FRANZ SUSMAN - KIRCHENHISTORIKER
"Und die Erde wird neu erblühen"



Meine Entdeckung



Die Botschaft der Zwölf

Als ich zum ersten Mal Auszüge aus der "Botschaft der Zwölf" las, erschienen sie mir zu vollkommen, zu abgerundet und im positiven Sinne einfach, als dass ich sie für authentisch hätte halten können. Ich sagte mir, wie leicht wäre es für die Menschheit gewesen, eine solche Botschaft anzunehmen, Warum hat sie es nicht getan?

In unserer bekannten Bibel aber steht eine andere Botschaft: Nach der Sintflut soll Noah dem Herrn einen Altar gebaut haben und er nahm von allen reinen Tieren und von allen reinen Vögeln und brachte auf dem Altar Brandopfer dar. Der Herr roch den beruhigenden Duft und sprach: 'Ich will die Erde wegen des Menschen nicht noch einmal verfluchen.'"(Gen. 8,20f)

Die deutschen "Einheitsübersetzer" schreiben dazu
: der "beruhigende Duft ist der Duft der Opfer, der den Zorn Gottes besänftigt." Dann lesen wir in dem meist verbreiteten Buch der Welt weiter:
"Dann segnete Gott Noach und seine Söhne und sprach zu ihnen: Seid fruchtbar, vermehrt euch und bevölkert die Erde! Furcht und Schrecken vor euch soll sich auf alle Tiere der Erde legen, auf alle Vögel des Himmels, auf alles, was sich auf der Erde regt, und auf alle Fische des Meeres; euch sind sie übergeben.
Alles Lebendige, das sich regt, soll euch zur Nahrung dienen. Alles übergebe ich euch wie die grünen Pflanzen. Nur Fleisch in dem noch Blut ist, dürft ihr nicht essen.
Wenn aber euer Blut vergossen wird, fordere ich Rechenschaft, und zwar für das Blut eines jeden von euch.
Von jedem Tier fordere ich Rechenschaft und vom Menschen. Für das Leben des Menschen fordere ich Rechenschaft von jedem seiner Brüder. Wer Menschenblut vergießt, dessen Blut wird durch Menschen vergossen. Denn: Als Abbild Gottes hat er den Menschen gemacht. Seid fruchtbar, und vermehrt euch; bevölkert die Erde, und vermehrt euch auf ihr!
Dann sprach Gott zu Noach und seinen Söhnen, die bei ihm waren: Hiermit schließe ich einen Bund mit euch und mit euren Nachkommen und mit allen Lebewesen bei euch, mit den Vögeln, dem Vieh' und allen Tieren des Feldes, mit allen Tieren der Erde, die mit euch aus der Arche gekommen sind.
Ich habe meinen Bund mit euch geschlossen: Nie wieder sollen alle Wesen aus Fleisch vom Wasser der Flut ausgerottet werden; nie wieder soll eine Flut kommen und die Erde verderben.
Und Gott sprach: Das ist das Zeichen des Bundes, den ich stifte zwischen mir und euch und den lebendigen Wesen bei euch für alle kommenden Generationen: Meinen Bogen setze ich in die Wolken; er soll das Bundeszeichen sein zwischen mir und der Erde. Balle ich Wolken über der Erde zusammen und erscheint der Bogen in den Wolken, dann gedenke ich des Bundes (Der Regenbogen), der besteht zwischen mir und euch und allen Lebewesen, allen Wesen aus Fleisch, und das Wasser wird nie wieder zur Flut werden, die alle Wesen aus Fleisch vernichtet. Steht der Bogen in den Wolken, wo werde ich auf ihn sehen und des ewigen Bundes gedenken zwischen Gott und allen lebendigen Wesen, allen Wesen aus Fleisch auf der Erde. Und Gott sprach zu Noach: Das ist das Zeichen des Bundes, den ich zwischen mir und allen Wesen aus Fleisch auf der Erde geschlossen habe."(Gen. 9, 1-17)

In diesen grausamen Zeilen ermächtigt Gott den Menschen sich von allem Lebendigen zu nehmen, wie es ihm gefällt. Dass da durch im Tierreich Furcht und Schrecken vor dem Menschen entsteht, ist sogar gott-gewollt. Tier- und Pflanzenwelt ist damit dem Menschen zur freien Verfügung gestellt worden.

Jeder Priester, jeder Theologe des christlichen Abendlandes findet hier sein Alibi, wenn er befragt wird, ob es der Wille Gottes sei, Tiere für die menschlichen Gelüste zu opfern. Es bedurfte dieser "göttlichen Autorität", um eine verderbliche Lebensweise aufrecht zu erhalten.
Doch es gibt auch andere Zitate in der Bibel, die dieser stelle in der Genesis diametral entgegengesetzt sind. Den Bibelprofessoren, die seit jeher dieses "heilige Buch" studieren, fielen diese Widersprüche offen-sichtlich nie auf.

(Anmerkung Regina:

wer sich hier näher interessiert, der möge hier einige Stellen der aus den Schriften, aus dem Christentum, dem Islam, dem Judentum, und aus dem Buddhismus so, wie sie bis heute offiziell zu lesen sind. Hat man hier vergessen die Wahrheit zu verdrehen? Oder gab es auch Übersetzer, welche - da sie aufgrund ihrer eigenen Sinnes- und Lebenshaltung nicht voreingenommen waren - die von der Stimme des Herzens her richtigen Worte fanden?

Oder im Vergleich dazu die hier viel zitierten und entsprechenden Seiten der Essener Schriften oder das Evangelium des vollkommenen Lebens.

All diese Textstellen habe ich vor seit 25 Jahren aus den betreffenden Schriften zusammengetragen und vor neun Jahren (2003) zusammen mit den ersten Seiten meiner umfassenden Homepage im Internet zur Verfügung gestellt.


Seit dem fünften Jahrhundert vor Christus verbreitete sich von Indien her eine genügsame Lebensweise, die durch Pythagoras nach Griechenland herüberkam. Es ist wahrscheinlich, dass Pythagoras in Indien mit Buddha oder dessen Schülern in Kontakt war, und sie den Plan entwickelten, das Menschengeschlecht auf eine neue Entwicklungsstufe zu heben, indem es lernte, in Enthaltsamkeit zu leben und dem Genuss von Blutigem zu entsagen.

Den weisen Menschen war von jeher bekannt, dass, sobald der Körper Schweres zu verdauen hat, der Geist allmählich darunter erstickt.

Die Nachfolger Pythagoras', unter ihnen Sokrates und Platon, bauten ihre gesamte Philosophie auf der Idee Apoché ton empsýchon auf. Enthaltsam von allem, was beseelt war, was Leben hatte.

Sie wussten, dass dies der erste Schritt zur Menschwerdung ist, ohne den es nicht geht, Die Verwirklichung von Frieden und Glück ist nur unter dieser Voraussetzung möglich.

Der Pythagoreeismus war dann auch die erste einheitliche Philosophie, die in Rom Anklang fand. Und geschichtlich verzeichnet man im ersten Jahrhundert nach Christus den Höhepunkt dieser Bewegung in Rom. Es gab Philosophieschulen, in denen der Pythagoreeismus, gelehrt wurde, die Zentrale aber war in Athen und in Alexandrien.

Anmerkung Regina:

An unseren Schulen war Pythagoras allein bekannt durch die Geometrie und den berühmten Satz des Pythagoras. Er besagt, dass in allen ebenen rechtwinkligen Dreiecken die Summe der Flächeninhalte der Kathetenquadrate gleich dem Flächeninhalt des Hypotenusenquadrates ist. Als Gleichung ausgedrückt lautet er --> Rechtwinkliges Dreieck: a2 + b2 = c2


Der Boden für das neue Geistesgut war also vorbereitet. Jeshua trat dann auf und verkündete einer breiteren Öffentlichkeit, dass Gott nie befohlen hatte, unschuldiges Blut als Sühnopfer für die eigenen Sünden zu vergießen. Dies leuchtete dem redlich gesonnenem Menschen ein, doch warf das die Konzepte der Priester und Schriftgelehrten radikal um, und sie wehrten sich entsprechend scharf dagegen. Es war doch so einfach gewesen, die eigenen Fleischgelüste mit einem Gebot Gottes zu legitimieren.

Jahrhunderte lang las die westliche Welt und hörte es in den Interpretationen zur Bibel, dass die Hohen Priester den Tod des Meisters deshalb beschlossen hätten, weil er ihnen das Geschäft im Tempel verbieten wollte. Dies jedoch war nur die halbe Wahrheit, Es muss der lebendige Hintergrund des Lebens Jesu zu Rate gezogen werden, will man seine wahre Mission verstehen. Und die herkömmliche Geschichtsschreibung, deren bester Vertreter Hans-Joachim Schoeps ist, weiß dazu folgendes zu berichten:

  • die Essenergemeinden lehnten die Tieropfer ab
  • in Jerusalem gab es eine Essenerkolonie auf dem Berg Sion
  • im ersten und zweiten Jahrhundert ist genau dort die Synagoge der Ebioniten
  • die Ebioniten sind Verwandte oder Nachfolger von Jesus und den ersten Aposteln
  • alle Juden, die dem neuen Bund beitraten, hießen entweder Ebioniten oder Nazoräer
  • das Ebioniter-Evangelium (= Hebräerevangelium Evangelium der Zwölf = das ursprüngliche Matthäusevangelium) ist eindeutig pazifistisch
  • der schizophrene Bischof Epiphanius erklärte im 4.Jahrhundert, dass die Ebioniten ihre Lebensweise dem Meister aufgedrängt und die Evangelien verfälscht hätten.
  • die Ansicht von Epiphanius wurde von der römischen Kirche und allen späteren Sekten unbesehen übernommen und bis zum heutigen Tag tradiert.

Versucht man sich aus den dargelegten Punkten ein Bild zu machen, so wird deutlich, dass Jesus ein Ebionit gewesen sein muss, waren doch seine Nachfolger unbestrittener maßen Ebioniten. Die Ebioniten aber lehnten die Tempelopfer ab, lebten in Mäßigkeit und Einfachheit und führten ein Sozialleben, das dem der Essener in vielen Punkten glich. Auffallend ist auch, dass ihre Synagoge genau an der Stelle sich befand, wo vorher die Kultstätte der Essener war.

Warum aber schreibt Epiphanius, dass die Ebioniten dem Meister eine Lebensweise unterstellt hätten, die er nie gepflegt hätte?

Als ich das Leben von Epiphanius studierte, wurde mir sehr schnell klar, dass er auf der Seite der Fälscher stand und dass die Ebioniten, Nazoräer und andere Pazifisten die geopferten Freunde des Lammes waren, während die Römer die Wölfe im Hermelinpelz darstellten, und zwar jene Römer, welche die- römische Kirche gegründet hatten, und sie als eine offizielle Religion verbreiteten.

Alsdann wusste ich auch, dass man, wenn man die von der Kirche verpönten Restschriften sammelte und diese mit den positiven Teilen des Matthäusevangeliums vereinigte, ein einigermaßen angemessenes Bild des ebionitischen, nazoräischen Meisters erhalten würde.

Mir ist kein Theologe oder Historiker bekannt, der, wenn er das Leben und die Lehre der großen griechischen Meister oder eben des jüdischen Meisters objektiv und vorurteilslos untersuchte (und nicht durch Institutionen dazu gezwungen würde, ganz bestimmte Aussagen machen zu müssen), sich nicht zu einer neuen Weltsicht bekehren würde. Teichmüller und Skriver sind mir als Ausnahmen die Beweise meiner Behauptung.

Beide haben ihre Lebensweise nach den pythagoreischen oder frühebionitischen Grundsätzen ausgerichtet und sind deswegen von der etablierten, gelehrten Welt unbeachtet geblieben.

Ich suchte nach den Gründen, warum kein anderer Forscher zu den Ergebnissen kam wie Teichmüller oder Skriver, und kam langsam zu der Erkenntnis, dass ein Karnivore (Fleischesser oder Sarkophag) das Wesen der Weisen nicht verstehen kann, daher verfälscht er es.

Somit sah ich mich genötigt, das immer wiederkehrende Argument der Karnivoren, die Vegetarier projizierten ihre Lebensweise auf die Meister, auf sie selbst zurückzuwerfen. Denn es sind eben sie, die Karnivoren, die die Geschichte verfälschten.
Liest man Jesajas, Vergil oder Ovid, so muss man sagen, dass das, was sie ankündigten, zu Beginn unserer Zeitrechnung eintrat: es breitete sich im Mittelmeerraum Friede aus.

"Denn seht, einen neuen Himmel erschaffe ich und auch eine neue Erde; da gedenkt man des Vergangenen schon nimmermehr, und es kommt auch niemand mehr in den Sinn." (Jesaja 65.17)

"Da bauen sie Häuser und wohnen darin, pflanzen Weinberge und essen deren Frucht." (Jesaja 65,21)
"Umsonst sollen sie sich nicht abmühen, noch Kinder erzeugen zum jähen Schreck, sondern ein Stamm von Gesegneten des Herrn sind sie, und ihre Sprösslinge bleiben ihnen erhalten." (65,23)

"Dann werden Wolf und Lamm einträchtig weiden,
und der Löwe frisst Stroh wie das Rind." '(65.25)

Die Schriftrollen des Jesajas sind das Werk mehrerer Propheten (Skriver Anfänge Seite 71). Ihre Zielvor-stellung ist der Aufbau einer gerechten, friedlichen Gesellschaft, die Friede auch mit der sie umgebenden Kreatur herstellt. Aus ihrer Schau geht auch hervor, wer dieses Friedensreich aufbauen soll:
"Es wird eine beschwingte Rute hervorkommen aus dem Stamm göttlichen Seins (isai). Und ein grünender Spross (Nezer) aus seiner Wurzel wird Frucht bringen. In ihn wird sich (von oben her) einsenken der Geist des Herrn (adonaj, der Kyrios), der Geist der Konzentration und der Kritik, der Geist der Inspiration und der Kraft, der Geist der Gnosis und der Hingabe an Gott. Der von ihm ausströmende Duft (guter Werke) ent-springt dem rechten Verhalten zu Gott.
Er wird seine Entscheidungen nicht nach dem bloßen Augenschein treffen, noch auf Grund von Hörensagen urteilen, sondern mit ungebeugtem Recht wird er die Elenden wieder aufrichten und in Entschiedenheit den Sanftmütige auf Erden zum Recht verhelfen. Mit dem Stab seiner Wortgewalt (statt mit Schwert und Stock) wird er in der Erdenwelt Ordnung schaffen, und mit der Atemkraft seiner Lippen wird er das Gottlose beseitigen. Gerechtigkeit wird der Gurt seiner Lenden sein und Gottvertrauen der Grund seiner sicheren Haltung."
(Jesaja 11,1-5) nach der Übersetzung von Carl Anders Skriver im Buch Anfänge ... Seite 81)

Skriver erklärt sehr einleuchtend, dass der Begriff Nezer, was soviel wie Zweig heißt, die gleichen Stamm-konsonanten hat wie Nazarener oder Nazareth. Und Matthäus bezieht sich auf diese Prophezeiung von Jesajas, wenn er sagt: "So sollte in Erfüllung gehen, was durch die Propheten gesagt wurde: Einen Nazoräer wird man ihn heißen." (Matth. 2,23)

Jesus war also derjenige, der die Geheimlehre des Pythagoras, die in den essenischen Gruppen gelebt und angewendet wurde, einer größeren Öffentlichkeit zugänglich machen, und so die Entwicklung des Menschen auf eine höhere Stufe heben wollte. Die Essener hatten dies vorbereitet. Martin Buber, der vorurteilsfreie jüdische Religionsphilosoph sagt über sie:
"Die Essener (oder Essäer) wollen das Ziel durch eine Vereinfachung der Lebensreform erreichen; und aus ihnen wird der Menschenkreis geboren, der den großen Nazarener trägt und seine Legende schafft: den größten aller Triumphe des Mythos."
Flavius Josephus (37 / 38 - nach wo), der große jüdische Historiker, berichtet über die Essener, dass sie derselben Lebensweise anhängen wie die Pythagoreer bei den Griechen. Sie leben abstinent und enthalten sich vom Lebendigen. Sie bringen keine Opfer dar und leben in Einfachheit. Schätze von Gold und Silber sammeln sie nicht, auch legen sie keinen Wert auf Kriegsgerät. Ihre Handwerker fertigen nur die Dinge an, die man zum täglichen Gebrauch benötigt. Alle leben frei und gleichberechtigt, denn sie kennen keine Sklaven. Besonders das Reinheitsgebot halten sie streng, sowohl das Gebot der inneren wie der äußeren Reinheit.

"Ein Zwischenglied zwischen Jesajas und Vergil", schreibt Michael Landmann in seinem Kapitel "Tierfriede" (Ursprungsbild und Schöpfertat Seite 273), "bilden die Sibyllinen." Dass Vergil, wie es dem Christentum schien, Christus vorausverkündigen konnte, beruht darauf, dass die gleiche messianische Quelle, aus der jenes strömt, auch ihn erreicht hat. Im 3., von einem alexandrinischen Juden in Ausmalung der alten biblischen Prophetie verfassten Buch der Sibyllinen finden sich die folgenden Verse (787ff):
"Wölfe schmausen und Lämmer in Bergen, gar innig gesellet, Gras; und Panther, mit Böcklein vereinigt, geh'n auf die Weide. Und die Bären lagern mit schweifenden Kälbern zusammen. Der fleischhungrige Leu frisst gleich einem Kind an der Krippe Stroh, und es führen am Zaum ihn noch kleinwinzige Knäblein."

Diesen Tierfrieden verwirklichten die Essener und nach ihnen die Ebioniten. Sie also realisierten das, worauf sich die messianische Heilserwartung konzentrierte, die Wiederaussöhnung des Menschen mit der Natur und ihren Geschöpfen. Ich habe unter anderem auch Ovid erwähnt und möchte an dieser Stelle aus den Metamorphosen zitieren, weil er hierin die Ursache der Feindschaft zwischen Mensch und Natur klar zum Ausdruck bringt.

Er - Pythagoras - war der erste, welcher rügte, von Fleisch sich zu nähren, der erste, der solche Lehren der Weisheit erteilte - doch wollten die Menschen nicht glauben.: Sterbliche, hütet euch doch, mit frevelnder Speise die Leiber euch zu beflecken!
Es gibt ja Getreide und Obst, das der Bäume Zweige belastet, die Reben sind voll von strotzenden Trauben; Kräuter gibt es voll Süße und andere, die man mit Feuer weich und milde sich kocht; man raubt euch die Feuchte der Milch nicht, Niemand nimmt euch den Honig, der duftet von Thymianblüten.
Reichtum spendet die Erde verschwenderisch, friedsame Nahrung, Und sie gewährt euch Gerichte, die frei sind von Mord und vom Blut. Tiere, die stillen den Hunger mit Fleisch, und dennoch nicht alle: Leben doch Pferde von Gras, auch Herden von Schafen und Rindern. Aber die Bestien von wildem und nicht zu bezähmendem Wesen, so wie armenische Tiger und wild aufbrausende Löwen. Wölfe und Bären, genießen mit Lust so blutige Speise.
Oh! Welch schrecklicher Frevel! Man schlingt in den gierigen Leib eines andern Leib, sich zu mästen.
Lebt, ein Atmend-Beseelter, vom Tod eines andern Beseelten!

Wirklich, während die Erde, die beste der Mütter, so große Schätze gebieret, hast du nur Freude, mit grimmigem Zahne düstere Wunden zu kauen, cyclopischen Brauch zu erneuern? Und wenn du nicht einen andern vertilgst, so kannst du den Hunger deines gefräßigen, übelgearteten Bauches nicht dämpfen?
Aber das alte Geschlecht der Zeit, die wir ,goldene' nennen, war mit den Früchten der Bäume beglückt, ihm boten der Erde Kräuter die Nahrung, es brauchte den Mund nicht mit Blut zu besudeln. Damals vermochten die Vögel gesichert die Luft zu durchkreuzen, furchtlos schweifte der Hase umher in den freien Gefilden,
niemals warf man die Haken, die gläubigen Fische zu ködern: Alles war frei von Fallen, kein Trug zu befürchten; es herrschte tiefer Friede.
Doch als nun der erste, zum schlimmen Exempel, wer es auch immer gewesen, aus Neid auf die Nahrung der Löwen Fleisch von Leibern hinunter sich stieß in den gierigen Magen, brach er dem Frevel die Bahn. Vielleicht hat zuerst die Ermordung wilder Tiere mit Blut das Eisen erhitzt und besudelt. Aber das hätte genügt: man mochte die Tiere erlegen. Die nach dem Leben uns stellten - es wäre nicht Sünde gewesen
Man durfte sie töten, doch nie die Getöteten essen! Weiter wuchs sie, die Schuld: das Schwein verdiente als erstes Opfer den Tod, so glaubt man: es habe die Saat mit gekrümmtem Maul aus dem Grunde gewühlt und die Hoffnung auf Ernte vernichtet. Wie das Schwein, so büßte der Bock: weil er Reben benagte, ward er, erzählt man, geschlachtet an Bacchus' des Rächers Altare.

Aber ihr Schafe, was habt ihr verschuldet, ihr friedlichen Tiere, die ihr zum Schutz der Menschen geboren? Ihr tragt in dem vollen Euter die Milch, wie Nektar so süß, ihr schenkt uns zu weichen Kleidern die Wolle: lebendig erquickt ihr uns mehr als im Tode.

Haben die Rinder mit Schuld sich beladen, Geschöpfe so harmlos, schlicht, untrüglich, unschädlich, bestimmt zu geduldiger Arbeit? Vollends des Dankes vergessend, nicht würdig, Getreide zu ernten, war, der es wagte, den Stier, dem er eben die Last des gekrümmten Pfluges genommen, zu schlachten, den Nacken - er war von der Mühsal Spuren gezeichnet! -, den Nacken, der häufig dem Bauern die harte Erde erneuert, ihm Ernten geschenkt, mit dem Beil zu durchhauen!
Dass man den Frevel beging, es genügte mitnichten. man musste gar noch die Götter mit Sünde belasten; die himmlische Gottheit freut sich, man glaubt es, am Morde des mühebeladenen Stieres!

Sieh! da stellt man ein prächtiges Tier, ein fleckenlos Opfer - Schönheit ist schädlich! - mit Binden geschmückt und die Hörner vergoldet, Vor den Altar! Es vernimmt, nichts ahnend, Gebete, es sieht es, wie man ihm Körner, die Frucht seiner Arbeit, zwischen die Hörner legt, auf die Stirn; man erschlägt es: es färbt mit dem Blute das Messer, Das es vielleicht vorher im spiegelnden Wasser erblickt hat. Unverzüglich entreißt man dem zuckenden Leibe die Fasern. Sie zu beschauen: man forscht nach dem Willen der Götter in ihnen. Davon wagt ihr zu essen, ihr sterblichen Menschen: so mächtig Hungert euch nach der verbotenen Speise! 0 tut es, ich bitt' euch, Tut es nicht!

0 öffnet die Herzen den warnenden Worten! Wenn ihr den Gaumen euch lechzt an den Gliedern erschlagener Ochsen, wisst, empfindet: ihr kaut eure eigenen Ackerbebauer! Ovid, 43 v. Chr. - 17 n. Chr. aus: Metamorphosen


Die Reformatoren des Altertums, von Osiris bis zu den Orphikern, den großen Sittenlehrern der Perser, sie alle wollten nur die Menschheit zu ihrer ursprünglichen Lebensweise zurückführen. Diese bestand darin, dass sich die Menschen wieder von den Früchten der Erde ernährten.

Auch Herodot, Hesiod, Plutarch, Plinius und Varro berichten von den "gerechten Völkern", welche ohne Blutopfer in Frieden lebten.

Wenn wir die Grundlage unserer westlichen Kultur bei den griechischen Denkern finden, dann muss uns auch ihr Denken und ihre Lebensweise in ihrer Gesamtheit interessieren. Cicero drückt sich in Bezug auf die Athener folgendermaßen aus: Adsunt Athenienses, unde humanitas doctrina, religio, fruges, jura, leges ortae atque in omnes terras distributae putantur. (Pro Flacco) "Da sind die Athener. Von ihnen wird gesagt, dass sie die Bildung, Gelehrsamkeit, Religion, Früchte, Gerechtigkeit und die Gesetze über alle Teile der Erde verbreiten."

Auch Lukrez lobt die Lebensart der Athener im Beginn des 6. Buches seines Gedichtes: Primae frugiferos foetus mortalibus agris.° Dediderunt quondam praeclarae nomine Athenae -° Et recreaverunt vitam (Zitat Seite 257 Thalysia) ((hier zwei Absätze bei den Punkten?? Zitat-Quelle nicht angeben?))
Die Athener sind die Ersten, die den verderbten Menschen Früchte gaben und auf diese Weise das Leben erneuerten.

In der Kultur Griechenlands zeigen sich 5 Epochen
der natürlichen Lebensweise


Die 1. Epoche waren die Pelasger

Der Name kommt von Pelasgos, dem Gesetzgeber der Arkader. Pelasgos hat entscheidend zur Vervollkommnung der Lebensweise beigetragen. Die Pelasger hält man für die Ureinwohner Griechenlands und es wird ihnen nachgesagt, dass sie von kleinen roten Äpfeln lebten, zweihundert Jahre alt wurden und sich im Lauf mit den Hirschen maßen. Der älteste und bedeutendste Historiker Griechenlands Herodot berichtet von ihrer natürlichen Ernährung und ihrer Lieblingsbeschäftigung dem Garten- und Ackerbau (oder nur Gartenanbau??) Sie breiteten sich über den ganzen Peleponnes und über Süditalien aus, das damals zu Groß-Griechenland gehörte. Der Verfall der Pelasger begann, als sie von anderen Völkern des Orients, mit denen sie in Handelsbeziehungen standen, gewisse Bräuche übernahmen, die mit ihrer eigenen Sitte
nicht mehr in Einklang standen. Es kam zu blutiger Ernährung und zu blutigen Opfern.

Die 2. Epoche ist die des Triptolemos

Er brachte den Athenern den Pflug. Blutige Opfer ersetzte er durch Brot und Wein. Von ihm ist der Ausspruch: "Lernt, dass das Fleisch der Tiere euch nicht zur Nahrung gegeben worden ist und dass ihr, wenn ihr sie tötet, von demselben Streich sterben müsst, weil ihr dann aufhört, Menschen zu sein." (Zitat Seite 259 Thalysis - Zitat nicht angeben??)

Die 3. Epoche ist die des Orpheus

Er erneuerte die Mysterien von Eleusis, die Triptolemos gegründet hatte, und er belebte auch die Gesetze die dieser aufgestellt hatte. Die Lehrsätze des Orpheus wurden zum öffentlichen Kult erhoben. Die Mysterien von Eleusis waren nichts anderes als die Verehrung der Göttin Ceres (in der römischen Mythologie Demeter), welche den Menschen das Brot gegeben hatte. Die Feste zu Ehren der Ceres haben alle Revolutionen der Griechen überlebt.

Die 4. Epoche ist die des Pythagoras

Er gründete seine erste Akademie in Crotona in Süditalien, im 6. Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung. Sie wurde auch als erste Universität bezeichnet. Hier wurden alle Fächer gelehrt, die für den Menschen von Belang waren. Niemals zuvor war ein solches Erziehungssystem
zur Erweckung des Geistes gegründet worden. Der erste Grundsatz dieser Akademie war:" Mensch erkenne dich selbst, dann wirst du auch das Universum und Gott erkennen." In dieser Universität gab es keine Unterscheidung der Rasse, der Herkunft oder des Geschlechts. Wichtig allein war die Universalität des Denkens. Bedeutsam war aber auch, dass das Gelernte in die Praxis umgesetzt und angewandt werden konnte, denn das innere Wachstum hing nach Pythagoras eng von der Anwendung der Lehren ab.

Pythagoras wurde um das Jahr 580 vor Christus auf der griechischen Insel Samos geboren. Sein Vater war ein tirenischer Kaufmann namens Mnesarchus. Die Geburt von Pythagoras wurde von einer Prophetin von Delphi vorausgesagt. Als er erwachsen ist, ergreift der Tyrann Polykrates die Macht, und Pythagoras, der jedem diktatorischen Regime abgeneigt war, verlässt seine Heimat, nicht zuletzt auch deshalb um seinem großen Wissensdrang Genüge zu tun.

Zuerst geht er nach Ägypten. Dort bleibt er 22 Jahre und wird in die Geheimnisse der ägyptischen Priesterlehre eingeweiht. Dann geht er nach Babylonien, und erforscht dort die jüdischen, chaldäischen und persischen Überlieferungen. Entscheidend war für Pythagoras seine Begegnung mit Zarathustra, der ihn mit den Weisheitslehren Indiens vertraut machte. Es ist möglich, dass Pythagoras auch mit Buddha zusammen getroffen ist und dass er mit Zarathustra und Buddha einen Plan zur Veredelung der Menschheit entworfen hat.

Schließlich kehrte er nach Großgriechenland zurück und gründete nahe von Crotona in Italien, auf dem Land, seine erste obenbenannte Akademie. Sie wird auch als die erste Universität bezeichnet. Niemals zuvor war ein solches Erziehungssystem zur Erweckung des Geistes gegründet worden. (Phillips S. 86) Der erste Grundsatz der Akademie war: Mensch, erkenne dich selbst, dann wirst du auch das Universum und Gott erkennen.

In 50jährigen Studien bereitete sich Pythagoras auf seine Aufgabe vor.
Sein Weg führte ihn über Ägypten, Persien, Babylon, Indien. Er studierte die ägyptischen, jüdischen, hinduistischen, chaldäischen und zarathustrischen Lehren. Wie schon gesagt, ist es wahrscheinlich, dass er mit Buddha in Indien und mit Zarathustra in Persien einen Plan zur Veredelung der Menschheit entworfen hat.

In seiner Schule in Crotona lehrte er all die Dinge, die er vorher gelernt hatte. Wichtigste Voraussetzung für die Aufnahme eines Schülers in die esoterische Schule war das Studium der Mathematik und der Harmonik. Pythagoras ist der Begründer unserer heutigen Mathematik, der Philosophie, der Musiktheorie und der Erziehungswissenschaft. Seine Grundschulung, die nur in persönlichen Übungen gelernt werden konnte, stellt ein System für die menschliche Entwicklung dar. Durch Schweigen und Meditation trainierte er auch das Gedächtnis. Durch Selbstbeherrschung förderte er Standhaftigkeit, Stärke und Mut. Er lehrte Menschenliebe, indem er seine Schüler zum Mitgefühl erzog. Bildung nannte er das Wissen über die Umwelt. Musik bestand für ihn im Wissen um die Aspekte der Harmonien. Seine Ernährungslehre begann mit der Erfahrung des Fastens, Die Vervollkommnung das eigenen Körpers geschah durch körperliche Übungen, Er lehrte seine Schüler methodisch und gab ihnen ein Ordnungssystem, das ihre Leistungs-fähigkeit erhöhte.

Pythagoras hat den Zusammenhang der Dinge erkannt und sieht den Menschen als ein Spiegelbild des Universums. Demzufolge ist der Mensch auch den allgemeinen Naturgesetzen unterworfen, denen er nicht entrinnen kann. Und genauso wie im Universum alles einer langen Entwicklung entgegenreift, so auch der Mensch. Dies muss der Mensch erkennen und an seiner Vervollkommnung arbeiten.
Zu diesem Zweck gründete Pythagoras die Schule in Crotona. Nicht jeder wurde dort aufgenommen. Pythagoras' Anliegen war es, möglichst rasch eine Menge von Lehrern auszubilden. Er nahm deshalb auch bevorzugt junge Menschen der aristokratischen Schicht, die schon eine gewisse Vorbildung mitbrachten.

Die wichtigste Voraussetzung für die Aufnahme eines Schülers in die esoterische Schule war das Studium der Mathematik und der Harmonik. In einer 5-jährigen Probezeit wurde der Schüler mit den Lehren der Schule vertraut gemacht. Jeder Schüler musste sich geistig und körperlich genügend vorbereiten, dann konnte er in die höhere Lehrstufe eintreten. Als absolut notwendige Grundlage für jedes körperliche und geistige Wirken sah Pythagoras die Gesundheit an. Deshalb wurde größter Wert auf Ernährung und Körperkultur gelegt. Das Leben der Schüler war äußerst geregelt: Nach einer kurzen gedanklichen Sammlung unmittelbar nach dem Aufstehen unternahm jeder Schüler einen Morgenspaziergang in der freien Natur, wo er seine Tagesordnung plante. Nach dem Spaziergang folgte eine gemeinsame Musikunterhaltung mit Gesang und rhythmischen Tänzen. Ein tägliches Morgenbad diente der Erfrischung und der Reinigung. Dann folgten die Arbeitsstunden.

In persönlichen Übungen absolvierte der Schüler eine Grundschulung, die ein System für die menschliche Entwicklung darstellt. Durch Schweigen und Meditation trainierte er auch das Gedächtnis. Durch Selbstbe-herrschung förderte er Standhaftigkeit, Stärke und Mut. Er lehrte Menschenliebe, indem er seine Schüler zum Mitgefühl erzog. Bildung nannte er das Wissen über die Unwelt. Musik bestand für ihn im Wissen um die Aspekte der Harmonien. Seine Ernährungslehre begann mit der Erfahrung das Fastens. Die Vervoll-kommnung des eigenen Körpers geschah durch körperliche Übungen. Er lehrte seine Schüler methodisch und gab ihnen ein Ordnungssystem, das ihre Leistungsfähigkeit erhöhte. Für Pythagoras war nur das Wissen bedeutsam, das auch in die Praxis umgesetzt werden konnte, denn für ihn hing das innere Wachs-tum eng mit der Anwendung der Lehre zusammen.

Das Hauptprinzip der pythagoräischen Lehre aber war der Abscheu vor dem Verzehr der Tiere. Pythagoras hatte diese alte Weisheit bei den ägyptischen Priestern gelernt. Im 15. Buch der Metamorphosen lässt Ovid den Pythagoras sagen: "Hütet euch, Sterbliche, eure Leiber mit solcher abscheulichen Nahrung zu verunreinigen! Ha, welch ein Verbrechen, Eingeweide in Eingeweide zu versenken und den gefräßigen Leib zu mästen mit einem anderen Leibe und von dem Tod eines andern Geschöpfes zu leben! Es gibt Mehl-früchte, es gibt Obst, welches die Baumzweige belastet, und an den Weinstöcken schwellen die Trauben; es gibt süße Kräuter und andere, die durch das Feuer zart und schmackhaft gemacht werden."

Die Schule des Pythagoras fand ein Ende, weil einige reiche Großgrundbesitzer sich fürchteten, dass die Studenten der Akademie die Staatsführung übernähmen und Reformen im Lande einführten. Daher ver-trieben sie Schüler und Lehrer.
Dennoch konnten sie nicht verhindern, dass die Lehren und die Lebensweise des Pythagoras einen unge-heuer großen Einfluss auf unser Denken hinterlassen haben.

Das Hauptprinzip der pythagoräischen Lehre aber war, und das ist ganz in Vergessenheit geraten, der Abscheu vor dem Verzehr des Fleisches getöteter Tiere. Das erste Mahl der Pythagoräer bestand aus Honig und Brot; das Abendessen, welches vor Sonnenuntergang eingenommen aus Gersten und Weizenbrot, Zukost aus rohen und gekochtem Gemüse. Also sie aßen 2 Mal pro Tag. Fleisch - so berichten Einzelne, soll ausnahmsweise den exoterischen Schülern erlaubt gewesen sein, doch nur von solchen Tieren, die zu Opfern dienten; dies war ein Zugeständnis, um die Priester und den von ihnen gelenkten Haufen nicht zur Erbitterung zu reizen. (Encarpa Seite 123 - Zitat nicht angeben???)

Die 5. Epoche war die Epoche Platons

Er wird oft als Pythagoräer bezeichnet. Platon wurde im Jahre 428 / 427 vor unserer Zeitrechnung geboren. Sein eigentlicher Name war Aristokles, und er stammte aus dem Geschlecht des Solon. Er war groß und schön und zeichnete sich in den Wettkämpfen der isthmischen und der olympischen Spiele aus.
Als er 20 Jahre alt war, schloss er sich Sokrates an und lernte bei ihm. Als der Meister nach 8 Jahren getötet wurde, bereiste Platon Ägypten, Kyrene und Unteritalien. Hierher kam er sogar dreimal, um mit den Schülern von Pythagoras zu sprechen. Apollanius sagte über Platons Aufenthalt in Ägypten: "Vieles, was er von den dortigen Propheten und Priestern erlernt hat, gliederte er in seine Lehren ein.

In Italien befreundete sich Platon mit Archytas, dem Schüler von Pythagoras, dem besten Mathematiker und Physiker seiner Zeit. Er wollte in Unteritalien die pythagoreische sveio(?)-politische Reform einführen. Er stellte bei der Ankunft fest, sie äßen zu viel, so könnten sie nicht denken. Eine Reform könne man eben nur mit denkfähigen durchführen (habe Satz umgestellt: ursprünglich: Eine Reform könne man eben nur mit denkfähigen durchgeführt werden). Deswegen veränderte er seine Pläne. Nach seiner Rückkehr nach Athen gründete er die "Akademie, die berühmte Philosophen-Schule, wo er bis zu seinem Tod (348 / 349), über 80jährig, die geistige Elite von Athen unterrichtete.

Platon stellte für seine Schüler hohe ethische Grundsätze auf. Das Prinzip des Pythagoras "das Gute be-steht in der Gottähnlichkeit", übernahm Platon voll und ganz. Übles sollte keinem Menschen zugefügt werden, auch dem nicht, der Übles getan hatte, weil es ihn nur noch schlechter machte. Eine Strafe für die Unmoralischen musste es zwar geben, aber sie sollte aus der Ordnung heraus gesucht werden. Niemals war es erlaubt dem Guten zuwider zu handeln und Böses mit Bösem zu vergelten.
Die Anschauung Platons von der Welt war der Gegensatz zwischen Göttlichem und Irdischem, zwischen Himmel und Erde. Der Mensch lebt, wie er sagte, hier auf der Erde im Exil. Hier muss er in seinem Körper mit all seinen Sinnen und Begierden leben. Den Himmel, das wahre Vaterland des Menschen, kann er, so-lange er im Exil lebt, nur durch die reine Intelligenz, die Liebe und die Erinnerung an das Ideal erkennen.
Nun hat der Mensch sich zu entscheiden. Lebt er seinen Begierden und körperlichen Strebungen, den Blick nur auf das Irdische gelenkt, dann richtet er sich zugrunde. Verbindet er sich aber durch seine Vernunft mit der ewigen Wahrheit, dann gelangt er zu wirklichem Heil und Leben.

Darum postuliert Plato vier Haupttugenden: Enthaltsamkeit, Stärke, Weisheit, Liebe und Gerechtigkeit. Durch die Pflege dieser Tugenden befreit sich der Mensch von den Fesseln der Vergänglichkeit. Er ver-vollkommnet dadurch seine Gerechtigkeit, und es werden Friede und Eintracht unter den Menschen wieder hergestellt.
Platon sagt, dass Streit und Kriege nur aus der Unkenntnis der wahren Werte entstünden. Indem die Menschen nach an sich wertlosen Gütern streben, verlieren sie die Richtung.

"Die Gedanken und Handlungen der Menschen stehen in innigem Zusammenhang mit dem dreifältigen Bedürfnis und Verlangen: Essen, Trinken und Geschlechtsliebe; ja nachdem diese Triebe richtig ange-wendet oder missbraucht werden, entsteht Tugend oder Laster."

Klar entwickelt Platon seine Ansichten über die Ursache der Verderbtheit des Menschen im 2. Buch der "Republik". In einem Gespräch zwischen Sokrates und Glaukon schildert Sokrates die Gegensätze zweier Staaten.
Der eine Staat ist gegründet auf Gesundheit und Einfachheit in der Ernährung und in der ganzen Lebens-weise. Der andere Staat gestattet seinen Bürgern jeglichen Luxus und jede Art der Fleischkost. Während die Bewohner des ersten Staates friedlich und gesund ein hohes Alter erleben, bedarf der zweite Staat aller möglichen Berufe, wie Züchter, Hüter und Schlächter der Tiere. Und daneben braucht er viele Ärzte, weil die üppige Lebensweise in hohem Maß zu Krankheiten führt.

Das Wichtigste jedoch, was Platon herausgefunden hat, ist dass bald der Boden nicht mehr ausreicht, um Mensch und Tier zu ernähren, und man deshalb nach mehr Land Ausschau halten muss. Dann wird man die Grenzen überschreiten und nach mehr Landbesitz streben. Dies ist der Beginn der Kriege. Platon betont in diesem Zusammenhang ausdrücklich, dass er damit die Ursache der Kriege gefunden hat.