrungsminimum herausfinden, ließ
ihn wieder gesunden.
Diese Schule hatte die Erkenntnisse von Hyppokrates,
Galenos und den Essenern weitergetragen. Von Galenos
ist das Wort überliefert: Die größte
Wahrheit ist, dass ein dicker Bauch keinen feinen
Geist hervorbringt.
Luigi Cornaro fand, dass 375 Gramm feste und 420
Gramm flüssige Nahrung pro Tag für ihn ausreichten.
Im Alter von 86 Jahren war er körperlich und
geistig noch in ausgezeichneter Verfassung. Als er
etwa 80 Jahre alt wurde, rieten ihm seine Freunde,
doch ein wenig mehr zu essen. Er folgte ihrem Rat
und wurde sofort sterbenskrank. Daraufhin reduzierte
er seine Nahrungsmenge noch einmal und nahm fortan
nur noch 275 Gramm feste Nahrung zu sich. Sogleich
erholte er sich wieder und lebte gesund und froh,
bis er im Jahre 1566 hundertjährig starb. Dreihundert
Jahre nach seinem Tod befruchtete er das Denken des
deutschen Philosophen Friedrich Nietzsche.
Zu Beginn dieses Jahrhunderts hat der deutsche Philosoph
Arnold Ehret das
Urgesetz der natürlichen Ernährung entdeckt.
Zwar ist er in Deutschland unbekannt, obwohl Walter
Sommer (23.01.1887 bis 1985) sein ganzes
Leben darauf verwandt hat, die Erkenntnisse von Arnold
Ehret zu verbreiten und darin Großes geleistet
hat. Doch in den USA findet man die Bücher von
Ehret fast in jedem Health-Store.
Es war interessant für mich, zu beobachten,
dass einige Freunde unabhängig von mir, dieselben
Entdeckungen machten. So erzählte ich der Künstlerin,
Mary Bauermeister, dass ich mich mit dem Thema "Rohkost"
beschäftigte. "Du auch?" wunderte sie
sich und schickte mir prompt das in Amerika neu erschienene
Buch "Survival into 21st Century" von Viktoras
Kulvinskas. Dieses Buch wurde für
mich zum Meilenstein. Besonders auch deshalb, weil
es ein ungewöhnlich breites Panorama von interessanter
Literatur enthielt. Vieles ließ ich mir dann
kommen: Literatur über Babynahrung, Menstruation,
Langlebigkeit. Da waren Ansätze, die ich in europäischer
Literatur nicht gefunden hatte. Ich stellte zu meiner
großen Freude fest, dass die amerikanische New
Age-Jugend und die Friedensbewegung offener war als
die übrige amerikanische Bevölkerung. Die
Erkenntnisse Ehrets über die schleimfreie Nahrung
wurden dort immer mehr befolgt. Und es gab erstaunliche
Resultate.
So sorgte ich dafür, dass das Buch von Kulvinskas
"Survival into
the 21th century" auch in deutscher Übersetzung
erschien.
Viele Menschen, die diese Fassung in deutsch lasen,
wundern sich, dass diese Erkenntnisse nicht öffentlich
weiter verbreitet wurden und dass die Erfolge, die
sie mit Experimenten auf diesen Gebieten machen, nicht
mehr anerkannt werden. Mancher fragt sogar direkt:
"Warum werden diese Antworten nicht in den öffentlichen
Medien diskutiert"?. Ich meine, weil
es publikumswirksamer ist, kostspielige und aufwendige
Heilmethoden und Apparate vorzuführen, als einfache
und naturgemäße Methoden; weil finanzkräftige
Mächte meinen, an der Gesundheit aller nicht
genügend verdienen zu können; aber
auch deshalb, weil diese Erkenntnisse sich erst jetzt
langsam verbreiten und nicht genügend Menschen
mithelfen, die Verbreitung weiterzutreiben.
Dr.
Abramowski
Durch Kulvinskas stieß
ich auch auf Dr. Abramowski,
dem ehemaligen Chefarzt des Bezirks-krankenhauses
von Mildura in Australien.
Er wurde 1852 in Berlin geboren und wanderte 1884
nach Australien aus. Ich möchte an dieser Stelle
Auszüge aus seinen Schriften wiedergeben, da
sie für sich selbst sprechen.
"Nach
vielen Jahrhunderten gemischter und gekochter
Nahrung befürworte ich dieeinfache,
natürliche Nahrung. Ich bin mir meiner Sache
ganz sicher. Warum? Erstens hat die natürliche,
ungekochte Nahrung mein Leben gerettet und meinen
Körper verjüngt, denn sie machte aus
einem überfütterten, alten Mann, der
vom Schlag bedroht war und blindlings auf sein
frühes Grab zuging, einen recht jugendlichen,
kräftigen und gesunden Menschen, fähig,
ein weiteres halbes Jahrhundert zu leben. Und
zweitens hat diese Kost viele wertvolle Menschenleben
gerettet. Diese Menschen wären unter Beibehaltung
der üblichen modernen Ernährungsweise
und der gängigen medizinischen Behandlung
gestorben". |
Bis zu seinem 50sten
Lebensjahr lebte er selbst von Mischkost, Fleisch,
Brot, Gemüse, etwas Obst, alles gekocht. Er trank
Tee, Kaffee, Bier und Whisky und rauchte Zigarren.
So wurde er dick und schwer und obwohl er als Arzt
und Chirurg erfolgreich war, spürte er doch,
dass er den Anstrengungen eines tätigen Lebens
nicht mehr lange gewachsen war. Die Widerstandskräfte
ließen nach und Beschwerden mehrten sich.
Er schreibt:
"Herzklopfen,
Schlaflosigkeit, Kopfschmerzen, rheumatische Beschwerden,
Verdauungsstörungen, machten sich immer stärker
bemerkbar. Noch brachte ich es fertig, alle Alarmsignale
zu missachten, bis mein ungewöhnlich hoher
Blutdruck zu Nasenbluten führte. Die Nase
blutete einmal acht Stunden lang. Bei einer Untersuchung
erwiesen sich meine Arterien als hart und brüchig.
Arteriosklerose nennt man das! Wir sind so alt,
wie unsere Arterien. Als ich von dem gefährlichen
Zustand meines Gefäßsystems erfuhr,
wusste ich, dass meine Tage gezählt waren
und Mutter Erde bald diesen ruinierten Körper
bedecken würde, wenn nicht ein Wunder geschah!"
Und das Wunder geschah! Durch
die Umstellung in der Ernährungsweise erreichte
Abramowski eine völlige Gesundung seines
kranken Körpers. Alle aufgezählten
Symptome verschwanden, ja mehr noch, er fühlte
sich stärker, aktiver, lebensfähiger
und ausdauernder, als in seiner Jugend. Er hatte
nun seine Gesundheit in der Hand.
Bevor er mit der natürlichen Ernährung
begann, litt er jedes Jahr unter zahlreichen Erkältungen,
Grippeanfällen und häufigen Gliederschmerzen.
Auch in seiner Familie traten Halsschmerzen, Diphterie,
Masern und Keuchhusten auf, die, so sagt man,
üblichen Kinderkrankheiten. Aber, so schreibt
er: "Seit Früchte unser Hauptnahrungsmittel
sind und Fleisch vom Tier verschwunden ist, seit
Wasser und Fruchtsäfte unsere Getränke
sind, ist bei uns keinerlei Krankheit mehr aufgetreten.
Automatisch habe ich auch jeden Geschmack an Bier,
Whisky und Tabak verloren".
Abramowski wurde nach der Umstellung noch einmal
Vater von einem Mädchen und einem Jungen.
Diese beiden Kinder bekamen keine Kinderkrankheiten
und entwickelten sich viel besser, als ihre älteren
Geschwister." |
Auch bei seinen Patienten
erzielte er erstaunliche Ergebnisse: Von
166 Typhusfällen in seinem Krankenhaus in Midura,
die mit Obst und Obstsäften behandelt wurden
und weder Medikamente noch unnatürliche Nahrungsmittel
erhielten, starben nur zwei, aber nur, weil
einer zu spät mit der Diät begann (erst
in der dritten Woche) und der andere einer Hitzewelle
erlag, der damals viele Menschen zum Opfer fielen.
Sogar Fälle von Blinddarmentzündungen heilten,
ohne dass operiert werden musste und Fieberanfälle,
rheumatische Beschwerden, Nerven- und Bronchienentzündungen
heilten in kürzester Zeit bei Obstsäften
und Obstfasten.
Diese guten Erfolge der
Behandlung beeindruckten das Pflegepersonal natürlich
sehr, hatte es doch - aufgrund der früheren Ausbildung
in anderen Kliniken zuerst erhebliche Vorurteile gegenüber
dieser Behandlungsmethode.
Überzeugt durch die erstaunlich günstigen
Ergebnisse, wurden die Schwestern
bald zu den eifrigsten Verfechterinnen dieser neuen
Methode. Nicht genug damit, die Schwestern wurden
selbst zu Früchteessern und damit stärker
und gesünder, als je zuvor. (Anmerkung
Regina: vergleiche hier in der Bibel: Das Kapitel "Daniel 1"
In
seinen allgemeinen Überlegungen über
die natürliche Ernährung führt
Abramowski aus:
"Krankheit gibt es
nur bei den Menschen und seinen Haustieren. Wildlebende
Tiere sind fast immer gesund, wie die Vögel
unter dem Himmel und die Fische im Wasser. Der
Unterschied in der Lebensweise von Mensch und
Tier wird uns die Ursache der Krankheit verraten.
Wildlebende Tiere essen und trinken natürlich.
Der Mensch dagegen mag selten
natürliche Speisen und Getränke; er
bereitet sie zu".
Zubereitung bedeutet praktisch die Anwendung von
Hitze. |
Natürliche Nahrung
braucht nicht gekocht zu werden. Sie wird bei der
Kochtemperatur chemisch verändert und oft getötet.
Dagegen werden viele dem Menschen nicht naturgegebene
Nahrungsmittel durch Kochen essbar und verdaulich.
Kochkost ist tote Kost.
Bei einer Nahrung mit
toten Stoffen muss der Körper sich sehr anstrengen,
um die wenigen lebensvollen Stoffe herauszuziehen
und das zu beleben, was im wesentlichen noch verwertbar
ist. Dabei wird der Körper geschwächt und
füllt sich außerdem mit nutzlosen Stoffen,
die oft zersetzt und giftig sind. Wir nennen sie Schlacken.
Schlacken sind die Endprodukte gekochter Nahrung.
Sie sind die Ursachen der meisten Beschwerden und
Funktionsstörungen. Die Natur mag eine Zeitlang
mit den Schlacken fertig werden, doch dann arbeitet
sie unter Schwierigkeiten und mit erhöhter Anstrengung.
Daraus erwachsen die Symptome der sogenannten chronischen
Krankheiten. Wenn die Körperfunktionen unter
der wachsenden Last der Schlacken nicht mehr arbeiten
können, kommt das Leben zum Stillstand und der
Tod würde folgen, wenn die Natur nicht mit der
Entschlackung beginnen würde. Diese Abfallverbrennung,
die dem Körper ein Weiterleben möglich macht,
nennt man Krankheit.
Eine Behandlung auf dieser Grundlage muss natürlich
ganz anders sein, als das, was derzeit an den Universitäten
gelehrt wird. Dort sieht man die Krankheit als einen
Feind des Menschenlebens an, der durch Zufälle
erscheint, wie z.B. durch Temperaturwechsel oder Ansteckung.
Die Schulmedizin versucht, die verschiedenen Krankheiten
durch Unterdrückung der Symptome zu heilen. Deshalb
sucht sie nach spezifischen Heilmitteln, die bei jeder
Krankheit anders sind. Die Auswirkungen dieser Behandlung
sind nicht nur ungewiss, sondern oft direkt schädlich,
denn die Natur muss anschließend neben den Körperschlacken
auch noch die als Medizin geltenden Giftstoffe beseitigen.
Die natürliche Behandlung
dagegen bekämpft nicht die verschiedenen Symptome,
die nur der Rauch des inneren Feuers sind. Sie versucht,
die Natur zu unterstützen, indem sie fernhält,
was den großen inneren Reinigungsprozess stören
könnte. Bei dieser Methode wird alles entfernt,
was die Arbeit der Ausscheidungsorgane behindert.
Das erste Ziel erreicht man, indem man eine Zeitlang
keine neue Nahrung zuführt, das zweite erreicht
man durch unbegrenzte Mengen frischen Wassers und
durch Schwitzen oder andere hydrotherapeutische Maßnahmen.
Wie diese Ausführungen
des Mediziners faszinierten mich aber auch Abramowskis
philosophische Gedanken:
"Kaum etwas ist
so klar erwiesen, wie die gleichbleibende Gesundheit
und Lebensdauer wildlebender Tiere. Die Vögel
und die Insekten in der Luft, die Fische im
Wasser, die Tiere von Wald und Wiese, sie alle
haben ihre bestimmte Lebensspanne, die sie auch
erreichen, wenn man von Unfällen und Verletzungen
absieht. Außerdem sind sie gesunde und
vollkommene Exemplare ihrer Gattung".
|
Wo aber sind die vollkommenen
Vertreter der Menschheit? Und wie viele moderne Menschen
erreichen auch nur annähernd ihr natürliches
Alter, das etwa einhundert bis einhundertzwanzig Jahre
beträgt? Wie sieht der Gesundheitszustand bei
den Menschen aus? Ist ihr Fleisch wirklich so schwach
und zahllosen Krankheiten ausgesetzt, während
das der wildlebenden Tiere stark und widerstandsfähig
ist?
Der Unterschied liegt
nicht in dem ursprünglichen Material, sondern
in der Art, wie der Körper regeneriert und in
Ordnung gehalten wird. Es liegt an der Nahrung, denn
wir bestehen aus dem, was wir essen.
Kein freilebendes Tier
verändert seine Nahrung. Eine einzige Art Futter
genügt ihm Jahr für Jahr und jederzeit.
Wenn es dieses Futter nicht in seinem Lebensraum bekommen
kann, geht es entweder dorthin, wo das Futter ist,
mit dem unbeirrbaren Instinkt eines Zugvogels - oder
es stirbt, wie die Seidenraupe (die nichts anderes
frisst, als Maulbeerbaumblätter), wenn diese
nicht mehr vorhanden sind.
Freilebende Tiere "verbessern"
ihre Nahrung nicht. Sie fressen auch keine unnatürliche
oder künstliche Mischung. Sie halten sich rein
und gesund und kennen nur Leben, volles, blühendes
Leben oder Tod.
Der Zivilisationsmensch
dagegen ist mit der Nahrung, die die Natur ihm gibt,
nicht zufrieden. In vielen Fällen hat er seine
natürliche Nahrung vergessen und blickt ängstlich
und misstrauisch auf die süßen Früchte,
die kraftspendenden Nüsse in ihrem Naturzustand.
Der Mensch hat jahrhundertelang seine Speisen zubereitet,
er hat sie gekocht, gebraten, gebacken und geröstet.
Er hat eine solche Fülle von Mischungen hergestellt,
dass seine ganze Nahrung ein undurchschaubarer und
für den Körper meist schädlicher Wust
von leblosen und aus ihrem Zusammenhang gerissenen
Nährstoffen geworden ist. Dies nennt er dann
Mischkost. Diese tote und künstliche Nahrung
ist nicht nur ungeeignet, den Körper am Leben
zu erhalten und wiederherzustellen, sie füllt
ihn vielmehr mit Schlacken und ist die erste Ursache
von Krankheit und frühem Tod."
Weiter weist Abramowski nach, dass der Mensch das
am höchsten entwickelte Tier ist und zu der Gattung
der Früchteesser gehört.
"Form und Anordnung
seiner Kiefer und Zähne und das Fehlen jeder
natürlichen Angriffs- oder Fangwaffe (z.B. Reißzahn,
Klaue) beweisen, dass er nicht von Natur aus ein angreifendes
Tier oder ein Töter ist. Die relative Länge
und innere Ordnung seines Verdauungskanals, die Form
von Schädel, Händen und Füßen
und die aufrechte Haltung beweisen, dass die überlebenden
Verwandten des Menschen unter den höchsten Tieren
die Menschenaffen sind - der Orang Utan und der Gorilla.
Diese Tiere leben von Früchten und Nüssen
und entwickeln bei dieser Nahrung solche Kraft, dass
z.B. ein Orang Utan allein einen jungen Baum aus den
Händen von sechs britischen Soldaten riss. Ein
Gorilla nimmt den Kampf mit einem Löwen auf und
drückt diesen König der Tiere in einer kraftvollen
Umarmung tot."
Fruchtbares
Jahr 1977
Das Jahr 1977 war in mancher
Hinsicht ein fruchtbares Jahr für mich. Es kristallisierte
sich immer mehr die Frage heraus, wie der Mensch entsteht
und wie er funktioniert. Ich hatte bis zu jenem Zeitpunkt
noch nicht herausgefunden, ob schon irgendjemand eine
gute "Gebrauchsanweisung" für den feinsten
Mechanismus, den es auf der Erde gibt, zusammengestellt
hatte. Die Philosophie und die Religion der Hochkulturen
haben bestimmt die besten Beiträge geliefert.
Im
Toldot Jeschu (Berlin 1902) bekennt Paulus, sein Lehrer
Jesus hätte ihm befohlen, kein Fleisch zu essen
und keinen Wein zu trinken, sondern sich nur von Brot,
Wasser und Früchten zu ernähren, "damit
ich rein befunden werde, wenn er mit mir reden will".
Erst seit meinem längeren Fasten kann ich verstehen,
dass die Gedanken und die Erkenntnisse gut fließen
können, wenn das Instrument "Gehirn"
nicht verschlackt ist und wenn es mit menscheneigenen,
sonnenhaften Schwingungen in Gang gehalten wird. Klar
ausgedrückt wird diese Tatsache im Buch "Uraniden":
"Denaturierte Lebensmittel sind derart schwach,
dass sie die Impulse an das Nervensystem nicht mehr
in genügender Schwingungszahl weiterleiten können.
Aus diesem Grund ist die Struktur der Gehirnzellen
oft brachliegend und verkümmert, bis schließlich
ihr Absterben erfolgt. Eure Wissenschaftler sind sich
dieser Tatsache zum Teil schon bewusst, dass ca. 90
% der Gehirnzellen in schwächster Tätigkeit
sind. Nur die Frage, welche Ursache vorliegt, wussten
sie bisher nicht zu beantworten."
Was ist also die beste "Nahrung", der beste
Treibstoff für die Gehirnzellen? Gedanken sind
Wellen, Gedanken sind Kräfte - sind sie dann
etwas Materielles?
Die Frage der Nahrung muss ein ganz zentrales Thema
sein, das wird mir immer klarer. Thomas
Alva Edison, der große Erfinder,
meinte, dass wir dreimal zu viel essen deswegen gäbe
es heute so wenige Genies und so wenige weltbewegende
Erfindungen. Er selbst aß ganz wenig und nur
zu den festgesetzten Mahlzeiten.
Wir alle wissen aus eigener Erfahrung: Nach einem
üppigen Essen fühlen wir uns schwer, schläfrig
und unbeweglich. Und schon nach einem üblichen,
warmen Mittagessen bräuchten wir einen Mittagsschlaf.
Die Werbung will uns weismachen, dass das Durchschnittliche
normal und gesund sei. Ich erkenne aber, dass das
Normale, das Durchschnittliche kein Maßstab
für mich ist. Ich erfasse immer stärker,
dass der Sinn des Lebens in der Richtung einer größeren
Individualisierung liegt. Ich will kein Herdenmensch
sein. Ich bin auf der Suche nach der Weisheit, die
das landläufige Wissen überhöht. Aber
Weisheit ist selten auf unserer Erde. Der Erdenmensch
neigt zu Extremen, Unreife ist sein Los. Also mache
ich mich auf die Suche, ich muss wissen, was ich tue,
muss mich selber beobachten. Gleichzeitig muss ich
nach einer Lösung Ausschau halten, was getan
werden muss, um vielen Menschen dazu zu verhelfen,
in naturgemäßem Einklang mit anderen zu
leben, mit Pflanzen, Tieren und Menschen.
Dr.
Edmond Szekely - und die Essener
Wie ich schon sagte,
kam ich durch Werner Zimmermann
mit Dr. Szekely
in Kontakt, der viele Naturgesetze, die in Vergessenheit
geraten waren, aus der Geschichte wieder zusammengetragen
hat.
In seinen Zentren in
Californien und Costa Rica konnte er an einigen hunderttausenden
von Menschen beobachten, wie unbedingt notwendig,
not-wendend, es ist, dass die Menschen Pioniergeist
entwickeln und neue Beispiele und Modelle aufbauen,
wo naturgemäßes Leben gezeigt wird. Szekely
knüpfte an das Leben der Essener, das beste Beispiel
für naturgemäßes Leben in der bekannten
Geschichte, an.
Die Essener vervollkommneten
die Idee des babylonischen Gartens und kannten auch
das Mulchen. Szekely hat wichtige Vorarbeit geleistet.
Seine Erfahrungen, kombiniert mit denen von Pionieren
wie Ehret, Rudolf Steiner und Kneipp würden absolut
genügen, um eine Wende in unserem Leben einzuleiten.
Es bedarf nur einer einzigen Gemeinschaft, die das
vorhandene Wissen umsetzt und in einem Dorf oder einer
Siedlung dieses Leben praktiziert. Es scheint, dass
wir heute erst wissen, wie ein solches Modell aussehen
sollte.
Warum ist es dennoch
so schwer, gute Erkenntnisse ins Leben umzusetzen?
Warum tun sich für Pioniere Hindernisse auf,
dass es nicht gelingt, das Leben zu verbessern?.
Wir werden beherrscht von Mächten, die nur das
entwickelt sehen wollen, nur das weiterempfehlen und
unterstützen, was ihnen materielle Profitmaximierung
verspricht.
Wenn es ihrem Profitwunsch
dient, dass unsere Erde mit Kunstdünger verseucht
wird, dann sind sie selbstverständlich gegen
alle Modelle, in denen naturgemäßes Leben
und Arbeiten ausprobiert und gezeigt wird. Sie werden
dabei nicht helfen. Modelle gesunden Lebens können
wir bei den echten Philosophen finden. Es ist ihr
Wissen, dass die Erde nur durch das fruchtbarer wird,
was Naturschwingung beinhaltet; das heißt, aus
Laub, Gräsern und Erde zusammengesetzte Kompostdüngung
und keine vom Menschen durch chemische Reagenzien
verdorbene Düngung ist für den Boden förderlich.
Die Produktion von chemisch hergestellten Produkten
wird dann erst eingestellt, wenn viele Menschen bei
sich selbst mit dem Umweltschutz beginnen und die
chemischen Produkte ausschalten werden. Der Umdenkungsprozess
ist in den westlichen Ländern schon eingeleitet.
Es gilt, ihn zu Ende zu führen.
Schauen wir noch einmal
auf die Essener. Sie lebten in Gärten und ihre
Nahrung waren die Früchte der Gärten. Warum
können wir heute nicht mehr so leben? Es gibt
Bewegungen, besonders unter den Jugendlichen, die
dieser Idee offen gegenüberstehen. Würde
man den Obst-, Gemüse- und Feldfruchtanbau der
Masttierzucht vorziehen, dann hätten alle Menschen
genug zum Leben. Wir könnten uns dann ausrechnen,
wann die Wüsten in Plantagen und Gärten
verwandelt sein würden. Wie viel Nutzen würde
die Menschheit daraus ziehen! Das Hungerproblem wäre
gelöst und alle Menschen würden gesünder
und tüchtiger. Eine neue geistige Kultur würde
erblühen. Auch das System der Verstädterung
würde reformiert. Umfragen haben ergeben, dass
etwa 80 % der deutschen Städter lieber auf dem
Land leben möchten. Um diesem Wunsch wenigstens
annähernd Rechnung zu tragen, müssten die
Regierungen sich dafür einsetzen, dass jeder,
der es wünscht, ein Gartengrundstück pachten
könnte, um einen Großteil seiner Nahrung
dort selber zu ziehen. Dies wäre im allgemeinen
Gesundheitsinteresse.
Leider stehen die Regierungen
und die einzelnen Politiker unter solchen Sachzwängen,
dass von ihnen noch nicht zu erwarten ist, dass sie
sich für einen vernünftigen, gut durchdachten,
zum Wohle aller gereichenden Plan einsetzen werden.
Es können aber Persönlichkeiten des öffentlichen
Lebens, Personen, die im Rampenlicht stehen, die Gelegenheit
nutzen und ihren Einfluss für eine bessere Welt
geltend machen.
Die Situation ist - bildlich
gesprochen - die: Wir wollen einen Tunnel bauen durch
den Berg der Katastrophen hindurch - hin zu einer
besseren Welt. Dabei genügt guter Wille allein
nicht. An der Planung des Tunnelbaus müssen Geologen,
Statiker, Mathematiker und Ingenieure beteiligt sein.
Genauso ist es, wenn wir eine Wende in der Geschichte
planen. Diese Pläne für eine Wende müssen
von Experten, in diesem Fall von Philosophen, gemacht
werden, die das W e s e n des Menschen, seine Bestimmung,
seinen Platz im Kosmos verstehen. Sie müssen
auch um die Neigungen und die wahren Bedürfnisse
des Menschen wissen. Gibt es solche Philosophen? Und
wenn ja, wo sind sie? Um sie zu erkennen, muss ich
selber Erfahrungen und Wissen gesammelt haben.
Johann
Wolfgang von Goethe
Oft
habe ich zu ergründen versucht, was Johann Wolfgang
von Goethe mit den folgenden Gedanken ausdrücken
wollte:
"Wer
nicht von dreitausend Jahren
sich weiß Rechenschaft zu geben,
bleibt im Dunkeln unerfahren,
mag von Tag zu Tage leben."
Anmerkung von Regina:
vermutlich meinte Goethe damit die Jahrtausende
währende Wiederkehr von Reinkarnation zu Reinkarnation.
So habe ich selbst z.B. eine Reise von bereits
ca. 10.000 Jahren im Rad der Wiederkehr absolviert.
Goethe meinte, dass wir nach so vielen Runden
doch endlich erkannt haben müssten, worum
es wirklich geht. Dass Goethe auch über Reinkarnation
schrieb, zeigen diese von Goethe verfassten
Schriftstücke:
In einem Brief schreibt
Goethe (1749-1832) im April 1776 an seinen Freund,
den Dichter C.M. Wieland, die folgenden Zeilen
über seine Empfindungen zu Frau Charlotte von
Stein:
"Ich kann mir die Bedeutsamkeit,
die Macht, die diese Frau über mich hat, anders
nicht erklären als durch die Seelenwanderung.
Ja, wir waren einst Mann und Weib! Nun wissen
wir von uns - verhüllt, im Geisterduft. Ich
habe keine Namen für uns - die Vergangenheit
- die Zukunft - das All." Fundstück
von der Seite: www.literafee.de
Und drei Monate später, im Juli 1776, verfa&ssuml;t
Goethe das folgende Gedicht mit dem Titel:
"Geheimnis
der Reminiszenz"
gewidmet Charlotte von Stein
Sag, was will das Schicksal uns bereiten?
Sag, wie band es uns so rein genau?
Ach, du warst in abgelebten Zeiten
Meine Schwester oder meine Frau.
Kanntest jeden Zug in meinem Wesen,
Spähtest, wie die reinste Nerve klingt,
Konntest mich mit einem Blicke lesen,
Den so schwer ein sterblich Aug durchdringt...
Und von allem dem schwebt ein Erinnern
Nur noch um das ungewisse Herz,
Fühlt die alte Wahrheit ewig gleich im Innern,
Und der neue Zustand wird ihm Schmerz.
Am 2.3.1779 schlie&suml;lich
drückte Goethe seine Empfindungen direkt in einem
Brief an Charlotte von Stein aus:
Es ist mir fast unangenehm,
da&suml; eine Zeit war, wo Sie mich nicht kannten
und nicht liebten. Wenn ich wieder auf die Erde
komme, will ich die Götter bitten, da&suml; ich nur
einmal liebe, und wenn Sie nicht so feind dieser
Welt wären, wollt ich um Sie bitten zu dieser
lieben Gefährtin.
Johann Wolfgang von Goethe
|
Dreitausendjährige
Erfahrung befähig uns, erst klar zu sehen. Goethe
hätte auch um des Reimes willen, genauso von
ein- oder fünftausend Jahren, sprechen können.
Es muss eine Bedeutung haben, dass er gerade diese
Zahl wählte.
Vor dreitausend Jahren gab es auf unserer Erde kaum
Wüsten. Sie sind hauptsächlich durch das
Abholzen und durch Überweidung entstanden. Zu
jener Zeit lebten die Phönizier in Zentral-Arabien.
Sie besaßen große Herden und sobald die
Tiere alles abgegrast hatten, zogen sie weiter westwärts.
Auch dort blieben sie solange, bis das Land wieder
zur Wüste geworden war. Und so ging es weiter,
bis sie alles Land vernichtet hatten und im heutigen
Libanon ans Meer stießen.
Ein Teil der Phönizier wanderte dann über
das Meer nach Karthago aus, das ja bis heute wegen
der hohen Kultur dieses alten Volkes berühmt
ist. Die übrigen Stämme gingen in den Wüsten
unter. Von ihnen weiß man so gut wie nichts
mehr.
Dies ist nur das Beispiel eines Volkes. Diese Entwicklung
lässt sich bei fast allen Völkern zurückverfolgen:
Ursprünglich grünes fruchtbares Land, Beweidung
durch große Herden, Versteppung und schließlich
Ödland und Wüste. Diese Entwicklung setzt
sich bis heute fort.
Die Jahre
1978 bis 1988
In den Jahren 1978 bis 1988 war ich in meiner Arbeitseinteilung
so frei, dass ich mir alle die Fernsehsendungen anschauen
konnte, die mich wirklich interessierten. Besonders
die Sendungen über die Lebensweise der verschiedenen
Völker reizten mich.
Mit der Zeit begann ich aber zu erkennen, dass weder
die Völker, noch die ihnen von den westlichen
Industrienationen gewährte Entwicklungshilfe
die Grundursache der fatalen Armut, die in den meisten
Ländern herrschte, aufspürten. Jeder redete
um das eigentliche Probleme nämlich die Überweidung,
herum. Auch die Kommentatoren dieser Sendungen hatten
ihr Urteilsvermögen nicht geschärft, dass
sie eine Lösung des Problems schlussfolgernd
hätten finden können. Zwar wurde das Thema
"Überweidung" erwähnt, aber es
wurde als naturnotwendig hingestellt. Ich sah ein,
dass es in den von öffentlicher Meinung gefütterten
Gehirnen der Menschen keinen Platz für ein
Wissen gibt, das 3000 Jahre überschaut und das
infolgedessen, um Goethe noch einmal zu zitieren,
"im Dunkeln unerfahren bleibt".
Ich fragte mich, warum sehen die Menschen in Mexiko,
Afrika oder auch in Polen, um nur einige Beispiele
zu nennen, nicht ein, dass sie in erster Linie Bäume
und Büsche, Pflanzen und Gärten anlegen
sollten, damit ihre Nahrung zuerst einmal gesichert
wäre. Auch die Probleme der Erosion, der Dürrekatastrophen,
der Überschwemmungen des Waldbodens, der Ozonlöcher
könnte man dadurch angehen. Aber die Menschen
scheinen es nicht zu sehen.
Es war im Februar 1983, als
ich auf einem Friedenskongress in Indien mit der nepalesischen
Delegation sprach. Ihre große Sorge war, woher
sie Futter für ihre Tiere herbeziehen könnten.
Dabei dachten sie sozusagen an ein Wunderfutter aus
dem Westen. Ich konnte ihnen nur innerlich kopfschüttelnd
zuhören.
Es wird Zeit,
dass wir aus unserer
3000-jährigen Erfahrung Schlüsse ziehen.
Es gibt viele Menschen, die keine Tiere für
ihren Lebensunterhalt brauchen. Mit ihnen könnten
wir beginnen und ihnen helfen, Gärten und Bäume
anzupflanzen. Zum Beispiel essen 80 % der Inder kein
Fleisch. Dennoch herrscht in Indien eine große
Armut und das Hungerproblem ist das Problem Nummer
eins, obwohl der verwüstete Boden noch von einer
relativ dicken, fruchtbaren Erdschicht bedeckt ist.
Hier würde etwas wachsen, wenn nur die Schritte
getan würden. Leider geschieht bis jetzt nichts,
außer, dass täglich die Einheimischen auf
der Suche nach Kuhexkrementen herumlaufen, sie mit
ihren Händen bearbeiten und sie auf dem Kopf
zu ihrem Herdfeuer tragen, damit sie ihre kärgliche
Speise zubereiten können. Aber sie bereiten ihre
Speise durch das Kochen nicht auf, denn das Eiweiß
verändert sich bei 42°C., die Vitamine und
Enzyme ebenso. Die Wirkung der Photone, in denen die
Sonnenenergie gespeichert ist, wird durch den Erhitzungsprozess
radikal vermindert bzw. ausgeschaltet. Der Mensch,
der sich von solcher zerkochten Speise täglich
ernährt, so wie die Inder es tun, muss mit der
Zeit träge und desinteressiert werden.
Und so kann auch die Masse der Inder nicht überschauen,
welche Auswirkungen ihr Tun auf die Tier-, die Pflanzen-
und die Menschenwelt hat. Es weiden auf dem indischen
Subkontinent unter der Anleitung von siebenhunderttausend
Menschen 200.000.000 Rinder, 10.000.000 Schweine,
100.000.000 Schafe und Ziegen und 150.000.000 Hühner.
Wo aber ein Rind weidet, könnten mindestens 20
Menschen leben, wenn sie sich von Getreide und Gemüse;
und 70 Menschen, wenn sie sich von Obst, Nüssen
und Gemüse ernährten. Aber wer will die
Situation verändern, wenn sich Politiker, Wissenschaftler
und Entwicklungshelfer selber so kostspielig ernähren?
Seit meiner Jugend und während des langen Geschichtsstudiums
habe ich vermutet, dass an der herkömmlichen
Darstellung der Entwicklung des Menschen grundsätzlich
etwas falsch sein müsste.
Schon in Kinderbüchern, die sich mit der Entwicklung
des Menschen beschäftigen, wird der Menschenaffe
als ein friedliches und im Frieden mit seinen Artgenossen
und anderen Tieren lebendes Wesen dargestellt, während
der Sprung zum Menschen und das Auftreten der Intelligenz
als höchste Gefahr für alles Lebende geschildert
wird.
Es gibt sogar eine ziemlich verbreitete Theorie,
dass der Mensch erst zum Menschen wurde, weil er 1.000.000
Jahre lang das Gehirn seinesgleichen aß. Ich
nahm zwar Notiz von solchen Theorien, aber ihre materialistische
Handschrift disqualifizierte sich selbst in meinen
Augen. Ich suchte nach Forschungsarbeiten, die mehr
Einsicht und größere Abweichungen vom materialistischen
Trend aufwiesen.
Henry
Baily Stevens
- "The Recovery of Culture"
Bei Prof. Wilhelm Brockhaus aus Wuppertal fand
ich einige Bücher aus England, die mir sehr
gut weiterhalfen. Als ich das Buch "The
Recovery of Culture" von Henry
Baily Stevens
las, wusste ich, dass ich eines der bedeutendsten
Werke der Menschheit in Händen hielt. Mein
erster Impuls war die Frage: Wie können die
Forschungsarbeiten von Stevens am schnellsten
vielen Menschen zugänglich gemacht werden?
Sein Buch erschien in der ersten Auflage 1949
und die zweite Auflage kam 1953 bei Harper &
Brothers in den USA heraus. Stevens war Direktor
des Entwicklungsplans an der Universität
von New Hampshire. Mehr als 30 Jahre lang arbeitete
er für die landwirtschaftlichen Programme
der Regierung von Washington. Er machte uns die
Studien und Entdeckungen von folgenden Forschern
zugänglich:
- Alfred Russell Wallace
* Walter Swingle
* Oakes Ames *
Oswald Menghin
*
- David Fairchild * Fiona
Mac Leod * James George Frazer *
- Clay Trumbull, Carl
0. Sauer * Emil
Werth, Wissman, Edgar Andersong
- Ammal * Roy
Walker * Esme Wynne-Tyson
* LeGros Clar *
Marston Bates
- Wilber L. Thomas * Hermann
* Hella Pooch *
G. Smolle * F.
Kissmaul
- R.C. Majundar * und
anderen.
Dank ihrer Untersuchungen können wir jetzt
klarer sehen wo wir herkommen und in welche Richtung
unsere weitere Entwicklung gehen sollte. Sie erhellen
den Teil der Geschichte, der bis jetzt im Dunkeln
lag. Der Urmensch lebte jahrtausende lang von
Früchten, er war friedlich und entwickelte
sich immer weiter.
Die Beweise hierfür verdienen den Ausdruck:
Revolutionär.
"The Recovery of Culture" liefert uns
so viele Beweise und so viel Literatur, wie kein
anderes Buch. Es ist so wesentlich, diesen Abschnitt
der Evolution zu kennen, um dann zu erkennen,
wie sehr der Mensch sich verirrt hat. Erst dann
ist es möglich, wieder auf den richtigen
Weg zu gelangen. Die wahre Kultur, wie wir sie
aus der Geschichte kennen, ergibt sich immer aus
einem organischen Zusammenspiel zwischen wirtschaftlichen,
psychologischen und physiologischen Aspekten.
Die Übertretung von Naturgesetzen führt
unweigerlich ins Chaos. Mit diesem Nachweis leistete
Stevens einen bedeutungsvollen Beitrag zur Geschichte.
Die Entwicklung auf der Erde verläuft so,
dass sich die Nahrungskette langsam aufbaut. Immer
wird erst die Nahrungsgrundlage für die entstehende
neue Art geschaffen: Pflanzen erscheinen vor Tieren,
Obstbäume vor Menschenaffen. Das Chlorophyll
war vor dem roten Blut da, die Algenwälder
entstanden vor den Fischen, der Riesenfarn vor
den Dinosauriern, das Gras vor den Pferden. Diese
Aufzählung ließe sich noch lange fortsetzen.
Aus diesem Naturgesetz ergibt sich auch, dass
die jeweiligen Pflanzen, die die Nahrungsgrundlage
der Tiere bilden, ihre Natur mitbestimmen.
Nach Stevens zeigten sich vor 120 Millionen Jahren
die ersten Ansätze der Obstbäume. 60
Millionen Jahre später dienen sie den Affen
als Nahrung. Es gibt auch insektenfressende Urprimaten,
aber sie bleiben in der Entwicklung zurück.
Was für ein Instinkt bewegt die anderen zu
einer Früchtenahrung? Der Baum bringt Kräfte
und Nahrungselemente aus größerer Tiefe
und reisst sie in größeren Höhen
im Vergleich zu anderen Pflanzen. So entwickelt
sich bei den Früchteessern die Kraft des
Gehirns stärker, als bei anderen Tieren.
Der Menschenaffe hat eine auffallend höhere
Mentalität, als der Affe. Bald ist er allen
anderen Tieren überlegen, sowohl was die
Intelligenz, als auch die Körperkräfte
betrifft. Er wird zum König des Waldes.
Schon Alfred Russel Wallace und Carl Akeley haben
die enorme Überlegenheit des Orang-Utans
und des Gorillas über andere Lebewesen beobachtet.
Am Dynamometer zeigen diese eine 4,4 mal größere
Kraft als physisch gut entwickelte Menschen.
Der Gorilla tötet keine Tiere für seine
Nahrung oder als Sport. Er lebt in Freundschaft
mit seinen wildlebenden Nachbarn. Seine Heimat
sind die Urwälder. Nur in dieser natürlichen
Umgebung vermehrt er sich normal. In der Gefangenschaft
ist er unglücklich, denn er braucht die freie
Bewegungs-Möglichkeit auf den Bäumen.
Luft und Bäume sind ihm wichtiger als Nahrung.
Sein Blut ist dem unsrigen von allen Tieren am
ähnlichsten. Vor den Zoo-Käfigen wollen
wir diese Tatsache nicht wahrhaben, aber die Labortests
kann man nicht widerlegen: Wir sind am nächsten
mit den Menschenaffen verwandt. Auffallend sind
auch seine sozialen Charakterzüge: Kameradschaft,
Freundschaft, Ordnungsliebe, Güte, Humor.
Er hat auch eine gut ausgeprägte Sprache
entwickelt, mit der er seine Gefühle ausdrücken
kann. Manchmal zeigt er sich sogar als hervorragender
Sänger; gebrauchen wir diesen Ausdruck doch
auch für den herrlichen Gesang der Vögel.
Wir sollten unseren Kindern die schönsten Geschichten
von Menschenaffen erzählen, anstatt von Kriegsabenteuern.
Sie werden uns dankbar sein, zumal sich in den nächsten
Jahren immer mehr herausstellen wird, wie wichtig
Tierschutz, natürliche Ernährung, ein Leben
im Garten, die Bewaldung der Steppen und Wüsten
sind. Die Kinder, die sich schon heute mit diesen
Themen beschäftigen, werden als Erwachsene Vorreiter
auf diesen Gebieten sein.
Kein Menschenaffe jagt andere Säugetiere. Ihnen
blutige Nahrung anbieten zu wollen, wäre für
sie eine Beleidigung, genau wie für das edle
Pferd.
Sind wir Menschen da anders geartet? Die Gene verändern
sich nur langsam und wir tragen, ob wir es wahrhaben
wollen oder nicht, diese Vergangenheit immer noch
in uns. Ich kenne Kinder, die an dem Tag aufhörten,
Fleisch zu essen, als sie erfuhren, woher dieses "Nahrungsmittel"
stammte.
Unsere Kultur ist eine Baumkultur. Wir sollten uns
darauf zurückbesinnen und echte Baumpflege betreiben,
denn wir sind Kinder der Bäume. Ohne sie gäbe
es uns nicht.
Die große Insel Java hatte das beste Klima,
um als Wiege der Menschheit zu dienen. Hier wächst
auch der Brotfruchtbaum, ein zu den Artocarpaceae
gehörender Baum, der in den Tropen wegen der
großen Früchte, die ein sehr wichtiges
Nahrungsmittel für Mensch und Tier darstellen,
sehr häufig angepflanzt wird. Man unterscheidet:
Artocarpus incisa, Artocarpus integrifolie und den
weichhaarigen Artocarpus pubescens.
Die größten Früchte stammen von Artocarpus
integrifolia, dem sogenannten Tschakfruchtbaum (Jackfruit).
Seine Früchte sind bis zu 40 kg schwer. Die Südseeinsulaner
ernähren sich überwiegend von diesen Früchten.
Die Bäume bleiben 60 - 70 Jahre lang fruchtbar
und die Erntezeit dauert von November bis Juli und
ist sehr reichlich. Der Weltumsegler James Cook (1728-1779)
aß auch von diesen Früchten und er sagt:
"Einer, der in seinem Leben zehn Brotfruchtbäume
pflanzt, erfüllt seine Pflicht gegen sein eigenes
und sein nachfolgendes Geschlecht ebenso vollständig,
wie ein Einwohner unseres rauen Himmelsstriches, der
sein ganzes Leben hindurch während der Kälte
des Winters gepflügt, in der Sommerhitze geerntet
und nicht nur seine jetzige Haushaltung mit Brot versorgt,
sondern auch seinen Kindern etwas an barem Geld kümmerlich
erspart hat."
Die Brotfrucht ist vielseitig verwendbar. In Scheiben
geschnitten und getrocknet, hält sie sich zwei
Jahre lang. Sie wird häufig als Schiffszwieback
verwendet. Trotz der vielseitigen Verwendbarkeit der
Brotfrucht hat der eingeborene Südseeinsulaner
nur eines an ihr auszusetzen, dass sie eine Zubereitung
erfordert. In dieser Hinsicht ist ihr die Banane überlegen.
Von den Karolineninseln wird berichtet, dass die
Hilfsfrauen bei der Geburt eines Mädchens Früchte
des Brotbaumes in einer mit Bananenblättern ausgelegten
Grube lagern und erst bei der Heirat des betreffenden
Mädchens wieder herausholen, das bedeutet, nach
15 bis 20 Jahren. In dieser Zeit macht das Fruchtfleisch
eine Gärung durch, die erwünscht ist, und
es wird dann nach entsprechender Reinigung in geröstetem
Zustand als Hochzeitsspeise verzehrt. Die Fürsten
der Eingeborenen legen ebenfalls solche Gruben an,
in denen sie die Brotfrüchte sogar 30 Jahre liegen
lassen.
Die besten Früchte, die es auf der Erde gibt,
wurden durch Menschenhand veredelt und sind asiatischer
Herkunft.
Alfred Russel Wallace hat auf Borneo 100 m lange
und 15 m breite Bauten gesehen. Sie waren aus Bambus
hergestellt und wurden nur mit Hilfe von Äxten
und Messern errichtet. Die Axt war das wichtigste
Werkzeug des Menschen, die von den Fruchtbäumen
lebten. Mit ihrer Hilfe konnten sie die Bäume
vom Gestrüpp befreien, Pfähle anfertigen,
mit denen sie Löcher für das Pflanzen neuer
Bäume in die Erde stampften. Sie legten sich
Gärten an, die sie einzäunten, um sie gegen
Übergriffe zu schützen. Und sie bauten sich
ihre Holzhäuser, die sie mit Blättern deckten
und abdichteten.
So steht die Axt und nicht der Pflug am Anfang der
"Landwirtschaft". Der Pflug zerstörte
die Bodenkrume und veränderte die Oberfläche
der Erde. Die Axt dagegen beließ den Erdboden,
so wie er war. Sie brachte nur Ordnung und Übersicht
in die üppige Vegetation.
Als die großen Eiszeiten kamen und sich die
Eismassen immer mehr nach Süden erstreckten,
wurden ganze Stämme in ihren Tälern eingeschlossen.
Diese entwickelten dann, um überleben zu können,
die sogenannte "Eskimokultur". Ihr Lebensunterhalt
wurde das Fischen und Jagen. Sie mussten sich wegen
der großen Kälte mit Tierfellen bekleiden,
weil ihre Haut die Kälte nicht ertrug.
So haben wir in der Steinzeit zweierlei Kulturen:
Die Axtkultur des Südens und die Lanzenkultur
des Nordens.
Die Axtkultur des Primatentyps
wird symbolisiert durch den Baum,
die Lanzenkultur dagegen durch das Blut.
Wenn archäologische Funde von Urmenschen gemacht
werden, so stammen sie hauptsächlich aus kalten,
nördlichen Breiten. Daher kommt es, dass die
Entdeckungen uns weismachen wollen, der Urmensch sei
Fleischesser gewesen und wir müssten es auch
sein.
Das Gros der Menschen aber war eben sowenig mit Jagen
und Fischen beschäftigt wie seine nahen Verwandten,
die Menschenaffen.
Es gibt tausende von Studien über die Entwicklung
der Werkzeuge, des Rades, der Schiffe, der Städte,
der Domestizierung der Tiere. Die Wichtigkeit von
Kupfer, Eisen, Bronze und Stahl wird immer betont.
Doch wie wenig weiß der Alltagsmensch über
die Entwicklung und Veredelung der nahrungsspendenden
Fruchtbäume und dabei begann der Mensch seine
große Aufwärtsentwicklung, die ihn über
den Menschenaffen erhob, mit der Auswahl und mit dem
bewussten Pflanzen von Samen, der Pflege der Bäume
und der Verbesserung des Bodens. Dies ist der Anfang
der Evolution vom einfachen Primaten zum komplexen
menschlichen Wesen.
Es werden neue Zeiten anbrechen, wenn schon die Kinder
in den Volksschulen diesen Teil der Entwicklungsgeschichte
kennen lernen. Erzählungen von Bäumen und
Baumkulten sind das schönste Kulturgut der ältesten
Zeiten. Dazu könnte man mehr finden bei:
- Fiona McLeod
- James George Frazer
- j. Henry Philpot
- Edna Kenton
- Janette May Lucas
- den Brüdern Grimm und
- Wilhelm Mannhardt
Ich will hier kurz auf die Erzählung des Paradieses,
in dem Adam und Eva,
das Geschlecht der Adamiten,
lebten, eingehen.
Es wuchsen
dort "allerlei Bäume, begehrenswert
für den Anblick und gut zur Speise",
da ist "der Baum des Lebens in der Mitte
des Gartens und der Baum der Erkenntnis von Gut
und Böse".
Sofort als der Mensch erscheint, wird ihm auch
das erste Naturgesetzt eingeprägt: Deine
ausschließliche Nahrung sind die Früchte
der Bäume und der Büsche ("hartstänglige,
Pflanzen"!) Dieses Gesetz besagt: Wenn du
dich auf dieser Linie bewegst, wirst du im Paradies
bleiben, ewiges Leben genießen und deine
Erkenntnisse und Fähigkeiten weiterentwickeln. |
Die Diät der Schlange
aber wird dich in großes Unglück
stürzen. Wenn du ihr folgst, wirst du viel
arbeiten müssen. Aus Gier nach neuer Nahrung
wirst du die Obstbäume vernachlässigen.
Dann wird der Erdboden Dornen und Disteln tragen
und du wirst "im Schweiße deines
Angesichts" die Pflanzen des Feldes essen.
Die Frau wird bei solcher Nahrung nicht mehr
schmerzlos wie die Primaten gebären.. Und
die Art ihres Sexualtriebes wird sie vom Mann
abhängig machen, so dass er über sie
herrschen wird.
|
Diese Geschichte zeigt, dass der Obstgarten am glücklichen
Anfang der menschlichen Familie stand. Er steht immer
noch offen. Nur die Unwissenheit versperrt uns den Eingang.
Wo aber Kenntnisse fehlen,
kann auch kein Interesse sein. |