FRANZ SUSMAN - KIRCHENHISTORIKER
"Und die Erde wird neu erblühen"



Globale Reform



Die Kultur Babylons und Roms war vergänglich

Diese Kultur wird untergehen, wenn wir so weitermachen wie bis jetzt. Sie wird untergehen genauso wie die Kultur Babylons und Roms untergegangen ist und zwar an demselben Bazillus. Der Untergang ist aber so schwer und schmerzlich, dass unter solchen Unständen die Führer oft freiwillig aus dem Leben scheiden. Das Volk lässt sich wie einen Herde schlachten, den Verantwortlichen gehen vielleicht im letzten Augenblick die Augen auf. Es gibt nur eine Rettung: neue Grundlagen für das soziale und für das internationale Leben. Die Krebskrankheit heißt Ausbeutung. Es wurde immer wieder gesagt, dass gegen Ausbeutung kein Kraut gewachsen sei, deswegen hat sich der Mensch wenig Mühe gegeben die Wurzeln und die Funktionsweise der Ausbeutung zu durchleuchten.

George Bernard Shaw (1856 - 1950) war in mancher Hinsicht ein großer Denker. Selbst seine Lebensweise - er wurde sehr alt bei guten Geisteskräften - diente ihm, die Ursachen des Elends zu studieren.

Er schrieb:

"Ich behaupte, dass die öffentliche Meinung heute von den Zeitungen fabriziert wird, und ich behaupte ferner, dass die Zeitungen unbedingt in den Händen der Geldmacht sind. Eine andere öffentliche Meinung kann auf eine andere Weise nicht gebildet werden" (Die Geliebte Shakespears, Seite 65) Deswegen wissen diejenigen, die sich von den öffentlichen Medien informieren lassen nicht, dass es Lösungen für unsere Probleme gibt. Die Forschung hat den klaren Nachweis erbracht, dass der Keim der Ausbeutung keineswegs im Privat-eigentum zu suchen ist, sondern im uralten, lächerlichen, antiquierten von den Babyloniern, Juden, Griechen und Römern unbesehen übernommenen, niemals einer Prüfung unterzogenen Geld- und Bodenrecht.

Das Elend hat viele Namen : Hunger, Folter, Hass, Neid, Krieg, Rüstung, Sinnlosigkeit, Untreue, Verrat, Angst, Tod, Krebs, Sucht, Kriminalität. Wenn nun der Historiker als der einzige recht gründlich die Misere überschauen kann, nach der langen, schwarzen Nacht die klaren Zeichen der Dämmerung erblickt, dann und erst dann wird er freudig an die Arbeit gehen, an die Arbeit der Aufklärung.


Wenn wir Bernard Shaw glauben wollen, dann müssen wir wissen, dass wir die Wahrheit nicht kennen und nur diese kann uns befreien.

Das antiquierte Geld- und Bodenrecht muss reformiert werden und es gibt keine Zweifel, dass wir seit einem knappen Jahrhundert wissen, wie diese Reform zu bewerkstelligen ist. Solange wurde die ganze Menschheit vorsätzlich in Unwissenheit gehalten Die Reform wird kommen und sie wird (einfügen: die Wahrheit(!) den Tag bringen.

"Da viele persönliche Interessen von der Reform berührt werden, so wird es nicht an Personen fehlen, die diese durch grobe Verstellung der Tatsachen, durch Wortverdrehungen ins Lächerliche zu ziehen suchen werden; sie werden Himmel und Erde in Bewegung zu setzen suchen, um den Kegel auf den Kopf zu setzten, doch umsonst". So schrieb am Anfang des Jahrhunderts Silvio Gesell. Adam Smith wusste schon 1776 dasselbe: "Wer sich Monopolen widersetzt (Boden- und Kapitalzins sind Monopolerträgnisse!) oder gar Ansehen genug hat, um ihnen Abbruch zu tun, den kann weder die Rechtschaffenheit, noch der Rang, noch die Verdienste um den Staat gegen die Herabwürdigung, gegen Beleidigung und mitunter selbst gegen wirkliche Lebensgefahr schützen, welche aus frechen Erbitterung wütender und in ihren Hoffnungen getäuschter Monopolisten entstehen."

Der berühmte Münchner Wirtschaftsprofessor Ludwig Brentano (1844 - 1931), ein Neffe von Clemens Brentano, schieb am Ende seines langen Gelehrtenlebens: "Es ist doch so, dass in der Volkswirtschaftslehre eine richtige Lehre erst dann zur Anerkennung gelangt, wann sie den Interessen einer mächtigen Partei entspricht und nur solange als diese mächtig ist. Wird eine andere mächtiger, so gelangen auch die irrigsten Lehren wieder zu Ansehen, sobald sie den Interessen der Mächtigen zu dienen geeignet scheinen".

Der hochverehrte Wirtschaftsprofessor und Lebensphilosoph Irving Fisher (1867 - 1947 -Yale University 1898 - 1935), Vertreter der mathematischen Wirtschaftstheorie, traut sich folgendes zu sagen: "Man hat gesagt - und der Ausspruch ist kaum eine Übertreibung -, dass selbst die Axioms Euklids angefochten würden, wenn einmal finanzielle oder politische Interessen mit ihnen in Widerstreit geraten sollten." (Die Kaufkraft des Geldes, Berlin 1916, Seite 12).

Eine Wende zum Wohlstand für alle ist möglich nur wenn genügend verantwortliche, selbstdenkende, tatkräftige Persönlichkeiten die Realität kennen lernen. Alle Anstrengungen, aber wirklich alle, schaden mehr als nutzen, wenn sie nur an den Syptomen herumkurieren. Die Millionen-Hungerhilfe, alle Friedensmärsche, Abrüstungskonferenzen, Tarifrunden, Umweltschutzkampagnen werden weiterhin ohne jeglichen Erfolg bleiben müssen, wenn man nicht bereit ist, zuerst die Lage zu studieren.
Albert Russell Wallace (1823 - 1913) mit Charles Darwin Entdecker der Evolutionstheorie, hat behauptet dass es wissenschaftlich bewiesen ist, wie die Evolution geleitet wird. Er hat die Quellen und die Program-me erschlossen und gesagt, dass jeder, der sich sechs Monate lang mit diesem Fach methodisch befasst, zum Schluss kommt: "Ja, es ist bewiesen!" Er wusste auch, wie das Geldsystem den eigentlichen Fortschritt hemmt, weil die Menschheit geteilt ist in Zinsnehmer und Zinsgeber. Mit derselben Sicherheit wie Wallace können wir jedem ehrlichen Menschen eröffnen: wenn sie sich über das Geldwesen aus den verbotenen Quellen, informieren wollen, dann werden Sie spätestens nach sechs Monaten sehr erleichtert erkennen: noch ist die Menschheit nicht verloren. Es genügt also nicht, oberflächlich über die Geschichte der Geldmacht zu lesen.

Hunger nach Gold

Je mehr Menschen es gibt, desto mehr Talente, Erfindungen, Möglichkeiten können erschlossen werden. Um Objekte und Dienstleistungen tauschen zu können, braucht man Tauschmittel. Das Tauschmittel muss leicht, sicher und allgemeingültig sein. Es muss alle Waren "transportieren" können. Die Menschen hatten oft Muscheln, Steine, Weizen, Felle, besonders aber Tiere, mitunter auch menschliche Sklaven als Tauschmittel. Vor 700 Jahren hat sich eingebürgert, Edelmetalle als Tauschmittel nicht mehr zu wiegen, sondern man hat das Gewicht auf die Metalle geprägt. Lange hat man nicht begriffen, dass ein Mittel die Waren austauschen kann, wenn es in ausreichendem Masse vorhanden ist.

Nun hängt die Menge von Edelmetallen von sehr vielen Faktoren ab:

Das Gold kann in großen Mengen ausgegraben werden, dann gibt es notwendigerweise eine Blütezeit; und es kann in die Paläste eingebaut werden, oder für Tafelgeschirr umgegossen werden oder gar im Staats-schatz ruhen, dann kommt mit Sicherheit ein Verfall der Wirtschaft. Diese Phänomene begleiteten die Menschheitsgeschichte schon, solange wir sie zurückverfolgen können. Das Problem war und ist, dass man Gold als Wert an sich horten kann und somit das Tauschmittel aus dem Verkehr heraus nimmt. Kulturperioden der Geschichte hingen mit einer Vermehrung des Goldes zusammen: egal, ob es aus Plünderungen, Minen, oder Kriegsreparationen kam.

Silvio Gesell

war der erste Mensch, der entdeckt hat was das Geld ist. Es kann sein, dass es Denker gab die dieselbe Entdeckung gemacht haben, aber sie blieben unbekannt. Wenn man eine Sache genau erkennen will, dann muss man sie unter dem Mikroskop vergrößern. So hat es Gesell mit dem Geld getan:

Da das Geld im Gegensatz zu Waren und menschlicher Arbeitskraft weder „rostet“ noch „verdirbt“, kann ein Geldbesitzer sein Geld nach Gesells Auffassung ohne Nachteil zurückhalten, „horten“. Er kann warten, bis die Waren für ihn billig oder die Zinsen hoch genug sind. Mit dem Zuwarten stört er den Wirtschaftskreislauf. Händler werden gezwungen, ihre Preise zu senken. In der Folge müssen sie ihre Kosten durch Kredite decken. Diesen Bedarf lässt sich der Geldbesitzer nach Gesells Vorstellungen durch den Zins belohnen, ein Einkommen, für das er keine Leistung erbringt. Die Zinseinnahme verleiht er erneut, so dass seine Zinseinnahmen ständig wachsen (Zinseszins). So werden nach Gesell „leistungslos“ Reichtümer dort angehäuft, wo sie nicht benötigt werden. Im Gegenzug dazu wird der arbeitenden Bevölkerung der ihr zustehende volle Arbeitsertrag vorenthalten.

Durch die Marktüberlegenheit des Geldbesitzers sah Gesell das freie Kräftespiel zwischen Verkäufer und Käufer grundlegend gestört. Daraus zog er den Schluss, Geld solle in seinem Wesen der Natur entsprechen und natürlichen Dingen nachgebildet sein. Das Geld in der Hand eines Geldbesitzers müsse wie menschliche Arbeitskraft und Waren mit der Zeit an Wert einbüßen, dann habe es auf dem Markt keine Vormachtstellung mehr. Geld wäre einem ständigen Weitergabedruck unterstellt. Jeder Geldbesitzer werde sein Geld nicht zu lange zurückhalten, sondern damit Waren oder Dienstleistungen kaufen, laufende Rechnungen begleichen oder es ohne Zinsforderung verleihen, um so der Wertminderung zu entgehen. So wirke Geld als Diener des Menschen und nicht als dessen Herrscher.

Dieses Geld nannte Gesell „Freigeld“. Die Ausgabe des Freigeldes soll dem Staat vorbehalten sein, der hierfür ein Währungsamt einzurichten hat. Bei Inflationsgefahr soll das Währungsamt Freigeld einziehen, bei Deflationsgefahr solches ausgeben. Mit ihm wäre die schädliche risikofreie Hortungsfähigkeit des Geldes überwunden. Zur Verwirklichung seiner Idee schlug er den Wechsel vom damals noch vorherrschenden Münzgeld zu Papiergeld vor, an dem sich die erforderlichen Vermerke über Wertminderung oder Gültigkeitsverfall eines Geldscheins vornehmen lassen. Wegen seiner Wertminderung würde Freigeld auch bei sinkenden Preisen (Deflation) und niedrigen Zinssätzen nicht gehortet werden. Gesell glaubte, auf diese Weise käme es zu einem starken und dauerhaften Kapitalangebot für die Wirtschaft. Er wollte so „den Zins in einem Meer von Kapital ersäufen“, wie er sich ausdrückte. Durch seinen gesicherten Umlauf würde Freigeld der Wirtschaft Krisen ersparen und durch das Absinken des allgemeinen Zinsniveaus zugleich die soziale Frage lösen.

Am Ende des Ersten Weltkriegs sagte Gesell aufgrund seiner Konjunkturtheorie innerhalb von 25 Jahren einen noch furchtbareren Krieg voraus für den Fall, dass die Zinswirtschaft beibehalten würde[1]:

„Trotz des heiligen Versprechens der Völker, den Krieg für alle Zeiten zu ächten, trotz der Rufe der Millionen: »Nie wieder Krieg!«, entgegen all den Hoffnungen auf eine schöne Zukunft, muss ich sagen: wenn das heutige Geldsystem, die Zinswirtschaft, beibehalten wird, so wage ich es, heute zu behaupten, dass es keine 25 Jahre dauern wird, bis wir vor einem neuen, noch furchtbareren Krieg stehen!“

Daher gibt es eine Reform, die die Grundlage jeder Reform und jeder Gerechtigkeit ist:
die Geldsteuer. Die Steuer steuert den Fluss des Geldes.

Die Geldreform ist ein Postulat der Gerechtigkeit. Jede Gesellschaft, die ungerechte Gesetze annimmt, muss als Gesellschaft untergehen: Untergang einer Gesellschaft ist es auch, wenn man nur unter der schweren Überwachung der Polizei bereit ist, vom Schadenzufügen abzusehen.

Das Zinssystem ist eine total unmoralische Einrichtung. Jemand kann mir mehr geben als ich ihm gebe nur wenn er in Not ist (verdreht?!: muss es nicht heißen: wenn ich in Not bin?). Also funktioniert das Zinssystem (nur,) wo Not und Elend herrschen. Wer Profit erzwingen will, muss eine Mangelsituation schaffen oder muss in der Lage sein aus der Not anderer Nutzen zu ziehen. Der Geldbesitzer ist immer stärker als der Warenbesitzer oder Arbeiter. Dieser muss heute und morgen seine Familie ernähren, der Warenbesitzer muss die Ware absetzen, sonst verdirbt sie, wird sie altmodisch oder er muss die Lagerung bezahlen. Der Geldbesitzer, inwiefern er mehr Geld hat als er es gerade braucht, kann das Geld dem Markt entziehen - womit die Not entsteht und er kann für sein Geld Belohnung verlangen. Und das ist Zins-Wucher.

Wir alle kennen Menschen, die nach dem Prinzip leben, nie Schulden zu machen. Können wir uns vorstellen was wäre, wenn alle Menschen so lebten? Dass man sich Auto, Haus, Mobiliar aus den Ersparnissen bezahlen würde? Man kommt hier so leicht zum Einwand, das dann keine teuren Unternehmen zustande kämen. Nun, fragen wir uns, woher kommt das Geld für große Investitionen? Es ist immer erarbeitetes Geld. Der Unterschied ist nur, dass in einem gerechten Staat das Geld in den Händen derer bleiben würde, die es erarbeitet haben. Also könnten die Arbeiter selbst investieren. Im ungerechten Staat investieren diejenigen, die das Geld nicht verdient haben und die mit diesem unverdienten Geld noch mehr Geld für sich, nur für sich "erzeugen" wollen, d.h. in den Unternehmen die sie beleihen, werden die Arbeiter, die Angestellten einen Teil des Verdienstes an Schmarotzer der Gesellschaft abführen müssen.